Weiber blieben Sieger und trieben die Ein­dringlinge zurück, die daran verhindert wurden, ihre Schafe zu landen.

* Athen. Zwei griechische Damen aus Wezzow (Epirus) wurden jüngst durch Räuber entführt und erst gegen Zahlung eines Löse- -eldes von 160 000 Mark wieder sreigelassen. Die Damen waren von den Herren Räuber M ausgesuchter Höflichkeit behandelt worden.

* Madrid, 5. Sept. Marquis de la Vega de Armijo, unter Sagafta Minister des Aus­wärtigen, ist ermächtigt, in der Zeitung »Jberia* * eine Erklärung zu veröffentlichen, daß zur Zeit der liberalen Regierung Spanien kein Abkom­men irgend welcher Art mit Deutschland getrof­fen habe. Die liberale Presse weist den Vor­schlag, die Karolinenfrage einem Schiedsgericht zu unterbreiten, zurück.

* Madrid, 5. Sept. Von liberaler Seite will man, falls zwischen Deutschland und Spa­nien in der Karolinenfrage keine gütliche Einig­ung herbeigeführt werden sollte, die Einberuf­ung der Cortes verlangen.

* Madrid, Samstag 5. September früh. Gestern Abend 10 Uhr wurde auf die Nachricht der deutschen Flaggenhiffung in Iap die deutsche Gesandtschaft angegriffen, Fenster eingsworfen, Wappen zerstört. Die Polizei war zu schwach und mußte einen Gefangenen herausgeoen. Der Offizier, welcher den Gefangenen frei ließ, wurde des Amtes entsetzt Gegen Morgen war der Tumult vorüber. Verschiedene Gefangene wurden gemacht.

* New Jork. Ein gewisser Tom Davis, ein bekannter Schwindler, versuchte einen Texaner namens Holland mit gefälschten Banknoten zu betrügen. Nachdem ihm Holland echte Noten im Betrage von 10 000 Dollar gezeigt und er dieselben als ausgezeichnete Fälschungen bezeich­net hatte, lenkte der Schwindler die Aufmerk­samkeit Hollands auf seinen gleichfalls anwesen­den BruderWhiteDavis und verwechselte während­dessen geschwind die echten Noten mit den ge- fälschien. Holland bemerkte das Manöver und verlangte sein Geld zurück; da dies verweigert wurde, schoß er Davis nieder. Der Bruder suchte indes mit dem Gelde das Weite. Später wurden Holland und White Davis verhaftet, aber das Geld ist noch nicht aufgefunden wor­den. Der Vorfall verursacht in New Jork großes Aufsehen.

* (Eine Kreuzigung im 19. Jahrhundert.) Ein Deutscher, Namens Albrecht Unruh, welcher erst vor Kurzem nach Amerika auswanderte, ist im Indianer gebiete regelrecht g ekreuzigt worden. Nachdem die Schurken ihn feiner Habe beraubt, nagelten sie die Hände und Füße des Unglücklichen an einen dicken Baum und über­ließen ihn dann seinem Schicksal. Erst vor Kur­zem wurde die Leiche desselben, schon stark in Verwesung übergegangen, anfgefunden. In einem seiner Stiefel befanden sich noch 500 Dollars in Banknoten, welche den Augen der Raub­mörder entgangen waren.

* Melbourne. Die hiesige »Bank von Australien* ist am Sonnabend mittels Einbruchs einer Summe von 200 000 Dollar beraubt worden. Es find mehrere Verhaftungen bereits vorgenommen und glaubt mau den Thätern auf der Spur zu sein. Wie sich heransstellte, sind die Wächter bestochen gewesen.

Ha«del ««d Verkehr.

* Horb, 2. Septbr. Daß auch bei uns Futternot zu befürchten steht, zeigte der gestern hier abgehaltene und überführte Viehmarkt, auf den 252 fette Ochsen, 40 Stiere, 162 Melk­kühe, 183 Kalbinnen, 145 Stück Jungvieh, aber wenig Schweine zugeführt waren. Letztere wur­den alle und zu höherem Preise, als seither, verkauft; in Fettvieh war ebenfalls sehr leb­hafter Handel, im Nutzvieh schon weniger und in Jungvieh noch weniger. Bei letzterem ist der Preis um etwa 25 °/« zurückgegangen, beim Nutzvieh nur um 10°/« und bei Fettvieh ist der Preis annähernd der gleiche geblieben, wie bisher. Durch die Bahn sind 8 Wagen nach Heilbronn und Kehl abgefertigt worden.

* Vom Bezirk Herrenberg, 4. Sept. In Thailfingen wurde gestern der erste Stock Hopfen 1885er Gewächs zu dem Preise von 80 Mark gekauft.

* Bietigheim, 3. Sept. Die Zufuhr von Vieh auf den heutigen Viehmarkt war sehr bedeutend. In Milch- und Jungvieh war der Umsatz namhaft. Schweres Schlachtvieh war wenig am Platze, um so mehr waren fette Kühe zugetrieben, welche gerne Käufer fanden. In Zugvieh war der Handel anfangs matt, später lebhafter. Händler hatten diesmal sehr viel Vieh, namentlich aus der Schweiz, ausgestellt. Der große Andrang mit feilem Vieh hatte ein Stocken der Preise zur Folge, das allem An­scheine nach zu einem allgemeinen Abschlag der» selben führen wird.

* Schlierbach. Manche Heuhändler, deren es in der Umgegend mehrere gibt, zahlen gegen­wärtig 4 M. 50 Pfg. für den Ztr., ja viele Verkäufer hoffen, daß sich die Preise noch mehr steigern werden.

Altensteig. Schraurres-ZeLtel vom 2. Sept. Alter Dinkel ... 6 80 6 70 6 60

Neuer Dinkel ... 6 80 6 50 6 20

Haber ..... 7 20 6 75 6 30

Gerste..8-

Bobnen.. 7 50 -

Weizen ..... - 9 -

Roggen. 10 9 30 8 60

Welschkorn ...-8-

Viktualierrpreise

auf dem Wochenmarkt in Altensteig am 2. Sept.

V 2 Kilo Butter.70 Pfg.

2 Eier .... . ... 11 u. 12 Pfg.

Vermischtes.

* (Nur durch Inserate.) Rudolf Hertzog der

bekannte Modewarenhändler in Berlin, gibt für seine GesMftsanzeigen in den Zeitungen

jährlich 400,000 M. aus. »Als ich nicht in­serierte,* sagte er jüngst im Kreise seiner Freunde, »hatte ich so geringen Umsatz, daß ich besser ge« than hätte, das Geschäft zu schließen. Dann begann ich zu inserieren. Ich wendete im erste« Jahre 1000 M. daran und mein Umsatz stieg auf 30,000 M; im dritten Jahre verwendete ich 10,000 M. auf Inserate, mein Umsatz be. zifferte sich auf Hunderttansende, und jetzt be­trägt er Millionen und mein Gewinn steht im Verhältnis dazu. Alles, was ich habe, mein Weltname, mein Milliouengeschäft verdanke ich nicht allein der Reellität der Geschäftsführung, sondern zu °Vi»o der Macht der Zeitungsanzei­gen. Ich bin zu der Gewißheit gekommen, daß heutzutage kein Geschäft ohne die Macht der Zeitungsannoncen in die Höhe kommen und ge­winnbringend sein kann.

* (Schlagfertig). Professor (docierend): » . . Ich habe Ihnen, meine jungen Damen, in den letzten Stunden mitgeteilt, daß das Gehirn des Mannes größer ist, als das der Fra«. Was schließen Sie darauf, Fräulein Bertha.* Bertha: »Daß es beim Gehirn ni ht auf die Quantität, sondern auf die Qualität ankommt!*

* (Auf Kommando.) Feldwebel: »Wenn Ihr am Königs«Geburtstage gefragt werdet: »Wie war die Menage?*, so habt Ihr zu antworten: dem Herrn Hauptmann: »Gut!* dem Herrn Oberst: »Sehr gut!* und Sr. Excellenz: »Ausgezeichnet!**

* (Entschuldigung.» Das war recht garstig von Dir, lieber Mann, daß Du während meiner Abwesenheit keinen Ehering getragen hast. Die Mutter hat es mir schon erzählt!* »Aber, liebes Kind, bei der Hitze!!*

* (Handwerksunterschiede.) Welcher Hand« werker ist der langsamste? Der Seiler, denn er zieht alle Geschäfte tn die Länge. Welcher mischt sich in alles? Der Schornsteinfeger, denn er kratzt überall, wo es ihn nicht juckt. Welche sind aber die gescheitesten? Die Küfer und Schuhmacher. Während der Küfer alles »reiflich* überlegt, was er »faßlich* darstellt, »leistet* der Schuhmacher alles, was er »be« zwecke*. Die schwerste körperliche Anstrengung wird vom Schneider gefordert, da er täglich von früh bis spät eine Eisenstange zu schwingen hat, während der Leiermans sein Geld im Handumdrehen verdient.

* (Beim Examen.) Examinator: »Herr Kan­didat, können Sie mir die Erklärung des Be­truges geben?* »Sie scheinen sie nicht zu könum: die Unwissenheit eines anderen benützen, uw ihm zu schaden, ist Betrug.* Kandidat: Sie wissen also, welchen Verbrechens sie sich schuldig machen, wenn Siemich durchfallen lassen.*

* (In der Kultur zurück.) Gouvernante: »Kannst Du mir sagen, Lieschen, weshalb der liebe Gott auf Sodom und Gomorrha Schwefel and Feuer regnen ließ?* Lieschen: »Weil es damals noch keine schwedischen Zündhölzchen gab.*

: die Redaktion verantwortlich: W. Riekcr, Altensteig.

Lag begehe ich mich dann wieder in das Cafe Bauer, um dort dem Ab« gesandten des Obersten deinen Bescheid zu Verbringen. Der Oberst ist sicher gemacht, wir reisen zu meinem Onkel und nach unserer Rückkehr m vierzehn Tagen ist es schon eher möglich, Licht in das mystische Dunkel zu bringen. Meine Bekannten werden sich bis dahin über den Obersten genügend informiert haben, ohne daß er davon ahnt."-

Am nächst.n Morgen kam schon die Antwort auf den letzten Bsief Alberts an seinen Onkel. Albert erkannte die.Handschrift der Adresse. Sie war die feiner Cousine Beatrice von Trösten, die also zum Besuch beim Onkel sein mußte.

Das Schreiben lautete:

»Teurer Vetter!

Das glaubten Sie wohl nicht, daß dic ergebenst Unterzeichnete es wäre, die Ihnen von Sensheim aus eine Antwort auf Ihren Brief von gestrigem Datum schreiben würde. Ihr böser Freund Otto Frank hat Onkel, die Tante und mich um die Ueberraschung gebracht, die Ihnen durch meine von Ihnen gewiß nicht vermutete Anwesenheit hierfelbst bei Ihrer Ankunft bereitet werden sollte.

Das ist aus mehr als einem Grunde schlimm. Sie können sich denken, wie lebhaft der Inhalt Ihres Schreibens von uns heute morgen beim Kaffee besprochen wurde; aber auch der Schreiber hatte sich der besonderen Aufmerksamkeit zu erfreuen. Man, d. h. unser guter Onkel­erzählte allerlei über Sir, was mich leider tn der Ansicht bestärkt, daß Sie immer noch der Alte sind und daß Sie auch ... alt werden!

Ganz im Ernste gesprochen, teurer Vetter. Ich werbe auch alt, nächsten Oktober schon einundzwanzig. Aber ich bin ein Weib und ein solches kann sich im allgemeinen für das Leben nur wenig nützlich machen. Ein Mann aber, und zumal jemand wie Sie, jung, gesund, gebildet

und reich, sollte doch endlich einmal einen Strich unter seine Jugendzeit machen, dem nichtsthuerischm Schlaraffenleben entsagen und einen soliden Beruf ergreifen. Das Ihnen zu sagen, lag mir so auf dem Herzen, daß ich nach der Nachricht von Ihrer verzögerten Ankunft den brieflichen Weg wählte, um mir Luft zu machen.

Doch mündlich läßt es sich viel besser zanken und deshalb hüte ich mich, hier ganz mein Pulver zu verschießen. Lassen Sie uns auf einen andern Punkt kommen. Ich bin bereits seit vier Wochen hier; ich be­obachte viel und . . . wundere mich. Unsere neue Tante ist auch beim Himmel ein sonderbares Geschöpschen, aus dem ich bisher nicht klug ge­worden bin. Schön und herzensgut ist sie aber zugleich dumm, herz­lich dumm und ziemlich launenhaft. Der gute Onkel steht das nicht ein. Mit ihren Launen beherrscht sie ihn vollständig; aber er befindet sich unter ihrem Pantofftl glücklich und ein dritter hat nicht das Recht, ihn in diesem Punkte zu tadeln. Jeder wird nach seiner Fasson glücklich; warum sollte ich also die Fasson des teuren Onkel Ludwig schmähen?

Ganz unbegreiflich ist mir, wie sich Onkel Ludwig in dieses Per­sönchen hal vergucken können. Wissen Sie denn, daß Sie früher einfach ein Gesellschaftsfräulein bei der Gattin des Superintendenten Karlorvitz in B. war? Sie ist nichts, kann nichts und hat nichts, als ihr biß­chen Larve, das für den unbefangenen Beobachter nur schwach ihre geistige Blöße verdeckt.

Unangenehm ist mir, daß die Launen dieser einfältigen Person anderen höchst unbequem werden; z. B. Ihnen und mir. So will sie z. B. nichts davon wissen, daß Sie Ihren Freund Otto Frank mit hier- verbringen, wie Sie in Ihrem Briefe andruteten. Sie habe nicht gern Fremde auf längere Zeit zu Gaste, sagte sie.

(Fortsetzung folgt.)