14jähriges Mädchen mit an den Leib gebundenen Händen tot durch Schulkinder aufgefunden.

(Ein raffinirter Betrug), wobei es sich um 84 000 Mark handelt, beschäftigte lebhaft die Kölner Börsenkreise. Vor einigen Monaten stellte sich bei zweien größeren Bankhäusern in Köln ein junger Mann, angeblich im Aufträge seines dortigen Prinzipals, vor, um je ein Drei- Monats-Accept von 42000 M. auf ein dortiges gröberes Bankhaus zu diskontieren. Bet beiden Häusern hielt man die Accepte, sowie die Unter­schriften der Indossanten, welche Firmen aner­kannter Industrieller und Großhändler trugen, für echt und kaufte die Wechsel anstandslos ge­gen Herausgabe des Betrags. Am 16. ds., als am Verfallstage, stellte sich jedoch heraus, daß die Wechsel, welche sich in Form und In­halt vollkommen gleich sahen, beide gefälscht, sämtliche Unterschriften, Firmenstempel u. s. w. auf die täuschendste Weise nachgemacht waren. Bis jetzt fehlt von den Fälschern, da ohne Zwei­fel mehr als einer an dem Betrug beteiligt ist, noch jede Spur.

Gotha. Vor einigen Tagen wurde hier die 194. Feuerbestattung vollzogen, die insofern ein weiteres Interesse bot, weil der Stadtrat den nächsten Verwandten (Vater, Mutter, Geschwistern) die persönliche Beteiligung an dem Verbrennungsakte untersagt hat. Die Gründe dieses Verbotes sind nicht bekannt.

Insterburg. Die junge, kerngesunde Frau eines hiesigen Bürgers hatte sich mit einem Messer an der linken Hand eine Ver­letzung zugezogen, die trotz ihrer Geringfügigkeit eine schmerzhafte Anschwellung zur Folge hatte. Mehreregescheite* Nachbarn bewogen die Frau dazu, ein einer Leiche abgenommenes Tuch um die geschwollene Hand zu wickeln: ein Mittel, das die Geschwulstausztehen* sollte. Wenige Tage darauf verstarb die Frau nach qualvollen Leiden an Blutvergiftung.

Stettin. Ein als Sonderling bekannter 80jähriger Rentier, der seit seiner Geburt seinen festen Wohnsitz in dem pommerischen Städtchen P. hatte, kaufte sich auf dem zuständigen Kirch­hof eine Stelle, auf der er einst begraben werden wollte und ließ einen Grabstein mit einer langen Inschrift auf die erworbene Kirchhofsstelle setzen. Die Gemeinde erhob hiergegen Widerspruch und da sich der alte Herr nicht zur Fortnahme des Grabsteins verstehen wollte, so strengte die Gemeinde gegen ihn einen Prozeß wegen Unfugs an. Das Gericht war jedoch der Meinung, daß der Verklagte, welcher die Kirchhofsstelle gekauft, mit derselben machen könne, was er wolle, und demnach auch zur Aufstellung eines Grabsteins berechtigt sei, und sprach den An­geklagten frei.

Ausland.

Die Trennung Böhmens in einen deutschen und einen tschechischen Teil ist schon wieder einmal auf die Tagesordnung gestellt. Im Landtage zu Prag beantragten Herbst und

Genoffen die Regierung aufzufordern, in der nächsten Session einen Gesetzentwurf betreffend eine in nationaler Hinsicht gleichartige Gestalt­ung der Bezirke durch die Regulierung der Spracheugrenzeu vorzulegeu. Der Antrag wird der geschäftsordnungsmäßigen Behandlung unter­zogen werden.

New-Aork. Die großen Holzlager zu beiden Seiten des Cuyahoga-Flaffes, der sich bei Cleveland in den Erie-See ergießt, sind durch Unvorsichtigkeit von Knaben, die mit Schwefel­hölzchen spielten, in Brand geraten. In wenigen Minuten war die ganze, mehrere englische Quadratmeilen große Fläche ein Flammenmeer. Ein starker Wind fachte die Feuersbrunst an, so daß die schleunigst herbeigeeilten Feuerwehren nichts auszurichten vermochten und, ihre Spritzen zu retten, dieselben in den Fluß stürzen mußten. 17 000 Arbeiter sind durch den Brand beschäftig­ungslos geworden.

In Sachen der Wahlbewegung für die Präsidentschafts-Wahl in den Ber. Staaten ist das bemerkenswerteste Ereignis der letzten Zeit das Eintreten von Karl Schurz für Cleveland. Schurz stellt die Entscheidung ganz allein auf die Hauptfrage: sollen wir eine ehrliche Regier­ung bekommen? Dem gegenüber treten alle anderen politischen Fragen in den Hintergrund. Der Charakter Maines, sowie seine bisherige Laufbahn bieten die Garantie dafür nicht, daß mit der Korruption werde gebrochen werden; wohl aber Cleveland. Darum treten die Deut- schen für ihn ein. Jedoch sollen die Aussichten Blaines günstiger fein, besonders auch deßhalb, weil eine sogen,unabhängige Kandidatur* Buttler aufgestellt ist, die nur dazu dienen soll, Cleveland Stimmen zu entziehen. Buttler selbst soll aber mit Maine unter einer Decke spielen. Ein ächtamerikanisches Wahlmanöver!

Handel und Berkehr.

Stuttgart, 20' Sept. Wilhelmsplatz: 1000 Säcke Mostobst zu 4.60 M. bis 5 M. per Ztr.

Eßlingen. 19. Sept. Preise auf dem Bahnhof: Hess. Obst 4 M. 50 Pf. per Ztr. Tübingen, 19. Sept. Aepfel 78 M-, Wadelbirnen 1011 M. p. Sack.

Rotten bürg, 19. Sept. In den letz­ten Tagen sind Käufe in Hopfen zu 100115 M. mit Trinkgeld abgeschloffen worden. Auch im Rcmmingsheim sollen 115 M. bezahlt worden sein.

(Gute Ausrede.) Ein Knabe ist dadei, in einem Obstgarten einen schönen Birnbaum zu plündern, indem er mit Steinen nach den schönen Früchten wirft und diese letzteren dann in seine Tasche steckt. Plötzlich kommt der Besitzer des Gartens herbei und ruft von weitem:Heda! Du kleiner Unnutz! Was treibst du da für Unfug. Womit wirfst du da?*Ich, antwortete der Schelm,nichts; hier war eine Birne herab­gefallen und die versuche ich nun wieder auf Len Baum hinaufzuwerfen.*

Für die Redaktion verantwortlich: W. Rieker, Altensteig.

Bürger in Mühlhausen OA. Tuttlingen, wieder­um Zirkuläre versandt in welchen dieselben zur Bestellung von Losen der in Württemberg ver­botenen Hamburger Klassenlotterie eingeladen werden. Vom Schöffengericht Tuttlingen Hie­wegen wiederum zu der Geldstrafe von 120 M. verurteilt hat Sterley an die K. Strafkammer gegen dieses Urteil Berufung eingelegt, zwar uur, weil ihm die Strafe zu hoch erschien. Die Strafkammer aber war anderer Ansicht und hat Sterley, der wegen ähnlicher Ueber- tretungen von anderen württembergischen Ge­richten schon öfter bestraft worden ist, mit seiner Berufung abgewiesen.

Fellbach, 18. Sept. Die gegenwärtige Hitze thut an unfern Trauben wahre Wunder, so daß selten mehr ein halbgefärbter zu sehen ist und alle jetzt schon eine angenehme Süßig­keit haben. Die Hitze kann auf die Beeren um so kräftiger und anhaltender einwirken, weil das Holz vollständig gereist ist und somit die ganze Kraft auf die einzelnen Trauben übergeht. Die Stöcke sehen alle frisch und gesund aus, nament­lich erfreut sich das Laub eines herrlichen Grüns. Gegenwärtig beschäftigen sich die Leute mit dem Einheimsen der Kartoffeln, welches Geschäft sehr befriedigend ausfällt.

Deutsches Reich.

Berlin, 20 Sept. Nach kaiserlicher Ver­ordnung vom 18. Sept. finden die Reichstags­wahlen am 28. Oktober statt.

Der Bundesrat hat am Donnerstag feine Sitzungen wieder ausgenommen.

Der Plan betr. Gründung einer Bank für den überseeischen Handel soll demnächst in einer Konferenz von neuem erörtert werden. Es sollen Aussichten vorhanden sein, daß die nun­mehr beginnenden Verhandlungen zu greifbaren Ergebnissen führen werden.

DieNat.-Lib. Korr.* schreibt:... Nichts Neues hat uns die Amberger Versammlung ent­hüllt; aber klarer als je hat sie bestätigt, was die Zentrumsredner so oft bestritten haben, daß nämlich das Ziel der Politik dieser Partei kein anderes ist, als die Weltherrschaft des Papst­tums. Diese Universalmonarchie und die Selbst­ständigkeit der nationalen Staaten das ist der Gegensatz auf den es ankommt. Wir leugnen nicht die Großartigkeit des Gedankens, der den Ultramontanismus beseelt, aber wir unsererseits wollen den nationalen Staat in freier Entwickel­ung, und deshalb ist für uns die Nächstliegende Loosung: Die Herrschaft des Zentrums im deutschen Reichstage muß gebrochen werden!

In München müssen aus Sanitätsrück­sichten 16 in der Altstadt befindliche Hadern- und Knochenlager bis zum 1. Oktober geräumt werden. Diese Anordnung des Magistrats wurde allgemein mit großer Befriedigung aus­genommen. -

(Mord.) DerHamb. Korresp." meldet unterm gestrigen: In Wansee bei Farmsen, hinter Wandsbeck, wurde heute Morgen ein

Fensterscheiben vernehmen; ein hell lodernder Feuerschein ergoß sich über die Straße und erleuchrete die Flur im grellen Widerscheine. Mit ge­waltigem Ruck hatte sich Martin frei gemacht und im nächsten Moment stand er auch schon auf offener Straße.

Eine erstickende Rauchwolke wälzte sich qualmend zwischen den Häusern empor in die Lüfte und die prasselnde Glut verderblich züngM- der Flammen schlug oben aus den Fensterhöhlen des gegenüber lieHM den Hauses. Dasselbe war in ähnlicher Weise wie das Schiffhaus er­richtet und das vielfache Holzwerk, ließ die Entstehung eines verheeren­den Feuermeers befürchten.

Leni mit halbgeschlossenem Auge nach oben in der düstern Fenster­nische ihren trüben Gedanken nachhängend, hatte das Unglück bemerkt, als der rote Schein des inwendig brennenden Hauses durch die Fenster flackernd herüberleuchtete und in ihrer Bestürzung laut um Hilfe ge­rufen, wie auch Martin Lenis Stimme ganz richtig erkannte. Schon nach dem ersten Schreckensrufe war sie, wahrscheinlich infolge der heuti­gen Aufregung noch leichter dazu geneigt, in Ohnmacht gesunken. Zitternd und sprachlos vor Angst und Schrecken brachte Frau Kathrine Leni nach dem Sopha.

Ein wilder Lärm erfüllte inzwischen die Stadt. Das Sturmge­läute heulte durch die stille Nachtluft, Wächter ließen den schaurigen Ruf ihrer Allarmhörner ertönen und ein entsetzlich wirres Durcheinander von Hilfe- und Schreckensrufen, laut kommandierender Männerstimmen, der herbeieilenden Rettungsmannschaften, wie das schreckliche Gerassel schwerfälliger Spritzenkarren verursachten ein unbeschreibliches Getöse, zu dem sich noch das Prasseln des von der lodernden Glut erfaßten Holzwerks gesellte.

Beim Anblick des brennenden Hauses war Martins erster Gedanke

nachzusehen, ob die Thür desselben verschlossen sei. Jammernde Rufe drangen aus dem Innern. Kaum gewahrte Martin, daß infolge des plötzlichen Schreckens ein Bewohner einen falschen Schlüssel genommen und dieser durch kräftiges Umdrehen im Schlosse verbogen wordeu, letz­teres also nicht zu öffnen sei, so warf er sich mit solchem Ungestüm gegen die den Ausgang versperrende Thüre, daß sie krachend auseinander barst und das Schloß nur noch lose an einem einzigen Nagel hing.

Herr, meirW Dchens, welch ein Unglück!* rief Peter Scharffen- berg jammernd und Wne Kniee zitterten, wie er die halb angekleideten Nachbarn mit den in der Eile ^erfaßten Habseligkeiten in den Händen Herausstürzen sah.

Laßt Eure Klagen, gebt mir schnell ein Licht, eine Axt*, rief ihm Martin entschlossen entgegen, als er von den Flüchtenden vernom­men, daß oben noch Leute schliefen. Unterdessen kamen nun auch be­reitwillige Mannschaften zu Hilfe, und räumten in wilder Hast die Räum­lichkeiten des Erdgeschosses aus.

Die Gäste Peter Scharffenbergs waren eilends nach Hause gelaufen, und nur wenige, unter ihnen Herr Steffens, hatten sich als müßige Zu­schauer auf die Straße postiert. Sie standen an der Spitze einer neu­gierigen Menge und kritisierten die Hilfsversuche der in Thätigkeit ge­tretenen Rettungsmannschaften.

Mit geschwärztem Gesicht trat jetzt Martin aus dem brennenden Gebäude auf die Straße. In seinen Armen trug er ein altes Mütter­chen, unter ihrem Rücken in der einen Hand die Laterne und die Axt. Lame Jubelrufe begrüßten den kühnen Jüngling, der sich durch die Menge drängend seine Bürde in Sicherheit zu bringen suchte und sie dann leise Niederlegend der Obhut der Umstehenden empfahl.

(Fortsetzung folgt.)