Word begangen oder an einem solchen teilge- nommcn hatten. Von diesen jungen Verbreche- r-'nnerr hatten 32 ihre Männer ermordet. Mit einer einzigen Ausnahme gehörten diese Weiber dem Bauern- oder Arbeiterstandr an. Außerdem waren unter diesen weiblichen Deportierten ^ Z Ranbmöcderinnm und eine 20jährige Straßen- ; räuberin.
i * Belgrad, 26. Okt. Der österreichische ^ Gesandte hat sich nach Nis ch begeben; er überdüngt gutem Vernehmen nach die gemeinsame Vorstellung, welche von den Vertretern der Großmächte einstweilen bis zum Eingang weiterer Instruktionen ihrer Regierungen festgestellt sein soll. — Das Journal Videlo, Organ der Re Mrungspanei, bringt einen sehr feindseligen Artikel gegen Bulgarien, in welchem das kriegerische Vorgehen Serbiens in Aussicht gestellt wird.
* Sofia, 27. Okt. Fürst Alexander ist gestern Abend nach Pbilippope! gereist, um die Grenze bei Samakoff, Dubnitza, Custendje, Te- runa und Tzaribrod zu besichtigen. Er kehrt schon in den nächsten Tagen zurück.
* Atheu. Ein seltsamer Wahrspruch wurde jüngst vor dem ionischen Aistsenhofe gefällt. Die Anklage lautete auf Mord; auf Grund der Zeugenaussagen, die den Beschuldigten gänzlich entlasteten, beantragte der Staatsanwalt selbst Freisprechung. Infolgedessen verzichtete die Verteidigung anfs Wort. Wer beschreibt das Staunen des Gerich-sbofes, als die Jury mit einem „schuldig* unter Annahme mildernder Umstände antwortete. Der Angeklagte mußte demzufolge zu zehn Jahren Einschließung verurteilt werden.
* Madrid, 24. Oktbr. Hier wurden zwei Individuen bei der Verteilung republikanischer Proklamationen betroffen und verhaftet.
* (Zwei Sonderlinge.) In Patterson (New-Aork) starb der in den 48:r Jahren in Baden zum Tode verurteilte Dr. Franz Däumer. Zur FesmngLhaft verurteilt, verlebte er 4 Jahre in EinzelnhafL, bis cs ihm gelang zu entfliehen. Seine ganze Wohnung war mit — Spinngeweben bedeckt, denn er duldete es nicht, daß die Spinnen, welche seine einzigen Genossen in der Einzelhaft waren, gestört wurden. — In San Franziska ist em Deutscher, der 45 jährrge Hermann Giermann aus Loben stein freiwillig Hungers gestorben. Er wohnte allein m e.ner Hütte und war allgemein als Sonderling bekannt. Sein ganzes Mobiliar bestand in einer hölzernen Pritsche. Man fand in seiner Rocktasche 60 Dollars baar und ein Sparbuch mit 10 Dollars.
HanLeL «rrd Berkehr.
* Stuttgart, 27. Okt. Der heutige
> Baummarkt in der Gewerbehalle ist von 40 Händlern zwar schwach, aber Mt sehr guter Ware befahren, auch ist die Kauflust eine recht rege. Besonders schön sind die Hochstämme,
> welche in großer Zahl zu Markt gebracht wurden. Neben diesen demnk-en nur eine hübsche Auswahl in Korbreben, Rostubäumen, Spalier-,
Zwergbäumen und Ziersträuchern. Selbst Weiden waren, wenn auch in geringer Menge vertreten. Gartengerät aller Art stand dem Verkaufe aus- gesetzt. — Mit diesem Markte ist heute auch ein Honigmarkt verbunden, welchen der Württ. Landesverein für Bienenzucht mit einer stattlichen Zahl von Bienenzüchtern beschickte, die ihre appetitliche Ware, mit den Etiketten des Landesvereins und einem Garantieschein für echten Schleuderhonig versehen, zum Verkaufe ausgestellt haben. Der Honigmarkt ist sehr gut beschickt und die Auswahl reichlich. Die Preise bewegen sich bei großen Kapseln zwischen 60 und 70, bei kleinen Gläsern und Töpfen von 70—80 Pfg. per V? Kilo.
* Stuttgart, 26. Okt. (Landesproduk- tenbörse.) Die hinter uns liegende Woche ist bezüglich des Getreideverkehrs als eine flaue zu bezeichnen und die Kurse konnten sich fast nirgends auf der alten Höhe halten, nur die ausgezeichneten neuen bayrischen und alten russischen Weizen, sowie die inländischen Kernen blieben nach wie vor gesucht und behaupten nicht nur die seitherigen Preise, sondern gingen sogar höher. New Port ist um 3 Cent per Büschel — 40 Pfg. per 100 Ko. zurückgegangen, England und Frankreich verkehren in ruhiger Haltung bei weichenden Preisen, und auch Wien und Budapest mußten der rückgängigen Bedeutung sich anschließen, jedoch ist der Preisrückgang nirgends erheblich. Auf unserer heutige» Börse war kein Abschlag bemerkbar, der Umsatz war erheblich bei vollen Preisen.
Wir notieren per 100 Kilogr.:
Waizen, niederb. . 20 M. — bis 20 M. 30
Wa zen, rufs. Sax. 19 M. — bis 20 M. —
dto. sränk. . . 19 M. 50 bis — M. —
Kernen . . . . 19 M. — bis — M. —
D.inkel alt. . . 13 M. — bis — M.—
dto. neu. . . 11 M. 50 bis — M. —
Gerste Sayer. Nördl. 16 M. 50 bis 18 M. —
Hafer.12 M. 90 bis 13 M. 40
* S 1 uttgart, 27. Oktbr. Leonhardsplatz: 800 Säcke Kartoffeln zu 1 M. 70 Pf. bis 2 Mrk. — Pfg. per Ztr. Wilhelmsplatz: 250 Säcke Mostobst zu 4 M. - Pfg. bis 4 M. 50 Pf. per. Ztr. Marktplatz: 5000 Stück Füderkrau: zu 8 bis 12 M. per 100 Stück.
Nagold, den 24. Oktbr. 1885.
Neuer Dinkel
. 6 80
6 44
6 20
Kernen ....
. 9 10
8 93
8 80
Haber ....
. 6 30
5 75
5 20
Gerste ....
. 8 20
7 82
7 30
Bohnen....
. 7 50
7 6
6 80
Weizen .....
. 9 —
8 95
8 70
Linsen-Gerste . .
. 7 30
7 25
7 20
Roggen-Weizen .
. —- —
7 30
—
Calw
, 24. Oktober.
Kernen ....
. — —
9 30
—
Dinkel gem. . .
. 7 —
6 73
6 60
Haber alter . .
. 7 30
7 6
7 -
Haber neuer . .
. 6 30
5 74
5 30
* Vom Zabergäu, 26. Ok
l. Wi'
aebrn
in folgendem eine Zusammenstellung der Wein-
D,el-k Bl
preise aus Orten des mittleren und oberen Zaber- gäns: Güglingen von 45—70 M. für 3 Hektol., Elbensbach von 33—60 M., Pfaffenhofen 48, 50 bis 55 M., Weiler und Michaelbach 54, 55 M., Frauenzimmern 34-65 M. und ein Kauf zu 84 M. Allenthalben trinkt man guten neuen Wein zu 15 und 20 Pfg. das halbe Liter.
Ich denke dein.
Aus: „England und Amerika." Herausgegeben von Julius Hart, Minden.
Ich denke dein in der Nacht,
Wenn alles ruht und schweigt
Wenn der Mond erscheint in stiller, bleicher Pracht
Und über den Hügel steigt; —
Wenn die Sterne Träumen gleich,
Und die Lüftchen Seufzer sind,
Und ein Ton klingt von fernen strömen weich.
Wie deine Antwort, Kind.
Ich denke dein am Tag In der kalten, geschäftigen Welt,
Wenn das Lachen der Frohen beim Festgelag Zu rauh ins Ohr mir gellt!
Süß war deiner Stimme Klang,
Dein Lächeln war sanft und rein.
Ach! — wenn ich nicht träumte von dir so lang.
Dann wäre mein Herz allein!
* (Eine neue Art, sich eme Braut zu verschaffen.) Ein junger Mann in Georgia, der zu blöde war, sich einem jungen Mädchen, das er liebte, zu erklären, wußte sich auf folgende geniale Weise Sicherheit darüber zu ver« schaffen, ob sie ihn lieb habe oder nicht. Er gab ihr ein blind geladenes Pistol und sagte ihr, sie möge aus Spaß einmal auf ihn zielen, es sei nur m't Pulver geladen. Die junge Dame drückte los und er fiel, anscheinend tot, zu Boden. Sie warf sich über ihn, küßte und umarmte ihn, nannte ihn ihren Liebling und war im Verlauf von me stzer als zehn Minuten seine glückliche Braut.
Füc die Redaktion verantwortlich: W. Meter, Allenfteig.
(Sollte» in keinem Hanse fehlen.)
Brühl bei Eßlingen. Herrn Apotheker R. Brand: in Zürich! In höflichster, freundlichster Erwiderung ans Ihre Anfrage, ob ich im Besitz Ihrer berühmten Schwrizerpillen sei und mit welchem Erfolg und für welche Leiden ich diese gebrauche, kann und muß ich Ihnen der Wahrheit gemäß bezeugen, daß ich diese Schweizerpillen gegen Hämorrhoidalleiden, Nit welchen ich schon viele Jahre behaftet bin, gebrauche, und mir bisher sehr gute Dienste und Erleichterung geleistet haben und werde ich deshalb mit diesen Pillen eine längere Kur vornehmen. B:n Ihnen deshalb auch zum größten Dank verpflichtet und werde Ihre Schweizerptllen (erhältlich L Schachrel M. 1 in den Apotheken) deshalb Jedermann aufs Beste empfehlen, der mit ähnlichen Leiden behaftet ist. Mi: aller Hochachtung Ihr ergebmster August Binder, Brühl bei Eßlingen.
Man achte genau darauf, daß jede Schachtel als Etiquett ein weißes Kreuz in rot-M Grund und den Namenszag R. Bcaudr's rrägr.
Dr. Wendel erzählte von diesem nächtlichen Abenteuer keiner Meu- schenscele etwas. Er war noch mehrmals des Nachts in der Kolberg- schen Bauernhütte und hatte seine Freude an der, wenn auch nur langsam fortschreitenden Genesung seines Patienten.
Wenn nun der geehrte Leser fragt, wie Otto Frank in die Hütte Kolbergs gelangt sei, so ist die Antwort darauf sehr bald gegeben.
Karl, der irrsinnige Bruder Jochen Kolbergs, war an dem Abende, an welchem die Bruanenszene staufand, spät nach Hanse zurückgekehrt und hatte auf die Vorhaltungen seines Bruders über den Verbleib seines neuen Kittels jene Angaben gemacht, die wir schon aus der Erzählung des Krugwirtes an Albert kennen. Soweit hatte Jochen nämlich im Kruge selber erzählt, aber den Rest wohlweislich verschwiegen.
Eigentlich nur in der Hoffnung, das Goldstück aufzufinden, welches der angebliche Teufel dem irren Bruder für die Ueberlassung des Rockes gegeben haben sollte, hatte er Karl beim Arme genommen und ließ sich von diesem an jene Stelle führen, wo dessen vorgebliche Begegnung mit dem Höllenfürsten stattgefunden halte.
Es war schon spät abends, aber der Mond schien hell, als die beiden in der Gegend des verfallenen Brunnens anlangten.
Jochen Kolberg vernahm ein Wmmem, das aus der Tiefe des Brunnens zu kommen schien und trat durch das den Brunnen umschließende Gebüsch. Jndemselben Moment bemerkte er im Mondenschein, daß eine Gestalt höchst mühsam aus dem Innern des Brunnens hervorkletterte.
Otto war nämlich bei seinem Sturz in die Tiefe anfänglich betäubt, später aber aus seiner Ohnmacht erwacht. Mit zerschlagenen Gliedern und totwundem Herzen erwartete er den Tod. Aber seine kräftige Natur siegte über die momentane Schwäche. Der Gedanke, hier in der Brunmlrrkfe elendiglich umkommen zu müssen, verlieh ihm die Kraft,
ungeachtet ftmer gräßlichen Schmerzen den Aufstieg zu versuchen, der ihm auch, wenngleich nur unter großer Mühe gelang.
Wie erfreut war er, hier gleich ein menschliches Angesicht zu sehen.
„Wer Sie auch sein mögen,* sagte er zu Jochen Kolberg, „haben Sie Erbarmen um einem armen Verunglückten. Ich will Ihnen Ihre Dienste mit Gold anfwiczen. Aber tiefste Verschwiegenheit, kein Mensch darf darum wissen! Kann ich bei Ihnen ein Unterkommen findend*
Otto brachte diese Sätze stoßweise hervor.
Jochen Kolberg war ein guter Kerl. Das versprochene Gold war Zudem noch ein stärkerer Antrieb, dem Fremden seine Dienste zu leihen und dazu trat auch der Umstand, daß der Fremde den Rock seines, Jochens Bruder rrug, welcher Umstand erst recht die Neugierde deS Bauern rege machte. Alles wirkte also zusammen, um die verlangte Hilfe gern zuzusagen. Zuerst aber führte Jochen seinen irrsinnigen Bruder nach Hause, damit dieser nicht znm Verräter werde; auf Wunsch Ottos brachte Kolberg eine Schaufel mit zurück.
Während der etwa viertelstündigen Abwesenheit Kolbergs ließ sich Otto in das Gras nieder und es würde vergeblich sein, wenn wir eine Schilderung der stürmenden Gefühle in seiner Brust versuchen wollten.
Endlich — die Zeit war dem Verwundeten zu einer höllischen Ewiakm geworden, kehrte Jochen Kolberg zurück. Auf Anweisung Ottos warf derselbe sodann den Sand in den Brunnen und die Schaufel schließlich nach.
Otto glaubte nämlich, daß seine Gattin zu nächtlicher Zeit an den Brunnen kommen werde, um sich zu überzeugen, ob der Hinabgestürzte noch lebe. Würde sie dann, um sich Gewißheit zu verschaffen, einen brennenden Gegenstand htnnntergeworfen haben, so hätte sie bemerke« müssen, daß der Brunnen leer sei. (Fortsetzung folgt.)