des Königs. Der Chefredakteur war abwesend. Die Kürassiere erklärten, im Falle der Wieder, holuug der Angriffe den Chefredakteur züchtigen zu wollen.
* London, 1. August. Das Unterhaus nahm einen Antrag an, nach welchem die Ver» führung eines Mädchens unter 16 Jahren mit zwei Jahren Zwangsarbeit bestraft wird.
* Der Emir von Afghanistan ist im Be- fitz einer ziemlich starken Truppenmach:. Dieselbe beträgt nahe an 60000 Mann. Augenblicklich find diese Truppen wie folgt, verteilt: In Herat und zwischen Herat und Ghorian stehen 10 000 Mann, in der Nachbarschaft von Sulftkar etwa 11 000 Mann mit einer starken Artillerieabteilung, in Maimana 6000 Mann, in Andchue 8000 und in Cundus 5000 Mann. Das Gros der übrigen Truppen in ungefährer Stärke von 15 000 Mann befindet sich in Kabul und Kandahar.
— Nachdem der portugiesische Konsul in Marseille sowie der Polizei-Inspektor Charriere der Cholera erlegen sind, wird zugegeben, daß dieselbe seit dem 11. Juli dort herrscht. Am 29. Juli, starben 6, am 30. 13 Personen an der Cholera. Auch in Lyon kamen zwei Todesfälle vor.
(Ein Attache.) Der»New-Aork Herald* weiß über einen Attache der österreichischen Gesandtschaft in Washington folgendes zu berichten. Ein junger österreichischer Diplomat setzt gegenwärtig die Washingtoner Gesellschaft in Erstaunen — durch seine Kleidung und seine Hunde. Derselbe hat dem Washingtoner like durch die Art, in welcher er sich kleidet, großes Amüsement bereitet. Im Winter war sein erstes Auftreten in der Gesellschaft an einem Empfaugsabend beim englischen Gesandten. Er erschien hier in einem knapp anliegenden Anzug, blauen, engen Hosen, ähnlich dem Kostüme der Zirkusreiter. Er hatte ein kurzes bordiertes Jaquet von demselben blauen Seidenstoffe. In anderen Soireen erschien er in ein einem ebenso sensationellen Anzuge. Er vertreibt sich und seinen Freunde» jetzt damit die Langweile, daß er dreimal des Tages die Kleidung wechselt; der erste Anzug ist aus Leder, der zweite schiefergraues Tuch, der dritte ist ganz weiß. Entsprechend den Anzügen find die Hunde, welche ihn begleiten. Zum ersten Anzug führt er eineu lederbraunen Bulldogg spazieren, der Begleiter des schiefergrauen Diplomaten ist eine graue Dogge und am Abend folgt dem weißgekleideten Jüngling ein schneeweißer Bulldogg.
* Charakteristisch im gegenwärtigen Sommer ist das Erscheinen ganz ungewöhnlich großer Elsmafsen im nordatlantischen Ozean. Bei dem Hydrographie Osfice in Wassington find zahl reiche Berichte von Schiffen über Eisfelder und mächtige Eisberge eingegangen, welche im Süden and Osten von Neufundland angetroffen wurden. Die Grenze der Eisberge lag im Mat bereits in 40 Grad Nordbreite und 40 Grad Westlänge von Greenwich. Während des Juni
hat sich die Zahl der eingelaufeneu Berichte »och vermehrt. Einige Eisberge waren bis in 39 Grad 30 Minuten Nordbreite vorgedrungen; die meisten sah man zwischen 45 Grad und 52 Grad Westlänge und nördlich von 41 Grad Nordbrette. Natürlich bereiten diese Etsmafsen der Schiffahrt große Gefahren; die Seeleute find sich derselben nicht einmal in vollem Umfange bewußt, da das Eis in den einzelnen Jahren in sehr verschiedener Menge und nicht immer so südlich angetroffen wird, als in diesem Sommer. Das Hydrographie Office macht mit Recht auf diesen Umstand aufmerksam und warnt sehr eindringlich vor der Eisgefahr. Im Laufe des Mai haben, so weit bekannt geworden, nicht weniger als fünfundzwanzig Schiffe Schiffbruch, beziehungsweise Schäden infolge Kolli« dterens mit Eis und Eisbergen erlitten.
* Die Jndianer.Unruhen in Nordamerika sollen jetzt auf friedlichem Wege beigelegt werden. General Sheridan hat vor einigen Tagen Washington City verlassen, um nach Fort Reno, welches im Indianer-Territorium liegt, zu gehen und persönlich die Anstalten zu treffen, welche nötig find, um die in verschiedenen Gegenden ausgebrochenen Indianer-Unruhen niederzuschlagen, womöglich ohne Blut zu vergießen. Diese Unruhen entstehen in der Regel dadurch, daß die Rothäute von weißen Landschwindlern betrogen werden. Präsident Cleveland hat deshalb ausdrücklich angeordnet, daß die Beschwerden und Klagen der Indianer genau angehört und untersucht werden sollen und daß sie in den Fällen, wo ihnen Unrecht gethan worden ist, die entsprechenden Entschädigungen erhalten.
* Ottawa, 1. Aug. Die Jury von Regina hat gegen den Führer der kanadischen Aufständischen Louis Rtel das Schuldig ausgesprochen, denselben aber gleichzeitig der richterlichen Milde empfohlen. Der Gerichtshof verurteilte denselben zum Tode durch den Strang. Riel hat die Apellattvn angemeldet.
Ha«del «rrd Berkehr.
* Stuttgart, 3. August. (Landespro- duktenbörse.) Während es in dev letzten 14 Tagen im Nordosten von Deutschland fast täglich regnete und infolge dessen über Auswuchs am Getreide geklagt wird, reihte sich in dieser Zeit bei uns ohne Ausnahme ein klarer Tag dem andern an, wobei allerdings die Nächte kühl waren, wodurch aber die Gesamttemperatur erträglicher gemacht wurde. Bet diesem ausgezeichneten Erntewetter, das uns nur in seltenen Jahrgängen beschicken ist, konnte ein erheblicher Teil unserer Ernte in bester Qualität eingeheimst werden, was eine Gewähr dafür gibt, daß unserem eigenen Erzeugnis neben dem importierten Getreide die nötige Beachtung und der schlanke Absatz, wenn auch zu niederen Preisen, nicht fehlen wird, was in den letzten Jahren leider nicht immer der Fall war. Die Tendenz des Weltmarktes für Getreide und Oel- saaten ist womöglich noch flauer als vor acht
Tagen; zwar hat Amerika seme Kurse behauptet, aber England »ud der europäische Coutineut waren dies nicht ganz im Stande. Namentlich ist Oesterreich-Ungarn sehr flau, und die Preise sind dort unerheblich zuruckgegaugen, wodurch diesem Produktionsgebiet die KonkurrMz auf unserem Markte trotz des hohen Eiagangszolls ermöglicht wird. — Unsere heutige Börse verlief wie ihre Vorgängerin entschieden matt und der Umsatz war nicht von Belang.
Wir notieren per 100 Kilogr.
Waizen baher. dto. neu.
19 M. — bts — M. — 18 M. 50 bts 19 M. 50
dto. ruff. Sax.
18
M. 50
bis
—
M.
—
dto. ungar. neu
20
M. 25
bis
20
M.
75
Gerste «e«-ungar.
18
M. -
bis
—
M.
—
Kohlreps . . .
22
M. -
bis
—
M.
—
Nagold, deu 1
. August 1885.
Neuer Dinkel . .
7 10
6
89
6
75
Haber . . . .
7 80
7
62
7
50
Gerste . . . .
8 50
8
38
8
30
Weizen . . . .
9 60
9
47
9
40
Roggen. . . .
.
8 20
8
04
8
—
Freudenstadt, 1. August 1885.
Kernen. 10 — 9 75 9 50
Haber. 8 10 7 90 7 70
* Stuttgart, 4. Aug. Kartoffel- «ud Krautmarkt. Lrouüardsplatz: 600 Säcke Kartoffeln zu 3 Mrk. 20 Pfg. bis 3 M. 80 Pfg. Pr. Zentner. — Marktplatz: 200 Stück Filder- kraut zu 25 Mrk. vr. 100 Stück.
Für die Redaktion verantwortlich: W. Rieker, Mtensteig.
Die M6I816N Kfkmkkoilen
entstellen llekanntllell dnroll IlnrsAslmässiK- keiten der Verdauung - Organe und darnm sollte Niemand unterlassen, Allen UaAsnlls- svllwsrden mit ^ewissenllakt rmllsreiteten Äitteln 2 N llsZSAnen, nm tt^nsartnnAen vor/.nlleuAsn.
Nnn werden die Lebten »llannoverseken ÄlnAentropken" (ans d. Ballrilc pllarmaoentisoller Brasparate von ^d. 8pelmarm in Hannover) nnr ans denjenigen ÜrLutern eto. bereitst, belobe gerade bei den Nagennbeln und Ilnter- leillsllssollwsrdsn insbesondere bei: ^.ppetit- losigbeit, 8ellwaolle des Nagens, lilagenbrampk, übslrisollendem ä-tllem, Lläbnngen, saurem ^nistossen, Nolik, Llagenbatarrb, Kodbrennen, Bildung von 8and und drles, übermässiger Kobleimprodnetion, Oslllsnellt, übel und lür- breobsn, Hartleibigkeit oder Verstopknng, ^Würmer, Mir-, Beller- und üämorrboidal- Bsidsn n. s. w. gan? besonlers wollltllusnd, sobmerslindernd und beilsam wirken. Bs wird datier Nllsn, dis an den betrübenden Böigen der andauernden NrLnkliollkeit leiden, gans besonders warm emplobleu, die Lobten »lttan- noversoben Llagsntropten" (rin baden das 6llas mit Osbranobsantveisullg xu 75 Bl in den Nxotllsken) regelmässig in vorgesobrisbsner ^Veiss rin gebranoben, um dadnrob dis ge- sollwnndsne Uralt und den trüberen lrobsn Bebens mntll -.vielter -mrüek 2 N gewinnen.
»Unsere ganze »Verbindung abzubrechen und Sie Ihres Weges ziehen zu lassen.*
Die zwei Männer standen sich gegenüber, Ticehorst rot vor Zorn, Gilbert ruhig, aber totenblaß; (nur die Muskeln seines Mundes zuckten in verhaltenem Groll, als er sagte:
»Sie wollten sich von mir trennen, Ticehorst? Das glaube ich nicht; Sie sind zwar nicht sehr klug, aber so thöricht sind Sie doch nicht, wegen des kleinen Streites den Mann zu verlassen, welcher Sie zu dem machte, was Sie sind. Denn aus Ihrer hohen Geburt waren Sie nur eine Null, und ich war es. der Sie lehrte, eine Zahl vor diese Null zu setzen. Einmal muß ich Ihnen doch sagen, was Sie mir schuldig sind und als was ich Sie fand, da Sie noch in den Händen Ihres alten tölpischen Erziehers waren.*
Der Gedanke an einen Streit mit seinem Zögling, der seine Macht nur noch mehr befestigen sollte, hatte schon lange in Hasbürns Seele gelegen. Er sah den jungen Lord schon im Geiste um Verzeihung bitten. Doch dieser dachte nicht daran.
»Mein Erzieher mag vielleicht ein Tölpel gewesen sein, aber er war ein Ehrenmann und spottete nicht über Menschen, die ihm Gutes erwiesen hatten, wie es manche Leute zu thun pflegen.* Er sprach die letzten Worte so bedeutungsvoll, daß Gilbert beleidigt rief:
»Spielen Sie nicht mit versteckten Redensarten, mein Lord! Was meinen Sie mit dem eben Gesagten?*
»Genau das, was ich sagte. Sie haben hinter meinem Rücken über mich gespottet und gelacht, als die Leute Sie meinen Wärter nannten.*
»Ah!* rief Hasbürn aus, »Sie habe» nicht umsonst einige Stunden in Maitlands Gesellschaft zugebracht; — der Stich kommt von ihm,
— darauf will ich schwören. Nun hören Sie mich an, Ticehorst, Sie sprachen von Trennung und kein Mann läßt sich so etwas zweimal bieten. Im Augenblick kann ich noch nicht fort, weil das Rennen in Don- castcr noch abzuwarten, woran wir beide beteiligt sind. Ist das vorüber, so werde ich Ihnen Ihre Rechnungen und Papiere vorlegeu und Sie von meiner Gegenwart befreien."
Er blickte den jungen Mann bei diesen Worten scharf an und hoffte, daß diese Ankündigung denselben zu eioer Entschuldigung ver- anlassen sollte, doch der Lord erwiderte einfach: »Ich bin ganz damit einverstanden,* und sein L.cht ergreifend, verließ er das Zimmer.
16 . Kapitel.
Mrs. Husch erkennt ihren früheren Gast.
Miß Grace Lambert hatte durch ihr liebenswürdiges und bescheidenes Wesen die Herzen aller Gäste von Belweter-House gesonnen — es herrschte also eine allgemeine Bestürzung, als nach ihcer Ohnmacht Mrs. Block die Mitteilung machte, daß die junge Künstlerin zu unwohl sei, ihr Zimmer verlassen zu können. Der Hausherr wollte an einen berühmten Arzt in London telegraphieren lassen und Lady Belweter eilte an das Bett ihres jungen Gastes. Nur Gertrudens leise Bitte, Mrs. Block allein bei ihr zu lassen, konnte sie bewegen, sich zu entfernen.
Gertrude lag still und blaß auf ihrem Lager; meistenteils war sie in einem Zustande der Betäubung; sobald sie aber ihre Besinnung erhielt, hatte sie nur den einen Gedanken: das Glück ihres Lebens durch ihre frühere, unüberlegte Heirat verscherzt zu haben. Zwar hatte sie von dieser Seite insoweit nichts zu fürchten, als ihr Gatte im Gegenteil vor ihr Furcht haben mußte, aber was konnte das ihr «ud ihrer Liebe zu Mark helfen? (Fortsetzung folgt.)