* Brüssel. Eine furchtbare Katastrophe ereignete sich am Morgen des 23. ds. Mts. in einer Kohlengrube im Hennegau. Aus bisher noch unbekannter Ursache stürzte plötzlich ein Teil des Kohlenbergwerks ein und wurden vierzehn Arbeiter lebendig begraben. Die Rettungsarbeiten wurden unverzüglich in Angriff genommen, doch ist es nicht gelungen, auch nur einen der Verunglückten an das Tageslicht zu fördern.
* London, 28. Okt. »Daily News- erhalten ein Telegramm aus Kalkutta, in Rangau gehe das Gerücht, der König von Birma sei ermordet und in Mandalay eine Revolution ausgebrochen.
* Ans Belgrad wird gemeldet, daß die Wühlereien der Radikalen in Serbien zunehmen, welche dem Prätendenten Karageorgewitsch zugeschrieben werden; derselbe entfaltete in den letzten Tagen eine lebhafte Thätiqkeit. Die serbische Regierung fragt bei den betreffenden Brünner und Wiener Firmen an, wie hoch der ihnen zu vergütende Verlust im Falle einer Rückgängigmachung eines Teiles der Armeelieferungen sich belaufen würde.
* Fürst Alexander reiste am 26. d. Abends wieder »ach Phili poppel ab. Die Reise ist durch den Wunsch veranlaßt, sich der ost- rumelischen Bevölkerung zu zeigen und durch sein persönliches Auftreten die etwas gedrückte Stimmung zu heben. Der englische Generalkonsul Lascelles begleitet den Fürsten und bestätigt dadurch abermals, daß England fest entschlossen ist, die Bulgaren politisch zu unterstützen.
* Philippopel, 27. Oktbr. Der Fürst Alexander traf heute Morgen um 10 Uhr aus Sofia hier ein. Auf dem Bahnhöfe wurde er von begeisterten Zurufen der Menge und den zum Empfange erschienenen Militär- und Zivilbehörden, der Geistlichkeit und der macedontschen Freiwilligenkompagnie begrüßt. Der Fürst scheint in guter Stimmung und wird ohne Verzug an die Grenze abgehen, um die Truppen von Neuem zu besichtigen.
Ha«del »«d Verkehr.
* Vom Bodensee, 27. Okt. Das Weingeschäft kommt mehr und mehr in Fluß; die besseren Rotweine sind an verschiedenen Orten aufgekauft worden. In GaMugen wurde nach der Karlsr. Ztg. 50—56 Mark, in Güttingen 40 M., in Hemmenhofen 30 M. per Ohm rorer Kreszenz erziel'. Schiller galt in Güttingen 25 Mark. Neue Weißweine sind erheblich billiger; dieselben kosten in Liggringen 8 M., in Espasingen 10 M-, in Bodman 12 Mk,, in Gaienhofen und Oehningen 18 M. per Ohm.
* Aus Bruchsal wird gemeldet, daß die Weinlese jetzt beendet ist und das Erträgnis sich bereits einigermaßen übersehen läßt. Im allgemeinen kann man sagen, daß die Quantität alle Erwartungen üoerirofftn bat und annähernd
einem Dreiviertelherbst gleichkommrn dürfte. MS jetzt wurde die Ohm mit M. 28—30. und 32. bezahlt. Das Gewicht des Mostes variierte zwischen 60 und 70 Grad. Vorrat beiläufig etwa 6000 Ohm.
* Was rationelle Viehzucht dem Landwirte erbringen kann, zeigt folgendes Beispiel: Waldhüter Riester von Rohrdorf Amt Meßkirch, wurde tm Jahre 1869 Mitglied des landwirtschaftlichen Bezirksvereins und sandte in jenem Jahre zwei Tiere zur Karlsruher Tierausstellung, wofür er eine Prämie von 160 fl — 274 M. erwarb; im Jahre 1874 beschickte er die Vieh- ausstellung zu Freibura wieder mit zwei Tiere«, wo er an Prämien 130 M. erhielt; voriges Jahr erhielt er bei der Ausstellung in Konstanz ebenfalls für zwei Tiere 120 Mrk, zusammen 524 M. Seit der Mitgliedschaft im Jahre 1869 erhwlt Rester ferner von dem Gauverband M ßktrch - Pfullendorf - Stetten bei Ausstellungen im ganzen 600 M. Es ergiebt sich somit für die Zeit von 16 Jahren die respektvolle Summe von 1124 M. an Prämien, welche Riester durch seinen schönen Viehstand erworben hat. Für die bei der letzten Ausstellung prämierte Kuh wurden Riester mir samt dem Kalb 1000 M. geboten; doch war ihm diese nicht feil; Riester hat aus der Nachkommenschaft des noch jungen Tieres bereits 280 M. gezogen.
Für die Redaktion verantwortlich: W. Rieker, Altenfieiz.
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H Honig aus edelsten rheinischen Weintrauben) H L und dreifach geläutertem Rohrzuck r ist das L D reinste, angenehmste, best bewährte Haus- « M und Genußmittel für Erwachsene wie Kin- K M der bei Husten, Heiserkeit, Verschleimung. H H Hals-, Brust-und Lungenleiden, Keuchhusten A Are. und durch unzählige Atteste selbst aus « L ärztlichen Kreisen ausgezeichnet. Dieses 7 A köstliche, dabei nahrhafte Traubsnpräparat « D enthält keine Spur animalischen oder K D thierischen Honigs, was zur Beruhigung H N aller Konsumenten hiermit ausdrücklich her- H A vorgehobcn wird. Prospektes Gebr.-Anw. H Lund vielen Attesten bei jeder Flasche Haupt-A A Depots: Leipzig: »Engelaporheke* — D MMünchen: »Maximilian-Apotheke* —H DStettin: »Königl. Hof- und Garnison- A w Apotheke.* Niederlage tu Alteasteia bei H U Ehr«. Burghard. ^ 7
weise hat Schneck Wechsel ausgestellt und hierauf unter Zustellung von Obligationen als Pfand Gelder bekommen. Die Obligationen haben natürlich, weil sie nicht formell überschrieben sind, für den augeblicklichen Inhaber keinen Wert. Es ist anzunehmen, daß der Betrüger bei dem Vorsprung von 14 Tagen vor seinen Verfolgern mit seiner Beute längst in Sicherheit ist.
Anstand.
* Wien, 27. Oktbr. Sämtliche Apotheker Galiziens beschlossen, wegen der Ausweisungen aus Preußen statt preußischer Ware ihre Artikel aus Frankreich zu beziehen.
*Wien, 28. Okt. Nach Meldungen hiesiger Zeitungen aus Belgrad enthält das Antwortschreiben der serbischen Regierung auf die Kollektivnote der Vertreter der Großmächte die Versicherung, daß die serbische Regierung den Berliner Vertrag heilig halten und alles zur Erhaltung des Friedens aufbieten werde. Serbien hoffe, daß die Großmächte seiner loyalen Haltung Rechnung tragen werden.
* Die kostümierte Damenbedienung in Wien ist — abgeschafft. Das dortige Polizeipräsidium hat soeben an die Bezirkskommiffarlate einen Erlaß gerichtet, welcher dem Nachtleben Wiens eine solidere Physiognomie verleihen wird. In dem Erlasse wird vor allem verfügt, daß von nun an statt der Beamten, die bisher in den Nachikaffeehäusern den Dienst versahen, Inspektoren der Sicherheitswache den Dienst übernehmen und daß dieselben mit aller Strenge darauf zu achten haben, Verstöße gegen die öffentliche Sittlichkeit hintanzuhalten, eventuell zur strafgerichtlichen Anzeige zu bringen. Ferner wiro darin bekannt gegeben, daß es nicht mehr gestattet ist, kostümierte Mädchen zur Bedienung der Gäste zu verwenden und daß tue Kellnerinnen ausschließlich m Straßento'letten erscheinen dürfen. Dieser Erlaß tritt um dem 1. November in Wirksamkeit und wird damit eine Spezialität des Wiener Nachtlebens nach kurzer, kaum sechsjähriger Existenz vom Erdboden verschwinden. Das erste Kaffeehaus, welches die Bedienung durch kostümierte Mädchen einführte, war das »Maison rouge* in der Schwarzspanier- üraße, wo sich die Damen in orientalischer Kleidung präsentierten. Bald darauf folgten viele andere Cafes, so daß es heute in jedem Be-
! zirke solche Kaffeehäuser gibt, in denen des Nachts ! durch Mädchen in den verschiedensten Trachten und Kleidungen die Getränke serviert wurden. Schließlich artete die Sache etwas aus und in einem kleinen Lokale in der innern Stadt nächst der Polizei erschiene» die Mädchen gar in Kostümen von Jockeys, die wirklich außerordentlich anstößig waren. Besonders hart betroffen wird durch diesen Erlaß ein Kaffeesieder, der erst kürzlich um 600 fl. spanische Kostüme für seine Kellnerinnen bestellte. Jedenfalls wird dieser Erlaß nicht verfehlen, in der Lebcwelt Wiens i großes Aufsehen zu machen.
Er hatte sie verlassen und jahrelang nicht einmal ein Lebenszeichen won sich gegeben! Diese Umstände zusammenamommen ließen ihre Untreue weniger strafwürdig erscheinen. Dagegen der von ihr verübte unerhörte Betrug war so raffiniert, daß er auf eine tiefe Verderbtheit des Charakters schließen ließ. Wenn jetzt wieder an die Möglichkeit gedacht wurde, daß sie zu ihm zurückkehrte, so würde sie sich zu diesem Entschluß nur durch die ihr bekannte Thatsache bewegen lasten, daß Otto als ein reicher Mann aus der Ferne wiedererschienen sei.
Das kam ober unserem armen Otto wie ein Rückkauf, wie eine
erbärmliche Spekulation vor — und ihm wohl nicht allein. War also
auch nur noch die geringste Hoffnung für ihn vorhanden, so mußte er vor ihr arm, wie ein Bettler erscheinen, und der Eindruck, den er alsdann auf sic machte, sollte für ihn entscheidend sein — entscheidend, ob i er ihr vergeben, das einmal Geschehene vergessen und er sich von ihr s jür immer zurückztehen sollte, oder ob er strafend, wie ein zürnender
Gott, vor sie hintreten und sie vernichten sollte.
„ Dies war das endgültige Ergebnis seiner Ueberlegungen. Er ließ
i sich von Jochen Kolberg Papier und Schreibzeug bringen und schrieb an seine Frau einen Brief, den wir hier nur bruchstückweise wiedergeben: s «... Der Himmel hat Dich davor bewahrt, daß Du an mir
, auch noch zur Mörderin wurdest. Gottes gnädige Hand wendete das
Aeußerste ab. Ich strauchelte am Brunnen; Du hättest mich retten können, aber Dir war es lieber, durch den Tod von einem der gefährlichsten Zeugen Deiner Vergangenheit befreit zu werden. Du ließest mich in die Tiefe stürzen. Gottlob, ich bin gerettet.
Noch einmal nahe ich mich Dir mit der Frage, ob Du zu Deinen Pflichten zurückkehren, ob Du den Baron v. SeuSheim verlassen willst; ob Du es vorziehst, eine bescheidene Existery a« der Sekte Deines wirk
lichen Ehegemahls zu führen; mein Reichtum, den ich aus fernen Land^ mit hergebracht, ist bereits dahin, noch ehe ich denselben genießen konnte. Aber mir erübrigt noch soviel, daß ich für Dich und unseren kleinen Max Brot habe.
Entscheide Dich.
Laß Dich aber nicht von der Furcht beeinflussen! Die Gerichte erfahren durch mich kein Wort. Ich bleibe für die Welt verschollen, wenn Du meinen Antrag ablehnst! Zagend erwarte ich Deine Antwort.
Otto.*
Jochen wurde nun beauftragt, den verschlossenen Brief in das Herrenhaus zu tragen und ihn heiwlich der Baronin oder deren Zofe zuzustecken. Um einen Vorwand zu haben, in das Herrenhaus zu treten, sollte er irgend etwas erfinden.
Jochen hatte mit dem melancholischen und so reichlich zahlende« Gast ein aufrichtiges Mitleid, er nahm ohne weiteres den Auftrag an, nachdem ihm Otto noch besonders eingeschäcft hatte, seinen, des nun Genesenen, Aufenthalt nicht zu verraten.
Der Bauer begab sich in das Herrenhaus. Er gedachte dem Baron das Gesuch vorzutragen, daß dieser seine Wiese von der Kolbergs durch eine Hecke trennen möge, weil das Vieh der Gutswirtschaft ihm oftmals ungebeteteu Besuch auf seiner Wiese abstattete. Bet diesem Anlaß hoffte er Gelegenheit zu finden, sich des ihm gewordenen Auftrages zu entledigen.
Er war überrascht, tm Herrenhause alles in großer Aufregung zu finden; die Diener und Mägde eilten in den Gängen hin und her, ste blieben ab und zu stehen und flüsterten sich leise einander etwas zu — auf den Ankommende« achtele kaum jemand.
(Fortsetzung folgt.)