weil wurde Sonntag nacht der Dienstknecht A. Leißle von Abtsgmünd beim Nachhausegehen von mehreren Strolchen überfallen und durch 6 Messerstiche lebensgefährlich verletzt. Da derselbe mit niemanden zuvor Streit hatte, so glaubt man, daß die Angreifer seine Person mit einer andern verwechselt haben. — In Laup- heim gerieten 2 Bürger eines geringfügigen Umstands wegen derart gegeneinander in Harnisch, daß sie in der Hitze des Gefechtes zur Erde fielen, von wo sich einer derselben um einen Finger kürzer wieder erhob. Er hatte denselben zwischen die Zähne seines Kampfgenossen gebracht, der ihn unversehens abgebissen Hai.
Deutsches Reich.
Berlin, 18. Sept. Der Kaiser ist heute früh 7 Uhr über Hannover nach Schloß Benrath abgereist, wo er nachmittags 4 Uhr eintrtfft.
Düsseldorf, 17. Sept. Der Kaiser wird dem morgigen Schluß der Manöver nicht mehr beiwohnen, doch ist es möglich, daß er zum Kaiserfest in Düsseldorf am Abend eintrifft.
Berlin. Der Kaiser hat eine umgearbeitete Schießinstruktion für die Infanterie, welche bereits für die in diesem Herbst beginnende Schießübung in Kraft treten soll, genehmigt. Der Kriegsminister bemerkt bei dieser Mitteilung, daß durch diese Instruktion ein anderweitiges Scheibenmaterial eingeführt werden soll, die noch vorhandenen Bestände alten Materials aber bei dem Gefechtsschießen, sowie bei geeigneten Hebungen des Belehrungsschießens aufgebraucht werden dürfen. Ebenso ist eine Revolverschießinstruktion für die Kavallerie und Feldartillerie allerhöchst genehmigt worden.
In Landshut gedenken mehrere dortige Bürger ein Kapital zusammenzuschießen, um ein Lokal zu mieten, und einem tüchtigen er- propten Wirte den Ausschank von Münchener Bier zu übertragen, wohl das beste Mittel, die dortigen Bräuer zu zwingen, einmal wieder nach altem Rezept zu brauen!
Vor dem Standesamte in Heldburg ist dieser Tage eine Ehe geschlossen worden, die eine englische Dogge eigentlich zu Stande gebracht hat. Eine junge Dame, die Tochter eines Kaufmanns, wurde von einer Dogge gebissen und kam dadurch um einen Finger. Der Besitzer des Hundes, ein verwitweter Rentier, war außer sich über den Unfall und bot jede Entschädigung an, die aber zurückgewiesen wurde. Da kam er eines Tages in Frack und weißen Handschuhen und hielt um das Mädchen an, das ihm mit Freuden die vier Finger seiner rechten Hand zum Bunde reichte.
Einen ausgezeichneten Fang hat vor einigen Tagen die Polizei in Frankfurt gemacht. Der Kommissionär eines großen Pariser Juwelen- Händlers gieng letzterem vor einigen Tagen mit Diamanten im Werte von etwa 30 000 M. durch. Durch Telegramme, welche von seinen Helfershelfern hieher an ihn gelangten, erfuhr
man, daß er in Frankfurt war. Dem Polizisten Köhler, einem gewandten Detektiv, gelang es den Gauner zu eruiren und zu verhaften.
Bremen. Ein ziemlich bedeutender Post» diebstahl ist hier vorgekommen. Die Brief- und Packetpost des Postamts vor dem Buntenthore war am Freitag wie allabendlich dem von Brinkum kommenden Postwagen zur Beförderung an das Hauptpostamt mitgegeben worden, darunter auch ein Beutel mit Wertsendungen von etwa 52 000 Mark. Bei der Ankunft am Hauptpostamt hat stch dieser Beutel nicht vorgefunden.
Reichenbach (in Schlesien), 15. Sept. In vergangener Nacht war die Kirche des Wallfahrtsortes Stochendorf der Schauplatz eines wilden Schreckens. Eine Prozession hatte stch darin gelagert, um den Tag zu erwarten. Das Umfallen einer Kerze erschreckte einige Leute derart, daß sie „Feuer* schrieen. Alsbald entstand ein furchtbares Menschengedränge nach den Ausgängen, wobei 2 Personen totgedrückt, 4 schwer und 7 leicht verletzt wurden.
Ausland.
Wien, 18. Sept. Der Kaiser ist heute nacht wohlbehalten nach Schönbrunn zurückgekehrt und reist heute abend zur Eröffnung der Arlbergbahn ab.
— Wie verlautet, wird der Kaiser von Oesterreich bei Gelegenheit der Eröffnung der Arlbergbahn am nächsten Sonntag dem Grobherzog von Baden auf Mainau und dem Könige von Württemberg in Friedrichshafen Besuche abstatten.
Bern, 18. Sept. Der Bundesrat verlangt von Italien die Abberufung des italienischen Konsuls Grecchi in Lugano bis Ende Sept., er wird demselben andernfalls das Exequatur entziehen. (Grecchi ist einer der Jtalianisfimi, welche die Angltederung des Tessin an Italien auf ihre Fahne geschrieben haben.)
(Der grausame Sport der Vogeljagd) blüht, wie dem „Bund* geschrieben wird, in der italeni- schen Schweiz nach wie vor. Jung und Alt, Klein und Groß, jeder, der sich nur irgendwie etwas freie Zeit an seinem gewöhnlichen Beruf abzustehlen vermag, eilt in aller Morgenfrühe auf die schöbe göttliche Vogeljagd. Sie sind eben gar zu gut für einen Tessiner Gaumen, diese gebratenen Knöhelchen, mit einem tüchtigen Stück Polenta, um so besser noch, weil es, wie jeder Schütze gar wohl weiß, eine „verbotene Frucht* ist. Die „N. Z. Z>* meint: Es dürfte nachgerade doch auch unserem hohen Bundesrat einleuchten, daß es nun endlich an der Zeit wäre, Vorsorge dafür zu treffen, daß das eidgenössische Jagdgesetz auch im Kanton Tessin Nachachtung erfahre.
Brüssel, 17. Sept. Der König empfing heute in Brüssel die Deputation der Bürgermeister, welche die Adresse gegen das Schulgesetz unterzeichnet haben. Der Bürgermeister von Brüssel sagte, die Deputation, welche 2,732,659 Einwohner repräsentiere, wolle nur
aufmerksam wurde und schließlich infolge einiger Zechprellereien Anzeige bei der Polizei gemacht wurde, so daß zu der Verhaftung des Hrn. Doktor geschritten wurde. Wie stch jetzt her- ausstellt, steckt unter der Haut des Hrn. Dr. plül. ein schon vielfach mit Gefängnis und Zuchthaus bestraftes Subjekt, ein früherer Kellner Namens Neukomm, der aber heute noch an seinem Schriftstcllertum mit hartnäckiger Zähigkeit festhält. Der zahlreiche Besuch der hiesigen Damen geschah infolge eines Heiratsgesuches, das der geriebene Gauner im Schwäb. Merkur erließ. Neukomm nahm keinen Anstand, L conto seiner Heiratsabficht stch größere und kleinere Beträge geben zu lassen, und erreichte in zahlreichen Fällen seinen Zweck ohne alle Mühe. Man sollte es nicht für möglich halten, daß trotz der zahllosen Warnungen der Presse stch immer wieder eine erkleckliche Zahl von Frauenzimmern findet, die sich auf genannte Weise beschwindeln lassen. Kein Wunder, daß einem Hugo Schenk sein gräßliches Handwerk so leicht wurde.
Die Centralkaffe für Förderung des Feuerlöschwesens in Stuttgart hat den beiden Feuerwehrleuten Färber Hosch und I. Eyrich in Tuttlingen, welche bei den letzten Brandfällen im Dienste verunglückt sind, neben der Uebernahme der Kurkosten dem elfteren 250 M. und letzterem 65 M. Unterstützungsgelder verabreichen lassen.
Vom Lande, 17. Sept. Die Zahl der deutschen Genossenschaften beträgt jetzt 3688 gegen 3386 im Vorjahre. Die Mitgliederzahl ist etwa 1200000, das Betriebskapital 650 Will. M., eigenes Kapital 200 Mill. M.
Heilbronn, 17. Sept. Bis jetzt sind im städtischen Bauhof 170000 auf der hiesigen Markung erlegte Mäuse abgeliefert worden.
(Verschiedenes). In Reutlingen wollte die Frau eines dortigen Bürgers das Abfalllaub vom Hopfenpsiücken durch das Garbenloch in die Scheune werfen und fiel dabei selbst hinab. Unglücklicherweise stand die Stallthüre offen, auf welche sie auffiel, so daß die Bedauernswerte innerlich so verletzt wurde, daß wenig Hoffnung auf Rettung vorhanden ist. — Der Lehrling eines Ravensburger Bäckers präsentierte bet dem Kuppelnauwirt Walden- maier ein Gaufest-Los, um den darauf gefallenen Gewinn „2 Kuhkummete* in Empfang zu nehmen. Da dieser Gewinnst bereits abgeholt war, schaute stch Waldenmaier das Los genauer an und entdeckte, daß darauf die Zahl 9 in eine 0 geändert, das Los somit gefälscht war. Bei polizeilicher Untersuchung der Sache stellte stch alsdann heraus, daß der betr. Bäcker das Los einem jungen Menschen von ca. 17 Jahren, der ihm dasselbe, — die Gewinnliste dabei vorzeigend — für 10 M. anbot, um den Preis von 8 Mark abgekauft hatte. Der unvorsichtige Bäcker hat also den Schaden. — In Buchau verletzte stch ein junger Arbeiter beim Betrieb einer Göpelmaschine derart, daß ihm sogleich ein Fuß abgenommen werden mußte. — In Oß-
Des Weinwirls Höchlerkein.
Origmalerzählung von Rich. Bachmann.
(Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.)
Leni sammelte stch ein wenig und entschloß sich in kurzen bündigen Worten zu erklären, daß sie bedauern müsse, niemals auf ein so glänzendes Anerbieten eingehen zu können. Und als Herr Steffens nur noch zudringlicher erschien, wies ihn Leni mit der Erklärung ab, daß sie ihre Hand bereits einem Manne versprochen, der ihr Herz schon lange gewonnen habe und „sich selbst treu zu bleiben, erachte sie als diejenige Aufgabe des Menschen, die in der Erfüllung die höchste Beseeligung in sich berge.*
Mit kühlem Lächeln hatte Herr Steffens die Ablehnung seines Antrages entgegengenommen und stch bald darauf empfohlen, mit der Bemerkung, daß er sich schon gedulden wolle, weil er der Hoffnung sei, daß Leni jedenfalls noch einer andere» Meinung werden könne.
Damit aber war diese Angelegenheit für Leni keineswegs auch nicht einmal als vorläufig erledigt zu betrachten, denn als Peter Scharffenberg gehört, wie es um ihn und seine Tochter bestellt sei, wollte er schier aus der Haut fahren.
Frau Kathrine hatte ihm gegenüber einen schweren Stand zu behaupten und der hochaufbrausende Ehegemahl, der sein Weib der heimlichen Begünstigung bezüchtete, wollte stch durchaus nicht besänftigen lassen; „und wenn ich Leni nicht mehr als mein Fleisch und Blut betrachten dürfte, der fremde Gesell soll doch nimmermehr mein Eidam heißen*, hatte er zornig gerufen und Mutter und Tochter ihrem Kummer überlassen, in welchem wir sie noch zur Abendstunde — Eingangs unserer Erzählung — zu belauschen die Gelegenheit hatten.
Durch einige Zeilen, die Leni mittels eines Boten an Martin
befördern ließ, war dieser schon des Tages über von den heutigen Ereignissen unterrichtet worden. Allein so peinlich und unangenehm ihn diese Nachricht berührte, konnte er es doch nicht über stch gewinnen, heute das Haus nicht zu betreten, in welchem er seine unglückliche Leni daheim wußte.
Scheinbar unbefangen war er in das Schankzimmer getreten und hatte seinen Platz an dem kleinen Tische nahe dem Fenster eingenommen, an welchem er gewöhnlich zu sitzen pflegte.
Peter Scharffenberg erwiderte heute seinen Gruß nicht. Er ließ ihn absichtlich eine Zeit lang unberücksichtigt. Vielleicht hatte der erzürnte Alte gehofft, daß sein Gebühren von den übrigen Gästen bemerkt und er aufmerksam gemacht werden möchte, damit er Gelegenheit fände, die gefüllte Schale des Zornes über das Haupt Martins ergießen zu können.
Doch vergebens, wenn Scharffenberg auch nicht, wie das Sprichwort sagt, die Rechnung ohne den Wirt, so fand er doch, daß er, der Wirt, sie ohne die Gäste gemacht hatte und da stch's einmal nicht besser schickte, so entschloß er sich denn auch, dem mit heutigem Tage verachteten Martin einen Schoppen vorzusetzen.
Martin bemerkte recht wohl, daß Lenis Vater gar giftige Blicke auf ihn schoß und die Lippen spöttisch aufzucken ließ, so bald er in seine Nähe kam. Der junge Mann aber schaute ihm unbefangen ins Gesicht, als sei er stch keines Umstandes bewußt, wodurch er den Zorn oder Unmut Peter Scharffenbergs erweckt haben könnte.
Der offene Blick aus Martins ehrlichem Gesichte erwies sich als eine gute Abwehr, wider welchen Lenis Vater anzukämpfen nicht den rechten Mut zu finden schien.
Nachdem sein Tischnachbar stch schon seit längerem verabschiedet.