Darauf nahm als Doyen des hiesigen diplo- watischen Korps der italienische Botschafter Graf de Launay das Wort zu einem Dank für die gehörte Begrüßung und schlug der Versamm­lung vor, den Fürsten znm Vorsitzenden zu er­nennen. Dieser Vorschlag wurde einstimmig genehmigt und demnächst das Sekretariat ge­bildet. Fürst Bismarck gab darauf eine kurze Darlegung des Planes der Verhandlungen und damit schloß die Sitzung: die nächste wird vor­aussichtlich am Dienstag stattfinden.

* Berlin, 17. Nov. Nachdem Fürst Bis­marck in seiner Eröffnungsrede als die Ziele der Konferenz erstens die freie Schifffahrt und den Handel auf dem Congo, zweitens die freie Schifffahrt auf dem Niger und drittens die Festsetzung der Formen der zukünftigen Besitz­ergreifung auf dem afrikanischen Festland'e hin­gestellt und erklärt hatte, die Konferenz werde sich mit den augenblicklichen Souveränitäisfragen nicht beschäftigen, und nachdem eine französische Denkschrift verlesen worden war, antwortete der englische Vertreter Sir Edward Malet, England teile die Bestrebungen des Fürsten v. Bismarck und genehmige die drei Konferenz­ziele, mache aber einen Vorbehalt in Betreff des Nigers. Es erwarte, daß die Ueber- tvachung der obigen Grundsätze nicht durch einen internationalen Ausschuß erfolge, indem Eng­land als der Haupt- oder vielmehr als der alleinige Eigentümer des 'unteren Niger die Ueberwachung als eine eigene Pflicht und als eigenes Recht ansehe.

* Das in letzter Nr. gemeldete Eisenbahn­unglück, welches sich am Freitag mittag bei Hanau ereignete, erweist sich leider größer als anfänglich angenommen wurde. Sofort ge­tötet sind nach amtlicher Bekanntmachung 19 Personen, von welchen 4 bis jetzt nicht agnos­ziert sind, die übrigen sind durchweg aus der Gegend von Hanau. Schwerverletzt sind 6, leichtverletzt 10, ebenfalls hessische Landlcute und Handelsmänner aus Frankfurt a. M. Von den Opfern des Unglücks sind letzte Nacht weitere 2 gestorben, ein ISjähriges Mädchen und ein 28- jähriger junger Mann. Also im Ganzen 21 Tote, 16 Verwundete.

* Am Samstag abend hat in der Nähe des Hanauer Ostbahnhofes auf der Frtedberger Strecke etwa um 9^ Uhr ein abermaliger Zu­sammenstoß von Eisenbahnzügen stattgefunden. Ein Personenzug (Friedberg-Hanau) ist infolge falscher Weichenstelluug auf einen Gütcrzug, der eben rangiert wurde, gefahren. Es erfolgte ein furchtbarer Zusammenstoß. Zwei Wagen des Güterzuges sind zertrümmert. Von dem Fried­berger Zug ist die Lokomotive stark beschädigt. Ein Kohlenwagen ist in einen leeren Personen­wagen 1. u. 2. Kl. ganz hineingerannt, ein Wagen 3. und 4. Klaffe durch den Hinteren Druck eines schweren Güterwagens aus dem Geleise in die Höhe gehoben und die Böschung zur linken Seite hinabgestürzt. Beide sind total zer­trümmert. Im Waaen 3. Klasse wurde ein

wicht gelungen, den alten Meister von zeinem emmai, gefaßten Emsqtuß Martin Genugthuung zu verschaffen abzubringen, und nur unter schweren Anstrengungen, die Steffens seine Unrhat gewiß bereuen ließen, vermochte er Spölling von der sofortigen Anzeige zurückzuhalten.

Steffens wollte um keinen Preis die Schande überleben, daß ihm die Bevölkerung des Städtchens spöttelnd begegnen und als den hinter­listigen Verleumder des jungen Mannes, der sich der allgemeinen Sym­pathie zu erfreuen gehabt verurteile. Und anders durfte es schwerlich kommen, wenn Spölling durch Darlegung der Briefe vor Gericht diesem zur Aufhebung des über Marlin verhängten Urteils Veranlassang geben wollte.

Steffens Entweichung konnte der Ehrenrettung des Ausgewiesenen unter keinerlei Umständen hinderlich sein, da der Entweichende selbst in einem bet Meister Spölling niederzulegenden Schriftstück sich des Be­truges und der Verleumdung dem Gerichte gegenüber geständig erkannte. Verabredetermaßen sollte der alte Meister von diesem, sowie den übrigen Papieren, vor Steffens Abreise keinen Gebrauch davon machen. Außer­dem hinterlegte er noch die Summe von 200 Tahlern als Schmerzens­geld an Martin für die erlittene Unpill. Nur schweigen, das war der einzige Wunsch, welchen der entlarvte Kaufherr zu erfüllen bat.

So war Herr Steffens in die gewiß eigentümliche Lage gekommen, sich selbst das Urteil zu sprechen, selbst die Bitterkeit des Schicksals durchzukosten, welches er in ränkevoller Weise, durch Bosheit über seinen glücklicheren Nebenbuhler verhängt hatte. Er wußte, daß er die Ge­duld des alten Meister Spölling nicht allzulang auf die Probe stellen durfte. Die Geheimhaltung der Skandalgeschichte dünkte ihm nicht länger als sicher und zuverlässig, als Spölling den Ausgewiesenen noch nicht Wieder ausfindig gemacht. Der wackere Meister aber hatte iudeß nichts

Sozialisten handelte, den mau im Sternberger Gefängnisse wähnte, während er seit Wochen in der Olmützer Frohnfeste sich besinnet.

* Bern, 15. Nov. Die neulich stattgehab­ten Nationalratswahlen haben in Tessin ein schlimmes Nachspiel im Gefolge, das bereits einen sehr ernsten Charakter angenommen hat. Die dortige ultramontane Regierung, der die Wahl von 2 freisinnigen Mitgliedern des National- rates im Kreise Lugano sehr ungelegen war, hatte, um das Wahlresultat umzustürzen, sich zu der Willkür htnreißen lassen, dem Stadtrate von Lugano in 5 verschiedenen Dekreten die Streichung einer Anzahl liberaler Wähler und die Eintragung von 117 anderen ihrer Partei angehörenden Personen in die Stimmregister an- zubefehlen, unter Androhung einer BußeHon je 500 Frcs. im Falle der Nichtvollziehung jedes einzelnen Dekretes. Die Munizipalität von Lugano protestierte hiegegen mit Recht u. wandte sich gleichzeitig an den Bundesrat Bern. Dieser wies die Regierung von Tessin, die sich in ihrer Vernehmlassung an den Bundesrat auf ihre Kompetenz in der Sache steifte, an, die Exe­kution der Buße zu suspendieren, bis die zu­ständigen Behörden über den Rekurs der Ge­meinde Lugano entschieden hätten. Die Tesstner Regierung kehrte sich indessen an diese buudes- rätliche Verfügung nicht, sondern traf im Gegen­teil Maßregeln zur Eintreibung der Buße von 2500 Frcs. resp. zur Pfändung, indem sie eine Anzahl Gensdarmen in das Vorzimmer Her Munizipalität beorderte. Der Stadtrat vra Lugano wandte sich neuerdings telegraphisch au den Bundesrat um Schutz gegen diese beispiel­lose Brutalität. Vergeblich wiederholte Her Bundesrat seine Verfügung unter Androhung anderweitiger Maßregeln gegen die Regierung. Als nun heute 2 Abgeordnete von Lugano mit dem Bundespräsidenten die Angelegenheit mündlich klar gestellt hatten, beschloß der Bundesrat in außerordentlicher Sitzung, sofort einen eidgen. Kommissär ins Tessin zu entsenden, mit der Mission, die Regierung aufzufordern, der bundes- rätltchen Weisung nachzukommen und besonders die bereits begonnene Pfändung des Grundeigen­tums emes Gemeinderats zu sichern. Sollre ihm dies nicht gelingen, so werden ihm sofort die nötigen militärischen Mittel zur Verfügung gestellt werden. Die erforderlichen Truppenteile sind bereits avertiert u. jeden Augenblick marsch­bereit. Die Sache ist, wie gesagt, eine fehl ernste geworden; die Verantwortlichkeit für den Ausgang derselben trägt natürlich die Tesfiner Regierung, die durch ihr Vorgehen einen Akt der Rache an der freisinnigen Stadt Lugano üben wollte. Der Bundesrat wird aber mit aller Energie der rebellischen Regierung gegen­über seine Autorität und sein Ansehen zu wah­ren wissen und es nicht dulden, daß seine Be­fehle schlechthin ignoriert werden. (Nach neue­ster Nachricht hat die tesstatsche Regierung nach- e,egeben.)

Füc die Redaktion verantworkilch: W. Meter Attenftelg.

eärgeres zu lhun, als oen Ausemvalt Marlins auszukulldschaften. Dies war nun freilich nicht so leicht und Leut, die auf-ihren Spaziergängen ab und zu einmal bei Meister Spölling vorsprach, glaubte schon aus der Erfolglosigkeit der ongestellken Nachforschungen auf ein Unglück schließen zu müssen, welches Martin vielleicht zugestoßen sein könne. Ihr liebend Herz beschlichen zuweilen bange Zweifel, und Leni erfuhr es au sich selbst wie doch die Liebe so leicht alles hoff- und alles fürchtet.

Inzwischen verhielt sich Peter Scharffeuberg über deu Gegenstand der Neigung seiner Tochter äußerst schweigsam. Frau Kathrine, so oft sie auch gelegentlich die Rede auf Martin und Steffens brachte, war doch niemals so glücklich zu erfahren, ob die Meinung ihres Gemahls eme wesentliche günstigere geworden, als wie er sie vordem bezüglich einer Verheiratung Lenr's gehabt.

Dem Meister Spölling gegenüber war er redseliger.geworden. Ihm hatte er es nicht verschwiegen, daß er jetzt freilich anders über Martin denke. Set ihm doch damals ganz sonderlich zu Mut geworden, als der Ausgewtesene zu ihm ins Schiffhaus gekommen, um Abschied zu nehmen.

»Im Geiste sah ich ihn noch nach langen Wochen so vor mir stehen, wie er eindringlich zu mir redete, und mich wiederholt darum vat, die gute Lcnt nicht dem falschen Steffens anzuvertrauen, es müßt' rhr Unglück sein,* hatte Peter Scharffeuberg gesagt, und daraus zu folgern gemeint, daß nur ein rechtschaffener Mensch m solchen für ihn schweren Zeiten noch so fühlen und reden mochte.

Freilich die Familie der Scharsftnberge hatte, so viel sich der Schiffhaus- wirt erinnern konnte, bei i'men Verbindungen immer darauf Besachr genom­men, daß em hübscher Notpfennig für etwelche im Schoß oerZukunft verborgene Gefahren bereit gelegen uns Ehr' zu Ehr gekommen war. (Schluß folgt.)

Passagier, der beim Umfallen herausgekrochen ist, leicht verletzt, ebenso ein Schaffner und der Lokomotivführer. Alle übrigen Passagiere waren zuvor am Nordbahnhof ausgestiegen, sonst wäre wieder ein namenloses Unglück vorgekommeu.

* Triberg, 14. Nov. In der kurzen Zeit von 14 Tagen sind hier etwa 80 Personen am Typhus erkrankt, darunter etwa die Hälfte schwer. Wie es scheint, hat die Krankheit ihren Höhepunkt noch nicht erreicht, da heute wieder 9 frische Fälle angezeigt wurden. Daß daS Wasser die Ursache der Epidemie sei, wie manche Blätter angeben, wird hier vielfach bestritten. Die Untersuchung desselben, die gegenwärtig in Karlsruhe stattfindet, wird hierüber Aufschluß bringen.

* Einer wandernden Volkssängergesellschaft begegnete dieser Tage in Heidelberg das Mißgeschick, daß ihr im Gasthofe die sämtliche in einer Reisetasche verpackte Garderobe gestohlen wurde. Den Thäter hat man bis jetzt nicht erwischen können, und dürfte dies auch so sehr leicht nicht sein, hat er doch Material: falsche Perrücken uud Bärte, Charakteranzüge rc. in Fülle, womit er sich leicht unkenntlich machen kann.

* Wie man aus Mainz berichtet, ist der Wafferstand des Rheins ein so niedriger, daß die Schifffahrt aufs äußerste beschränkt werden mußte, und da diese Kalamität mit jedem Tage größer wird, so ist die Schifffahrt wahrschein­lich schon heule völlig eingestellt worden. Schon am 10. Novbr. fuhr tu Bingen ein mit Weizen beladenes Schiff auf und versank. Unter sol­chen Umständen müssen die Transporte, welche schon zu Schiff befördert wurden, die Rheini­schen Bahnen aufsuchen. Der Verkehr auf der Hessischen Ludwigsbahn ist deshalb ein beson­ders umfangreicher geworden, so daß zur Be­wältigung desselben, außer den fahrplanmäßigen Zügen 10 bis 12 große Extrazüge für die Fracht­beförderung abgelassen werden müssen. Dieses ist ein Wesentlicher Grund, daß in den letzten Tagen der Kurs der hessischen Ludwigsbahn- aktien ziemlich angezogen hat.

* (Em Feind der Wollkleidung.) Der Woll- apostel Professor Jäger weilte am vorletzten Sonntag in Troppau, wo er einen Vortrag hielt. Noch während er in Troppau anwesend war, erhielt er aus Brünn einen Brief mit fol­gendem Wortlaut: »Herr Professor Dr. Jäger. Ich gebe Ihnen Avieso wie Sie in Troppau eintreffen mit Ihre Prädigen so werden Sie vergiftet ober erschossen wenn nicht in Troppau so wird Ihnen die Ehre anderwärts geschehen.* Der Schreiber scheint ein Leineweber zu sein.

Ausland.

* Von Wien telegraphiert man der »F. Z.* unterem 17. November: Gestern erfolgte eine Dynamit-Explosion im Bezirksgerichtsgebäude in Sternberg. Die Kamine sind eingestürzt, Thüren und Fenster wurden zerschmettert. Nie­mand wurde beschädig!. Man vermutet, daß es sich um den Versuch zur Befreiung eines