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auherhaib t M.
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Aktensteig, Donnerstag den 29. Oktober
Mr. 127.
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auf das Blatt
„Aus den Tannen"
für die
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2 Frankreichs nächste Zukunft.
Durch die Stichwahlen am vorvergangenen Sonntag haben die Republikaner einigermaßen die Scharte vcm 4. ds. wieder ausgewctzt; während sie beim ersten Wahlgange nur 137 Mandate errangen, fiel ihnen bei den Stichwahlen der Löwenanteil zu und die Monarchisten aller Schattierungen werden von den 584 Sitzen der durch das Listenvahlgcsctz verstärkten Kammer höchstens 204 etnnehmen. Somit bleibt den Republikanern die Zahl von 380, eine stattliche Mehrheit von 176 Stimmen.
Indessen ist es eine durch die Thatsachen oft genug bestätigte Erfahrung, daß der linke Flügel der Republikaner, die Radikalen aller Schattierungen, welcher eine Kopsstärke von ziemlich 120 Mann hat. sich kein Gewissen daraus wacht, sich zur Erreichung gewisser politischer Zwecke ganz ungescheut mit den Monarchisten zu verbinden, um dadurch die gemäßigten Republikaner, aus welche sich die Regierung stützt, kaltzustellen. So ist es in der ftühcren Kammer gewesen, in welcher die Monarchisten nur ein Drittel ihrer jetzigen Stärke hatten, und so wird es natürlich wieder sein.
Daß daraus für die republikanische Verfassung große Gefahren entstehen können, werden nur diejenigen Franzosen leugnen, welche dem Vogel Strauß nachahmcn. Sie meinen, die Gefahr, welche sie zu sehen sich weigern, sei einfach nicht vorhanden. Einsichtsvolle Politiker dagegen rechnen mit den Thatsachen, nehmen dem drohenden Unglück gegenüber Stellung und suchen ihm nach Kräften zu begegnen.
Zu diesen zählt Jules Simon, einer der Mitbegründer der Republik, der aber selbst einem Gambetta zu gemäßigt war und der deshalb seit langer Zeit im Senat eine Art Ruhefitz angewiesen erhalten hat. Derselbe hat im ,Matin' einen Mahnruf an alle Republikaner erlassen, sich vor allen Maßlosigkeiten zu hüten. Er sieht jetzt schon einen großen Rückschlag als unvermeidlich voraus, wenn nicht schlimmeres zu fürchten, wenn nicht eine neue Guillotineherrschaft bevorsteht. „Vielleicht wird man euch, so schreibt er, mit den Namen Konvent' und .Wohlfahrtsausschuß' verschonen, aber einerlei unter welcher Bezeichnung, die Sache bleibt euch nicht erspart. Beseitigt nur erst den Senat und verkündigt den Grundsatz, daß das Talent eines Ministers sich darin offenbart, daß er sich der,Volksmeinung' unterwürfig zeigt, dann seit ihr nicht mehr weit von dem System der alten Nationalversammlung entfernt, die durch ihre Ausschüsse die Regierungsgeschäfte erledigen läßt. Wenn die Kammermehrheit noch länger die Befehle der Radikalen erfüllt, dann werdet ihr bei den nächsten Wahlen sämtliche Bänke der Deputiertenkammer von Monarchisten besetzt sehen."
Gerade in dem Umstande, daß die Monarchisten so sehr verstärkt in die Kammer einziehen, finden die Radikalen eine Mahnung, gegen alle nicht republikanisch Gesinnten mit größter Strenge vorzugeheo. Teilweise werden ste darin von den gemäßigten Republikanern unterstützt werden und das wäre wieder ein
Schritt abwärts auf der schiefen Ebene. Denn als Vergeltung dafür würden die Monarchisten dem radikalen Anträge Anstimmen, Herrn Ferrh wegen der Tonkin - Affäre in tnklagezustand zu versetzen; Ferry gehört eben zu den Gemäßigten.
Die ganz unnatürliche Verbindung zwischen Radikalen und Monarchisten wird sich sehr oft geltend machen; am schlimmsten ist das in den Fällen, wo die Regierung Maßregeln vorschlägt, die das Ansehen und die Festigkeit der Republik nach außen hin zu heben bestimmt find, Maßregeln, die durch jene Verbindung immer und ohne Schwierigkeit unmöglich gemacht werden könne».
So ist infolge des WMausfalles di: französische Politik nach innen und außen gelähmt und Frankreich kommt als politischer Faktor vorläufig nicht mehr in Betracht. Der Zustand kann nicht avdamrn, es muß ein Ausweg nach dieser oder jener Richtung hin versucht werden und cs bleibt zu hoffen, daß bei diesen Nende- rungsversuchen nicht die Nachbarstaaten in Mitleidenschaft gezogen werden.
LasdesMchrichtev.
* In Stuttgart fand auf Veranlassung des Engländers Hr. Hodyson Pratt, dem Vorsitzenden des internationalen Friedensbuudes, eine Versammlung von Männern aller Parteien statt, welche die Bildung einer Stuttgarter Sek- tion der internationalen Friedensafsociation besprach und zur weiteren Verfolgung dieses Zieles ein provisorisches Komite wählte. Demselben gehören an als Vorsitzender Hr. Friedr. v. Hellwald, als stell vertretender Vorsitzender Hr. Eduard Elben und als weitere Mitglieder Retchstagsabg. Karl Mayer, O.Reg.-Rat v. Diefenbach, Kaufm. Gustav Stälin, Reichstagsabg. Geiser, Gern. Rat Ehni. Landtagsabg. Probst. Dem Komite wurde das Recht der Kooptation erteilt und dasselbe weiter ermächtigt, in 3 Wochen eine all gemeine Versammlung einzuberufen, welche die endgiltige Bildung einer Stuttgarter Sektion zu beraten haben wird.
* Für solche, welche sich in einer Hagelversicherung befinden, dürfte nachstehende Reichsgerichtsentscheidung nicht ohne Interesse sein. Besteht in der Gegend des Wohnorts des Versicherungsnehmers der allgemeine Gebrauch, daß die Agenten der Feuerversicherungs Gesellschaften nach Verfall der Prämien sich zu den Versicherten begeben, um die Prämien dort einzukasstcren, und ist dieses Verfahren auch von den Agenten der betreffenden Gesellschaft mit deren Genehmigung dem Versicherungsnehmer gegenüber beobachtet worden, so sind nach der Entscheidung des Reichsgerichts, 2. Zivilsenats, vom 18. Scpt. d. I. die von diesem Gebrauch abweichenden Police-Bestimmungen (daß unter Androhung der Ungültigkeit der Versicherung die Prämien vor Verfall ohne Aufforderung oder Etn- forderung vom Versicherten an den betreffenden Agenten in dessen Wohnung zu zahlen sind) als abgeändert anzusehen und der Versicherte darf die Abholung der verfallenen Prämien seitens der ihm als Agenten bekannten oder genügend legitimierten Personen abwarten.
* Reutlingen, 26. Okt. Am Samstag nachm, ist ein Haus, das schon zweimal durch Kinder, die auf der Bühne mit Feuer spielten, bedroht gewesen, durch dieselbe Ursache in Flammen gesetzt worden. Von Futtervorräten genährt, loderte das Feuer rasch empor und hatte den Dachstuhl und das Treppenhaus zerstört, bis die Feuerwehr auf dem Platze erschien und den Rest des Hauses retten konme. Am gleichen abend drohte in einem andern Teile der Stadt ebenfalls durch Feuerspielereien von Kindern Feuersgefahr, konnte aber rasch beseitigt
1885
werden. Man wird nicht fehlgreifen, schreibt die „Kreisztg.", wenn man annimmt, daß die in letzter Zeit massenhaft unter das Publikum gekommenen bengalischen Zündhölzer, welche von manchen Kaufleuten sogar an Kinder als Dreingabe gegeben werden, diesen vielfach Anlaß zum Spielen mit Feuer gegeben haben. Die Polizei ist mit einem Verbote eingeschritten.
* (Berschiedenes.) In Empfingen wurde ein 81 Jahre alter Greis, als er einem verstorbenen Mitbürger die letzte Ehre erweisen wollte, in dem Moment, als der Trauerzug sich in Bewegung setzte, vom Schlage getroffen und war sofort tot. — In Böckingen hat sich der 60 Jahre alte in geordneten Verhältnissen lebende Bauer I. Sch. erhängt. Derselbe war gehirnleidend. — Am 1. Nov. wird im Bezirk Tettnang die Naturalverpflegung der durchreisenden Handwerksburscheu wieder in den gleichen Stationen wie früher ausgenommen und bis zum 1. April 1886 fortgesetzt werden. — Bei der Stadtschultheiß?nwahl in Friedrichshafen haben von 457 Wahlberechtigten 350 abzestimmt. Die meisten Stimmen har Stadt- pfl-.gebuchhalter Schmid in Stuttgart mit 294 erhalten. — Sämtliche Rechtsanwälte in Hall veröffentlichen eine Erklärung, wonach jeden Sonntag nachmittags und an Festtagen den ganzen Tag ihre Geschästslokale geschloffen bleiben. — Dem Berlagsbuchhändler Karl Hallberger in Stuttgart wurde der preußische Kronorde» 3. Klaffe, und dem Baniuspektor Ehmann daselbst das Ritterkreuz erster Klaffe des Frisd- richsordens verliehen. — Das Defizit des Feuer- wehrfestes in Heilbronn beträgt 2226 M., von welchem der Landesverband 500 M. und die Regierung 260 M., den größeren Rest die Stadt Heilbronn trägt. — Ein armer Arbeiter in Heilbronn, der kürzlich unter alter Makulatur in einem verschlossenen Couvert Wertpapiere iw Gesamtwerte von etwa 2000 Mk. gesunden und dem Eigentümer zugestellt hatte, erhielt vo» letzterem hiefür eine Belohnung von ganzen 10 Mark.
Deutsches Reich.
* Berlin, 26. Oktbr. Die Beziehungen zwischen dem Fürsten Alexander von Bulgarien und der Pforte werden als verhältnismäßig freundlich aufgefaßt, so daß man glaubt, nach thatsächlicher Wiederherstellung des status quo Mts durch die Konferenz werde die Türkei selbst mit Alexander Abmachungen treffen, welche Bulgarien und Ostrumelien günstig seien, von den Vertragsmächten nicht beanstandet und gegen etwaige Angriffe Serbiens durch die Türkei und Bulgarien gemeinschaftlich verteidigt werden würden.
* Generalfeldmarschall Graf Moltke vollendete am 26. Okt. sein 85. Lebensjahr.
— Nach einer Mitteilung des Komttes für die Sammlungen für die Hinterbliebenen der mit der Korvette „Augusts" verunglückten Besatzung find bis jetzt 48800 Mark eingegangen. Das Komite sagt den Gebern Dank und bittet um weitere Gaben. Wegen angemessener Verwendung der Spenden hat sich das Komite mit der Admiralität in Verbindung gesetzt.
* In Baden hat die nationalliberale Partei durch ihren glänzenden Wahlsieg nun eine große, zwei Drittel umfassende Mehrheit in der Kammer, welche mehr als 40 Nationalliberale zählen wird. Die Ultramontanen find erheblich geschwächt, sie find auf 16 reduziert, und die Demokratie hat nur noch 3 Sitze behalten, die Konservativen aber find ganz vom Schauplatz verschwunden.