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. 95.
Attwsteig, Samstag dm 15. August
1885
D Bor Zanzibar.
Ein recht stattliches deutsches Geschwader, nämlich vier Panzerfregatten und ein Tender, ist vor Zanzibar erschienen. Diese Flottcndemon- stration war schon vor Monaten angekündigt, als die erste Nachricht davon eintraf, daß der Sultan von Zanzibar ein Heer von 100 Mann in das von der Ostafrikanischen Handelsgesellschaft rechtmäßig erworbene Gebiet harte unrechtmäßiger Weise einrücken lassen. Es wurde zwar bis in die letzten Wochen hinein von offiziöser Seite bestritten, daß die Reichsregierung die Absicht habe, durch eine Zusammenziehung von Kriegsschiffen vor der Residenzstadt des braunen Sultans Respekt vor der deutschen Flagge zu erzwingen. Aber dieses Ableugnen hatte wohl nur den Zweck, andere Mächte, besonders England, nicht vorzeitig zu beunruhigen. Nachdem der Generalkonsul Gerhard Rohlfs, ein Mann, der mit den afrikanischen Herrschern sehr wohl umzugehen weiß, beim Sultan von Zanzibar erfolglos war, mußte schon etwas geschehen, um in kräftiger Weise die Interessen der deutschen Kolonien in Ostafrika zu schützen und so kann die Ankunft der Kriegsschiffe daselbst nicht überraschen.
So eine Fregatte ist kein Spielzeug. Sie führt verschiedene Geschütze von mächtigem Kaliber, die nicht zur Luftfeuerwerkerei dienen, sondern eine entsetzlich deutliche und vernehmbare Sprache reden, wenn man sich ihrer als Sprachrohr bedient. Ein Sultan von Zanzibar ist nun zwar ein mächtiger Herrscher und die Köpfe seiner schwarzen und braunen Unterthanen mögen vor seinem erhabenen Antlitze kaum einen höheren Wert als Mohnköpfe haben, aber er beugt sich doch den eindringlichen Ermahnungen gezogener Geschütze.
Man hat nun gar nicht nötig, bei der deutschen Flottevdemonstration vor Zanzibar etwa an eine Wiederholung des Alexandria-Bombardements zn denken. So energische Kultur- Verbreiter, wie die Engländer, find die Deutschen noch lange nicht. Schon das bloße Erscheinen der Demonstrationsflotte vor der Residenz des Sultans wird genügen, um den berechtigten Ansprüchen der Ostafrikanischen Gesellschaft beim Sultan endlich Gehör zu verschaffen. Sie verlangt ja weiter nichts, als ihr gutes Recht, d. b. in diesem Falle den friedlichen Besitz ihres wohl- und rechtmäßig erworbenen Landes. Möglich ist schon, daß jetzt auch gleich die Frage erledigt wird, in welcher Höhe der Sultan Durchgangszölle auf die auszuführenden Waren aus den dortigen deutschen Anstedluugen legen darf. Denn wenngleich die dortigen Gegenden, die von Deutschen in Besitz genommen wurden, geradezu als das Paradies von Afrika geschildert werden, so hat doch die Ostafrikanische Gesellschaft keine direkte Verbindung mit dem Meere, ist also entweder auf den Zwischenhandel angewiesen oder muß sich den Zoll-Chikanen des Sultans von Zanzibar fügen.
Das find Dinge, die zwischen zwei zivilisierten Mächten mit einem ungeheuren Aufwands diplomatischer Jutriguen, Konferenzen, Berichten, Telegrammen und dergl. erledigt zu werden Pflegen. Ein Sultan von Zanzibar hat dafür keinen rechten Sinn; er versteht nur, daß wenn die draußen im Meere schwimmenden Fregatten ihre Feuerschlünde gegen seinen Palast speien lasten, dies wirksamer wäre, als tausend noch so schwerwiegende politische Gründe. Wenn auch im allgemeinen tief bedauert werden m»ß, daß Macht vor Recht geht und daß der immer im Recht ist, der die Macht hat, seinen Ansichten Ansehen zu verschaffen, so ist es in diesem Pnntte erfreulich, daß das Recht auch Macht hat.
Die Ansichten über unsere Kolonialpolitik find ja geteilt; aber es muß gewünscht werden, daß was gethau wird, nicht halb gethan wird. Sicher stehen die Knochen unserer Pommers chen Grenadiere noch so unendlich hoch tm Preise, wie vor acht Jahren, als Bismarck darauf hinwies ; und mit den gesunden Gliedmaßen unserer Marinesoldaten verhält eS sich genau ebenso. Aber wenn es gilt, die deutschen Interessen in fernen Landen würdig zu schützen, die Achtung vor der deutschen Flagge und dem deutschen Namen aufrecht zu erhalten, so wird auch die deutsche Flotte wie bisher beweisen, daß sie würdig ist, die ihr anvertrauten hohen Güter der Nation nachdrücklich zn schützen.
Mit »ns wird jeder Deutsche wünschen, daß die Flotte vor Zanzibar auf friedlichem Wege zu ihrem Ziele kommen und ihre Kanonen nur zu dem Zwecke donnern mögen, um Freu- denschüffe über das Gelingen einer friedlichen Mission abzugeben.
Tagespolitik.
— Kaiser Wilhelm hat am 11. d. Gastein verlassen, gedachte in Salzburg zu übernachten und am 13. d. auf Schloß Babelsberg einzu- lreffen.
— Welche Bedeutung Kaiser Franz Joseph dem auf österreichischem Boden statisindenden Gegenbesuch des Zaren beilegt, erhellt aus der Thatsache, daß der Monarch nicht weniger als eine halbe Million Gulden aus seinem Privat vermögen hergegebe» hat, um das erzbischöfliche Palais itt- Kremsies zum Empfang des hohen Gastes würdig auszustatten.
— Das Journal ,Paris" erklärt anscheinend offiziös, daß das Kriegsministerium jenem Artikel des ,Temps", welcher in vergangener Woche soviel Staub aufwirbelte, fernstehe; auch seien die Angaben jenes Artikels teilweise unrichtig. — Nachdem das französische Parlament geschloffen ist, hat auch gleich der Wahlkampf in großem Stile begonnen. Das Ereignis des Tages sind Meldungen orleanistischer Blätter, nach welchen der Graf von Paris »zum äußersten entschlossen" ist, »um Frankreich zu retten". Man kann darunter alles Mögliche verstehen; die republikanischen Blätter meinen, die orleanisti- schen Prinzen hätten ihre Millionen zu lieb, um diese zu gunsten eines politischen Abenteuers irgendwie aufs Spiel zu setzen.
— ,Figaro" enthält die Sensationsnachricht, Deutschland und Oesterreich hätten abgelehnt, an der für das Jahr 1889 aus Anlaß des hundertsten Gedenktages der großen Revolution geplanten Weltausstellung tetlzunehmen. Von seiten der österreichischen Regierung wurde diese Ablehnung dadurch begründet, daß sie sich nicht an einer Erinnerungsfeier der Revolution beteiligen könnte, durch welche eine Prinzessin aus dem Hause Oesterreich (Marie Antoniette) geköpft worden wäre. Die deutsche Regierung habe einfach geantwortet, daß das monarchische Deutschland die Huudertjahrsfeier von 1789 nicht begehen könne.
— Das englische Unterhaus hat das Gesetz zum Schutze der Jungfrauen endgültig angenommen ; im Oberhause hat es ebenfalls bereits zwei Lesungen passiert und ist die Annahme unzweifelhaft. Die ,Pall-Mall"-Artikel haben riefen Eindruck gemacht; ob das Gesetz aber fruchten wird gegenüber den reichen und hochstehenden Verführern ist noch eine Frage der Zukunft. Am Donnerstag wollte das Parlament in die Ferien gehen.
— Im Herbst soll in Kopenhagen eine Versammlung der Mitglieder der königlichen Familie von Dänemarck statrfinden, zu welcher
bekanntlich der Kaiser und die Kaiserin von Rußland, der Prinz und die Prinzessin von Wales, der König und die Königin von Griechenland und der Herzog und die Herzogin von Cumberland gehören.
— Zu dem durch die Cholera hervorgerufenen Notstand in Spanien tritt nun noch eine Mißernte und das absolute Niederliegen von Handel und Industrie. Die Staatskaffe hat in den ersten sechs Monaten dieses JahrS 25 Mill. Mark weniger eingenommen, als im Vorjahre; der Ausfall im Juli war verhältnismäßig noch bedeutender.
Lasüesuachrichteu.
* Am Bartholomäusfetertag (24. Aug.) findet inWildberg ein Ktrchengesangfest statt. Mit demselben wird ein feierlicher, liturgischer Gottesdienst verbunden. D e Lehrergesangveretne des Bezirks werden dabei Männerchöre und die Kircherigesarigvereiue von Altenstetg, Nagold, Rohrdorf und Wtldberg eine Reihe gemischter Chöre Vorträgen. Alle Liebhaber religiöser Musik werden zur Teilnahme freundlichst eingeladen.
* Stuttgart, 11. Aug. Herzog Albrecht von Württemberg, der seit einem Jahre die Universität in Tübingen besucht hat, nimmt jetzt hier seinen Aufenthalt. Der Herzog, der Lieutenant L 1s, ssits des 1. Ulanen-Regi- ments König Karl ist, wird sich an den Herbstmanövern des Armeekorps beteiligen.
* lieber die bevorstehenden Herbstübungen, die mit dem »Kaisermanöver" schließen, erfährt der „Schw. M.": »Se. Majestät der Kaiser trifft voraussichtlich am Freitag den 18. Sept., abend, in Stuttgart ein. Am darauffolgenden Samstag wird eine große Kaiserparade stattfinden. Am Sonntag den 20. d. Mts. werden, wie anzunehmen, dem Kaiser Festlichkeiten bereitet. Am Montag, Dienstag und Mittwoch bis 23. einschließlich sind Manöver des Korps westlich von Stuttgart an beiden Ufern der Glems, mit 2 Biwaks des ganzen Armeekorps. Der Kaiser wird nach den bis jetzt getroffenen Anordnungen 5 volle Tage in der schwäbischen Hauptstadt verweilen. In seinem Gefolge werden sich zahlreiche fremdländische Offiziere befinden. Das Regimmtsexerzieren beginnt zuerst bei der Ulmer Garnison u. zwar am 13. d. M.
* Heilbronn, 12. Aug. 8. Württb. Feuerwehrtag. Stand der Anmeldungen bis heute vormittag 176 Feuerwehren mit 4463 Mann.
* (Feuerwehrsache.) Auf der Tagesordnung der Delegiertenversammlung des Würt- tembergtschen Landesfeuerwehrverbandes am 22. Aug. in Heilbronn steht außer dem Geschäfts- und Kassenbericht, der Neuwahl des Ausschusses und der Bestimmung des nächsten Festorts noch besonders die Einführung gleichmäßiger UebungSvorschriften und Signale, sowie gleicher Gradabzeichnungen, ein Bericht über dieStcher- heitslaternenfrage und die Anfertigung eines BerbanddiplomS für 25jährige Dienstzeit.
* Crailsheim, 12. August. Ein hiesiger Bienenzüchter erhielt von einem Bienenstock vier Schwärme, zwei Vorschwärme und von einem derselben noch zwei Nachschwärme. — In Weippertshofen hatte ein Forstwächter das seltene Glück in einer Stunde drei Rehböcke auf de» Ruf zu schießen.
* (Verschiedenes.) Metzgermeister Schimpf vonRotteub «rg, welchem vor einigen Wochen beim Zerlegen des Fleisches das Messer an einem Bein ausglitschte und ihm in den Unterleib drang, ist nun seinen Verletzungen erlegen. — In Cannstatt wurde ein Bursche festgenommen, welcher bei einem Streit zwischen