neu. Da sich diese Anzeige als wahr erwies, so wurden alle diese Fabrikanten samt ihren Geschäftsleitern vor Gericht gestellt. Der Pro­zeß gegen dieselben dauerte 4 Monate und 10 Tage und endete mit der Verurteilung aller Angeklagten. So wurde ein Alkoholfabrikant zu 2jährigem Kerker und zum Schadenersatz- von 364320 Lire, ein anderer sogar zu 3jähr. Kerker und zum Schadenersätze von 2464156 Lire verurteilt.

* Von Paris meldet man derK. Z.": Das sogen.Nebeneinandermarschieren" Deutsch­lands und Frankreichs ist heute eine vollendete Thatsache: zwischen Frankreich einerseits und Deutschland und seinen Verbündeten anderer­seits ist es dem Vernehmen nach zu einem Ein­verständnis betreffs gewisser gegenwärtig schwe­bender Fragen gekommen. Die Radikalen und Royalisten werden, wenn dies einmal offiziell feststeht, noch wehr gegen Ferry wüten, als sie es bisher gethan; dies wird ihnen wenig nützen, da die Mehrheit deS Parlaments gerade des' halb um so fester zu Ferry stehen wird, wenn er ihr den wahren Sachverhalt auseinandersetzt. Die Stellung des Kabinets ist natürlich nicht die angenehmste. Von heute an bis Ende Januar sollen an den verschiedenen, seit 1871 in der Umgegend von Paris errichteten Denk' mälern Kundgebungen erfolgen, bei denen De- roulede die Hauptrolle spielen und gegen das angebliche deutsch-französische Bündnis gedonnert werden soll.

* Paris, 6. Okt. Eine Depesche des Ad­mirals Courbet aus Kelung vom 4. Oktober sagt: Die Werke im Osten und Süden der Rhede find heute von den Landungskompagnieen ohne Widerstand besetzt worden. Vor dem wetteren Vorgehen gegen Tam-Sui oder die Kohlengruben ist es unerläßlich, die Haupt­punkte zu befestigen, damit sie durch wenige Mannschaften verteidigt werden können. Ebenso ist die Zerstörung mehrerer chinesischen Schanz­werke notwendig. Die Batterien von Tam- Sui sind demoliert. Wir arbeiten daran, die von den Chinesen durch versenkte Dschunken und Torpedos hergestellte Sperre zu zerstören.

* London, 6. Oktober. DieTimes" meldet aus Peking von vorgestern: Es verlautet zuverlässig, daß China geneigt sei, in den Differenzen mit Frankreich sich einem Schieds­sprüche unbedingt zu fügen.

* Kopenhagen, 4. Okt. Der Brand des Schlosses Christiansborg wurde noch im Laufe der Nacht bewältigt. Große Kunstschätze, da­runter Werke von Thorwaldsen, ferner da° Archiv des Reichstages sind vernichtet. Der Schaden wird auf mehrere Millwmn Kronen geschätzt. Die Schloßkirche u. das Thorwaldsen- Museum blieben, obgleich stark bedroht, unver­sehrt. Der König und der Kronprinz waren bis Mitternacht auf der Brandstätte anwesend.

* Newyork, 6. Okt. Aus der Provinz Buenos-Ayres werden große Ucberschwemmungen gemeldet. Die Verbindungen waren elf Tage

lang unterbrochen; große Verluste an Eigentum und Menschenleben; ganze Familien sind er­trunken. Jetzt herrscht große Hungersnot, öffent­liche Subskriptionen find eröffnet.

* Die Fetten von New-Aork hielten kürzlich ihr Jahresfest ab. Vor dem Festessen fand eine allgemeine Verwiegung statt. Nicht wenige wogen zwischen 300 und 400 Pfd., der aus 12 Köpfen bestehende Vorstand ergab ein G-wicht von 4038 Pfund im Durchschnit also 336Vr Pfund. Mitglieder, die nur 250 Pfd. wogen, wurden nur so über die Achsel angesehen oder arg verspottet. Daß bei Tafel Schmal­hans nicht Küchenpeter war, braucht nicht ver­sichert zu werden.

* Kairo,?. Okt. Reuters Bureau schreibt: Ein offizieller Bericht des Majors Kitchener meldet, daß nach dem Schiffbruche des Dampfers des Obersten Stewart ein Scheikh sich erboten hat, Stewart durch die Wüste bis Merawi zu führen. Auf dem Wege dorthin seien Stewart und seine Begleiter ermordet worden. (Merawi liegt am Nil zwischen dem 3. und 4. Katarakt; es führt die Wüsten-Straße von Dongola nach Kerber durch Merawi, wo sie den einen großen Bogen bildenden Nil schneidet.)

Der Winter-Fahrplan für die württembergischen, wie für sämtliche deut schen Bahnen tritt am 15. ds. Mts. in Wirk­samkeit.

* Stuttgart, 6. Okt. (Landesprodukten- börse.) Seit Freitag haben wir bei sehr küh­ler Temperatur trüben Himmel nnt zeitweise leichten Regenschauern, welche jedoch bis jetzt die zum Bestellen der Wintersaaten nötiae Feuch­tigkeit noch nicht gebracht haben. Ueber die Lage des Getreidemarktes läßt sich nichts Neues berichten, die Preise sind nicht weiter zurückge­gangen, haben sich im Gegenteil etwas befestigt, aber von einer nennenswerten Besserung ist keine Rede. Ob die gegenwärtige Trockenheit, welche eine verspätete Herbstsaat in großen Länder­strichen zur Folge hat, in späterer Zeit auf die Preise wesentlich einwirken wird, läßt sich heute noch nicht bestimmen. Der Hopfenmarkt ist in der adgelaufenen Woche etwas flauer geworden, doch bleiben feine Qualitäten noch immer ge­sucht und preishaltend. Die heutige Börse war ziemlich lebhaft besucht und wurde Mehre- res zu etwas höheren Preisen gegenüber voriger Woche als verkauft zur Anzeige gebracht.

Wir notieren per 100 Kilogr.:

Waizen bayer. . 18 M. bis 19 M. dto. ruff. Sax. 17 M. 40 bis 17 M. 90

dto. Affow. . 16 M. 50 bis M.

dto. californ. . 18 M. 75 bis M.

dto. Ungar. . 19 M. 35 bis M.

Haber .... 12 M. 50 bis M.

Hopfen pr. 50 Kilo 100 M. bis 115 M.

* Stuttgart, 7. Oktbr. Kartoffel- Obst- uud Krautmarkt.) Leouhardsplatz: 700 Säcke Kartoffeln ä 2 M. 20 Psg. bis 2 M.

50 Pfa. per Ztr. Wilhelmsplatz: 4800 Säcke Mostobst L 5 M. Psg. bis 5 M. 50 Psg. vr. Ztr. Marktplatz: 4000 Stück Filder- kraut ä M. 10 bis 15 M. pr. 100 Stück.

* Tübingen, 6. Okt. (Obst.) Auf dem Bahnhof befinden sich heute 4 Wagen mit Aspfeln zu 4 M. und 4 M. 30 Pf. und ein Wagen mit Birne» zu 4 M. 80 Pf. per Ztr.

* Reutlingen, 4. Okt. (Obstmarkt.) Zu­fuhr ca. 2100 Säcke. Verkauf zu 4 M. 80 Pf. bis 5 M. 20 Pf. per Ztr.

Reutlinger Alb, 6. Okt. In vori­ger Woche ließ der Darlehenskaffenverein Un­dingen durch seinen Vorstand in der Schweiz 600 Ztr. Mostobst aufkaufen, welches Mitglieder und andere Ortsbücger zum Preis von 4 M. 2030 Psg. auf dem Bahnhof Mössingen er« halten.

* Cannstatt, 5. Okt. Ans dem hiesigen Güterbahnhof standen gestern 2 Wagen Hess. Mostobst. Preis 4,70 M-, Verlauf rasch. Auf dem Marktplatz war der Preis für einheimi­sches Obst 5,80 M.

'* * Horb, 4. Okt. (Hopfen.) Die Preise sind hier infolge lebhafter Nachfrage im Steigen; für schöne Ware werden 120 bis 125 M., ja sogar 130 M. nebst Trinkgeld bezahlt.

* Großbottwar, 3. Okt. Die Hopfen sind im Aufschlag begriffen. Ein hiesiger Hopfen« Produzent verkaufte sei» sämtliches Quantum im Betrage von 1015 Ztr. um 125 Mark Per Ztr.

* In Denkingen (A. Pfullendorf) gewann in diesem Jahr ein einziger Bienenzüchter vier­zehn Zmtner Honig, was einer Summe von 1400 Mark gleichkommt.

Nagold, den 4. Oktober 1884

Neuer Dinkel .

7

20

6

56

6

20

Kernen . . .

9

Haber . . .

6

50

6

37

6

25

Gerste .

8

50

-7

83

7

40

Bohnen . . .

. .

7

50

7

03

6

Waizen. . .

9

10

8

87

8

Roggen. . .

. .

8

60

8

52

8

50

Calw,

dm 4.

Oktbr.

1884.

Kernen . . .

8

50

Dinkel gemischter

6

70

6

48

6

10

Haber alter .

8

20

8

10

8

neuer .

6

50

Viktualieupreif e

auf dem Wochenmarkt in Alteusteig am 8. Okt.

Vs Kilo Butter .70 Pfg.

2 Eier.12 u. 13 Pfg.

* (WeibUchc Eitelkeit.) Eme eaglqche Wohl- thäterin besuchte unlängst die Arbeitshäuser Lon­dons, um dort, gleichwie in den Jugend-Asylen der Mädchen und Frauen, kleine Geschenke zu bringen. Um ihre diesbezüglichen Wünsche be­fragt, haben unter zwölfhuadertsechsundnennzig weiblichen Wesen zwölfhundertdreiundzwanzig um einen Spiegel gebeten.

Für die Redaktion verantwortlich: W. Rieker, Altensteig.

peinliche Ueberraschung sollte diesen Gedanken ein Ende machen.

Einige Tage darauf, nachdem Herr Steffens von seiner Reise zu- rückgekehrt, trat derselbe in das Geschäfts! okal Spöllings. Er brachte aus einem feinen Etui ein goldenes Armband hervor, welches mit pracht­voll geschliffenen Diamanten besetzt war.

Die kostbaren Steine bildeten einen künstlich zusammengestellten Stern, der, man konnte ihn von jeder Seite betrachten, wie eine Gruppe in der Sonne glänzender Thauperlen strahlte.

Herr Steffens erzählte, daß er das kostbare Armband in Köln ge­kauft und das Geschenk für Peter Scharffenbergs Leni bestimmt sei, mit welcher er sich in nächster Zeit verloben werde. Die Zeit seines Auf­enthalts in Köln sei so beschränkt gewesen, daß er eine zu gravierende Inschrift, wie er solche auf die innere Fläche des Armbandes wünsche, nicht noch fertigen lassen konnte, und er ersuche nun Meister Spölling, diese Arbeit in den nächsten Tagen bewirken lasten zu wollen.

Auf einem Blättchen Papier waren die einzugravierenden Worte, sowie Ziffern notiert, und legte Herr Steffens dasselbe dem Etui mit bet, nachdem er vorher mit großer Selbstgefälligkeit Meister Spölling die Vorzüge und Schönheiten dieses seltenen Juwels gezeigt und auf die Größe der Brillanten aufmerksam gewacht hatte.

Meister Spölling führte allerdings derartige wenig begehrte Ju­welen nicht auf seinem Lager und er hielt auch keineswegs mit seinem Lobe zurück. Gleichwohl gelang es ihm nur schlecht seine Ueberraschung, die eher als ein Mißvergnügen bezeichnet zu werden verdiente, zu ver­bergen, und nachdem Herr Steffens, der noch verschiedene Kostbarkeiten des alten Meisters Spölling sich hatte vorlegen lassen, fortgegangen war, murmelte er:

So falle»: alft- L:c Hoffnungen memes biedere« Mauin jämmer­lich in sich zusammen."

Sichtlich verstimmt nahm er das von Steffens auf dem Ladentisch zurückgelassene Etui zur Hand und ging damit nach der Werkstatt, wo Martin fleißig arbeitete.

Ern schwerer Auftrag ist eingegangen, Martin, wollte Gott, daß es nimmer so gekommen war'*, sagte der gute Alte und seinem Gehilfen das eben von Herrn Steffens Gehörte wieder erzählend, setzte er miß­mutig das Etui auf die Tafel.

Martin verfärbte sich, das Werkzeug entfiel seinen Händen und die Zähne fest zusammenpressend, blickte er starr vor sich hin. Diese Nachricht wirkte fast vernichtender als damals jene von Leut über den ersten Schritt des Herrn Steffens.

Ein herzloser Mensch", murmelte er mit dumpfer Stimme,der nur nach dem Erbteil Lenis trachtet. Er weiß es nur zu wohl, daß er statt Liebe Haß und Abscheu gegen sich im Herzen der Unglücklichen findet und dennoch!

Arme Leni, welche Qualen wirst du um meinetwillen leiden müssen. Wie soll das enden? Vernichtet liegen alle Hoffnungen. Mit blutendem Herzen eine Aussicht in das kalte tote Nichts und dieser Elende klügelt noch mit satanischem Scharfsinn darüber nach, wie er mich langsam und qualvoll martern, am Ende zur Verzweiflung treiben möchte?!

Verschanzt hinter unbezwtngltchen Vorurteilen und begünstigt im Spiele des blinden Schicksals, zeigt sich der kleine Charakter dieses Mannes in der gierigen Nachspürung jeder Gelegenheit, mich, den Unglücklichen. Unbekannten, vor der Well Unbcdem enden noch mit Hohn und Spott zu peinigen!" (Fortsetzung folgt.)