sah, einen Schuß ab. Beim Nachsehen fand er 4 « seinem unnennbaren Schrecken seinen Sohn Herbend im Gebüsche. Der Schrotschuß hatte denselben ins Gesicht und in die Brust getroffen und fast augenblicklich getötet.
* (Gegen die Weinschmierer.) Die Regierung des Kantons Fr ei bürg hat eine sehr löbliche Verordnung über den «Kunstwein* * erlassen. Stätten, in denen Wein ,fabriziert wird, müssen einen Schild mit der Aufschrift «Weinfabrik* tragen und Fässer, Flaschen und Ver- kaufsläden mit der Aufschrift «fabrizierter Wein* bezeichnet werden.
* Neapel, 11. Okt. Von gestern bis heute nachmittag sind 114 Erkrankungen und 47 Todesfälle an der Cholera gemeldet. Die Wiederzunahme wird übermäßigem Genuß von neuem Wein zugeschrieben.
* Das Vorgehen des klerikalen Ministeriums in Belgien auf dem Gebiete der Schule treibt bereits bedenkliche Früchte. In Senzielles (Provinz Namur) ist infolge der Aufhebung der dortigen Töchterschule durch den Gemeinderat eine Menschenmenge in den Sitzungssaal des Gemeinderats eingedrungen, hat die Gemeinderatsmitglieder daraus vertrieben und thätlich angegriffen. Die Menge drang darauf in das Presbytorium ein und plünderte dasselbe; die Gendarmerie war genötigt, energisch einzuschreiten.
* London, 14. Oktbr. «Reuter* meldet aus Hongkong, 13. Okt.: Die Franzosen lande ten in Tamsui am 8. Okt., mußten sich aber nach Mündigem Gefecht zurückziehen; die dort ansäßigen Fremden sind in Sicherheit. (Der «Temps* sagt: Die Affaire von Tamsui, so bedauerlich sie ist, darf nicht übertrieben werden. Lespes wollte die Torpedos weghaben, welche seine Schiffe belästigten, und zu diesem Zwecke wollte er die Posten am Lande, welche die Torpedos mittelst elektrischer Drähte dirigieren, wegnehmen. Es ist das nicht gelungen, und die Chinesen werden wieder von einem Sieg faseln. Hoffentlich werden einige Tage genügen, um ihnen ihr Sochgefühl auszutreiben. — Die zu blockierenden Häfen heißen Tamsui, Tai-wan- fu und Ta-Kankan (auch Ta >kou).
* Der Du bl in er Stadtrat hat beschlossen, sämtliche Straßen in der irischen Hauptstadt, welche englische Namen tragen, umzutaufen und mit irischen Namen zu bezeichnen, damit kein Irländer genötigt sei, die Namen der verhaßten englischen Unterdrücker an allen Siraßsnecken vor sich zu sehen!
* (Aufgepaßt!) In Nordamerika wird aus leichten Holzsorten ein Mehl hergestellt, das sich äuß erlich kaum von Waizenmehl unterscheiden läßt und massenhaft unter letzteres gewischt wird.
Handel rmd Berkehr.
* Stuttgart, 14. Okt. (Kartoffel- und Krautmarkt. Leonhardsplatz: 500 Säcke Kartoffeln L 2 M, 20 Pf','. bis 2 M. 50 Pf". Pr.
Ztr. Marktplatz: 2000 Stück Filderkraut ä 10 M. bis 15 M. Pr. 100 Stück.
Stuttgart, 14. Oktober. (Obstmarkt.) Wilhelmsplatz: 7000 Säcke Mostobst zu 5 M. 50 Pfg. bis 5 M. 80 Pfg. Pr. Ztr. — Eßlingen, 13. Okt. Preise auf dem Güterbahnhof: württ. Obst 5 M. 50 Pfg., Hess. 5 M. per Ztr.
* Stuttgart, 13. Okt. (Landesproduktenbörse.) In der abgelaufenen Woche hat der Getreideverkehr sich wieder etwas ruhiger gestaltet und die letztwöchigen Weizenpreise konnten sich nicht überall halten, nachdem New Uork um die Mitte der Woche wieder nahmhaft zurückgegangen ist. Vielleicht hat auch der einge- tretene Regen, welcher in den meisten Gegenden die durch Trockenheit verhinderte Bestellung der Wintersaaten nun ermöglicht, zur Verstauung des Marktes etwas betgetragen. Uebrigens schließt die Woche wieder fester mit etwas besseren Preisen. In Hopsen geht das Geschäft lebhaft und wird feine Ware bester bezahlt. Der heutige Umsatz war nicht unbedeutend und wurden volle Preise erlöst.
Wir notieren per 100 Kilogr.:
Warzen daher. . 18 M. — bis 18 M. 75
dto. russ. Sax. 17 M. 75 bis 18 M. —
dto. Assow. . 16 M. 50 bis — M. -
dto. Ungar. . 19 M. — bis — M. —
Kernen . . . . 18 M. 75 bis — M. —
Gerste, Ungar. . 18 M. 25 bis — M. —
Haber . ... 12 M. 40 bis 14 M. —
Hopfen pr. 50 Kilo 110 M. bis 125 M.
* Stuttgart, 13. Okt. (Mehlbörse.) Der Verkehr in Mehl am hies. Platze blieb abermals schwach bet unveränderten Preisen. An heutiger Börse sind von tnländ. Mehlen 790 Sack als verkauft zur Anzeige gekommen zu folg. Preisen: per Sack von 100 Kilogramm, Brutto für Netto, bei Abnahme größerer Posten:
Mehl Nr. 0 . . 30 M. 50 bis 31 M. —
Nr. 1 . . 28 M. — bis 30 M. —
Nr. 2 . . 26 M. — bis 28 M. -
Nr. 3 . . 24 M. — bis 26 M. —
Nr. 4 . . 19 M. 50 bis 21 M. 50
* (Herbftnachrichten.) Güglingen, 13. Oki. Einige Käufe abgeschlossen zu 120 unv 125 M. pr. 3 Hktl. Meist schwarzes Gewächs. — Besigheim, 13. Okt. Lese im Gang. Einige Käufe zu 130, 133 und 150 M. pr. 3 Hktl. — Freudenlhal, 13. Oktbr. Käufe zu 38 und 40 M pr. 1 Hktl. — Hausen a. d. Z., OA. Brackenheim. Käufe schwarz Gewächs a 120, 125, 130 M., gem. Gew. a 110, 115, 118 M. per 3 Hekil. - Nord- Heim, 11. Oft. Käufe zu 130 und 135 M. per 3 Hektl. schwarzrotes Frühgewächs.
* Ulm, 13. Okt. (Tuchmesse.) Der Verkauf auf der heute begonnenen Tuchmesse geht ordentlich; auf derselben sind heuer zum ersten- male auch halbwollene und baumwollene Stoffe vertreten.
* Heilbronn, 10. Okt. (Ledermarktbe- rickt vom 7. Okt.) Die anhaltend schöne, dem
Trocknen überaus günstige Witterung ließ auch für dev Oktobermarkt eine namhafte Zufuhr erwarten. Gute Ware von reeller Bearbeitung und Beschaffenheit war in allen Sorten gesucht und auch entsprechend gut bezahlt, während von mittleren Sorten der Markt überführt und das Geschäft ein schleppendes war. Leichtes Wtld- oberleder und gut gearbeitetes Schmalleder waren bei hohen Preisen sehr gesucht. Auch Sohlleder bleibt in guter Nachfrage, ohne indessen eine wesentliche Preisverändersng aufzuweisen. Von Zeugleder war wenig am Markte, die hiefür erzielten höchsten Preise bewegten sich zwischen 1,35—145 M. per Pfd. Kalbleder verkehrte zu steigenden Preisen und wurde je nach Qualität mit 2,80-3,25 M. willig bezahlt. Schafleder, wovon weiße Ware fast gänzlich fehlte, war nur schwach vertreten. Es wurden verkauft und amtl. verwogen: Sohlleder 20317 Pfd. Wild- und Schmalleder 127360 Pfd., Zeugleder 8628 Pfd., Kalbleder 6238 Pfd., zu- samen 162 534 Pfd. mit einem Gesamtumsätze von ca. 261000 M.
Nagold, den 11. Oktober 1884.
Neuer Dinkel.
. .
7 —
6 70
6 60
Kernen . . .
9 40
9 17
9 —
Haber . . .
6 50
6 33
6 25
Gerste . . .
—
8 —
— —
Bohnen. . .
. .
7 20
7 06
7 —
Waizen. . .
9 30
9 18
9 10
Calw,
den 11
. Oktbr.
1884.
Dinkel gemischter
.
6 50
6 31
6 20
Haber alter .
8 —
7 85
7 70
« neuer .
6 50
6 23
6 10
Freudenstadt,
11. Oktober 1884.
Waizen . . .
9 50
9 13
8 75
Kernen . . .
9 85
9 53
9 20
Haber . . .
7 20
6 90
6 60
Ackerbohnm .
. .
— —
7 80
—
Vermischtes.
* Als auf dem Be r l iner Ordensfeste unter Friedrich Wilhelm IV. der Bischof Graf Roß von einem alten General scherzhaft gefragt wurde, ob er denn wohl gleich einen paffenden Text aus der heiligen Schrift fiadm würde, wenn er jetzt bei Gelegenheit des Ordensfestes eine Predigt zu Hallen hätte, erwiderte der Gefragte prompt: «O das ist nicht schwer! Ich würde die Worte (Math. 2, 10) wählen: Da sie den Stern sahen, wurden sie hoch erfreut!*
* (Todesanzeige.) Eine Frau kam zu einem Gelegenheitsdichter mit der Bitte, er möge ihr eine rührende Anzeige von dem Tode ihres Mannes, eines Lederhändlers, für die Zeitungen machen, dabei auch zugleich erwähnen, daß sie dessen Geschäft nach wie vor fortsetzen werde. Er erfüllte ihren Wunsch durch folgende Todesanzeige :
„Mein guter Mann verschied im Frieden,
Sanft möge seine Asche ruh'n:
Mit Leder handelt' er hienieden,
Wie er, werd' ich es künftig thun!"
Kür die Redaktion verantwortlich: W. Rieker, Altenkeig.
Allein, könntet Ihr wohl einem so ehrlosen Wicht Euer Herz schenken, der einer solchen Handlung fähig wäre, wie Ihr in einem unglücklichen Wahne für vollendete Thatsache zu halten geneigt scheint?*
«Und Herr Peter Scharffenberg*, fuhr Steffens zu diesem fon, «solltet Ihr aus den Worten Eurer Tochter nicht selbst ermessen können, daß ihr der Sinn berückt wurde von jenem unheilvollen Fremdling, dem Leni ein allzu geneigtes Ohr geschenkt, indes sie mich, der Eure Tochter unendlich liebt, als einen Bösewtcht betrachtet, dem ste die Hand zu reichen verspricht, wenn ich mich selbst als ehrlos erklärte.
«Vater Scharffenberg, kann Leni eine andere Absicht haben, als den Dieb, der mich, der Leni selbst bestohlen, denn für ste ist ja das beraubte Armband bestimmt, — damit er der gerechten Strafe entrinnen könnte? Entscheidet selbst, ob ich Euer Haus, wo mir solch ein Schimpf angethan wurde, jemals wieder betreten würde, wenn ich Leni nicht in tiefster Seele liebte, ja ohne sie nicht leben möchte, — nicht leben könnte?* Peter Scharffenberg reichte Herrn Steffens die rechte Hand:
«Ihr seid ein wackeres Herz und von Eurem Edelsinn hoffe ich, daß Ihr durch Geheimhaltung der Unbill, die Euch jetzt widerfahren, meinen guten Namen nicht schändet."
«Und du Leni,* rief der Alte in größtem Zorne, «sollst wissen, daß dies mein unbeugsamer Wille ist, entweder du wirft das Weib des
ehrbaren Herrn Steffens oder-du bist mein Kind gewesen und
meidest als eine in Sünden Verdorbene das Haus deines Vaters!*
Die Stimme Scharffenbergs erbebte bet den letzten Worten, und als wäre er über sich selbst erschrocken, blickte er scheu auf seine Gattin, die sprachlos die Hände rang.
Leni wankte stumm nach einem Sessel, erschöpft sank sie zusammen.
Ihr Auge blieb thränenleer, starr blickte sie vor sich hin. Eine eisige Blässe lagerte sich über ihr Antlitz.
«Vater Scharffenberg*, nahm Steffens besänftigend das Wort, «ich bitt' Euch, übereilt Euch nicht um meinetwillen. Ich bin überzeugt, Leni wird dann, wenn sie gehört, daß der freche Mensch seine Frevel- rhar vor Gericht bekannt und den verdienten Lohn im Gefängnis erhält, daß sie dann nur noch mit Erröten an jenen Unheilvollen denken und dankbar meine heute noch verschmähende Liebe lohnen wird. Lassen wir Leni jetzt allein, die plötzliche Aufregung hat das weiche Gemüt zu heftig erschüttert. Die Zeit heilt alle Wunden und ich zweifle nicht an meinem Glücke.*
Steffens ergriff den Alten beim Arme und halb widerwillig folgte Peter Scharffenberg dem Kaufherrn hinunter in das Schankztmmer.
Frau Kathrine weinte leise über das Unglück, welches ste mit ihrem einzigen Kinde erleben mußte. Sie wagte nicht an die Schuld Martins zu glauben, aber ste konnte stch's auch nicht erklären, wie diese Verwickelung gelöst werden sollte, und Steffens seltsames betroffenes Wesen, oas ihr mehr einer Werbung um den Vater als der Tochter scheinen wollte, flößte ihr Besorgnis ein. Sie sah sich ratlos in diesen schweren Schicksalsschlägen, die unverschuldet über sie hereingebrochen.
Als sie eine Zeitlang allein waren, erhob sich Leni von ihrem Platze; ermüdet von der Last dieses traurigen Ereignisses sank ste zu Füßen ihrer Mutter auf die Knie und barg ihr Angesicht in den mütterlichen Schoß. Frau Kathrine legte ihre Hand auf die Schulter der Tochter.
«Leni," sagte sie leis und im traulichen Tone, «wie konntest du nur mir solcher Bestimmtheit den vornehmen Kaufherrn beschuldigen? Und was wolltest du thun, wenn er dir zu Lieb' ein falsches Geständnis gemacht hätte?" (Fortsetzung folgt.)