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Mr. 136.
L Ist Gordon gefangen?
Seit längerer Zeit behauptet sich sowohl in Alexandrien wie in Kairo das Gerücht, Kartum sei in die Hände der Rebellen gefallen und Gordon wäre zum Gefangenen gemacht worden. Lord Granville Hai zwar vor 14 Tagen schon die diesbezügliche Nachricht der „Times" im englischen Parlament als völlig unbegründet bezeichnet, indessen sind seit jener Zeit keine neueren Nachrichten über Gordon emgctroffen, dessen Lage auch von anderer Seite als äußerst gefährdet geschildert worden war. Nun hat die angesehenste ägyptische Zeitung, der zu Kairo in französischer Sprache erscheinende „Bosphore Egyptien", einen neuen Bericht veröffentlicht dem es leider an innerer Wahrschein- lichtcit nicht mangelt und dessen Einzelheiten, wie z. B. der Tod des Obersten Stewartsund der Versuch Gordons, nach Berber zu entkommen, auch von anderer Seite längst bestätigt sind.
Seit zwei Monaten, so etwa lautet der Bericht, war Gordon in Kartum völlig eingeschlossen, die Lebensmittel waren nicht ausreichend, und es begann an Munition zu fehlen. Die muselmännische Garnison, Türken, Aegypter, und Schwarze, fing an, unzufrieden zu werden, so doß mehrere Fälle der Jndisziplin hart bestraft werden mußten. Die Offiziere der Garnison begaben sich zu Gordon und stellten ihm die Lage klar vor. „Wir find treu geblieben," fügten stehinzu, „wir haben ousgeharrt, weil Sie uns stets versprachen, daß die englische Arme uns zu Hilfe komme. Wo bleibt dieselbe? Unsere Leute und wir sind entmutigt." Gordon erwiderte: „Die Engländer kommen zu unserem Beistand herbei; wenn ihr sie nicht mehr hier erwarten wollt, so müssen wir sie in Berber aufsuchen, wo sie schon angekommen sind." Die Offiziere verließen Gordon, indem sie ihre Ergebenheit beteuerten und erklärten, sie würden ihm nach Berber folgen, aber Eile thue Not, da die Truppen widerwillig würden.
Gordon gab seinen Offizieren, speziell dem Obersten Stewart, den Befehl, den Abzug vorzubereiten. Stewart ging sofort ans Werk und sammelte eine so große Anzahl von Booten, als er finden konnte. Die Europäer wurden anfgefordert, sich zum Aufbruch bereit zu halten. Zehn Tage lang liefen die Dampfer an den Ufern des Blauen und Weißen Nils entlang, um sich aller Boote zu bemächtigen. Indessen wurde die ägyptische Armee durch Desertierungen täglich schwächer. Jede Nacht flohen zahlreiche eingeborene Soldaten aus Kartum und gingen ins Lager der Rebellen, welche von allen Seiten die Stadt umschloffen. Als endlich der Mo« ment des Aufbruchs gekommen war, waren nur «och 2000 Menschen beisammen, darunter die Soldaten mit ihren Weibern, europäische oder syrische Kaufleute mit ihren Familien, die Konsuln und Beamten, Gordon Pascha und sein Generalstab. Alle diese Personen nahmen in den von Dampfern geschleppten Booten Platz.
Die Fahrt nilabwärts war eine überaus gefahrvolle und mühsame! Das Land wieder zu berühren war unmöglich, denn Bonden von Rebellen beunruhigten unaufhörlich den Zug durch ein mörderisches Gewehrfeuer. An Stellen, wo der Nil sich verengt, erreichten Schwärme von Pfeilen die unglücklichen Flüchtlinge. Beim Passieren von Shendy kam man ins Bereich der Kanonen der Anhänger des Mahdi; mehrere Barken sanken, und so groß war die Gefahr, daß es Gordon unmöglich war, den unglücklichen Ertrinkenden Hilfe zu bringen. Täglich gab cs schreckliche Szenen des Jammers und der Verzweiflung. Beim Passieren der Strom
schnellen, der Katarakte, blieben stets einige Boote mit den Insassen zurück; diejenigen welche nicht ertranken, fielen durch die Insurgenten oder wurden zu Gefangenen gemacht.
Wenigstens die Hälfte des Zuges war verloren, als Gordon vor Berber ankam. Dort wurde das Blutbad entsetzlich. Die Insurgenten, die mehrere außerordentlich gut »bediente Geschütze bei sich hatten, bohrten alle Boote ohne Ausnahme in den Grund und bemächtigten sich eines Dampfers. Ein einziger Dampfer konnte Berber passieren, derjenige, auf dem Stewart sich befand. Gordon war gezwungen, mit einem einzigen Boot die Rückfahrt anzutretcn. Als Stewart bei Merawia landete, hatte er mehrere Pfeil- oder Lanzenstiche in der Brust, auch eine Schußwunde im oberen Teile der linken Brust- feite. Das unglückliche Ende Stewarts und seiner Gefährten ist bekannt. Was den tollkühnen Gordon anbelangt, so entfernte er sich von Berber in der Richtung von Kartum; ein Dampfer der Rebellen erreichte sein Boot vor Shendy. Gordon wußte sich ergeben, wurde dem Mahdi zugeführt und als Gefangener zurückgehalten.
Soweit der Bericht des ägyptischen Blattes. — Auf alle Fälle ist die ägyptische Frage eben ein solcher Dorn im Fleische Englands, wie die Tonkinfragc in dem Frankreichs. Sollte aber, woran kaum noch zu zweifeln ist, der wackere Gordon wirklich in die Hände seiner Feinde gefallen sein, so fälle auf Gladstone der größte und schweifte Teil der Schuld; seine knickrige, zögernde Politik hätte das Unglück verschuldet; Der Sudan wäre für Aegypten verloren und das eigentliche Aegypten selbst wird sich dann auf den baldigen Besuch der raublustigen Scharen des Mahd! gefaßt machen müssen.
Tagespolitik.
— Die Bevollmächtigten der Kongokonferenz waren zum Sonnabend mittag ins Reichskanzler- Palais zwecks Eröffnung der Konferenz geladen, lieber die Verhandlungen dürfte Amtsverschwiegenheit proklamiert werden.
— Das „Neue Pester Journ." meldet, daß zwischen dem österreichischen Justiz- und Handels Ministerium Verhandlungen wegen Errichtung von Strafkolonien an der Küste Afrikas gepflogen werden. Diese Kolonien sollen mit Handelsfaktoreien in Verbindung gebracht werden.
— Die englische Schutzherrschaft über die Südküste von Neu-Guinea ist am 6. d. auf der Insel durch den englischen Seekommandanten in Gegenwart von 50 Häuptlingen und 5 vor Anker liegenden Kriegsschiffen verkündigt worden.
— Mit aller Vorsicht ist die Meldung aufzunehmen, es seien neuerliche Verhandlungen zwischen Spanien und Deutschland im Gange, die die Abtretungen mehrerer spanischen Kolonien an Deutschland bezweckten. Die Gebietsteile, welche dabei genannt werden, sind entweder^ auf den Karten gar nicht zu finden, oder aber sie sind von recht zweifelhaftem Wert.
— Kaiser Wilhelm hatte am Dienstag und Mittwoch u. a. auch längere Konferenzen mit dem Reichskanzler und dem Grafen Moltke.
— Wie die „Nordd. Allgem. Ztg." meldet, haben sowohl der Kaiser wie Fürst Bismarck den in Berlin gewesenen Mitgliedern des Braunschweiger Regentschaftsrats die Versicherung gegeben, Braunschweig solle als Herzogtum und als selbständiger Bundesstaat im Reiche erhalten werden.
— Es sind bereits jetzt schon viele Wahlproteste für den Reichstag angemeldet worden; u. a. ist die Wahl Rickerts in Danzig nach amtlicher Feststellung ungültig.
1884.
— Wie man hört, soll von Preußen beim Bundesrat beantragt sein, das Recht der Reichs- tagsmitglieder auf freie Eisenbahnfahrt künftig nur für die Fahnen zwischen dem Wohnort derselben und der Reichshauptstadt bestehen zu lassen.
— In Frankreich ist bekanntlich zur Zeit gleichwie in Deutschland eine lebhafte Bewegung für Erhöhung der Getreidezölle im Gange, die namentlich von dem ehemaligen Finanzminister Pouyer-Qmnier unterstützt und gefördert wird. In einem Vortrag, den er neulich zu gunsten der landwirischaftlichen Schutzzölle hielt, erzählte er folgende interessante Geschichte: „Als ich vor 13 Jahren mit dem Fürsten Bismarck zusammentraf, sagte dieser mir: „Noch ehe Sie zehn Jahre älter sind, werden Sie Freihändler sein." Darauf c widerte ich dem deutschen Staatsmann: „In zehn Jahren werden Sie Schutzzöllner oder Deutschland wird einem sichern Untergange geweiht sein." Ich habe Recht behalten, denn die deutsche Handelspolitik ist zum Wöhle Deutschlands seit fünf Jahren eine schutzzöllnerische geworden."
— Dem Anschein nach und hauptsächlich infolge der Bemühungen der englischen Regierung, darf eine baldige Beilegung des franzöfisch- chinesiscyen Streites zuversichtlich erwariet werden. Die Anerkennung des Tientftner Vertrages seitens Chinas und das Fallenlassender Kriegsentschädigungs-Ansprüche seitens Frankreichs werden die Grundlage eines Abkommens bilden. Ein Waffenstillstand, der die Regelung der Tonkiner Grenzfrage gestatten würde, ist auf dem Punkte des Abschlusses. — Am Mittwoch hat man sich noch einmal ordentlich bei den Haaren gehabt. Die Chinesen griffen die französischen Truppen bei Keelung an, wurden aber mir großen Verlusten zurückgeschlagen. Die Franzosen eroberten dabei ein chinesisches Kanonenboot.
— Von der zivilisierenden Wirksamkeit der englischen Herrschaft in Aegypten bekommt man durch die folgende Bieldung einen guten Begriff. Während des letzten halben Jahres sind in Aegypten nicht weniger als hundert Raubmorde vorgekommen. Verurteilt oder hingerichtet wurde während dieser Zeit kein einziger bei diesen Unthaten Beteiligter. Wahrscheinlich wurde nicht einmal einer der Mörder ausgekundschaftet oder verhaftet. Von öffentlicher Sicherheit kann unter solchen Umständen nicht mehr geredet werden.
— Die politischen Denunzianten in Rußland sind ihres Lebens nicht mehr sicher. So wurde dieser Tage ein Student der Akademie in Moskau, namens Rojcff, der viele seiner Kameraden der Polizei als Nihilisten denunziert hatte, von einer tätlichen Krankheit, begleitet von Vergiftungssywptomen, befallen, bald nachdem er den Besuch eines Fremden empfangen hatte. Die Polizei ist bemüht gewesen, die Spur dieser Person zu entdecken, aber bis jetzt erfolglos. Der Aufseher des Gefängnisses, in welchem Rojeff wohnt, um sich gegen die Rache der Nihilisten zu schützen, wurde unverzüglich entlassen. Ein anderer Student, der als Poli- zetspton fungiert mußte Moskau verlassen um sein Leben zu retten.
— Die in der letzten großen amerikanischen Wahlschlacht unterlegenen R>publikaner haben im Staate New-Aoek, der den Ausschlag gab, eine amtliche Uuiersuchung über die Zahl der abgegebenen Stimmen durchgesetzt. Me ein- laufenden offiziellen Berichte nun bestimm n voll und ganz das Resultat, nach welchem Cleveland als gewählt zu betrachten ist.