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M. 22.
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Altensteig, Arenstag den 23. Ieöruar
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Deutscher Reichstag.
Der Reichstag nahm am Mittwoch in kaum «inständiger Sitzung den sozialdemokratischen Antrag auf Diätengewährung für Reichstagsab- eordnete ohne erwähnenswerte Debatte an, nach- em der die Militär Pensionen betreffende Antrag v -, ! -Tagesordnung abgesetzt war.
-r. der Abg. Hasen-
auf die scywrürrr.r: -c-.
Kardorff und Meyer- Hall? be«. -- mn
kurzen Bemerkungen.
Am Donnerstag stand die Verlängerung des Sozial'kenaesetzes auf der Taaesordnuna.
Württembergischer Landtag.
(Kammer der Abgeordneten
17. Febr. (140. Sitzung.) Fortsetzung der Beratung des Berichts der staatsrechtlichen Kommission über den Entwurf eines Verfas- sungsgesetzes, betr. die Abänderung des Z 132 der Verfaffungsurkunde. v. Mohl spricht mit Wärme für die ritterschaftlichen Abgeordneten, welche die unabhängigsten Kammermitglieder seien; sie seien als konservatives Element sehr notwendig. Es sei gar nicht so leicht, als der Minister des Innern denkt, ein anderes Ver- fafsungsgesetz zu machen, bet welchem die konservative Gesinnung ebenso in der Kammer vertreten sei, wie durch die Ritterschaft. Redner bezeichnet das allgemeine Wahlrecht als großes Uebel. Es wähle« alle Lumpen. (Große Heiterkeit.) Ist gegen den Antrag auf Uebergang zur Tagesordnung, v. Lenz wendet sich scharf gegen die gestrigen Ausführungen von Schwarz. Er rechtfertigt die mehrfach bemäkelte Forderung einer zeitgemäßen Verfassungsänderung. Ist im wesentlichen mit den Ausführungen Probst's einverstanden. Nach seiner Ansicht, sollte das Polytechnikum ebensogut wie die Landesuniverst- tät in der Kammer einen Vertreter haben. Ebenso könnten andere größere Städte mit den sog. guten Städten gleichgestellt werden. Nach feiner Ansicht sollte die Kammer nicht ganz aus dem allgemeinen Wahlrecht hervorgehen, sondern auch aus den bcffer fituirten Klaffen. Prälat v. Georg!: Bis die Regierung einmal die Verfassungsänderung in Angriff nimmt (und er bringe der Regierung das beste Vertrauen ent
gegen) stehe er auf dem Boden der Verfassung von 1819, welche tief in unserem Volksleben wurzelt. Von beiden Seiten der Regier.an des Volkes wurde damals mit ebeniowiel ? o- tischem Feuer, als besonnener Weis,heit ^gegangen. Bezüglst* -r. daß
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schlecht beu, i.. ,, enteil ha. viel zu verdanken. In den 16 Jahre' er dem Hause angehöre, habe er gef , die freie Richtung darin nie gehemmt war. Empfiehlt schließlich den Minderheits-Antrag. Ministerpräsident v. Mittnacht will zunächst auf eine Vergleichung der württcmbergischen Verfassungs-Zustände mit denen anderer Bundes- Staaten eingehen und sodann die der Regierung gemachten Vorwürfe beleuchten. In Artikel 1 wäre behauptet, Württemberg sei sehr zurückgeblieben, höchstens in Mecklenburg fände es noch seines Gleichen. Allein wir sollten doch auch ins Auge fassen, daß wir in vielen Dingen andern Staaten voraus sind, eine reine Wahlkammer kann noch viel schlechter sein, als eine Kammer mit V» Privilegierten. Wie man über das preuß. Dretklaffenwadllystem in Preußen selbst denkt, sei bekannt. Auch gegenüber von Sachsen, Bayern, Baden und Hessen brauchen wir unser Haupt keineswegs schamrot verhüllen, das allgemeine Wahlrecht habe bei «ns einen sehr breiten Sp'elraum. Bor den Wahlen 1882 habe allerdings die Volkspartei die Verfafsungs» revtston in ihrem Wahlprogramm gehabt. Der Abgeordnete, welcher damals gerufen hat, .bei Philipp! sehen wir uns wieder", hat bei der Wahl ganz eigentümliche Erfahrungen gemacht. Nicht was das g-ößte Geräusch bei einer Wahl macht, dringe auch ins Herz des Volkes am tiefsten ein. Die Regierung allein besitze nicht den Stein der Weisen, man müsse nicht alles von ihrer Initiative erwarten. Er nenne die Verfaffungsreviston nicht gerade eine Fackel der Zwietracht, wie ehemals Herr v. Schad, aber immerhin trage sie ein eminent politisches Gepräge. Wenn der Abgeordnete von Balingen gesagt habe, manbrauche inderKammerketnbesonde- res konservatives Element und sich auf den Reich?»
tag bew' - r , daß > Mitglieder Diäten beziehen,
wohl rin.. unserer Kammer.
Redner wendet sich auch mit satirischem Humor gegen den Abgeordneten Dr. Götz. Die bisherigen Verhandlungen hätten nun allerdings Lache «kläxt und um ein beträchtliches ck vorwVtts «gebucht rmd es sei Aussicht andrn, daß sie nun zumÄbschluß gelangen, befriedigender Abschluß sei aber nur mög- wenn die Privilegierten selbst so opfer- ig seien Ja zu sagen. Was die erste Kammer uc.Ufft, so habe der Adel seit der Gründung des deutschen Reichs keineswegs an Einfluß eingebüßt. Redner ist der Meinung, man solle die Sache jedenfalls noch vor den nächsten Wahlen abmachen, damit sie nicht als Agitationsmittel benützt werde. Die Wahlen des allgemeinen Stimmrechts bieten keine Garantie für die Vertretung achtunzswerter Minoritäten. Ein konservatives Surrogat müsse also für die Privilegierten eintreten. Schon früher seien Vorschläge gemacht worden für die Wahl von Abgeordneten auf Grund einer gewissen Steuerkraft oder von Korporationen. Auf diesem Boden müsse sich die Verfaffungsreviston be- wegen, Redner versichert am Schluß, daß die Regierung den ernstlichen Plan verfolge, die Angelegenheit der Verfaffungsreviston endgiltig zu erledigen. Probst dankt dem Vorredner. Die sog. konservativen Elemente sollten aus Gesamtwahlen größerer Kreise hervorgehen, denn der Begriff des Konservatismus sei doch wohl nicht von der größeren Sieuerkraft oder größtem Grundbesitz zu nehmen. Sieht mit den schönsten Hoffnungen dem weiteren Verlauf entgegen. — Es ist ein weiterer Antrag v. Beutler und Gen. auf Uebergang zur Tagesordnung etngelaufen. Di; Sitzung wird abgebrochen.
18. Febr. (141. Sitzung.) Fortsetzung der Debatte über Verfafsungsrewfion. Kanzler v. Rümelin rechtfertigt die Vertretung der Landesuniversttät in der Kammer der Abgeordneten durch den Kanzler. In der ersten Kammer habe dieselbe keinen praktischen Wert, sondern sei bloße Dekoration. Er sei für den Minderheitsantrag, verlangt aber die Bestimmung, daß die Zahl der erblichen Mitglieder nicht weiter vermehrt werden könne. Das Mittel,
Besondere Kennzeichen. ^ 4 ^.- °°rb°t°n.)
Kriminal-Novelle von Ludwig Habicht.
(Fortsetzung.)
»Ich weiß nicht, was ich von der ganzen Geschichte denken soll! Daß Du Dich nicht geirrt hast, glaube ich wohl, da noch dazu der Triester Gastwitt ebenso steif und fest behauptet, daß derselbe Paul Pasko bet ihm eingekehrt, der Dir die Banknote abgenommen hat. Es ist alles in der Ordnung und doch — wenn der junge Mensch vor mir steht mit seinem aparten Wesen und seinem echt aristokratischen Gesicht, dann muß ich mich immer erst mühsam darauf besinnen, daß tch eincn gemeinen Verbrecher vor mir habe. Du darfst nicht fürchten, daß ich ihn deshalb schone; er wird so behandelt, wie alle andern, aber da er «ns nirgends Gelegenheit zur Klage gibt, so kann ich auch natürlich nicht besonders streng gegen ihn sein, obwohl er Dir einen solchen Aerger gewacht, an dem Du beinah' ein ganzes Jahr zu kauen gehabt hast, Such' endlich die dumme Geschichte Dir ganz aus dem Kopf zu schlagen, das ist das beste. Wirklich schlimm und ein gefährlicher Verbrecher ist Paul Pasko nicht davon bin ich jetzt fest überzeugt und Leichtsinn, die Lust zu verwegenen Abenteuern, mag ihn wohl mehr gespornt haben, als wirkliche Raubsucht. Nun, hart genug muß er's büßen, die zwölf Jahre werden ihm lang genug werden!"
Hartenberg fühlte sich von dieser Mitteilung eigentümlich berührt. Also auch sein Schwager, dessen militärische Schroffheit sich nicht so leicht gewinnen ließ war für den jungen Mann eingenommen und glaubte nur widerstrebend au seine Schuld! Welchen Zauber übte dieser Mensch auf alle aus, daß sie nur ungern in ihm einen schweren Verbrecher suchten! — Und doch war er fchnldtg, davon blieb Hartenberg so fest
überzeugt, wie von seinem eigenen Dasein. Er antwortete deshalb seinem Schwager, daß er Paul Pasko durchaus nichts mehr nachtrage und seitdem das Rätsel endlich gelöst worden, sich auch völlig beruhigt habe, deshalb wolle er im Gegenteil ihn bitten, dem Unglücklichen, wenn das sein Amt irgend gestatte, jede Schonung und Erleichterung zukommen zu lassen. Denn er habe ebenfalls die Uekerzeugung, daß Pasko nicht eine gemeine Verbrechernatur sei und mehr aus Abenteuerlust und jugendlichem Leichtsinn das Räuberhandwerk ergriffen habe. Damit glaubte der Bankier seine Schuldigkeit gethan zu haben und suchte nun selbst den Rat seines Schwagers zu befolgen und die häßliche Sache sich völlig aus dem Sinn zu schlagen. Nahmen ihn doch bald ganz andere Dinge in Anspruch. Seine Frau hatte schon immer eine sehr schwankende Gesundheit gehabt und in letzter Zeit entwickelte sich ein Lungenleiden, das den Aerzten bedenklich erschien. Sie rieten zur Aufsuchung eines milde« Klimas während der rauhen Jahreszeit und da auch der Bankier daS Bedürfnis fühlte, sich einmal von den Aufregungen und Anstrengungen seines Berufes zu erholen, so war er rasch entschlossen, seine Gattin zu begleiten. Auch die Kinder wurden mitgenommen, da sich die zärtliche Mutier von ihnen nicht trennen mochte. Willibalds Schuluntcriicht wurde damit freilich unterbrochen, aber es würde ohnehin Mühe gekostet haben, den lebhaften Knaben zurückzuhaltcn. Kaum hatte er von der Reise gehört, erfaßte ihn eine ungeheure Unruhe und als anfangs die Eltern noch schwankten, ob es wirklich geraten sei, ihn mitzunehmen, erklärte er seiner Mama mit ungewöhnlicher Entschiedenheit: »Wenn ihr mich hier laßt, so komme ich euch nach und Papa mag mich noch so ängstlich bewachen lassen."
ES war also das beste, den Knaben mitzunehuun, dessen aufgeregte Phantasie ohnehin stets in weite Ferne schweifte. Vielleicht ließ