Man abonniert bei allen Poststellen und Landpost­boten; in Altensteig bei der Expedition.

Inserate find immer vom besten Erfolge be­gleitet und wird die Ein­rückungsgebühr stets auf das Billigste berechnet.

Brrwendbare Beiträge werden dankbar ange­nommen und angemessen honoriert.

Aus den Taimen.

Intelligenz- L Anzeige-Matt

Von der oberen Nagold.

Dieser Blatt erschein wSchemlich dreimal und zwar: Dienstag, Donne-S- tag und Sarrstag.

Der AbonnementsprriS brträgr pro Vierteljahr: in M'endeig 90 Pf.

-m k7A.-B-zirk 85 Pf.

auherhalb t Mk.

Jnleratenaufgabe späte­

stens n org. 10 Uhr am Tage vor dem jeweiligen Erscheinen.

Attenstelg, Lamslag dm 30. August.

1884.

Hlr. 102.

Bestellungen

auf das Blatt

Aus den Tannen"

für den Monat

WM'SkPtmter'ME

nehmen alle Postanstalten und Postboten zu dem bekannten Preise entgegen.

Von den 114 Schülern, welche sich beider diesjährigen Konkursprüfung für die Aufnahme in das evangelische Seminar in Schönthal eingefunden haben, sind 30 als Seminaristen ausgenommen worden und hievon u. a.: Hill er, Theodor, S. d. Pfarrers in Altensteig Dorf.

D Die Franzosen in China.

Dem Abbruch der diplomatischen Verhand­lungen zwischen Paris und Peking ist schnell der Krieg der Krieg in seiner furchtbarsten Gestalt gefolgt. Bereits am Samstag haben die Franzosen Foutschou bombardiert und die in dem Hafen dieser Stadt liegende chinesische Flotte in den Grund gebohrt. Auch das Ar­senal der Stadt wurde zerstört u. inzwischen werden die Franzosen wohl schon Foutschou besetzt haben.

Foutschou ist eine der bedeutendsten Städte Chinas, zählt über eine halbe Million Ein­wohner und ist der Hauptstapelplatz für den Theehandel. Die Stadt selber liegt fast sieben Meilen vom Meere entfernt und der Kampf ent­spann sich zunächst um die nach dem Meere zu gelegenen Befestigungen, die sich gegen die Ueber- legenheit der sranzösischen Geschütze nicht bewährt haben.

Der Kampf zwischen den beiden Flotten war ein sehr ungleicher. Die Franzosen hatten 9 Panzerfahrzeuge, die Chinesen nur 11 Holz­schiffe im Gefecht, wahre Spielzeuge gegenüber den französischen Schiffen. Der Widerstand der Chinesen war bereits nach 7 Minuten ge­brochen, doch wurde seitens der Franzosen kein Pardon gegeben; nachdem das Feuer der Chinesen verstummt war, wurden noch stunden­lang ihre Schiffe beschossen, bis diese sanken. Die Besatzung sprang über Bord und die Szenen auf dem Flusse sollen, wie man sich auch denken kann, fürchterliche gewesen sein. Es war kein Kampf, es war ein Massakre. Die Franzosen beschoffen mit ihren schweren Geschützen das Arsenal, die Forts, die Kasernen, selbst Dörfer der Umgegend, nachdem schon zwei Stunden lang von den Chinesen kein Widerstand mehr geleistet worden war.

Diese Meldungen stammen aus englischer Quelle und die .Times' sagen, daß Admiral Courbet die Gebräuche zivilisierter Völker über­schritten und sich der Barbarei schuldig gemacht habe. Auch der Pariser .Figaro' gesteht zu, daß der Kampf ein sehr mörderischer gewesen sei.

Der deutsche Gesandte in Peking soll sich in Peking sehr entschieden zu gunsten Frank reichs ausgesprochen haben, England dagegen wenigstens soweit man dies aus den eng­lischen Zeitungen zu beurteilen vermag, findet die Entschädigungsansprüche Frankreichs zu hoch und ist am meisten über die Störung empört, die sein Handel mit China durch den kriegeri­schen Zusammenstoß erleidet. Aber auch Deutsch­land hat in China weit größere Handelsinteressen, als man gemeinhin annimmt. Wir beziehen jährlich 150 MM. Pfd. Thee von China; un­sere Seideneinkäufedaselbst beziffern sich auf jährlich 40 Mill. Mark und für doppelt so viel Baumwollenwaren verkaufen wir nach dort.

Für die handeltreibende Welt ist am schlimm­sten die Ungewißheit, in der sie sich befindet. Der Krieg ist noch gar nicht formell erklärt und

China wird dies auch schwerlich thun. Es wird einfach eine Anzeige an die neutralen Mächte ergehen lassen, daß es die fortgesetzten Angriffe Frankreichs als Kriegsfall betrachten werde und dann die übrigen Nationen um strenge Neutra­lität bitten müsse. Ferner heißt es, China will den ganzen Streitfall dem Schiedsgericht der Mächte unterbreiten. Möglicherweise geht die französische Regierung auf den Vorschlag ein, da ffe selber nicht die Mittel zu einer energischen Weiterführung des Krieges besitzt und außer­dem mit der Einnahme von Keelung und Fout- schon die militärischen Ehren gewahrt hat.

Tagespolitik.

Wie man aus Potsdam schreibt, geht der Kaiser den kommenden Manövertagen voll­kommen neugekräftigt entgegen, doch wird er den Truppenübungen nicht mehr zu Pferde sitzend beiwohnen, sondern sich eines dazu bequem her- gertchteten Wagens bedienen.

Die Prinzessin Wilhelm liegt am Schar­lachfieber erkrankt darnieder.

DemHam. Korresp.* wird von Ma­deira gemeldet, daß sich auch die Küstenstrecke südlich des Kamerungebietes bis Batanga hin in deutschen Händen befände, General-Kon­sul Nachtigal habe die deutsche Flagge in Ma- limba, Klein-Batanga und Groß-Batanga auf­gehißt.

Die Voruntersuchungen gegen die An­archisten Reinsdorf und Genossen, mit welchem das Landgericht Elberfeld betraut war, ffnd vor einigen Tagen geschloffen worden und das Reichsgericht hat nun die Frage zu entscheiden, ob der ganze Prozeß in Leipzig oder ob die Anklagesache wegen des Attentats im Restaurant Willemsen abgesondert in Elberfeld verhandelt werden soll.

Angesichts der Kolonialbestrebungen und des Reichsschutzes für dieselben ist es interessant zu erfahren, daß 14 Hamburger Häuser an der Westküste Afrikas zusammen gegen 60 Handels­faktoreien besitzen. Auf bremische Firmen kommen dazu noch 6, von denen Angra Pequena die namhafteste ist. Für die hervorragende Stellung, welche Deutschland beim westasrikanischen Handel einniwmt, ist es bezeichnend, daß von Hamburg aus Dawpfschiffslinien (eine englische und eine deutsche) mit monatlichen Fahrten die Verbind­ung mit jenen Gegenden unterhalten, während weder Holland, noch Belgien, noch selbst Frank­reich, welches doch Kolonien daselbst besitzt, eine regelmäßige Linie nach West-Afrika auszuweisen haben.

Die Nachrichten über das Befinden des Reichskanzlers lauten überaus günstig. Der Fürst ist so frisch, wie seit vielen Jahren nicht. Wie man hört, sind alle Mitteilungen über die alsbald in Aussicht stehende Abreise des Fürsten von Varzin unrichtig.

Der französische Botschafter Baron Courcel ist zum Fürsten Bismarck nach Varzin gereist. Der Besuch ist nicht anders zu erklären, als daß der Botschafter mit dem Fürsten Bis­marck den französisch-chinesischen Konflikt be­sprechen will.

Ueber die beabsichtigte Expedition zum Entsätze Gordons in Kartum hört man jetzt, daß die Truppen 5300 Mann stark sein werden. In der ersten Hälfte des Dezember würde die Expedition in Dongola eintrcffen. Der arme Gordon darf sich also die Zeit nicht lang werden lasten, bis die so sehnlich erwartete Hilfe ein­trifft. Die Ereignisse im Sudan scheinen ganz ins Stocken geraten zu sein; wenigstens hört man nicht von neuen Unternehmungen und weiterem Vordringen des falschen Propheten.

DerF. Z.* meldet man von War­schau: Trotz der beschwichtigenden Meldung desJournal de St. Petersburg*' find that- sächlich 247 politisch verdächtige Personen ver­haftet, wovon nur 32 entlasten wurden, hier­unter der junge Fürst Meschtschersky. Außer Bardowsky sind auch zwei Schülerinnen des Maria-Instituts nach Petersburg transportiert worden.

Der Zar hat angk ordnet, daß dem ver­storbenen General von Totleben in Sepastopol ein Erzstandbild errichtet v mde. In der Kasse der Nihilisten scheint Ebbe eingetreten zu sein, der fie nun durch Räubereien und Be­trügereien zu begegnen suchen. Führte sich doch in einem südlichen Gouvernement ein Nihilist mittels gefälschter Papiere als neuernannter Kaffenverwalter ein, erhielt auch die Koffer­schlüssel ausgehändigt und war nach 2 Tagen mit dem Inhalt der Kaste verduftet. Ein Raubmord einer reichen Witwe wird ebenfalls auf das Konto der Revolutionspartei gesetzt, wie man ihr gleicherweise den Ueberfall und die Ausräubung einer Geldpost zuschtebt.

Llmdessachrichlea.

Altensteig, 28. Aug. (Korr.) Die Bezirksschulversammlung des Nagolder Bezirks fand am 27. August in Ebhausen statt. Lehrer und Geistliche hatten sich zahlreich ein­gefunden. Nachdem von Schülern und Lehrern zwei Choräle vorgetragen, sangen die Lehrer noch 3 Männerchöre. Die Versammlung wurde alsdann eröffnet mit feierlichem Gebet, gesprochen von Hrn. Helfer in Nagold. Hierauf sprach Hr. Bezirksschulinspektor Stadtpfarrer Mezger von Altensteig einige Begrüßungsworte, worauf das Verlesen des Rechenschaftsberichtes erfolgte. Aus demselben entnehmen wir: im Bezirk sind 67 Lehrer thätig bei einer Schülerzahl von 4783. Im allgemeinen wird der Unterricht gut erteilt, auch ist die Schulzucht eine gute zu nennen. Vom Turnen sei noch sehr wenig in die Schulen etngedrungen. Uebrigens ist das Durchschnittszeugnis der Schulen nach Kenntnis und Zucht gut. An dies knüpfte der Hr. Schulinspektor noch einige herzliche Worte an die Lehrer, daß sie mögen aushalten in Fleiß und Wohlverhallen, so daß sie sich das Ver­trauen der Gemeinden erwerben und erhalten. Ferner entnehmen wir aus dem Bericht, daß im Bezirk 20 Arbeitsschulen für Mädchen, 21 Winterabend- und Fortbildungsschulen bestehen. Außerdem find im Bezirk noch 9 Kletnkinder- schulen, denen in ehrender Weise gedacht wurde. Aus dem vortrefflichen Bericht, verbunden mit eingcstrcuten prädagogischen Bemerkungen, konnte man ersehen, daß das Amt eines Bezirksschul- inspektors ein mühevolles und arbeitsreiches ist. Nach diesem führte Hr. Seminarunterlehrer Sautter von Nagold die Bueß'sche Lesemaschine vor. Trotz aller Handlichkeit und Vorteile dieser Lesemaschine, konnte sie sich doch keine große Anzahl Verehrer erwerben. Als letzter Teil folgte die Besprechung über den Unterricht im Rechnen. Es fand darüber eine sehr lebhafte und eingehende Debatte statt. Die Ansichten stimmten darin überein, daß diesem so wichtigen Fache in der Volksschule mehr Zeit als bisher zugesprochen gehört.

In Stadt und Bezirk Herrenberg treten die roten Flecken und die Brechruhr unter der Kinderwelt zur Zeit in heftiger Weise auf; am letzten Sonntag lagen in Herrenberg 7 tote Kinder im Alter von 3 und 5 Jahren.

Stuttgart, 27. Aug. Se. K. und Kgl. Hoheit der Deutsche Kronprinz ist gestern Abend mit hohem Gefolge von der Jl-lp-kLion von Ulm