eine Gerte schneiden. Er bog mit aller Anstrengung einen kräftigen Zweig herunter, letzterer schnellte sich wieder empor, erfaßte aber dabei mit einem Seitenast den Knaben hinten am Halstuch und schleuderte ihn mit in die Höhe. Der Knabe, dem durch das Halstuch die Kehle zugeschnürt war, vermochte sich weder zu befreien noch um Hilfe zu rufen, und als seine in der Nähe spie­lenden Kameraden nach einiger Zeit nach ihm sahen, fanden sie ihn bereits tot.

tzirschberg. Der Brauereibesttzer Hein­rich Hoffman» aus Voigtsdorf ist wegen Be­truges beim Bterbrauen und wegen Zuckerstoff­beimischung zum Biere in mindestens 100 Fällen zu drei Monaten Gefängnis und zu 3000 M. Geldstrafe verurteilt worden.

(Der Schutzengel.) Zu Er Witte in West­falen kletterten kürzlich zwei Knaben in den Turm der katholischen Kirche, um Dohlennester auszunehmen, an dieselben zu gelangen, legten sie ein Brett in eine Luke. Dasselbe wurde innen von einem Knaben gehalten, während der andere auf das Brett kletterte, um die Tiere zu erfassen. Da sieht er plötzlich einen Geistlichen kommen u. flüstert seinem Kameraden zu:Der Herr Caplan kommt!" Diese Worte fahren dem armen Jungen derart in die Glieder, daß er das Brett losläßt und die Treppe hinunterstürzt. Der Knabe auf dem Brette fährt nun sausend am Kirchdach hinab, bleibt aber mit seinem Kittel an einer Wafserrinne hängen. Auf sein Geschrei eilen die Ortsbewohner herbei, man schleppt Leitern zusammen, die sich aber alle als zu kurz erweisen. Erst nachdem man ver­schiedene aneinandergebunden, konnte man den Dohlenfänger aus seiner Lage befreien.

Siegen. Als Kuriosum ersten Ranges sei erwähnt, daß in der Gemeinde Weidenau, Kreis Siegen, die Kommunal-Einkommensteuer 7500 Prozent beträgt. Es fällt nämlich auf eine Grundsteuer von 3 Pfg. der Betrag von 2,25 Mk. Kommunal-Einkommensteuer.Gott behüte uns vor Grundbesitz in der Gemeinde Weidenau!" ruft die Redaktion des .Siegeuer Volksbl/ aus, welcher die betreffenden amtlichen Schriftstücke Vorgelegen haben, aus welchen sich die Richtigkeit dieser Mitteilung ergab.

(Findig.) Den Hamburger und Braun­schweiger Lotterie-Kollekteuren muß man nach­rühmen, daß sie die geeigneten Mittel zu fin­den wissen, um sich für ihre Lose ein Absatzge­biet zu verschaffen. Einige Kollekteure sind neuer­dings auf den Einfall gekommen, die Geburts­tage von Beamten, was nicht allzu schwierig ist, in Erfahrung zu bringen und dieselben an ihrem Geburtstage zu überraschen. In sehr vielen Fällen erreichen die Kollekteure ihren Zweck, die Adressaten erblicken in der Zusendung des Loses eine günstige Vorbedeutung und behalten das Los.

(Offenherzig.) In der letzten Nummer desWorbiscr Kreisblattes ist folgende sonder­bare Annonce zu lesen:Mein verleumderischer

Mund ist mir gestopft. Waschfrau Katharina Rompe in Leinefelde, Kasseler Chauffee."

Ausland.

Wien. In der Wiener Neustadt wurde in der Nacht zum Dienstag gegen die beiden Hauptpfarrtürme ein Sprengversuch von ver­brecherischer Hand unternommen. Vorher er­folgten in derselben Stadt mehrere ähnliche Attentatsverfuche, welche sämtlich mit geringem Schaden verliefen; die Verbrecher entkamen.

(Aus der Schweiz.) Von Genf, 23. Septbr. wird geschrieben: Das war ein Nach­sommer, von dem man noch in den spätesten Zeiten reden wird. Wenn das Thermometer während der zweiten Septemberhälfte 25 Grad im Schatten und 35 in der Sonne zeigt, wie dies in der vergangenen Woche an den gesegneten Gestaden des Genfer Sees der Fall war, dann wird man sich einen Begriff von der Ernte machen können, welche diese Saison für die Schweizer noch zeitigt und die durch das Hagel- gewttter vom Sonntag lediglich bei Morges etwas geschädigt ist. Im übrigen aber Fremde in Hülle und Fülle und auf den südlichen Ab­hängen unserer Berge ein Reifen und Kochen der Früchte und Reben, wie wir es lange nicht erlebt haben. Der heurige Tropfen verspricht denn auch allererster Qualität zu werden, und manche Weingelehrten behaupten, er werde sogar dem 34er nicht nachstehen. Das wäre denn einmal ein herrliches 50jähriges Jubiläum.

Die Cholera hat nicht allein eine Handels­krisis in Italien hervorgerufen, sondern auch bas Budget des Finanzministers in sehr unan­genehmer Weise beeinträchtigt. Der Ausfall der Zölle und Steuern einerseits und die enor­men Ausgaben anderseits, welche die Maßregeln gegen die Cholera erforderten, haben bis jetzt ein Defizit von über 40 Millionen hervorge­rufen. Üeberdies hat sich die Regierung mora­lisch zu neuen Ausgaben für Neapel verpflichtet, wo der vollständige Umbau der Volksviertel, in welchen die Cholera zu schrecklicher Brut reifte, unerläßlich erscheint. Dies sind keine rosigen Aussichten für die nächste Staatsbilanz.

Brüssel. Die Aufregung wird durch Hetzartikel der liberalen Presse immer mehr ge­schürt. So schreibt dieGazette Liberale" von Vervters: Möge sich jeder Liberale eine Flinte und einen Revolver verschaffen, den er stets bei der Hand haben mag, um den klerikalen Narren zu antworten und zwar in einer Weise, daß der Vorteil immer auf seiner Seite ist. Der Bürger­krieg ist unvermeidlich, er ist nahe, seien wir bereit! Bewaffnen wir uns ohne Verzug. Bür­ger, auf zu den Waffen! Mögen die Banden der Banditen, die in den Winkeln von Priestern geleitet werden, sich gegenüber einem Wald von bürgerlichen Bajonetten finden!" DerN. Zürich. Ztg." wird aus Brüssel berichtet: Die Stimmung gegen den König und die Königin (letztere ist sehr bigott und eine Hauptstütze des Ministeriums Malou) ist sehr gereizt u. macht

ich in vielen Kundgebungen Luft. Ueberall wird ein Spottbtld auf den König verkauft. Ein auf rotem Papier gedrucktes Plakat wurde zu tau­enden abgesetzt. Auf demselben steht:Der Tag des Unglücks. Belgien entweiht! Das Volk in Aufruhr! Das Königtum gesunken! Das Vaterland in Gefahr! Unsere Kinder den Jesuiten! Wir verdanken das dem schimpflichen Regiment, das wir erdulden. Belgisches Volk! Werdet ihr ungestraft die Piraten, die die Macht an sich gerissen, wirtschaften lassen? Nein, tau- endmal nein! Eher als diese Schmach erdulden, werdet Ihr alle rufen: Es lebe die Republik!" Das Kabinet zeigt übrigens jetzt die nötige Energie gegen diese Ausschreitungen. Die betr. Blätter wurden beschlagnahmt und alle Verkäu­fer der Pamphlete verhaftet.

London. Sam Mendel, einer derHandels­fürsten von Manchester" ist dieser Tage in Bal- heim bei London im Alter von 72 Jahren ge­storben. Als er auf der Höhe seines Wohl­standes stand, soll er eine jährliche Rente von

6 000000 Mark besessen haben. 1875 zog er sich von den Geschäften zurück «ad ließ sich auf Börsenspekulationen ein, die teilweise so un­glücklich ausfielen, daß er bei seinem Tode im Verhältnis zu seinem früheren Reichtum arm genannt werden konnte.

Daudet aus BrrSehr

(Kartoffeln.) Als ein Beispiel von der großen Ergiebigkeit der Kartoffelernte möge angeführt werden, daß in Fellbach ein Mor­gen etwa 72 Säcke lieferte; dabet sind die Kar­toffeln gesund und wohlschmeckend.

(Hopfen.) In Nürnberg schlagen dir Hopfen ab, inSchwetzingen steigen die Preise. An letzterem Platze wurden 125135 Mark bezahlt.

Heilbronn, 27. Sept. Obst- und Kartoffelmarkt. Bet dem heutigen Markte stellten sich die Preise beim Obst: Aepfel 4 M. 50 Pf. bis 6 M. Pf., Birnen 6 M. Pf. bis

7 M. - Pf., gem. Obst 5 M. Pf. bis 6 M. 50 Pf., gebrochenes Obst 6 M. bis 7 M., Zwetschgen M. Pr. Zir. Kartoffeln, gelbe 2 M. Pf. bis 2 M. 30 Pf., blaue 3 M. Pf. bis - M. Pf., Wurstkartoffeln 2 M. 50 Ps. bis M. Pf. per Zentner.

Stuttgart, 27. Sept. Wrihelmsplatz: 800 Säcke Mostobst zu 5.30 M. bis 5.50 M. pr. Ztr. Eßlingen, 26. Sept. Auf dem Bahnhof 4 M. 30 Pfg. pr. Ztr. Tüb­ingen, 26. Sept. Zufuhr 1000 Säcke. Most­birnen 10 M. 50 Pfg. bis 12 M., A pfel 8 M. 50 Pfg. bis 10 M. per Sack. Radolfzell, 24. Sept. Auffuhr gering. Birnen 10 M., Aepfel 7 M. pr. DZtr.

(Gleiche Liebe.) A.:Wissen Sie, was zwischen meinem Weib und einem Griesknödel für ein Unterschied ist?" B.:Nein!" A.:Gar keiner!" B.:Wieso?" A.: Ich Hab' alle zwei zum Fressen gern!"

Für die Redaktion verantwortlich: W. Ri eker, Altensteig.

den heldenmütigen Jüngling nicht der allgemeinen Stimmung enrgegen- zutreten. Nichts destoweniger gab er aber seinen einmal gefaßten Ent­schluß nicht auf, sondern rechnete vielmehr auf die Wirkung der alles vernarbenden Zeit.

In dieser seiner Meinung wurde er noch bestärkt, als er soeben gewahrte, daß Herr Steffens es nicht verschmähte, auf den Aberglauben der Menge zu spekulieren, in der schnöden Absicht, nicht nur die Ver­dienste Martins zu schmälern, sondern ihn sogar zu verdächtigen.

Nicht ohne allerdings geheim gehaltene Beweggründe hatte er mit besonderer Auffälligkeit an der Brandstätte Martin seine Börse aufzunötigen versucht. Ihm war es weniger darum zu thun gewesen, eine Belohnung auszahlen zu können, als vielmehr Martin durch Her­ausforderung in die Gefahr zu stürzen und nachdem der Kühne glücklich daraus hervorgegangen war, Martins hartnäckige Zurückweisung einer Belohnung herauszufordern, die er doch nach allem Vorhergegangenen mit Bestimmtheit voraussetzen konnte. Der Edelmut des verhaßten Gegners sollte ihm zum Gelingen seines Planes nicht wenig förder­lich fein.

Nicht dadurch, daß er die Gefahr, in welche sich Martin begeben hatte, geringschätzig beurteilte es würde ihm dies bei einer so allge­mein bekannt gewordenen Thatsache auch nicht gelungen sein sondern, daß er sie ganz ungeheuerlich hinstellte, wußte Steffens die wahre Absicht geschickt zu verbergen und mit der ihm eigenen Hinterlist ließ er, vorsichtig Fühlung nehmend, anfänglich nur Mutmaßungen laut werden, die, sobald er bemerkte, dafür geeignetes Feld gefunden zu haben, ohne Zögern zu Behauptungen emportürmte, deren Beweisführung er sogleich unternahm und für die bei dem Aberglauben der Bevölkerung nur zu leicht den unverdienten Glauben fand.

Schon am ersten Tage nach dem Bcandunglück, während Marnn noch bewußtlos in Fieberhitze lag, äußerte Herr Steffens in der Schoppen­stube des grauen Schiffhauses:

Wenn der schwarzäugige Sachs nicht mit geheimen Mächten ein Bündnis hätte und somit gegen die Flammen gefeit wäre, könnte er der­artige Kunststücke gar nicht in Ausführung bringen. Er würde sich viel­mehr, wie jeder andere, fein gehü-ct haben, durchs Feuer zu laufen." Und was der weitgereiste Herr Steffens sagte, mußte schon wahr sein.

Wußten sich doch die ehrbaren Väter hinter ihrem Schoppen gar grausige Geschichten aus der Vergangenheit zu erzählen, nach welchen bei diesem oder jenem Brande hier und in der Umgegend, ein alter, draußen auf einem einsamen Gehöft wohnender Scharfrichter, die Ge- walt besessen habe, das Feuer zu bannen und zwar schon nach drei­maligem Umkreisen der Unglücksstätte. Welche Zauberformeln er dabei zu sprechen gehabt, davon hatte er keinem Menschen etwas verraten.

Daß solchen, in einer traurigen Unwissenheit begründeten Mani­pulationen, wie der des Feuerbannens, niemals auch nur ein Atom des Erfolges nachzuweisen war, daran dachten diese Leute nicht im minde­sten und die Behauptung, daß es bei dergleichen Sachen niemals mit rechten Dingen zugegangen sei, war unstreitig viel bequemer.

Selbstredend mußte derjenige, welcher mit solchen unsinnigen Ver­dächtigungen in das Gerede der Leute kam, nicht wenig darunter leiden. Man mied am liebsten jeden Verkehr mit ihm und ging dem, mit so unheim­lichen Künsten Befähigten, aus dem Wege, wo es sich nur thun ließ.

(Fortsetzung folgt.)

(Lesefruchl.)Was man kräftig hofft, das geschieht." Ein keckes Wort, was aber wunderbar tröstet.