sondern einen Granatsplitter aus dem Arm, den der Verwundete 14 Jahre lang mit sich herumgetragen hat.
Terüiches Reich.
* Paris, 11. Nov. Der Ministerrat genehmigte die Erhöhung der Eingangszölle auf ausländisches Getreide im Prinzips. Die Ziffer für die Erhöhung soll derart festgesetzt werden, daß die Landwirtschaft den gleichen Schutz erhält wie andere Industriezweige.
* Paris, 11. Nov. Von untternacht bis abends 6 Uhr im ganzen 56 Choleratote.
* Paris, 13. Novbr. Von Mitternacht bis Mittwoch abend 11 Uhr kamen in der Stadt und in Hospitälern im ganzen 47 Choleratodesfälle vor.
* (Das lenkbare Luftschiff.) Wir haben bereits gemeldet, daß der letzte Versuch mit dem lenkbaren Luftschiff der Capitäne Renard und Krebs in Paris ein günstiges Ergebnis geliefert hat. Es liegen nun weitere Einzelheiten über diese bemerkenswerte Thatsache vor. Sonnabend uw 12 Vr Uhr stieg der Ballon langsam über dem Park von Chalais empor. Eine leichte Brise aus Nordwest führte ihn in der Richtung von Villanconrt, er überflog den Viaduct der Versailer Bahn, der das ganze Thal beherrscht, und man konnte ihn einige Minuten majestätisch über der Seme stehen sehen. Auf der Höhe der Brücke von Billancuor: machte der Ballon unter dem Druck des Steuers eine Wendung, die Schraube wurde in Thätigkeit gesetzt und der Ballon schlug die Richtung ein, aus welcher er gekommen war. Genau um 1 Uhr ließ sich der Ballon nach einigen geschickten Wendungen auf dem Rasen des Parkes nieder, von dem er vor Dreiviertelstunden ausgegangen war- Die wenigen Personen, die an der Luftfahrt Leilnahmen, lobten namentlich die Präctston, mit welcher der Ballon dem Steuer gehorcht und eine gerade Richtung einhält. Uw 3 Uhr führten die Luftschiffer nochmals die Manöver des Aufsteigens und Senkens aus; der Ballon stieg 500 Meter und ging nach einigen Minuten wieder zur Erde nieder. Was das Verfahren der Herren Renard und Kreps betrifft, ?o wird daran als neu gerühmt ein Mittel, dem Ballon die Härte zu bewahrm, deren er bedarf, um einen genügenden Widerstand zu bieten und die er bei dem Auslässen des Gases nach dem bisherigen Verfahren verliert. Das Verfahren besteht in der Anbringung eines kleineren Ballons in dem größeren, den man beim Ausltrömen- laffen des Gases mit Lus: füllt und der dem Ballon seine Festigkeit erhält. Die Schraube hat sieben Meter Durchschnitt, sie kann in der Minute 46 Drehungen machen; die bewegende Kraft wird durch eine ungemein leicht construirte dynamo-elektrische Maschine geliefert. Die zur Erzeugung der Elektricität dienende Säule ist eine Erfindung des Direktors der ärostatischen Werkstätte; dieselbe soll sich durch große Kraft bei kleinem Raum anszeichne:: du'über wird
Geheimnis bewahrt. Der Berichterstatter des „Figaro" verdankt einem Zufall, wie er sagt, die Kenntnis dieses Geheimnisses. Er will da» von nichts verraten und deutet nur an, daß der Elekiricttätserzeuger vortrefflich fnnctionire; er habe jedoch die beiden leichten Mängel, daß seine Thätigkeit eine sehr begrenzte Zeit danke, was weitere Ausflüge unmöglich mache und seine Herstellung zu kostbar sei. Man beschäftige sich damit, diese Mängel zu heben.
* Madrid, 11. November. Die Regierung hat eine lOlägige Quarantäne für Reisende, die aus Frankreich und verseuchten Häfen kommen, eine 7täzige für die aus unverseuchten Häfen kommenden angeordnet.
New-Jork, 11. Novbr. Die offiziellen Berichte über die Wahl der Wahlmänner für die Präsidentenwahl, welche nunmehr aus 14 Grafschaften des Staates New-Aork vorliegen, ergeben fast durchweg dasselbe Zahlenergebnis, welches die bisherigen nichtamtlichen Berichte zu Gunsten der Wahl Clevelands anführtea.
* (Ein koulanter Straßenränder.) Kürzlich betrat ein herkulisch gebauter Neger in Gaa- dalajara in Mexcko einen Laden und entriß dem Besitzer den großen Geldbeutel, den dieser gerade in der Hand hielt und der 80 Dollar meist in Kupfermünzen enthielt. Der Geschäftsmann verfolgte den Dieb, konnte ihn aber erst außerhalb der Stadt einholen. Dort machte der Spitzbube halt und sagte zu oem Bestohlenen: „Wir wollen ehrlich teilen, bist du dies zufrieden und versprichst mir hinterher keinen Trubel zu machen, so ist es gut, andernfalls schlage ich dich nieder," Der Geschäftsmann machte gute Miene zum bösen Spiel, erhielt 40 Dollar von dem Gelds zurück und beide setzten ihren Weg in entgegengesetzten Richtungen fort.
* Hongkong, 12. Nov. Die Chinesen griffen die franz. Truppen bei Kelung an, wurden aber mit großen Verlusten vollständig zurnckgeschtagen. Die franz. Verluste sind gering. Das chinesische Kanonenboot „Fehoo" wurde von den Franzosen genommen.
Attensteig. Schramrerr-Zettel vom 12. Nov. Neuer Dinkel... 7 — 6 60 6 20
Haber ..... 6 80 6 20 6 —
Gerste 8 15-
Weizen..... - 8 75 -
Roggen. 10 — 9 25 -
Welschkorn. ... 8 — 7 90 -
BiktuaLienpreife
auf dem Wvchenmarkt in Menstcisi am 12. Nov. V 2 Kilo Butter ...... 70 Pfg.
2 Eier ..14 Pfg.
* (Eine edle Thal) vollbrachte am Diensrag gegen abend ein junger Mediziner. Ein kleines vorjähriges Mädchen hatte sich von der -Seite ihrer M« ter entfernt und war am Kupfergraben in Berlin gegenüber der Artillerickaserne ins Wasser gestürzt; die der vor Angst
und Schreck halb ohnmächtige» Mutter zogen viele Neugierige herbei, welche ratlos am Ufer entlang liefen, während einige der Besonneneren zum nächsten Schiffer liefen, um ein Boot za requirieren. Da kam, wie ein Augenzeuge der „Verl. Ztg." berichtet, eia junger Mann aus der naheliegenden, Frauenklinik und bahnte sich beherzt einen Weg durch die gaffende Menge. Schnell entschlossen entledigte er sich seines Hutes und Paletots, sprang mit elegantem Kopfsprung über das Geländer in die Tiefe, tauchte nach wenigen Sekunden mit dem halbtoten Kinde empor und schwamm, das Kind mit dem linken Arm über dem Wasser haltend, unter den Bravorufen der Zuschauer zur nächsten Treppe, woselbst ihm das Kind abgenommen wurde. Während sich alle um Mutter und Kind drängten, benutzte er die Gelegenheit sich unbemerkt in einer Drotschke zu entfernen. Erst als die allgemeine Verwirrung sich gelegt hatte, fragte man laut nach dem Nrmm des edlen Retters, der längst verschwunden war. Zufälligerweise befanden sich unter dem Publikum zwei Personen, die den Herren persönlich kennen. Der kühne Retter war der vLuck. msä. Es. Wincktsr.
* (Der vertrauteste Klang.) „Stehen Sie früh auf, Frau Jones?" — „Nein, ich kann meinen Mann nie vor 10 Uhr aus dem Bett bringen. Ich habe Weckeruhren, Platzpatronen, Glockengeläut? versucht, aber er schläfst wie ein Toter." — „Sie sollten es so machen, wie ich es mit meinem Gatten anstelle. Ziehen Sie den Korken aus einer Bierflasche und Ihr Mann wird sofort auf seinen Füßen stehen."
* (Einer nervösen Frau), die sich jeden Tag sine andere Krankheit einbtldete und ihren Arzt damit zur Verzweiflung brachte, sagte der geplagte Doktor, neulich: „Herr Gott, was für eine Gesunvheit müssen Sie haben, daß Sie alle Ihre Krankheiten aushalten."
* (GuteAntwort.) „Ich Haffe die Männer!" sagte eine gezierte ältliche Unverheiratete. — „Aber warum denn, geehrtes Fräulein?" erwiderte ein junger Mann; „es ist Ihnen doch nie einer zu Nahe getreten."
Für die Redaktion verantwortlich: W. Rieker Altensteig.
Untersuchung.
In der letzten Zeit sind die so rasch be- liebtgewordensnApothekerR.Brandts Schweizerpillen von verschiedenen hervorragenden Chemikern untersuch: worden und es hat sich ergeben, daß die Pillen absolut keine dem Körper schädlichen Stoffe enthielten, sondern stets gleichmäßig aus Alpenmedicinalk äutern rc„ welche bei Störungen in den Verdauunas und Eruährungs- organen (Magen, Leber, Darm rc.) Vorzügliches ! leisten, zusammengesetzt sind.
Die ächten Apotheker R. Brandt's Schweizerpillen, und nur für deren Wirkung kann garantiert werden, sind ä M. 1 in den Apotheken erhältlich und müssen stets als Eiiquette das weiße Kreuz in rotem Feld und den Namenszug R. Braus: tragen.
doch nicht mit der Wahrheit übereinftimme. Er kenne das arme Mäd Len, die kleine Fräuzi sogar als ein sehr dankbares Wesen und wenn der Herr Steffens bezweifle, wolle er sofort die Beweise dafür erbringen.
„Das wäre nötig, — man kennt Eure Schrullen schon Meister Spöllina," entgegnete Herr Steffens gereizt, „ehemals hattet Ihr einen Gehilfen, von dem Ihr auch aller Welt erzählter, daß es keinen besseren Menschen geben könne und dann mußte auch gerade ich es fein, der von dem ehrlichen Burschen bestohlen wurde. Fast könne' mich's heut noch reuen, daß ich aus allzu großer Gutmütigkeit für dm unheimlichen Mann auch noch Pardon erwirkte, damit er straflos das Weite suchen durfte. — Doch zu was über unnütze Menschen eine unnütze Unterhaltung führen? Meint Ihr nicht auch so, Peter Scharffenberg? Ich denke, wir haben jedenfalls viel wichtigeres zu besprechen, wie ich aus Eurer Einladung entnehmen konnte."
Während der letzten Worte wendete sich Herr Steffens mit erkünsteltem Lächeln an dm Schiffhauswirt, dessen streng ernster Blick an Stelle der gewohnten Freundlichkeit und stets bereiten Zustimmung, ihn offenbar peinlich berührte.
„Unzweifelhaft richtig, Herr Steffens," schallte es aus dem Munde Scharffmbergs zurück, so, daß der Unbefangenste den kalten Hohn heraus hören konnte, der sich in die Züge des Mannes gelagert hatte. „Zum Exempel die Frage," fuhr Scharffenberg fort. „Wißt Ihr, Herr Steffens, daß Ihr durch Eure jetzt eben gesprochenen Worte Euch als ein ganz fürchterlicher Mensch entpuppt, habt?"
„Herr Scharffenberg, was soll das bedeuten? Wie gelangt Ihr zu solch' einem Urteil?" rief Steffens entsetzt, und sein blasses Gesicht verzog sich zu einem verlegenen, widerlichen Grinsen, indes sein glanzlos, dunkles Auge ängstlich rollte, und bald auf Spölling, bald auf
Scharffenberg gerichtet war. „Ich muß Euch dringend bitten mir Aufklärung darüber zu geben!" fügte er daun noch hinzu.
„O ja, die soll Euch schon werden, ww sind. Dank sei dem Himmel, jetzt in der Lage. Euch mehr erzählen zu können, das heißt von Euren Streichen, als Euch lieb sein dürfte," fiel der alte Meister Spölling ein.
„Zum Teufel mit Eurem kindischen Geschwätz, dergleichen Beleidigungen muß ich mir streng verbitten. Herr Peter Scharffenberg, ist das der Zweck Eurer wichtigen Besprechung, mich in unerhörter Weise zu beleidigen?"
„Darauf mag Euch Meister Spölling die Antwort geben; inzwischen will ich Euch nur sagen, daß Ihr weit besser thun würdet. Euch für völlig entdeckt zu halten, als hier vor unseren Augen die gekränkte Unschuld zu spielen. Uebrigms aber Eure Worte, nach denen Ihr es bedauert, daß Martin, der Gehilfe Meister Svöllmgs nicht heute noch im Kerker schmachtet, Herr Steffens, die werde ich Euch nimmermehr vergessen. Ihr seit doch ein gar fürchterlicher Mensch, vor dem mich Gott in Gnaden mag bewahren!"
„Herrgott! ist denn die ganze Welt heute toll geworden?" schrie Steffens wütend.
„Oüo, beruhigt Euch nur, ehrbarer Herr," erwiedrrte der alte Spölling spöttisch, „die ganze Welt ist drum noch nicht mit toll geworden, wenn einige ihre tollen, schlechten Streiche üben. Und damit Euch jetzt kein Irrtum unterläuft, damit Ihr wißt, wer sich der Infamie und ausgesuchtesten Bosheit gegen seinen Nächsten schuldig gemacht hat, so sollt Ihr jetzt von mir die gewünschte Aufklärung haben."
(Fortsetzung folgt.)