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!r. 131.

AkLensteLg, Samstag den 7. Movernöer

1885

b Die Konstautiuopler Konferenz.

Sechs Wochen find jetzt seit dem Aufstand in Ostrumelien verstrichen; jetzt endlich soll die Botschafterkonferenz zufammentreten, um zu be­stimmen, was zu geschehen habe. Alles was bisher geschehen, war mehr geeignet die Lage zu erschweren, statt sie zu erleichtern. Die Vor­konferenz der Botschafter, welche bereits vor etwa drei Wochen stattfand, war ganz nutzlos und wenn jetzt gemeldet wird, die Mächte hätten sich erst einigen müssen und seien jetzt einig, so versteht man wieder nicht, wozu dann erst noch eine Konferenz der Botschafter stattfinden soll.

Die Meinung aus der Vorkonferenz war, es ließe sich nichts machen, weil die Türkei nicht gerüstet sei. Auf allgemeines Andringen und trotz ihrer entsetzlichen Finanzklemme hatte die Pforte sich endlich zu umfassenden Rüstungen entschlossen und diesen Entschluß durchgeführt. Nun . . . hätte etwas geschehen können, aber die Mächte waren wieder schnell mit dem Rat bei der Hand, jedes Blutvergießen nach Mög­lichkeit zu verhindern. Und vor allem ist es der neueste Freund der Türkei, England, wel­cher von jedem gewaltsamen Schritte gegen den Fürsten Alexander abrät.

Die Lösung sür dieses rätselhafte Ver­halten Englands ist bald gefunden. Bismarck will fein Werk, den Berliner Vertrag, aufrccht- erhalten sehen; Oesterreich steht dabei auf seiten Deutschlands und ebenso Rußland, welches sich ärgert, daß der junge Fürst Alexander die Frucht brechen will, die die russische Diplomatie so sorgsam gepflegt und zur Reife gebracht i hat; dazu kommt noch, daß Fürst Alexander,

! der von Rußlands Gnaden auf den bulgarischen Thron erhoben wurde, sich eigenmächtig gezeigt hat. Das m«ß bestraft werden.

Der arme Fürst Alexander stände nun ganz allein, wenn sein jüngerer Bruder nicht erst vor wenigen Monaten der Schwiegersohn

- der Königin von England geworden wäre. Lord Salisbury, der jetzige auswärtige Minister Eng-

- lands ist der Mitschöpfer des Berliner Ver­trages und persönlicher Freund des Fürsten

- Bismarck. Er würde alio sicher ebenso wie i letzterer kurzen Prozeß machen und einfach die ^ Aufrechtcrhaltuvg des Berliner Vertrages for-

- dern, demzufolge auf der Balkanhalbinfel alles bleiben müßte, wie es gewesen, wenn nicht die Königin Viktoria eine besondere Vorliebe für

j den Bruder ihres jüngsten Schwiegersohnes an den Tag legte. Sie würde unter keinen Um­ständen in die von Rußland gefordert Thron s cntsktzmig des Fürsten Alexander von Bulgarien k eingchcn. Mehr noch: Als Prinz Heinrich von s Battenberg die Prinzessin Beatrice von England, die jüngste und Lieblingstochter der Königin Viktoria heiratete, verhielten sich die nordischen j Höfe reckt kühl: der Prinz schien ihnen nicht

j ebenbürtig und doch war er der Königin als

! Schwiegersohn genehm. Durch die ihm zu teil gewordene Nichtachtung fühlte sich auch die i Königin verletzt und sie revanchiert sich jetzt.

- Sie unterstützt den Bruder ihres Schwieger­

sohnes bei der Durchlöcherung eines internatio­nalen Vertrages, dessen Hüter diejenigen sind, welche die Familie Battenberg gering achteten.

j Die Schwierigkeit der Lage ist dadurch

j vergrößert worden, daß anfangs kein Mensch ' glaubte, Rußland sei cs Ernst mit seinem Un- ? , vmt über die rumelische Erhebung. Hätte man l - an diesen Ernst geglaubt, so würden sich Grie- s chenland und Serbien die kostspieligen Rüstungen ! erspart und die Pforte wahrscheinlich früher gerüstet habe».

Die Konferenz hat also die schwere Auf­

gabe, zunächst ihre Mitglieder unter sich einig zu machen und sodann ihren Beschlüssen Gel­tung zu verschossen. Wird wirklich, wie man nach dem heutigen Stande der Dinge annehmen muß, die Aufrechterhaltung des Berliner Ver­trages beschlossen, so haben sich die Bulgaren und Rumelioten umsonst über ihre Vereinigung gefreut, Serbien und Griechenland sich umsonst in riesige Schulden wegen der Rüstungen ge­stürzt und auch die Türket wird ihre Staats­schuldenlast durch den kriegsbereiten Zustand, in dem sie sich erhalten muß, um ein recht be­trächtliches anschwellen sehen.

ZaudesmchrLchtell.

* Kürzlich dörrte eine Frau in Egenhausen ihren Hanf am Stnbenofen um denselben nach« her vor dem Hause zubrechen." Das leicht brennbare Material fing Feuer und wurde einem größeren Unglück nur dadurch vorgebeugt, daß ein Nachbar, durch den hervordringenden Qualm aufmerksam gemacht, nachsah und so zu rechter Zeit das Feuer gelöscht werden konnte.

* Oberschwandorf, 3. Nov. Die Kunde einer schrecklichen That durchläuft unfern Ort. Ein Lljähriges Dienstmädchen aus guter Fa­milie hat ihr neugeborenes Kind getötet und in den Abtritt geworfen, Die Dienstsra«, die schon längere Zeit den Verdacht hegte, das Mäd­chen bestude sich in gesegneten Umständen, ent­deckte die That und brachte sie zur Anzeige. Dte Mörderin gestand nach längerem Leugnen ihr Verbrechen ein. körnte aber wegen einge- tretener schwerer Erkrankung nicht ins Gefäng­nis abgeführt werden.

* Neuenbürg, 4. Novbr. Die im Jahr 1663 mit Erbauung der neuen Enzthalstraße errichtete hölzerne Enzbrücke unterhalb Neuen­bürg wird morgen abgebrochen um einer neueren dauerhafteren in Eisenkonstruktion in gefälligeren Formen Platz zu machen.

Wie demBeob." mitgeteilt wird, reist gegenwärtig eine Kommission des Oberrekrutier- ungs-Rats. bestehend aus Mitgliedern des Mini­steriums des Innern und des Kriegsdeparft- ments, im Lande herum auf daß sts unver­mutet nachsehe, ob alles gehörig gerüstet sei für den Fall einer Mobilmachung der deutschen Armee, also ob die exprcsftn Boten ausgestellt seien, welche die Einberufungsschreiben an die Schultheißen hinausbringen müssen, ob eben diese Schreiben ausgefertigt daliegen, ob Wägen mit Bläuen und sonstigen Einrichtungen nebst Bespannung bereit seien, um jeden Augenblick mit der Armee abgeschickt weiden zu können u. s. w. Bisher hatten die sogenannten Zivil- Vorsitzenden der Oberersatz-Kommission die Auf­gabe gelegentlich ihrer Ersatzgeschäfte in der Oberamtsstadt auch nach diesen Dingen zu sehen, es scheint aber eine solche Kontrole nicht genügt zu haben, namentlich, weil sie nicht unvermutet, nicht überraschend genug vorgenommen wurde.

* Stuttgart, 3. Nov. Schon vor meh­reren Wochen hieß es, es seien tiefcrgehende Differenzen zwischen dem Generalkommando und dem Kriegsministerium entstanden. Seit meh­reren Tagen tritt dieses Gerüchr wieder mit großer Hartnäckigkeit auf. Was die Natur dieser Meinungsverschiedenheiten anbelangt, so sollen dieselben während der Anwesenheit Sr. Maj. des Kaisers in Stuttgart entstanden sein und sind, wie es heißt, auf eine divergierende Auf­fassung über Rangverhältnisse zurückzuführen.

* Stuttgart, 3. Nov. Bet der heutigen Herbst-Kontrollervesammlung im Hofe der Lc- gionskaserne trug sich der folgende ergötzliche Vorfall zu. Bei der Namensauftufung eines Stuttgarter Reservisten, wir wollen den Namen

desselben hier nicht nennen, ertönt aus den Reihen der angetretenen Mannschaft ein ziemlich leises hier." Auf die Aufforderung des die Kontrolle leitenden Offiziers, vorzutreten, trat zum allgemeinen Staunen eine jnuge Frau aus den Reihen heraus und erklärte dem Offizier ihr Mann sei am Erscheinen verhindert, und deshalb sei sie für ihn gekommen, damit er nicht bestraft werde. Befragt, aus welchem Grunde ihr Mann verhindert sei, gab sie an, daß der­selbe am vorhergehenden Tag infolge zu gründ­licher Untersuchung desNeuen" in etwas auf­geregte Stimmung gekommen und dabei in eine Schlägerei verwickelt worden sei. welche von den Dienern der heiligen Hermandad dadurch be­endigt wurde, daß sie ihren Mann auf Num- mero Sicher gebracht Lätteo, wo er sich noch jetzt befinde.

* Stuttgart, 4. Nov. Nach Erhöhung unserer Brandweinsteuer wird die Erhebung der Uebergangsabgabe aus eingeführte spiritushaltige Flüssigkeiten sehr streng: gchandhabt und auf Artikel ausgedehnt, die früher von dieser Steuer frei waren. So wird neuerdings die Ucber- gangssteuer von 13 M. 10 Psg. per Hektoliter auch auf Kölnisches Wasser und alle Arten von Toilettewitteln erhoben, welche die Auflage natürlich recht g«t erleiden können.

* Tübingen, 4. Nov. LautTüb. Ehr." haben die bürgerlichen Kollegien beschlossen, sol­chen Personen, welche bei der im Dezember d. I. statifindenden Ergänzungswahl des Gemein- derates und Bürgerausschusses aus den wahl­berechtigten Nichtbürgern in den Gemeinderat oder Bürgerausschuß gewählt werden, und sich bereit erklären, die Wahl anzunehmen, das Bür­gerrecht gegen Bezahlung derjenigen Gebühr, welche sie nach dem neuen Gesetze über Gemein« deangehöttgkeit zu entrichten Härten (3 M.), zu erteilen.

* (Einer der eine Viehdosis verträgt.) Ein Bauer von den Ellwanger Bergen hatte einen Süer, dessen Freßlust sich von Tag zu Tag verminderte, weshalb ein Tierarzt konsul­tier: wurde, welcher dem unpäßlichen Vierfüßler eine Mixtur verschrieb. Beim nächsten Besuch erzählte der Bauer dem Arzt mit großer Freude, daß das verordnete sofort gewirkt Habs und der Patten: vollständig hergestellt sei. Damit aber die noch übrige Arznei nicht unbenutzt geblieben und nicht zu Schaden gegangen sei, habe er dies elbe vollends selbst eingenommen, da sein Ma gen in der letzten Zeit nickt in der richtigen Verfassung gewesen wäre, Denn er habe ge­dacht, hat die Arznei dem Stier geholfen, so kann sie einem Menschen auch nicht schaden. Und stehe da, auch bei ihm habe sich der richtige Appetit wieder eingestellt.

* Flein, 3. Nov. Daß auch hier die Obst­ernte gut ausgefallen ist, dafür bietet der Er­trag eines Birnbaums auf hiesiger Markung ein Beispiel. Derselbe trug Heuer so reichlich, daß er nicht nur aus allen Seiten gestützt, son­dern auch die Aeste, wo die Siützen nicht zu­reichten, mit Ketten zusammcngehängt werden mußten. Der Ertrag wurde eist am 20. Okt. eingeerntet und betrug ohne das vorher aufge- lefene Obst 18 Sack oder 34,80 Ztr. Birnen. Zu bemerken ist noch, daß derselbe Baum schon einmal vor einigen Jahren 15 Sock Obst lie­fe» te. Der Besitzer ist Ludwig Eber bock, Oekoncui.

* (Verschiedenes.) In Merklingen ist in der Frühe des 3. d. M. ichon wieder eine im Eigemum von 2 Angehö igen von Merklingen sich befindende Doppelsckcmr voll­ständig abgebrannt. Der Schaden am Gebäude beläuft sich auf stark 6600 M. Ein Akt bestialischer Wut wurde am Sonntag in einem