«nd befand sich überhaupt in einem unbeschreib­lichen Zustand. Sie wurde, nachdem sie ge­reinigt war, in das Gubener Krankenhaus ge­bracht.

Zu dem neuesten Jäger'schen Unsinn, den Frauenhaar-Pillen, bringt ein Berliner Witz­blatt folgende gar schöneProfessor-Jäger- Strophe* :

Ein Kellner brachte im Tiegelchen

Ein Süppchen mit Haarkügelchen.

Da ries der Gast: Schroeinigelchen!

Und gab dem Kellner Prügelchen.

Hamburg, 3. Juni. Gestern am Pfingst­montage war Friedrichsruhe der Schauplatz einer bedenklichen Ruhestörung. Eine Arbeilergesell- schaft aus Bergedorf, die in taktloser Weise pfeifend und trommelnd am Besitztum des Für­sten Bismarck vorüberzog, wurde infolge dessen von einem in Friedrichsruh stationierten Gen­darmen aufgcfordert, Ruhe zu halten, da ihr ganzes Auftreten den Anschein hatte, als ob sie dem Fürsten eineKatzenmusik* bringen wollten. Als der Gendarm seine Aufforderung energisch wiederholte und die Rädelsführer mit blanker Waffe arretieren wollte, fiel die ganze Gesell­schaft über ihn her und mißhandelte ihn aus das fürchterlichste. Schließlich gelang es unter Beihilfe einiger Polizisten und nachdem der Fürst seine Dienerschaft zum Schutz des mißhandelten Gendarmen hinausgesandt hatte, sieben der Ruhe­störer zu verhaften. Die Gesellschaft bestand zum größten Teile aus in Bergedorf beschäftig­ten Norwegern.

(Fatal.) Eine goldene Uhr, den einzigen Schatz, Monate lang vor den Argusaugen des Gerichtsvollziehers zu verbergen, um dann schließ­lich dieselbe noch hergeben zu müssen das ist sehr bitter. Dieses Gefühl beschlich sicherlich auch den jungen Lebemann, als er gestern früh den Besuch seines Peinigers erhielt, der ohne weitere Zeremonien das Fenster auf die Straße hinaus öffnete, einen Griff nach unten that und triumphierend die langgesuchte Uhr emporhielt. Dieselbe hatte der kluge Besitzer immer während dergefährlichen* Stunden unterhalb des Fen­stersimses aufgehängt.

Ausland.

(Keine Chons mehr!) In Oesterreich- Ungarn ist plötzlich eine Hetze gegen den weit­verbreiteten Namen Chon in allen seinen Schreib­arten ausgebrochen. Die Urheber sind die Trä­ger dieses Namens selbst, welche massenweise um die Bewilligung zur Aenderung der Namen bet den Behörden eingekommen sind. Es wur­den die Namen Kuhn, Kühn, Coneskv, Conelli rc. gewählt und als Grund zumeist die Ab­neigung angegeben, einen so gewöhnlichen, vtel- verbreireien Namen zu tragen, bei dem man nie weiß, wer gemeint ist. Die meisten dieser Ge­suche wurden aber abschlägig beschteden,da zur Namensänderung ein triftiger Grund vorhanden fein muß und auf den Geschmack allein nicht Rücksicht genommen werden kann.*

Rom, 3. Juni. Gestern fand hier bei Gelegenheit der Gedächtnisfeier des Todestages Garibaldi's eine Manifestation statt, indem vor der österreichischen Botschaft geschrieen und ge­pfiffen wurde.

Ein französisches Fachblatt, derProgrös militaire" erzählt entrüstet, die Klingen der französischen Offiziere würden von Hart­kopf in Kronenberg (bet Elberfeld) für 18 Fr. dem französischen Unternehmer geliefert, dem die Kriegsverwaltung sie mit 45 Fr. bezahle.

Von den Urhebern der neuesten Londoner Dynamitatlentate hat man, wie dortige Blätter melden, bis jetzt noch keine Spur. Die Re­gierung wird, wie es heißt, eine Belohnung von 5000 Lstr. und einen General-Pardon für den Angeber, wenn er sonst nicht der Thäter war, ausschreiben, um der Attentäter habhaft zu werden. In den irischen Kreisen New-Uorks rief, wie derDayly-News" gemeldet wird, die Nachricht von den Explosionen ungeheuren Jubel hervor. O'Donovan Rossa erklärt, er habe die Nachricht erwartet und sei von den Arrange­ments unterrichtet gewesen. Niemand glaubt ihm, allein dem Kriegsfond begannen sofort neue Beiträge zuzufließen. Das Gefühl der Erbitterung gegen die Fenier ist in London be­denklich im Wachsen.

(200 Pferde verbrannt.) Am Samstag Abend brannten in Glasgow die Stallungen und Wagenremisen der Pferdebahn und Omni­bus Gesellschaft nieder, wöbe: außer einem gan­zen Wagenpark, 200 Pferde in den Flammen umkamen. Man fürchtet, daß auch ein Mann, bei dem Versuche die Pferde zu retten, das Le­ben eingebüßt habe.

Handel rnd VerSehr.

Altenstaig, 6. Juni. Auf dem gestrigen Viehmarkt war der Zutrieb nicht besonders stark; auch fehlten fremde Händler, da gleichzeitig in Nagold und Sulz Markt stattfand. Der Handel gieng nicht besonders lebhaft und es fand Fett­vieh am ehesten Liebhaber. Auf dem Schweine­markt kosteten Milchschweine 1428 Mark Pr. Paar.

Horb, 4. Juni. Der gestrige Viehmarkt war für jetzige Jahreszeit stark befahren, nem- lich mit 105 Ochsen, 95 Stieren. 293 Kühen und 168 Stück Jungvieh. Der Handel gieng nicht sehr lebhaft, die bisherigen Preise konnten sich kaum halten.

Stein heim a. d. M., 4. Juni. Der gestrige Holzmarkt war mit allen Holzgattungen sehr stark befahren. Nach Bauholz war wenig oder gar keine Nachfrage, ebenso wurden Reb- pfähle mit Preisabschlag unter 2 Mark weit nicht alle verkauft; dagegen waren Bretter eine sehr gesuchte Ware und wurde mit Preissteige­rung der gesamte Vorrat schnell abgesetzt.

Viktnalienpreise

auf dem Wochenmarkt in Altenstaig am 5. Juni.

V- Kilo Butter.70 Pfg.

2 Eier.9 Pfg.

Alteustaig. Schranne«

-Zettel vom 5.

Juni.

Neuer Dinkel . . .

7 60

7

43

7 30

Haber.

8

7

92

7 50

Gerste.

10

- -

Weizen.

10

40

- -

Roggen.

10

- -

Welschkorn....

10

9

71

8

Schiffs-Nachrichten.

Hamburg, 3. Juni.Westphalia*, 21. Mai von Hamburg abgegangen, ist am 2. Juni in New-Iork angekommen.Geliert*, 18. Mai von Hamburg, 20. Mai von Havre abge­gangen, ist am 31. Mat in Newyork angekommen.

(Auch eine Todesursache.) Markus Herz, der durch seine drastischen, derbwitzigen Ant­worten bekannte Berliner Arzt, traf einst eine Dame bei der Lektüre eines populär-medizini­schen Werkes. Sofort begann sie eine mit Fach ausdrücken gespickte Unterhaltung, hatte Fragen zu Kellen, Vorschläge zu machen, Einwendungen und Bedenken zu erheben alles auf Grund der soeben erlangten Kenntnisse.Hüten Sie sich, Madame,* sagte Herz,daß Sie nicht eines Tages an einem Druckfehler sterben.*

(Zur Warnung!) In jüngster Zeit find wiederholt Fälle von Vergiftung durch den Ge­nuß keimender Kartoffeln vorgekommen. Das Regierungspräsidium in Erfurt hat sich dadurch veranlaßt gesehen, durch eine Bekanntmachung zu warnen. Es heißt in derselben: Noch'un­reife, besonders auf einem sauren und feuchten Boden gewachsene, sowie in feuchten Kellern oder Mieten auibewahrte, in der Keimung begriffene Kartoffeln entwickeln einen giftigen Stoff, das Solaiüu, in solchem Grade, daß ihr Genuß der Gesundhe-t von Menschen und Tieren nachteilig M.rden kann. Es empfiehlt sich daher, die im Keimen begriffenen Kar-offeln vor dem Kochen zu schälen, die Keime sorgfältig anszustechen und die Kartoffeln nach dem Kochen nicht im Kochwaffer stehen zu lassen, sondern dasselbe abzugießen und die Kartoffeln nochmals mit Wasser abzuspülen. Auch wird als erfolgreiches Verfahren, um das Ankeimen der zum Essen und Füttern bestimmten Kartoffeln zu verhin­dern, das Eintauchen derselben in siedendes Wasser während einiger Sekunden und baldiges Wiedertrocken empfohlen.

(Zellerie und Rheumatismus.) Von ver­schiedenen ärztlichen Seiten werden neuerdings die Knollen der Sellerie als ein vorzüglich wir­kendes Mittel gegen Rheumatismusleidcn ange­wandt und empfohlen. Man schneidet die Knollen entweder in Stücke, kocht ste in Wasser durch und giebt die Brühe dem Patienten häufig zu trinken, oder der letztere genießr die Brühe der in frischer Milch mit einem Zusätze von etwas Mehl und Muskatnus gekochten Knollen warm mit geröstetem Brod dazu. Die Anwendung dieses einfachenMtttels kann den Rheu­matismus-Leidenden bestens empfohlen werden.

Für die Redakrion verantwortlich: ÜZ, Kieker

in Altenstaig

hielt sie zurück und ersuchte sie durch eine halb scherzende, halb ernste Rekapitulation unseres Gesprächs von ihrem Unrecht zu überzeugen. Als ich endlich glaubte, das sei mir geglückt, erhob ste den Kopf, den sie inzwischen auf meinen Schultern hatte ruhen lassen, und trocknete sich die Augen.

Du gehst also nicht hin?* flüsterte ste lächelnd; aber das Lächeln erinnerte weit mehr an die versöhnte Göttin als an die Sünderin, die Verzeihung erlangt hat.

Ich muß!* versicherte ich.

Du mußt?" wiederholte sie und warf das Köpfchen in der be­kannten Weise :in den Nacken, indem ste mit ihrem spöttischenBah!* mein Versprechen ebenso fortblies wie alles andere, das mir unbequem war. Darauf begann ste zu lächeln, klatschte in die Hände und tanzte zum Zimmer hinaus.

Nach einer Stunde brachte mir der Diener ein Billet mit folgen­dem Inhalt:

Wir bedauern natürlich sehr, Dich nicht in unserem Kreise zu sehen; aber Du hast Recht, Amtspflichten gehen vor.*

Es war von meinem Freunde, dem Assessor Brandt, unterzeichnet, der die Anordnungen des Abschiedsmahles übernommen hatte aber wie kam er dazu, mir eine solche Epistel zu schicken? Nun, meine Frau hatte ihm durch unfern Diener den Gruß übersandt: sein Herr bitte sehr sein Fernbleiben zu entschuldigen, da er am Nachmittag eine unaufschieb bare Reise machen müßte.

Es war eine jener kleinen Einfälle und Unwahrheiten, worauf Flora im elterlichen Hause ein Privilegium gehabt hatte. Der Kauf­mann nannte ste Kinderstreiche; aber sein Beispiel hatte mich gelehrt,

daß, wenn dieseStreiche" noch ferner geduldet würden, ich durch dw letzten Reste meiner Selbstständigkeit bald einen Strich machen könnte.

Ich trat daher ruhig aber sehr ernst ins Wohnzimmer, wo ich von Flora und förmlichen Tanten, die ihrenköstlichen Einsall* nicht ge nug bewundern konnten, mit einer Lachsalve empfangen wurde.

Ich möchte Dir nicht gern Borwürfe machen, Flora, aber Da hast Dir heute etwas erlaubt, daß ich Dich dringend bitten muß nicht zu wiederholen. Du wirst mir vermutlich antworten, es sei ein un­schuldiger kleiner Schabernack von jener Art, wie Du ste Deinem alten Vater dutzendweise gespielt, und die er Dir niemals übel genommen. Das Letztere weiß ich nur allzu gut; aber in bezug auf den ersten Punkt irrst Du Dich. Was Du gethan, ist nichts weniger als unschuldig. Es beweist eine Mißachtung der Wahrheit und der Rechte anderer, die Du Dir Deinen geringsten Dienern gegenüber nicht gestalten darfst, ge­schweige denn Deinem Manne gegenüber, und ste würde unverzeihlich sein, wenn Du nach gewöhnlichen Grundsätzen erzogen wärst."

Nach gewöhnlichen Grundsätzen erzogen?" wiederholte Flora mit bebender Stimme und funkelnden Augen.Willst Du Dich nicht deut­licher erklären?"

Nun wohl. Wenn ein Kind sich nicht blos einer Lüge schuldig macht, sondern auch einen andern in den Verdacht einer solchen dringt, so bekommt es beim ersten und zweiten Mal eine Verwarnung, beim dritten Mal dagegen Strafe."

Du dagegen bist gewöhnt, derartige Einfälle als kleine Genie­streiche bewundert zu sehen, und deshalb nehme ich's diesmal nicht so streng mit Deiner Unbesonnenheit. Deiner und meiner selbst wegen lasse ich's jetzt bet dem Bescheid bewenden, den Du tu meinem Namen abge­sandt hast." (Fortsetzung folgt.)