untersteht, hat bereits beschlossen, seine Beamten oayin anzuweisen, daß den Beschwerdeführern eine billige Behandlung zuteil werde.

* Ein Teil der Hellbrauner Schuhmacher­meister hat die Einrichtung eines gemeinsamen Schuhwarenlagers beschlossen; auch der Einkauf des Rohmaterials wird gemeinschaftlich vor­genommen.

* (Verschiedenes.) In Sulz ereignete sich am Dienstag abend ein bedauerlicher Un­glücksfall. Ein schon bejahrter Mann von Dußlingen wollte das Gasthaus zur Post da­selbst verlassen, fiel aber trotz des beleuchteten Oehrns die Treppe htnav und verletzte stch hie­bei so, daß er am andern Morgen seinen Geist aufgab. Infolge Achsbruchs eines bayrischen Güterwagens entgleiste Mittwoch abend der Personenzuq 185 zwischen Brötzingen und Pforz heim. Von Reisenden wurde niemand, vom Zugspersonal Kondukteur Eberspächer schwer verletzt. In Ehingen wurde dem 16jähr. I. Halder von Berkach in der Kühnle'schen Gerberei durch die Lohschneidmaschine die rechte Hand gänzlich und an der andern drei Finger abgeschnitten; auch hat derselbe sonst noch am Körper erhebliche Verletzungen erlitten. Sein Zustand ist bedenklich. In Böhmenkirch wurde der 43jährige Witwer Alois Lang von seinem Pferde geschlagen und starb an den da­bei erlittenen Verletzungen schon am folgenden Tage. Der Polizeiwachtmeister Klink von Gundelsheim, welcher stch anfangs dieses Monats nach Verübung verschiedener Unter­schlagungen flüchtig gemacht hat, ist in einem Walde bei Wimpfen tot aufgefunden worden. Derselbe hatte stch mittelst eines Schusses durch die Brust entleibt.

Deutsches Reich.

* Der ungefähren Uebersicht halber geben wir die nachfolgende Tabelle, aus welcher die Parteiverhältnisse ersichtlich, wie sie sich bei der Reichsragswahl vom 28. Oktober gestaltet haben. Anspruch auf Genauigkeit hat die Auf- stellina indes noch nick'.

Die Parteien:

hatten bisher

haben alte Sitze gehalten

haben neue ge­wonnen

haben definitiv verloren

stehen zur Stich­wahl

Konservative ....

50

38

19

4

29

Freikonservative . . .

27

16

5

2

6

Nationalliberale. . .

45

21

19

7

55

Deutschsreisinnige . .

98

27

4

39

63

Zentrum.

98

87

2

2

21

Sozialdemokraten . .

12

5

4

2

24

Polen.

18

15

0

1

6

Welten.

10

3

0

1

7

Dänen.

2

1

0

1

0

Südd. Bolkspartei . .

9

2

0

6

6

Elsaß-Lothringer. . .

15

14

0

0

1

Nach dem Vorgänge des deutschen Nordens schickt stch nun auch Bayern zur Einführung des Systems der Arbeiterkolonien an. Die

öffentliche Meinung ist dem Unternehmen günstig gestimmt, desgleichen stehen die Behörden der Sache keineswegs ablehnend gegenüber. Die an der Spitze der Bewegung für Arbeiterkolonien in Bayern stehenden Persönlichkeiten rechnen für die Durchführung des Projekts auf die thätige Mitwirkung und finanzielle Unterstützung sowohl der Staatsregieruug wie der Verwal­tungsbehörde.

DerRotterdam. Courant- brachte vor einigen Wochen einen Artikel, die Stellung Deutschlands zu Holland betreffend. Anregung hierzu gab die deutsche Kolonialbewegung. Was Deutschland verlangt, sagt das holländische Blatt, ist, daß deutsche Emigranten überall, wobin sie sich wenden, Deutsche bleiben sollen. Gehen sie in englische Kolonien, so ist die zweite Generation englisch, während der Deutsche in einer deutschen Kolonie Deutscher bleibt. Dasselbe Resultat würde erzielt, wenn stch die Deutschen nach einer holländischen Kolonie wenden würden, und zwar nach einer Kolonie die dem Geiste nach holländisch ist, wie der Transvaal in Südafrika. Würden sich einige Tausend deutsche Familien in den Transvaal-Ländern niederlassen, so würde dieses große Land in ein paar Jahren schon einen großen Teil des deutschen Reiches ausmachen. Einsender glaubt dieses Ereignis, nämlich die Uebergabe des Transvaals an Deutschland noch zu erleben.

Dem AnhaltischenStaatsanzeiger­wird aus Berlin gemeldet, daß der Kaiser in Uebereinstimmung mit dem braunschweigischen Regentschaftsrat beschlossen habe, daß letzterer in nächster Zeit zurücktrete, daß Braunschweig als selbstständiges Herzogtum erhalten bleibe und Prinz Wilhelm von Preußen, ältester Sohn des deutschen Kronprinzen, als Regent von Braun­schweig an dir Spitze des Landes trete.

Offiziös verlautet wieder, die Vorlage wegen Herstellung eines Kanals zwischen Nord-! und Ostsee werde den gesetzgebenden Körper­schaften des Reiches bald zugehen.

* (In das Frankfurter Irrenhaus) wurde vor einigen Tagen ein in den besten Jahren be­findlicher Mann gebracht, der einst im Börsen­spiele viele Hunderttausende erworben hatte. Seinen Reichtum aber verstand er nicht zusammcn- zuhalten und so sah er stch eines Tages ohne Centime in der Tasche auf den Boulevards von Paris. Durch die Unterstützung seiner Lands­leute kam er wieder nach Frankfurt, wo ihn eine mlldthätige Anstalt aufnahm, nachdem sich frühere Freunde bereit erklärt hatten, seinen Lebensunterhalt zu bezahlen. Sein Schicksal nagte an ihm und endlich verfiel er, wie man längst befürchtet hatte, dem Wahnsinn.

* Landau, 28. Okt. Premierlieutenani Degelmann der hiesigen Garnison wurde gestern abend im Duell von dem Dr woä. Stöpel er­schossen. Ein Wortwechsel anläßlich eines Karten­spieles am Abend zuvor bildet die Ursache der traurigen That. Stöpel ist flüchtig.

* Hildesheim. Das bischöfliche General-

Vikariat verordnet im Aufträge des Bischofs, daß auf Wunsch des Kaisers im allgemeinen Gebete bet den kirchlichen Fürbitten auch der Marine gedacht und deshalb nach den Worten: und sei des deutschen Reiches-, noch der Zu­satz:auch seiner Kriegsmacht zu Wasser und zu Lande- eingeschaltet werde. Es liegt wohl zweifellos eine allgemein ergangene Anordnung in diesem Sinne vor.

* Torgau. Wie dieSaale-Ztg.- hört, hat die Ehefrau eines der drei hier wegen In­subordination verurteilten Landwehrleute, und zwar desjenigen, der als Rädelsführer zur höchsten Strafe verurteilt worden, ein Gesuch um Begnadigung ihres Mannes an den Kaiser gerichtet.

* Im Regierungsbezirk Liegnitz sind am 25. Okt. zwei Todesurteile gefällt worden, in Görlitz gegen den 22jährigen Schueidergesellen Vlokarcz, einen kleinen unansehnlichen Mensche.., der eine alleinstehende Dame, Frln. Minsberg, in ihrer Wohnung auf der Bautzener Straße erstochen hatte, um sie zu berauben; in Ltegnitz gegen den 62jähr. Mörder und Brandstifter Litt- mann aus Jauer, der seine achtbare Frau, von der er getrennt lebte, ermordet und dann zur Vertilgung der ihn verdächtigenden Spuren das Haus in Brand gesteckt hatte. Beide Ver­brecher sind geständig.

* (Gefahren aus dem Forstleben.) Aus Alberschweiler (Lothringen) wird derS'r. Post- geschrieben: Welche Gefahren unsere braven Forstbeamten bei der Ausübung ihres anstrengen­den Dienstes, welcher dem Schutzs von Wald und Wild gegen frevelnde Hände gilt, ausge­setzt sind, beweist wieder ein Vorfall, der sich im Bezirk der hiesigen Oberförsters vor einigen Tagen ereignete und der an Episoden aus den Lederstrumpf-Erzählungen oder sonstigen In­dianer- und Jagdgeschichteu erinnert. 3000 Fuß

! hoch, ganz oben auf dem Kamme der Vogesen, liegt das Forsthaus Hengst, wo der von Wild­dieben wegen seiner Schneidigkeit gefürchtete Förster Lucas wohnt. Am letzten Freitag be­geht Lucas sein Revier, als er sich plötzlich einer ganzen Gesellschaft von Wilddieben gegen­über steht, unter denen er auch den berüchtigten Medardus Weber aus Dagsburg erkennt. Beide Parteien suchen bn dem Erkennen die nächste Deckung; der Förster springt hinter eine dicke Tanne, hinter der er aber auf einen Wilddieb trifft, welcher hier auch Schutz gesucht ha te. Mit der linken Hand dem letzteren die Flinte entreißen und sie dem Ueberraschten auf dem Schädel zerschlagen, war für den gewandten und kräftigen Förster das Werk eines Augenblicks. Als er stch seines nächsten Gegners entledigt hat, lugt er hinter seinem Baum hervor um zu rekognoszieren und erblickt in kurzer Entfern­ung fünf auf ihn gerichtete Gewehre. Was thun? Er beschließt den ehrenvollen Rückzug, dem weit überlegenen Feinde das Angesicht zu­gewandt. Die Büchse nach den fünf Wilddieben zu im Anschlag benutzt er seinen bolb obn-

Jes Wemwirls Töchterlein.

Origmalerzählung von Rich. Bachmann.

(Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.)

Martin war vor dem Schiffhause angelangt. Forschend hatte er hinauf nach den Fenstern jenes Zimmers geblickt, in welchem er die treue Leni vermutete. Fast zögernd trat er in den Flur des alten Gebäudes. Sollte er hinein in das Schankzimmer gehen, wo Peter Scharffenberg weilte? Unschlüssig blieb er vor der Thüre stehen.

Es sei,- murmelte er für stch und einen Moment später stand er dem Schiffhauswirt gegenüber, der ganz allein im Schoppenstüble war.

Mit mürrischem Blick maß ihn der Alte vom Kopfe bis zu den Füßen.

Seht da, ich glaubte Euch längst außerhalb der Mauern unserer guten Stadt, was wollt Ihr noch? Solltet Ihr nicht froh sein, daß Euch Herr Steffens laufen ließ? Jetzt treibt Ihr Euch noch allerwege umher? Bei mir gibt's nichts zu holen, und Euern Abschied? Erbarm's der liebe Gott, der wird nimmer Leid's.- Mt diesen Worten im ge­hässigsten Tone, ward Martin von Lenis Barer empfangen.

Martin schien nicht überrascht zu sein, er hatte es anders wohl nicht erwartet.

Eure Red'-, versetzte er,will ich Euch nicht verargen, ich fürchte aber, es könnte die Zeit noch kommen, wo Ihr gar anderer Meinung werden, und es Euch doch noch recht Leid's sein wird, nicht nur so ge­sprochen, nein, Meister Scharffenberg, wo es Euch bekümmern dürfte, so gehandelt zu haben, als wie Ihr es bis heut an mir und Eurem Kinde meinet­wegen gethan. Die Zeit wird's lehren «nd braucht's von meiner Seite keines Wortes mehr. Wenn Ihr aber zu mir sagt,bei mir gibt's nichts zu

holen-, so mein' ich, daß Ihr, Meister Scharffenberg, diese Worte zur rechten Stund' dem vornehmen Herrn Steffens in die Ohren rufen möchtet, damit ihr Euch nicht erst, wenn es zu spät ist, zu beklagen braucht, wie ich, ob der mir zugefügten Kränkungen. -

Jch wutzt's wohl, daß Ihr so reden würdet, ich könnt' mir's sagen, ehe ich zu Euch hereingekommen, und doch ich mochte nicht von hier fortgehen, ohne Euch mein Lebewohl gesagt zu haben. Ihr meint zwar, mein Abschied könnt' Euch nimmer grämen; aber Bater Scharffenberg, glaubt mir's, nicht allen Menschenkindern unter Eurem Dache ist solch ein Sinn beschicken und einzig deshalb komm' ich in letzter Stunde noch einmal in Euer Haus.-

Ei. mir wär's doch weit angenehmer gewesen, Ihr wäret in .

Eurem ganzen Leben nicht da hereingekommen-, fiel Peter Scharffen- !

berg ärgerlich ein und unruhig durchmaß er in weiten Schritten das Zimmer. !

Was der Vergangenheit angehöct, läßt stch nicht ungeschehen machen-, erwiderte Marlin und mit Wärme fuhr er fort,aber das Vergangene soll in der Zukunft als Führer dienen. Vater Scharffen­berg, Ihr seid hart gewesen gegen Eure Tochter und das ist's was ich > Euch bitte, es nicht mehr sein zu wollen.

»Ich geh' jetzt fort und nimmer kann Euch meine Gegenwart den ' Anlaß bieten, Eurer guten Leni mag ste der Himmel Euch erhalten Zwang anzuthun, zu einem Bunde, der Euch wohl jetzt gefällt, in kurzer Zeit aber schon furchtbar reuen möchte. Schützt Euer Kind, wie's solch ein Kleinod auf dieser Welt verdient. '

Lebt wohl, Meister Scharffenberg, grüßt, wenn's Euch gefällig sein möchte, die gute Leut noch einmal von mir und seid ihr ein milder