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Aktenkeig, Donnerstag dm 20. Movember.

1884

Kr. 137.

Amtliches.

K. Amtsgericht Nagold.

Gemäß tz. 12 der Dienstvorschriften für die Amtsgerichte wird bieunt veröffentlicht, daß vom 1. Januar bis 31. Dezember 1885

1) die ordentlichen Sitzungen des Schöffen­gerichts am 8. 15. 22. 29. Januar, 5. 11. 12. 19. 26. Februar, 5. 11. 12. 19. 26. Murz, 1. 8. 9. 16. 23. 30. April, 7. 13. 20. 21. 28. Mai, 3. 10. 11. 18. 25. Juni. 2. 8. 9. 16. 23. 30. Juli, 6. 13. 20. 27. August, 3. 10. 17. 24- September, 1. 7. 8. 15. 22. 29. Oktober, 5. 11. 12. 19. 26. November, 3. 9. 10. 17. 23. 24. 31. Dezember,

2) die ordentlichen Sitzungen des Oberamis- richters am Dienstag, diejenigen des Amts­richters am Freitag, diejenigen des Hilfs- richters am Mittwoch jeder Woche mit Aus­nahme der auf den Mittwoch fallenden Schöffensttzuvgstap", beziehungsweise Fest­oder bürg erlichen Feiertage obgehalten werden,

3) der ordentliche Gerichtstag, an welchem mündliche Anfragen und Gesuche bei einem Amtsrichter vorgetragen, Anträge und Ge­suche zu Protokoll des Gerichtsfchreibers angebracht und Verhandlungen gemäß §. 461 Civ.-Pr.-O. gepflogen werden können, am Samstag jeder Woche mit Ausnahme der auf denselben fallenden Fest- oder bürger­lichen Feiertage,

4) der Gerichtstag in Altensteig stets an einem Montag und zwar am 5. Januar, 2. Feb­ruar, 2. März, 30. März, 27. April, 18. Mai, 15. Juni, 13. Juli, 24. August, 28. September, 26. Oktober, 23. November, 21. Dezember, stattfindet.

Nagold, den 13. November 1884.

O.-A.-R. Daser.

2 Der Reichstag, welcher heute Donnerstag in Berlin Zusammen­tritt, wird eine wesentlich andere Physiognomie zeigen, als der vorige. Am Freitag haben die letzten Stichwahlen stattgefunden und im Laufe dieser Woche noch werden wir in der Lage sein, unseren Lesern ein abschließendes Bild von der Stärke der Parteien im neuen Reichstage geben zu können. Im Moment ist ein klarer Ueber- blick noch nicht möglich, denn es sind diesesmal viele sogenannte Kompromiß-Kandidaten gewählt worden, deren Parteizugehörigkeit noch nicht festfteht. Auch die notwendig werdenden Nach­wahlen dürften durch ihre Ergebnisse noch einige kleine Aenderungen an dem allgemeinen Wahl- bilde notwendig machen.

Bereits am Mittwoch, einen Tag vor der Retchstagseröffnung, werden die einzelnen Fraktio­nen zu Sitzungen zusammentreten. Man muß sich erst über die allgemeine Parteilage orientie­ren, ehe man in d-e Parlamentsverhandlungen selbst eintritt. Dazu kommen die vielen par­lamentarischen Rekruten, die diesmal aus der Wahlurne hervorgegangen find, Leute, die bis­her noch nicht im Reichstage gesessen haben. Mit denen haben es die Parteileitungen anfangs ebenso schwer, wie die Unteroffiziere mit dem jungen Zuwachs des Heeres oder der Fahr- knecht mit einem Pferde, das noch nicht etnge- fahren ist. Wir wissen, daß wir aus der Schule plaudern, wenn wir sagen, die neugebackenen Parlamentarier bringen meistens eine Begeister­ung für die Sache mit, für deren Verwendung das Parlament keine Gelegenheit bietet; diese gilt es nun zu dämpfen und ihre Träger an d>e spanischen Stiefel der Parteidisziplin, der varlamemuLÜche» Geschäftsordnung und der

allgemein stillschweigend angenommenen Gebräuche zu gewöhnen.

Die Vorbesprechungen haben aber diesmal auch mit Hinblick auf die Präsidentenwahl ein erhöhtes Interesse. Eigentlich sollte der erste Präfideritenfltz dem Zentrum, als der numerisch stärksten Partei gehören. Indessen innere Gründe, die hier nicht erwähnt zu werden brauchen, haben veranlaßt, daß das Zentrum sich immer mit dem zweiten Platz begnügte, während der erste, so lange die konservativ-klerikale Mehrheit be­st, ht, immer den Konservativen zufiel. Die Stelle eines zweiten Vizepräsidenten gehörte der Fortschritts- resp. deutschfreisinnigen Partei und wurde in der letzten Session vom Abg. Hoff- mann ausgefülli; es steht noch dahin, ob die Deutschfreisinnigen, die an Mitglicderzahl zu- rückgcgangcn sind, diesmal den Platz für einen der Ihren erhalten wurden; die Nationalliberalen werden ihnen denselben streitig machen.

Wird nun auch wieder den Konservativen die Vergünstigung eivgeräumt, den ersten Prä­sidenten zu stellen, so werden sie selber bei Fest­stellung der Person, die sie Vorschlägen sollen, einigermaßen in Verlegenheit geraten. Denn allen bisherigen Reichstagspräsidenten und Vize­präsidenten hat die abgelaufene Wahlkampagne übel mitgesstielt: es ist keiner wiedergewählt worden. An sonstigem tüchtig geschulten Par- lamentspersona! hat aber die konservative Par­tei gerade keinen Ueberfluß und wenn sich auch unter den ncugewählten Mitgliedern zwei Leute finden, denen man das Geschick für den erwähn ten Posten zutraut, so find sie doch Neulinge im parlamentarischen Leben und leicht wird dem Präsidenten diesmal fein Amt sicher nicht ge­macht.

Ueberträgt sich die Erbitterung, die größten­teils diesmal bei den Wahlen geherrscht hat, auch auf das Parlament, dann kann man sich auf heftige Szenen gefaßt machen. Auch ist zu beachten, daß die Sozialdemokraten in einer Zahl ins Haus treten, die ihnen zum erstenmal er­laubt, selbständige Anträge zu stellen. Dadurch erhalten die Reichsverhandlungen ebenfalls ein ganz neues Gepräge. Ferner wird Herr Windt- horst zweiffellos für den Herzog von Cumber- land eine Lanze brechen. So wird der neue Reichstag zwar wenig Ueberraschendes, wohl aber viele interessante Debatten bringen.

Laudessachrichtea.

* Nagold, 17. Ncv. Gestern mittag waren

im Gasthof z. Rößle Vertreter der Männerge­sangvereine von Altensteig, Calw und hier ver­sammelt, um die Statuten festzusetzen, über Gründung einesUnteren Schwarzwald-Gau- Verbands." Zweck dieses Verbandes ist ein gegenseitiges freundschaftliches Nähertreten der Vereine, und Hebung und Förderung des edlen Gesanges. (Ges.)

* Pfalzgrafenweiler, 15. Nov. Eine hochwichtige Sache, die für die hiesige Gemeinde eine eigentliche Lebensfrage ist, geht ihrer end lichen Lösung entgegen. Es ist dies die Aus­führung einer Wasserleitung. Schon seit Jahren beschäftigt das dringende Bedürfnis einer Wasserversorgung die ganze Einwohnerschaft und hält die Gemüter in fortwährender Erregung. Um so freudiger begrüßt darum die Gemeinde den Beschluß der bürgerlichen Kollegien, daß eines der bestehenden Projekte baldmöglichst zur Ausführung kommen soll, wodurch dem leidigen Wafferstrctt endlich der Garaus gewacht und eine wichtige Grundlage für das fernere Wohl­ergehen der Gemeinde geschaffen wird. Hoffen wir, daß das bedächtige Vorgehen des Kolle­giums dazu führen wird, ein Werk zu schaffen,

das auch in der fernsten Zukunft noch als ein von schlimmen Zufällen unabhängiges, wohlan- gelegtes und dankbares bezeichnet werden wird.

(Schw. M.)

* C an «statt, 15. Nov. Gestern abend wurden lautC. Z." die Reisenden des von Cannstatt nach Sturtgart uw 8 Uhr 21 Min. abg-henden Personcnzugcs Mosern etwas un­liebsam berührt, als die Lokomotive nach Pas­sieren des Tunnels, da wo das Geleise für den Güterzug abzweigt, die Notsignale ertönen ließ. Als der Zug zum Stillstand gebracht war, zeigte es sich, daß infolge falscher Weichenziehung der Zug auf dem für den Güterzug bestimmten Geleise fuhr. Sofort wurde er wieder auf die richtige Fahrbahn gebracht und kann man noch von Glück sagen, daß nichts weiteres trassiert.

* Rottweil, 15. Nov. Am 14. Septkr ds, Js. hatte der Tuchmacher Christian Katt Nestle von Freuden stad t in seinem zu ebener Erde gelegenen Packraum ein Stück graues Tuch (4,30 Meter messend), auf eine Packliste gelegt, um es zum Dekatieren forttragen zu lassen, und sich hierauf in den oberen Stock be­geben. Als er nach einer Viertelstunde wieder herunterkam, traf er auf der Schwelle zwischen dem Packzimmer und dem daran anstoßenden Laden stehend, den ledigen Bäcker Rupert Eisele von Wellendingen, OA. Rottweil, der auf seinen Vorhalt, wie er dazu komme, sein abgeschlosse­nes Geschäftslokal zu betreten, erwiderte, es lei offen gewesen, und zugleich um ein Mittagessen bat. Kaum hatte Eisele, der eine Gabe an Geld erhalten hatte, sich entfernt, bemerkte Nestle, daß das auf der Packkiste gelegene Tuch in Un­ordnung war und bei näherer Besichtigung, daß ein Stück davon abgerissen war. Nestle stellte den sofort zurückgerufenen Eisele zur Rede und ließ ihn sein Ränzchen auspacken; während dem bemerkte er aber, daß das abgerissene Tuchstück im Wert von 16 Mark unter einem Tische in der Nähe der Kiste lag. wohin es offenbar der überraschte Dieb, der keine Zeit mehr zum Ein­stecken gehabt, in der Eile geworfen hatte. Trotz seines Leugnens wurde der wegen Diebstahls schon oft bestrafte Eisele (der früher schon ein­mal gelegentlich eines solchen überrascht sich der gestohlenen Gegenstände auf gleich auffallende Weise entledigt hatte) wegen eines Verbrechens des Diebstahls im Rückfall zu der Zuchthaus­strafe von einem Jahr und sechs Monaten ver­urteilt; außerdem wurde Zulässigkeit von Po­lizeiaufsicht gegen ihn ausgesprochen.

* Rottweil, 16. Novbr. Die fortwährend anhaltende Trockenbeit wird für die ohnehin nicht wasserreichen Ortschaften nachgerade zur Kalamität und allgemein ist die Besorgnis, die Not möchte noch größer werden, falls es so ein­wintert. Der Wafferstand des Neckars ist ein so niedriger, daß die letzten paar kalten Nächte hingereicht hatten, ihn an verschiedenen Stellen mit einer Eisdecke zu überziehen. I» manchen Gemeinden, wie z. B. Zimmern o. R., wird das Trinkwafser schon lange in Portionen ans­geteilt, und das Wasser für das Vieh wird schon jetzt zum Teil aus weiter Entfernung herbei­geführt.

* Gomaringen, 15. Nov. Die Waffer- not hat in mehreren Gemeinden des Albtraufs jetzt eine größere Höhe erreicht, als selbst im Hochsommer. Viele Mühlen, die keine Dawpf- einrichtung haben, können ihre Kunden nicht mihr befriedigen. Auch die Brunnen sind an manchen Orten am Versiegen. Ein bald-jpr und reichlicher Schneefall wäre deshalb in wehr als einer Hinsicht höchst erwünscht. Die Mäitte haben im letzten Sommer in Kartoffelfeldern und Wiesen böse gewirtschaftct. Jetzt zeigen