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Finsternis eingrholt. Kalendermäßig ist der Winter wieder einmal vorüber und an seine Stelle ist der ersehnte Frühling getreten. Wenn auch der Winter dem Frühling noch manchmal seine Herrschaft streitig machen wird, wen« auch »och manche» winterliche Schneegestöber sich zeigen wird, e« will nicht mehr viel bedeuten, der Bann ist gebrochen und der gestrenge Winter wird sich gewiß endgültig vor dem Früh­ling zurückziehen müssen. Die langen Abende gehen zu Ende; die Sonne steigt sieghaft höher, die TagrSspann« wird immer länger. Al» ei« Sieger ist gestern der Frühling eingezogen, der Natur wird er neues Leben einhauchen, die Blumen wird er aus ihrem Winterschlaf vollends erwecken und an Ostern wird die FrühlingS- göttin ihre Rasenteppiche wieder aufgerollt haben. Drum sei gegrüßt viel tausendmal, holder, hol­der Frühling!

-X-Li eben zell 20. März. Vom schönsten Wetter begünstigt fand gestern die 1. Wanderung des hiesigen Schwarzwaldvereins statt. ES beteiligten sich deshalb auch eine stattliche Anzahl von Mitgliedern an dem Ausflug. Flott ging der Marsch über die Höhe von Schwarzenberg zur Kapfenhardter Mühle. Wirklich idyllisch liege» die beiden Mühlen in dem reizenden Tälchen und unwillkürlich stimmten wir die LiederDort unten in der Mühle", In einem kühlen Grunde" etc. an. Hierauf ging e» dem Reichenbach entlang nach Unterreichenbach, wo im Gasthof z.Sonne" noch vor Abgang des Zuges eine kleine Erfrischung eingenommen wurde. Hochbefriedigt kamen dir Teilnehmer um 6 Uhr wieder hier an und trefflich mundete sodann dieMetzelsuppe" imOberen Bad".

Stuttgart 21. März. (Der Blumen­tag.) Wie die ganze Bevölkerung einer Groß­stadt in schlichter Form zu einem Wohlfahrts- werke einmütig zusammengefaßt werden kann, dafür hat Stuttgart zuerst in Deutschland im Mai v. I. mit demVerkaufstag der Blume der Barmherzigkeit" in der schwäbischen Hauptstadt ein viel und mit glanzendem Erfolg nachgeahmtes Beispiel gegeben. Und nun ist r» das ganze Schwabenvolk, das zur gleichen Betätigung sich anschickt und nicht nur innerhalb der LandeS- grevzev, sonder» auch draußen bis über die Meere, wo gute Württemberg« beisammen sind. Die Feier der silbernen Hochzeit des Königspaare« gibt hiezu de« freudigen Anlaß. Die Universitäts­stadt Tübingen hat in würdiger Weise den Reigen eröffnet. Der kommende Sonntag wird in den meisten Bezirken der Blumentag sein. Am 2. April folgen weitere und am 8. April insbesondere die Landeshauptstadt. So wird der Erinnernngstag begangen durch ein dem Gemeinwohl dienende» Werk, an dem jeder auf die bescheidenste Weise sich beteilige« kann. Dem Königspaare aber soll die Freude werden, über die Verwendung de» Erträgnisse» für Zwecke der Volkswohlfahrt nach freiem Ermeffen die Bestimmung zu treffen. In der Rückschau auf da» Vierteljahrhundert der Ehe unsere» Königkpaare», wie auf die bald zwanzig Jahre der Regierung wird jeder Wissende bekenne», welch schöner Anlaß zum Danke ge­geben ist, zumal für die landesväterliche und landeSmütterliche Förderung, die alle Bestrebungen sozialer Fürsorge in dieser Zeit erfahre« haben. De» besten Inhalt und seine fröhliche Form er­hält dieser Dank durch die Veranstaltung des allgemeinen Blumentags, der eine Volksspende zeitigen wird für weitere große Bedürfnisse der Wohlfahrtspflege und zugleich dem Königspaar ein seinem Sinne entsprechende», einfaches und herzliche» Zeichen gibt von dem freudigen Anteil de» Lande». Man wird wohl sage« dürfe», daß sich hier alle in der Genugtuung begegnen werden, ein gute» Werk mitzustiste», und daß das Gesamt- erträgni» de» Blumentag» über die schwarz-rote Grenze hinaus ein beredte» und eindrucksvolles Zeugnis geben wird von dem Gemeinsinn im Schwabenlande, wie von der Echtheit des Spruches: Hie gut Württemberg allwrg!

Stuttgart 21. März. (Zur silbernen Hochzeit de» Königspaare»). Die hiesigen, dem Schwäbischen Sängerbund angehörenden Gesangvereine bringen am 8. April dem Königs­paare aus Anlaß der silberne« Hochzeit im

Schloßhof eine Serenade dar. Zum Vortrag kommen 5 Massenchöre, davon 2 mir Orchester- beglriiung. An der Serenade beteilige» sich gegen 50 Gesangvereine. Dem Vernehmen «ach plant die Stadt die Veranstaltung eine» Feuer­werk» im Anschluß an diese Serenade auf dem Schloßplatz.

Stuttgart 20. März. (Ein neuer bedeutsamer Fund.) In den an Elefanten- knochen so reichen diluviale« Sande» der Sand­gruben der Herren Renz und Sammet in Stein­heim a. d. Murr wurde kürzlich ein gewaltiger Oberschenkel eines Mammuts ausgegraben. Der Knochen hat eine Länge von 1,42 Meter, was auf einen Riesen von 4 Meter Schulterhöhe hivweist. Immer mehr zeigt sich uns, daß in Steinhrim eine besondere majestätische Mammut- rarität begraben liegt, dis die sibirische und unsere schwäbische jüngere Lößmammutrasse an Hochbeinigkeit übertraf. Mit der Elefanten- kreatur zusammen fanden sich Uebirrrste vom Wisent, vom Edelhirsch und von einer Bären­art, die weit von unserem bekannten Höhlenbär verschieden war. Es ist zu erwarten, daß der Steinhcimer diluviale Tierfriedhof bald auch Reste de» paläolirhischen Jägers dieser reichen Fauna liefert, ihn, den bisher noch hypothetischen Ur-,Steinheimer. Man würde ihm auf dem dies­jährigen Heilbronner Antropologentag einen wür­digen Empfang bereiten.

Stuttgart 21. März. (Die Straßen­bahn im Dienste der Metzger und der Post.) Bei den bürgerliche» Kollegien werden zurzeit die Fragen erwogen, ob es nicht zweck­mäßig wäre, die Straßenbahn für den Fleisch- transport vom Schlachthof nach der Stadt zu verwenden und das Fleisch nach verschiedenen Niederlagestelle« verbringe» zu lassen, wo es dann von den Metzgern abgeholt werden könnte. Eine solche Einrichtung würde die BrtriebS- spesen der Metzger zweifellos wesentlich ver­ringern, da nach dem Schlachthofneubau fast alle größere« Metzger zur Anschaffung von Pferde­fuhrwerken oder Automobile» übergehen mußten, während der Verkehr mit dem alten Schlachthof vielfach noch mit Handwagen betrieben werden konnte. Sobald einmal der neue Bahnhof er­stellt und die Paketpost auf den Platz des alten Schlachthofe» verlegt worden ist, dürfte wohl auch die Postverwaltung, wie in andere« Städte», der Frage de» Pakettran»port» durch besondere Straßenbahnwagen näher treten.

Niedernhall, OA. Künzelsau 21. März. (Au» Not.) In Weißbach erhängte sich der Ende der 60 er Jahre stehende verwitwete Veteran von 66 und 70, Schmied Schurk, wegen Nah­rungssorge«. Der alte Mann stand schon seit vielen Jahren ganz allein, war auSgenützt, alt und gebrechlich geworden, konnte die schwere Ar­beit, die sein Beruf erfordert, nicht mehr voll­bringen und ist deshalb zu dem verzweifelten Schritt gelangt. Die kleine Rente, die der Mann bezog, war zu wenig zum Lebe», aber auch zu viel zum Verhungern.

Neufra OA. Rottweil 21. März. (Hohe» Alter.) Drei ehrwürdige Greise unserer etwa 1200 Seelen zählenden Gemeinde, die nicht weniger al» 277 Jahre zählen, konnten am Sonntag gemeinsam ihren Namenstag feiern. E» sind, lautSchwarzwälder Boten", Joseph Wetzel, der in wenigen Tagen das Alter von 97 Jahren erreicht und der älteste Einwohner ganz HohenzollernS ist, Joseph Acker, der am 25. August sein 93. Lebensjahr vollendet und Joseph Kunz, der im 87. Lebensjahr steht. Alle drei sind noch körperlich und vor allem geistig rüstig.

Ulm 21. März. (Vorsichtsmaß­nahmen.) Wegen der in verschiedenen Ort­schaften auf der Alb herrschenden Maul- und Klauenseuche wurden bei der diesjährigen Mu­sterung der Militärpflichtigen ganz besondere Vorsichtsmaßregeln getroffen. Die Rekruten wurden auf Leiterwagen zum Musterungslokal gefahren, dort visitiert und dann wieder gemeinsam in ihre Heimat befördert. Sie durften sich keinen Augenblick vom Trupp entfernen und wurden ständig überwacht. Wegen der Seuche

darf die Stadt Ulm auch die Holzverkäufe in den umliegenden Ortschaften nicht abhalten; die staatlichen Holztermine finden jedoch statt. Diese» Vorgehen der Forstverwaltung findet vielfach Mißbilligung.

Schussenried 21. März. (Erfindung.) Dem Schlaffer Max Ailinger in dem benach­barten Sattenbeuren ist auf eine von ihm und einem Fachgenosse» erfundene Maschine zur Fabrikation von Zementröhren ein Patent erteilt worden. Die noch jungen Handwerker wollen ihre Erfindung, für die ihnen bereits 30000 an geboten worden find, selbst ausbeuten.

Friedrichshafen 21. März. Der Luft­schiffkreuzerErsatz Deutschland" ist nahe­zu flugbereit und auch der große Gasometer auf dem Zeppelingelände ist mit Wafserstoffga» vollständig gefüllt, so daß in den nächsten Tagen mit dem Füllen des Luftschiffs begonnen werden kann. Die erste Versuchsfahrt ist für nächsten Sonntag beabsichtigt, für den Tag der ordentlichen Jahresversammlung des Bodenseeverkehrsvereivs. Ob die Fahrt aber auch tatsächlich an dem genannten Tag zur Aus­führung kommt, ist noch nicht sicher, da bekannt­lich Probefahrten von vielerlei Umständen und Verhältnissen abhängen. Von einer in Stutt­gart verbreiteten Absicht des Luftschiffbau» Zeppelin, die erste Versuchsfahrt nach Stuttgart aus zuführen, ist hier nichts bekannt. Einer längeren Fahrt dürften wohl einigeWerlstätte­aufstiege" vorarrgehen. (Schwäb. Merk.)

München 21. März. Das Landgericht hat heute nach fünftägiger Verhandlung den Pachter des Löwenbräukellers, Erwig, wegen Betrug, begangen durch schlechtes Einschesken, zu 6 Wochen Gefängnis und 3 000 Geld­strafe verurteilt. Wegen des gleichen Ver­gehens wurden dis Schenkkellner Klopfer zu 3 Wochen, Kappold zu 2 Wochen, sowie Geiger und Lankcs zu je 1 Woche Gefängnis verurteilt.

Magdeburg 21. März. Der Flug des Aviatikers Hans Grade, der demnächst sich in Stuttgart- Cannstatt produzieren wird und gestern einen Flug um den Kyffhäuser unternehmen wollte, hatte eine nach Tausenden zählende Menschenmenge nach Frankenhausen und Um­gebung gelockt. Grade blieb mit seinem Apparat aber nur eine Minute in der Luft. Dann ging die Sache schief und die Flugmaschine überschlug sich. Sie stürzte mit dem Aviatiker zur Erde und wurde schwer beschädigt. Grade blieb un­verletzt. Auch von de» Zuschauern ist glücklicher­weise niemand zu Schaden gekommen.

Zürich 21. März. Zu dem Bau einer neuen Militärstraße in der Nähe von Bellinzona war ei« große» Dynamitlager errichtet worden. Dieses flog gestern in die Lust. ES besteht der Verdacht, daß ein Racheakt vorliegt.

Eine Anregung zur vermehrte» An­pflanzung von Pfirsichbäumen bringt der praktische Ratgeber im Obst- und Gartenbau. Der Pfirfichbaum ist der einzige Obstbaum, der schon im dritten Jahre nach der Pflanzung Früchte bringt. Er gedeiht auch noch auf leichtem Boden. Die Hauptsache ist, daß Pfirsiche reichlich Wasser erhalten, dann sind sie gesund und fruchtbar. Gartenfreunde, die Pfirsichbäume avpflanzen wollen, sollten sich den praktischen Ratgeber im Obst- und Gartenbau aus Frank­furt a. O. senden lassen.

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Viele Säuglinge schreien oft Tage und Nächte, weil sie durch Blähungen gestört werden, welche durch die in groben Klumpen gerinnende Kuhmilch im Darme der Kinder verursacht. Gibt man als Nahrung einen Zusatz vonKufeke" zur Milch, so wird deren Gerinnung feinflocktger und die Kinder erfreuen sich wieder eines ruhigen Schlafes und gedeihen vorzüglich.