* (Münchener Bterexport.) Die Münchener großm Branereien haben es in ihren Verhand­lungen mit der Generaldirektion der Verkehrs­anstalten und dem Finanzministerium erreicht, daß auf den Routen Hof, Aschaffeuburg, Ulm von jetzt an täglich Extrabierzüge verkehren, welche in den angrenzenden Nachbarstaaten un- mittelbaren Anschluß erhalten. Bedingung ist, - jeder Zug 15 Waggonladungen hat. Die Gewährung der Extrazüge ist lediglich eine Be­günstigung des bayrischen Bierexports, da der Staat nicht den geringsten Nutzen daraus zieht.

* (Eine Kuödelpartte.) Eine Müucheuer Gesellschaft veranstaltete vergangenen Sonntag «ine Knödelpartte am Waldsaume bei Geißel­gasteig und war bereits ein ehemaliger Militär­isch mit Einlegen der Knödel beschäftigt, als des Teilens wegen, infolge Nichtberückfichttguug einzelner Gäste, ein Streit ausbrach, der bald zu Thätlichkeiten ausartete. In kurzer Zeit hing die ganze Gesellschaft aneinander; die sieden­den Knödel wurden in der Wut zu Wurfge­schossen verwendet und sogar der Kessel zer­trümmert. Der Streit legte sich erst, als mehrere

! Männer aus der Gesellschaft erheblich verbrüht den Rückzug antraten, aber auch mit den Knödeln war es vorbei.

* Frankfurt a. M. Ein kürzlich Hier­selbst verstorbener reicher Mann hat sein Ver­mögen testamentarisch verschiedenen Stiftungen und Gesellschaften hinterlaffen; u. a. auch 100000 Mk. der Sozialdemokratie, zu Händen Lines bekannten Führers der genannten Partei. Derselbe ist auch zur Empfangnahme des Geldes nach Frankfurt gereist, hat es aber noch nicht erhalten, weil die Geschwister des Erblassers das Testament angegriffen und Einspruch gegen dasselbe erhoben haben. Der Verstorbene war nämlich neutralisierter Schweizer Bürger und nach Schweizer Recht sind die Geschwister zu einem gewissen Teile erbberechtigt. Es fragt sich nun, ob das in Preußen ausgefertigte Testa­ment des in Preußen Verstorbenen, oder das Schweizer Recht des dortigen Bürgers zur Gelt­ung kommen wird. In den betreffenden Kreisen ist man natürlich gespannt auf die Entscheidung.

* VomMain, 11. Aug. Der Wafferstand ist so niedrig, daß nächster Tage die Schiffahrt eingestellt werden muß. Beispielsweise konnten heule 2 beladene Schiffe mit 2200 Ztr. Trag­kraft knapp 600 Ztr. zu Thal bringen. Die Flöße können nur schwer fahren.

* (Vom Rhetn), 10. August. In Mainz hat ein Trödler, welcher aus der Irrenanstalt zu Heppenheim als geheilt entlassen worden, in

! einem neuen Anfall von Wahnsinn seinen Sohn und dann sich selbst von der Eisenbahnbrücke tn den Rhein gestürzt. Beide Leichen wurden später gelandet. Bei OLerkassel wurden ge­stern die Leichen eines jungen Mannes und Mädchens, die mit Riemen an einander gefesselt waren, aus dem Rhein gezogen. Nach der Kleid­ung und den Wertgegenständen, welche bei den Entseelten vorgefunden wurden, gehörten sie den

besseren Ständen an. Man vermutet, daß berde aus Frankfurt a. M. sind, von wo aus dieser Tage auf dem Ntederwalde seitens der Polizei nach einem Paare gefahndet wurde. Wahrscheinlich handelt es sich um eine mit ge­genseitiger Zustimmung ausgeführte That.

* Köln. Als letzthin abends der Zug von Lahnstein in Deutz einfuhr, bemerkte man an den Rädern der Lokomotive Teile einer mensch­lichen Leiche. Sofort wurde die Strecke abge­sucht und nach mehreren Stunden an dem Bahn­übergang bei Kalk die schrecklich verstümmelte Leiche eines Bahnwärters gefunden. Eine ab­getrennte Hand hielt noch die brennende Laterne krampfhaft umschlossen.

Ausland.

* Von einem Fall abscheulicher Tortur wird aus Ungarn berichtet. Bor einigen Tagen wurde dem Pfarrer von Raba - Szt - Mthaly die Umfriedung deS Gartens angezündet. Als das Holz stundenlang brannte, fiel es einem der Pfarre nahestehenden Herrn ein, den Thäter zu suchen. Er ließ aufs Geratewohl einen der vor dem Garten stehenden Hirtenknaben abfangen und unterzog ihn einem Verhör. Als der Knabe jedoch sagte, die Umfriedung sei in Flammen gestanden, als er des Weges kam» ließ der Herr den Knaben von seinem Kutscher fassen, damit dieser ihn so lange über das Feuer halte, bis er gestehen würde. Der Kutscher kam dem Be­fehle nach und hielt den Knaben so lange über das Feuer, bis die Füße des Bedauernswerten sich mit Brandwunden bedeckten und der Knabe vor Schmerz in Ohnmacht fiel. Der Vater des gepeinigten Knaben hat, wie Budapest! Hirlap, dem wir diese fast unglaubliche Geschichte ent­nehmen, berichtet, die Anzeige beim Szent - Gott­harder Beztrksrichter erstattet, der sofort die Untersuchung einleitete.

* (Kampf gegen die deutsche Schule.) In SchütLenhofen bei Pilsen lud der Bürger, metster die Eltern deutscher Schulkinder (die deutsche Schule, welche tn erfreulichster Weise aufblüht und gegenwärtig bereits 270 Schüler zählt, ist den Schättenhofener Tschechen ein Dorn im Auge) vor und suchte sie mit allerlei Versprechungen und Hinweis auf verschiedene materielle Nachteile, die ihnen aus dem Um­stande erwachsen könnten, wenn sie ihre Kinder noch ferner in die deutsche Schule schicken, zu bewegen, ihre Kinder nicht mehr dieser Schule anzuvertrauen. Die tschechischen Agitatoren gehen von Haus zu Haus, um den Leuten diese Mahn­ungen des Bürgermeisters einzuschärfen. Mehre­ren Parteien, die es wagten, ihre Kinder in die deutsche Schule zu schicken, wurden die Wohn­ungen gekündigt; den Arbeitern, welche ihre Kinder in die deutsche Schule schicken, wurde mit der Entlassung gedroht.

* Man hat berechnet, daß gegenwärtig am Vierwaldstättersee, inklusive Rigi und Engelberg, allabendlich 10 000 Fremde über- nachren.

* Zwischen den Aktionäre« der Gotthard- Bahn und den Erben des berühmten ErbanerS des Gotthardtmmels, deS Franzosen Favre, hat sich ein langjähriger Prozeß wegen Ent­schädigung der elfteren abgewickelt, da der Tanne! nicht zur rechten Zeit fertig geworden ist. ES handelte sich dabei um eine Summe von 5,822,839 Mark. Die Erben Favre'S, der Lei dem Ba» sein Leben eingebüßt (er wurde im Innern des Tunnels vom Schlag getroffen), haben dm Prozeß und damit ihr gesamtes Hab und Gut verloren. Ein hartes Schicksal.

* Am 10. morgens wurden in Paris auf der Place La Roquette 4 Mörder hingertchtet: Gaspard, welcher den Händler Delauney, und Marchandon, welcher Frau Cornet, bei der er sich als Kammerdiener eingeschltcheu, ermordet hatten. Gaspard, welcher zuerst hingerichtet wurde, starb ruhig und gefaßt. Dan« wurde die Guillotine vom Blute gereinigt und Mar­chandon betrat, von 2 Geistlichen geführt, das Blutgerüst; er zitterte am ganzm Leibe und war einer Ohnmacht nahe. Eine große Menschen­menge hatte sich zu dem blutigen Schauspiel auf dem Roquetenplatz eiogefuuden. Die beiden Hingerichteten wurden der medizinischen Schule für wissenschaftliche Versuche zur Verfügung gestellt.

* Marseille, 13. August. Heute wurden 12 Choleratote gemeldet.

* Aus Brüssel wird über ein am 10. Aug. in dem belgischen Kohlenbergwerk PaturageS vorgekommenes großes Grubeuunglück gemeldet: Das Wasserbasstn strömte über und über­schwemmte alle Gruben; 150 Arbeiter wnrden aus dem Wasser gezogen, 13 werden vermißt und sind offenbar ertrunken.

* Madrid, 11. Aug. Die Stadt Granada ist von der Cholera am schwersten heimgesucht. Dr. Ferran hat in Ondara tn der Provinz Alicante mehr als 1000 Personen geimpft. In Valladolid und in einigen Dörfer» Anda­lusiens verlangt man flehentlich seine Hilfe. Bieuveindo Manzon der Erzbischof von Sevilla, welcher sich auf einem Schloß tu der Provinz Granada aufhielt, ist an der Cholera gestorben. In Madrid nimmt die Seuche ab.

Handel n«d Verkehr.

Altensteig. Schrannes-Zettel vom 12. Aug.

Alter Dinkel ... 7 20 7 6 80

Neuer Dinkel . .-6-

Haber. 8 30 8 15 8

Bohnen.. 8 30 -

Roggen..10

Welschkorn ...-8--

Biktualieupreise

auf dem Wochenmarkt in Alteustetg am 12. Aug. Vr Kilo Butter ....... 85 Pfg.

2 Eier.11 Pfg.

* Stuttgart, 13. Aug. Kartoffel- und Krautmarkt. Leonhardsplatz: 500 Säcke Kar­toffeln zu 2 Mrk. Pfg. bis 2 M. 50 Pfg.

Es gibt auch noch andere Leute als Maitland, welche sagten daß ich noch eines Wärters bedürfe."

Ich war es nicht, bei meiner Ehre nicht," stammelte der andere indem er totenblaß wurde und jede Muskel seines Gesichts sich verzog.

Gut," meinte der Lord nach einer kleinen Pause,aber wenn Sie auch das nicht sagten, so haben Sie mich doch vor anderen lächerlich gemacht."

Es ist nicht wahr," rief Gilbert in einem schmerzlich bewegten Tone aus, von dessen Wirkung er sich alles versprach. Es ist nicht wahr; Ticehorst, wie können Sie so etwas von Ihrem Freunde glauben?"

Bei diesen Worten streckte er ihm beide Hände hin, allein die kühle Art, mit welcher der Lord die seine hineiulegie und gleich wieder zurück­zog, gab ihm zu denken.

Es schien, nach allem zu urteilen, daß sein Spiel hier verloren sei. Er setzte sich, nachdem Ticehorst unter einem nichtigen Vorwand das Gemach verlassen hatte auf den Stuhl am Frühstückstische, an welchem er so oft gesessen. Der Lärm der Straße drang widerwärtig und seine gereizten Nerven beleidigend in das sonst so ruhige Zimmer und er schloß Fenster und Thüre. Dann nahm er die Zeitung wieder zur Hand und wollte lesen, aber es gelang ihm nicht. Bor seinem inneren Auge sah er den toten Gore auf seinem Bette liegen, sah seine Frau an dem Bette stehen und erinnerte sich wieder des entsetzten Blickes, mit welchem sie verlangt hatte, daß er ihr die Freiheit wiedergebe. Plötzlich fuhr er aus seinem Brüten empor sich erinnernd, daß er Ticehorst nicht aus den Augen lassen dürfe. Als er hörte, derselbe sei schon vor längerer Zeit auf den Rennplatz gegangen, begab er sich auch dorthin.

Das Pferd, auf welches der Lord große Summen gewettet hatte, verlor, und obgleich das Geld selbst ihm keine Sorge machte, war er darüber doch ärgerlich.?

Bobby Maitland, der mit Stackes auch zum Rennen gekommen war, bezeugte Ticehorst sein Beileid über den Verlust.

Es ist nichts so Entsetzliches," meinte der Lord tn gleichgültigem Tone.Ich darf nicht vergessen, daß ich auch schon oft gewonnen habe. Ein anderes ist es mit Ihnen, Mailland, Sie haben nie gewonnen und haben nie ein Pferd zu den Rennen gebracht."

Mittlerweile war Hasbürn zu ihnen getreten.

Da irren Sie sich, Ticehorst," sagte er mit spöttischem Lachen. Bobby hat ein kostbares Tier gewonnen, das er immer mit sich führt," und dabet zwinkerte er mit den Augen nach der Stelle, wo Stackes stand. Fast alle Anwesenden lachten laut; sie bewunderten ja stets den witzigen Hasbürn.

Maitland schwoll der Kamm, aber er beherrschte sich und entgeg- nete, gleichfalls lachend:Ein prächtiger Witz, HaSbüru; man sollte kaum glauben, daß er von Ihnen kommt! Wenn Sie Ticehorsts neue Livreen bestellen, so versäumen Sie nicht, sich eine Narrenkappe machen zu lassen."

Nun waren die Lacher auf seiner Sette und fanden, daß Mait­landeinen höllisch guten Witz" gemacht habe.

Gilbert Hasbürn warf seinem Gegner einen verachtungsvollen Blick zu, und Ticehorsts Arm ergreifend, zog er denselben weiter.

Der Lord hatte kaum mit einem Ohre zugehört; der Korb, den er sich bei Miß Lambert geholt, wollte nicht aus seinem Gedächtnisse, und sein letztes Unglück beim Rennen ärgerte ihn.

Als Gilbert dies bemerkte, redete er ihm zu, für einen oder zwei Monate England zu verlassen und nach der Schweiz zu gehen; aber Ticehorst erklärte, daß die Schweiz der langweiligste Aufenthalt für ihn sei, und daß Baden oder Homburg im Augenblicke mehr Engländer besäßen, als ihm lieb wäre. (Forts, ft)