82 . Amts- Md Anzeigedlatt fiir dm Oberamtsbezirk Calw. 8 «. ZchMs.

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Erscheinungstage: Montag, Dienstag, Mittwoch, »onnerstag, Freitag und Samstag. Jnsertionspreis >1 Psg. pro Zeile für Stadt u. Bezirksorte; außer Bezirk IS Psg.

Kreitag, den 7. April 1911.

Bezugspr. i. d. Stadt '/«sLhrl. m. Trägerl. Mk. 1.2S. Postbezugspr. s. d. Orts-u. Nachbarortsverk. >^abrl. Mk. t.so, im Fernverkehr Mk. 1.S0. Bestellg. m Württ. 30 Psg., in Bagern u. Reich 4L Psg.

Amtliche Bekanntmachungen.

BekanNtmachvug

Die Maul- und Klauenseuche ist in Langenbrand, OA. Neuenbürg, erloschen.

Calw, den 7. April 1911.

K. Oberamt.

Amtmann Rippmann.

Zur

Silberhochzeit der MlssMarr.

(8. April 1911.)

Die heutige Nummer desStaatsanzeigers" enthält zum morgigen Festtage des KönigS- paarS das Bildnis Ihrer Majestäten mit einem sinnreichen Gedicht und hieran anschließend den Frstartikel, den wir nachstehend wiedergeben:

Morgen abend beginne» am Kgl. Hofe die Festlichkeiten zum 25. Jahrestage der Vermählung Ihrer Königlichen Majestäten. Aber seit Wochen schon geht im Lande die Reihe um mit den finnigen Veranstaltungen, in denen die freudige Teilnahme des Volkes an der Feier im Königs­hause einheitlichen Ausdruck gesunde» hat. Um­fassendere Festlichkeiten und glänzendere Huldig­ungen hätte die Verehrung und Dankbarkeit de» Landes für da» geliebte Königtpaar bereit ge­habt. Doch der schlichte Sin« der Majestäten wünschte die Silberne Hochzeit zu feiern, wie sie der Bürger und seine Gattin begehen: als ein Familienfest, und wollte, der anhänglichen, treuen Gesinnungen des Württemberger Lande» gewiß, statt persönlicher Geschenke nur jene Art von Stiftung aunehmen, in der dem Lande wieder zu gute kommt, was auf de« Jubeltag aus de» Hände« freier Geber zusammenfließt. Da« Land

hat den edlen Sinn de» hohen Fürstenpaars verstanden, und wenn in diese« Tagen die Blume der Barmherzigkeit" jedermanns Gewand schmückte, so blühte zugleich in ungezählten Württembergischen Herzen die Blume der Liebe zum Königshaus.

25 Jahre laug hat nun da» Königspaar mit dem Laude, hat da» Land mit dem KönigS- paar Freude und Leid geteilt. Da» hat beide innig verbunden. Zu der alteingrlebten Treue gegen dar angestammte Fürstenhaus ist im Volke die persönliche Anhänglichkeit und Liebe getreten, die heute den Majestäten in den weitesten Kreisen entgegengebracht wird. Dem Königspaar aber ist es zum liebgewonnene» Lebensberuf geworden, als Landesvater und Landesmntter sorgend zu walten. Da» ist ja da» schöne Vor­recht fürstlicher Geburt: da» edle Wirken in» Allgemeine, die Tätigkeit für da» Wohl Unzähliger. Mit welchem Ernste, mit welcher Pflichttreue der König und Seine hohe Lebensgefährtin in den 25 Jahre« Ihre» segensreichen Bundes diese schönste Aufgabe eine« Herrscherpaare« erfaßt und erfüllt habe«, de» ist da» ganze Volk Zeuge. Warme Sorge laste« Sie oft genug bi« an den letzten Herd im Königreich verspüren. Wo ganze Gemeinden schweres Unheil heimsuchte, da kam vom Throne da» erste tröstende Wort, die früheste werktätige Hilfe. Wo vorübergehende Notstände zu bekämpfe», behebbare zu beseitigen, dauernde zu lindern sind, da geht da« Königs­paar aneifernd voran. Wo ein gemeinnützige» .Werk zu fördern, dem allgemeinen Wohl zu dienen ist, da weiß mau im Lande, wo die Führer zu finden sind. Und nicht von stolzer, einsamer Höhe Gnade zu spende« ist die Art der Majestäten; gerne anerkennen Sie die Mitarbeü, wo immer sie sich anbietet, und treten wohl auch

selbst in die Mitte der zu Rat und Tat Ver­sammelten.

Bald 20 Jahre sind'», daß der Ehebund, den einst Prinz Wilhelm und Prinzessin Char­lotte geschloffen, aus dem Throne von dem König und der Königin fortgesetzt wurde. Wa» da­mals der König SeinenWürttemberger«" beim Regierungsantritt gelobt, was er in Seiner ersten Thronrede verheißen, e« ist in den zwei Jahrzehnten, die seither in« Land gegangen find, die Richtschnur Seine« Handeln» gewesen. DiePflege eine» stetigen, besonnenen Fortschritts" steht in Gesetzgebung und Verwaltung, in der Fürsorge für da» wirtschaftliche und geistige Leben, für Kirche und Schule, für Wissenschaft und Kunst als Ueberschrift über alle» Kapiteln, die unter Wilhelm II. dem Buche der württem­bergischen Geschichte neu hinzugewachsen find. Ein frische» Vorwärtsschreiten unserer öffentlichen Einrichtungen ist allenthalben zu spüren gewesen, und wa« auf irgend einem Gebiet dem Land und Volk in Württemberg dienlich und förder­lich sein konnte, dem hat der König Sein Augen­merk zugewendet. Nicht zuletzt hat Er der Stadt Stnttgart, al« deren Sohn und Bürger Er sich fühlt, viele Beweise de« Wohlwollens «nd der Förderung gegeben, und ihr schöne» Empor­blühen gereicht Ihm, wie der Bürgerschaft Groß- Stnttgart» bei feierlichem Mahle an» des König« eigenem Munde vernehmen durfte, zur innigsten Freude und Genugtuung. Ein deutscher Fürst z« sei«, der festgefügte» machtvollen Einheit de» Reichs in treuem Znsammenstehen mit dem Kaiser und de« Bundesfürsten allezeit zu dienen, ist Seiner Majestät ein Anliegen, da» Er von Seinen ersten Kundgebungen an stet» allem vorangestellt hat. Der Freude an dem großen gemeinsamen deutsche» Heere, dem Wunsche, daß die württem-

»> Die Äßmaims.

Roman von Courths-Mah ler.

(Fortsetzung.)

Frau Adolphine biß die Zähne in die Unterlippe. Sie hatte wieder den Groll gegen den starrköpfigen Sohn in sich aufsteige« fühlen, der e» so gar nicht nötig gefunden hatte, die Eltern für sein eigenmächtige» Handeln um Verzeihung zu bitte» oder gar die Hand zur Versöhnung z« biete». Ihres Gatte« eindringliche Worte, sein ernster Blick zeigten ihr, wie sehr er unter dem Zerwürfnis mit dem Sohne gelitten hatte. Und da» blieb nicht ohne Eindruck auf sie. Hatte sie nicht auch darunter gelitten? Wenn sie e» sich auch nicht eingestanden hatte, jetzt fühlte sie doch, daß e» so war.

Und zugleich regte sich zum erstenmal etwa» wie Reue in ihrem Herzen, daß sie Ernst all die Jahre so schroff gegenüber gestanden hatte. Ihr Mann hatte recht, sie durste sich nicht wunder», wenn er zuerst Groß- tanting Mitteilung gemacht hat.

Jedenfalls war sie nun doch etwa» au» ihrem seelischen Gleichgewicht gerissen. Peter sah in ihren Angen etwa» wie Tränen funkeln. Das machte ihn ganz faffungSlo«.

Adolphine.'" rief er weich «nd herzlich.

Sie ruckte sich zusammen «nd zerdrückte hastig die Träne in ihren Augen.

Bitte, verständige auch Georg davon. Ich muß jetzt das Zeichen zum Beginn der Tafel geben", sagte sie etwa» unsicher, winkte ihm flüchtig zu und ging davon.

Peter sah ihr eine ganze Weile mit sonderbarem Ausdruck nach. Er bemerkte selten genug eine Gefühlsregung bei seiner Fra«. Sie

verlor nie ganz die Selbstbeherrschung. Daß ihr aber heute der Gedanke an ihre« ältesten Sohn sehr nahe ging, merkte er sehr wohl.

Er suchte dann Georg auf.

Dieser nahm die Mitteilung mit unbewegtem, kühlem Erstaunen auf. Ihm war der Bruder immer eine Art Abenteurer gewesen, von dem nicht viel Gute» zn erwarte« war. Und nun entpuppte er sich als so eine Art Berühmtheit. Jedenfalls brachte ihn diese Eröffnung in keiner Weise au» seiner Seelenruhe.

ES ist gut, Vater, du brauchtest nicht in Sorge zu sei», daß ich mich verraten hätte. ES braucht ja niemand zu wissen, daß wir im Grvnde nur «och sehr lose mit ihm znsammenhängen", sagte er gelaffen.

Peter nickte.

Das wird nun wieder besser werden, wen» Ernst heimkehrt."

So? Er kehrt zurück?"

Sicher. Er wird sich diese Gelegenheit nicht entgehen lassen, Frieden mit un« z« schließen."

Wohl möglich. Aber du gestattest, Vater, ich muß Fräulein Hage­mann zu Tische führen, ich sehe, sie wartet bereit»."

Damit ging er eilig auf eine schlanke, blonde Dame zu, die genau so hochmütig und herablassend au» de« blauen schläfrigen Angen blickte, wie ihre Mutter.

Bei Tische ließ e» sich der Geheime Baurat Bürger natürlich nicht nehmen, eine« Toast ans den Sohn de« Hause» auszubringen.Der angehende Stern am Himmel der Baukunst, der unserer lieben Vaterstadt einen Tempel der Kunst aufbauen wird, wie er schöner und herrlicher nicht gedacht werden kann." Nun war Ernst Aßmann plötzlich in aller Mund. Jeder wollte Näheres von ihm wiffe». Man bestürmte alle Familienmitglieder, und je nach der Quelle, aus der man schöpfte, erhielt man ein entsprechende« Bild de» preisgekrönten Architekten. Großtanting malte in den sattesten, leuchtendsten Farben und zitterte vor Stolz über