Verlangen nach einem saftigen Braten in ven Leuten so sehr erregte, daß sie das seltene Wild einsingen, töteten und das Fletsch unter sich ver­teilten, während ein anderer die Haut erhielt. Sei es nun, daß einer aus Freude über die unerwartete Beute nicht reinen Mund halten konnte, oder daß sich dw Teilenden entzweiten, kurz der Jagdfrevel kam zur behördlichen Anzeige «nd so dürfte die diesmal dem Braten nach« folgende Sauce den Gourmands weniger munden.

(H. B.)

* Von der Reutlinger Alb, 15. Febr. In unseren zusammenhängenden Waldungen giebt es noch viele Rehe. Leider gehen in diesem Winter viele derselben zu Grunde, denn in den Wäldern liegt längst tiefer Schnee, so daß die Tiere nichts zu fressen finden und elendiglich umkommen. Dem Oberförster Seiz auf Lichten- stein wurde heute das 23. Reh gebracht, das auf diese Weise verendete.

* (Verschiedenes.) Einem in der Kuhn-' scheu Maschinenfabrik in Berg beschäftigten Schlosser fiel ein 37 Zentner schwerer Eisen- balken beim Anbohren um und zersplitterte ihm Leide Füße, so daß ec schwerverletzt weggetragen werden mußte. Am Mittwoch morgen wurde der Postillon Moltenbrei in Böblingen wegen Unterschlagung eines Pakets im Wert von 1000 M. in Haft genommen. In Ebingen erläßt Carl Beck zur Post an alle trinkbare Mannen folgenden originellen Aufruf: »Trink: Wein statt Branntwein und fragt nicht ob das Monopol kommt. Guter echter Remsthäler kostet 30 Pfg. pro Liter, schlechter Schnaps fast das Doppelte. Die Tochter eines bekannten Kaufmanns von Stuttgart hatte vor einigen Jahren einen jungen Franzosen geheiratet. Der Gatte hatte sich bald nach der Hochzeit als ein Tauge- nichis entpuppt; seine Behauptungen von großen Baunnternehmen, mit denen er von der Regier­ung beauftragt sei, hatten sich als Luftschlösser erwiesen. Die vermöglichen Eltern der betroge­nen Frau mußten mit ihren Mitteln herhalten, bis zuletzt der Schwiegersohn den Versuch machte, an der Spielbank in Monaco sein Glück zu er­spielen. Statt zu gewinnen, scheint er vollends den Rest seiner Mittel cingebüßt zu haben. Die in der Blüte ihrer Jahre um ihre Hoffnungen betrogene Frau hat sich vor kurzem in Genf durch Gift getötet.

Deutsches Reich.

* Berlin, 17. Febr. In Athen ist aber­mals eine energische Note sämtlicher Mächte wegen Abrüstung überreicht worden, jedoch wie­derum ohne Erfolg.

* Berlin, 17. Febr. Wegen Erkrankung des Genei alfeldmarschalls Grafen Molrke wird die Beratung des von ihm beantragten Mili'är- Penstons-Gesctzes von der heutigen Tagesordnung des Reichstages abgesetzt. Molkte hat sich schwer erkältet.

* Berlin. 17. Febr. Fürst Nikita von Montenegro ist heute früh aus Petersburg hier

eingetroffen; er gedenkt, soweit bis jetzt bekannt, einige Tage hier zu bleiben. Der Fürst wurde nachmittags vom Kaiser und von der Kaiserin, sowie vom Kronprinzen und von der Kronprin- zejsti empfangen.

* (Ein seltener Fall.) Zur Truppenaushebung inSaumur stellten sich am Montag die Dril­linge Chevalier. Laut Gesetz ist von 2 Brüdern der ältere frei, wenn der jüngere tauglich be­funden wird. Da nun die Drillinge schon einen älteren Bruder beim Militär haben, so wird dieser frei, aber es fragt sich, welcher der Dril­linge für ihn Soldat werden soll. Unter den Drillingen selbst muß dann noch ein zweiter Soldat werden, aber es fragt sich wiederum, welcher. Die Verlegenheit über die Regelung dieses seltenen Falles ist groß.

Ausland.

* Wien, 16. Febr. Im Reichsrat sagte heute Pickert zur Entgegnung auf die Ausführ­ungen Hausner's: »Der große deutsche Kanzler hat es gegenüber den polnischen Bestrebungen und dem Anwachsen der slavischen Flut als seine Pflicht erachtet, die noch immer national gleichgiltigen Deutschen zur, allseitigen vollkräftt- gen deutsch-nationalen Gesinnung aufzufordern. (Stürmischer Beifall links.) Damit glaube ich jene Reve charakterisiert zu haben im Sinne jener großen Wählerschaften, in deren Herzen die mannhaften Worte jenes größten deutschen Mannes einen mächtigen Beifall gefunden haben. Wenn andere die Rede Btsmarck's von ihrem Standpunkte aus beurteilen, so muß auch uns gestaltet sein, diese mächtige deutsche Kundgeb­ung mit Freuden zu begrüßen. Diese Nationa­litäten, welche lange vor uns national gesinnt waren, sollten uns nicht verübeln, wenn auch wir national geworden stad. Freilich Hausner wäre bereit, in dasselbe Grab, in welches er den Antrag Coronini legen will, auch den Fürsten Bismarck, das deutsche Reich und die deutsch­nationale Idee zu versenken. Der deutsche Kanzler hat Recht, wenn er die polonisierken Abkömm­linge der Deutschen als die fanatisterteiien Geg­ner des Deutschtums bezeichnet. (Stürmischer Beifall links.) Redner findet es auffällig, daß die Regierung schwieg, als Fürst Bismarck an­gegriffen wurde; das zeige, daß das österreichisch- deutsche Bündnis nur noch offiziell bestehe. Red­ner verliest aus dem Artik-l des »Dziennik Polski* die rohesten Ausfälle gegen den Fürsten Bismarck, z. B. er besaufe sich, wie ein Vieh. (Stürmische Pfuirufe.) Präsident Smolka: »Das Blatt wurde konfisziert!* Pickert: Aber es wandert in Galizien von Hand zu Hand. Redner schließt folgendermaßen: »Lehnen Sie den Antrag ab, wir fürchten uns nicht, ob st h aber auch Oesterreich nicht zu fürchten hat, ist eene Frage. (Lang andauernder Beifall.)

* Wien, 17. Febr. Der Schwerpunkt der türkisch-bulgarischen Frage liegt derzeit in den direkten Verhandlungen zwischen Konstantinopel «nd Petersburg. Die Meldungen, daß der Ver­

such gemacht werd-, die Türkei z« geringfügige« territorielleu Zugeständnissen au Griechenland zu bewegen, begegnen in Koastantinopel dem entschiedensten Wtedersp.uche. Rußland wird sich von europäischen Schritten zur Berhinder- ung griechischer Angriffe zur See bestimmt nicht ausschlteßen. Französische Schiffe sind bisher noch nicht in griechische Gewässer gesendet. Aus Athen wird gemeldet: Eine italienische Freiwilligenlegton ist eiugetroffen. Ein inter­nationales Geschwader kreuzt zwischen Cerigo und Kreta, um hier eine Landung der Griechen zu verhindern.

* Pest, 18. Februar. Ein Ministeriälerlatz untersagt Werbungen und Sammlungen zu g«n- sten der ungarischen Legion in Serbien.

* Paris, 18. Febr. Die Polizei verhaftete einen Schweizer Arbeiter, KtnS auS Bern, der im Verdacht steht, vor drei Wochen die Modelle der neuen französischen Geschütze gestohlen «nd an eine fremde Regierung ausgeliefert zu haben.

* Paris, 17. Febr. Berichte aus Decaze« ville melden, daß infolge der gedrückten Ge­schäftslage und angedrohteu Schließungen von Werken neue Ruhestörungen zu besorgen find. Das ganze Kohlengebiel wurde mllitäcijch be­setzt Auch in Marseille nimmt die Geschäfts- kcifis eine beunruhigende Ausdehnung an.

* Philippopel, 17. Febr. Fürst Ale­xander kam hier heute Nachmittag an, begleitet von Franz Josef Karaveloff, und wurde feierlich empfangen. Die Stadt war festlich geschmückt, abends beleuchtet. Gleich «ach der Ankunft des Fürsten im Palast machten die Konsuln dem Fürsten ihre Aufwartung.

* Bukarest, 18. Febr. Fürst Alexander von Bulgarien erneute dringendst hinsichtlich des morgigen Ablaufes der Kündigungsfrist des Waffenstillstandes das Verlangen nach Sicher­stellung gegen militärische Ueberraschuugen.

zpasve» «»» Verkehr.

* Altensteig, 17. Febr. Auf dem heuti­gen Viehmarkt war der Zutrieb wie am Januar- markt ein sehr starker; cs waren auch viele Handelsleute anwesend und es wurde namentlich in F-ttvieh viel gehandelt. Die Preise waren jedoch sehr gedrückt; es wurde z. B. ein Paar Ochsen, welche 31 Ztr. 65 Pfd. wogen, zu 51 Karoltn und 10 M. verkauft. Auf dem Schweinemarkt entwickelte sich ein lebhafter Han­del. Mischschwein: kosteten 22-28 Mk. per Paar.

Altensteig. Schranuerr-Zettel vom 17. Febr.

Haber.

6 60

6 20

5 80

Gerste.

8

7 70

7 40

Bohnen .....

- -

7 20

- -

Weizen .....

9 -

8 50

8

Roggen.

8 50

8 30

8 10

Welschkorn . . .

7 50

Für die Redaktion verantwortlich: W. Rieksr, AÜenstNg.

konnte er sich einer gewissen Teilnahme für oeu jungen Mann nicht entschlagen.

Warum hatte er ihm nur noch diesen Trotz und Hochmut gezeigt?! Denn ohne diesen wäre ja alles gut gewesen und Hartenberg würde so gern auf eine Verfolgung der Sache verzichtet haben; aber eine solche Unverschämtheit konnte er doch nicht ruhig hinnehmen und wenn ihn auch ein Gefühl des Mitleids beschlich, daß der Unglückliche eine jugend­liche Verirrung sso hart büßen mußte, so sagte er sich doch zur eigenen Beruhigung, daß der wunderliche Mensch sich ein solch furchtbares Schick­sal selbst bereitet habe.

Tiotzdem mochte sich der Bankier nicht mehr gern an die ganze Sache erinnern, denn zuweilen tauchte unwillkürlich in ihm der Gedanke aus, daß er durch seinen Eifer das Lebensglück dieses Menschen auf immer vernichtet . . . Und daß etwas besseres, edleres in dem jungen Manne lebte, hatte sein Auftreten in der Untersuchung wohl bewiesen. Wie er auch durch seine Hartnäckigkeit alle abstieß, es blitzte doch immer wieder in ihm etwas auf, das auf einen groß angelegten Charakter schließen ließ. Er mochte im jugendlichen Leichtsinn, vielleicht aus lieber« mut die That begangen haben, aber eine echte Verbrechernatur war er nimmermehr.

Seltsam genug, als ob das Schicksal des Verurteilten dem Ban« kier niemals aus dem Gedächtnis schwinden sollte, erhielt sein Schwager, ein alter pensionierter Offizier, die Direktorstelle derjenigen Strafanstalt, in der Paul Pasko seine Strafe abzubüßen hatte.

Hartenberg hätte vielleicht hierüber nichts erfahren, wenn ihm nicht der Bruder seiner Frau selbst die Mitteilung gemacht, der ihm eines Tages zu seiner Ueberraschung schrieb:

»Du wirst Dich wunder«, von mir einen Brief zu erhalten. Ich

bin sonst nicht w rasch mit Schreiben be: der Hand; aber ich wollte Dir eine Neuigkeit milteilen, die Dich interessieren wird. Unter meinen Gefangenen befindet sich Dein Straßenränder, dessen Entdeckung Dir so viele Mühe und Anstrengung gekostet hat. Ich muß Dir gestehen, hättest Du mir bei meinem letz en Besuch nicht so ausführlich und genau die ganze Sache geschildert, ich würde nicht glauben, daß dieser junge Mann ein solch gemeines Verbrechen begangen habe. Er hat durchaus Vor« nehmes und macht auf mich den besten Eindruck. Weil es gerade dein Räuber war, suchte ich mich mehr mit ihm zu befassen, um etwas aus ihm herauszubekommen, aber er hält sich merkwürdig zurück und gibt auf alle Fragen kurze Antworten.*

»Ich that natürlich, als ob ich gar nicht wüßte, was ihn eigent­lich hierher gebracht und er sagte nur auf all' mein Forschen: »Da mich die Richter verurteilt haben, muß ich wohl ein Straßeuräuber sein!* und er sah dabei so schwermütig aus, daß mir der junge Mensch ordentlich leid that.

»Du hast also wirklich nicht den Bankier Hartenberg beraubt?* fragte ich, um ihn auszuhorchen «nd er antwortete mit einem ganz merkwürdigen Lächeln: »Ich habe mich bereits! in mein Schicksal ge­funden.* »Aber das ist keine Antwort auf meine Frage!* rief ich nugeduldig, denn ich kann noch immer nicht mein altes Soldatenblut so zügeln, wie ich's gern möchte und wie es mein jetziges schweres Amt erfordert.

»Er sah wohl die Zorncsröte, die mir ins Gesicht stieg und er­widerte doch, indem er mit feinen großen, blauen Augen mich ruhig anblickte: »Ich kann Ihnen nichts anderes sagen.*

(Fortsetzung folgt.)