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Von der ödere« Nagold.

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Mr. 65.

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Aus den Tannen"

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D Die ägyptische Konferenz.

Wahrscheinlich am 23. d. M. wird die von England in Vorschlag gebrachte Konferenz der Großmächte wegen Regelung des ägyptischen Finanzwesens zusammentreten. Der bisherige Widerspruch Frankreichs ist überwunden, aller­dings nur durch Zugeständnisse Englands, welche eine vollkommene Niederlage der Politik Glad- stones bedeuten.

Keine von alle den Verheißungen hat sich erfüllt, mit denen Gladstone den Antritt der wirklichen Oberherrschaft Englands in Aegypten begleitete. Die Zustände im Innern des Lan­des sind keineswegs geordnet oder auch nur der Ordnung nahe; die Ruhe ist nach dem Abtreten Arabi Paschas vom Kriegsschauplätze keineswegs hergestellt, sondern die aufständische Bewegung des falschen Propheten im Sudan erregt alle Gemüter und bedroht auch das eigentliche Aegypten; die Staatsfinanzen endlich und das ist doch eigentlich des Pudels Kern sind in vollständiger Zerrüttelung und diejenigen Europäer, die ihr Geld in Aegypten festgelegt haben, bekommen keine Zinsen und sehen auch ihr Kapital gefährdet.

Dieser letztere Punkt besonders war es, der England in enorme Verlegenheit zu bringen drohte. Gladstone hatte, indem er seine Trup­pen in Aegypten beließ und dort eine indirekte englische Herrschaft aufrichtete, die moralische Verpflichtung übernommen, daß das Land auch seinen Verbindlichkeiten Nachkommen werde. Zur Erfüllung dieser Pflicht fühlt er sich nun aber außer stände und wendet sich in seiner Bedräng­nis an die übrigen Großmächte. Das Drollige dabei war, daß er die Meinung hegte, auf einer Konferenz könne die ägyptische Finanzfrage allein verhandelt werden; als ob nicht die Fragen der Verwaltung und der ganzen inneren Politik des Nillaudes damit eng Zusammenhängen!

Die französische Regierung, die von jeher mit Schadenfreude auf die Mißerfolge Englands im Lande der Pyramiden geblickt hatte, über­nahm es denn auch, Herrn Gladstone den Star zu stechen, und die übrigen Mächte haben dabei wahrscheinlich ihre Unterstützung geliehen. Die Grundlagen, auf welche hin die Konferenz ver­handeln wird, sind für England geradezu demütigend. Es soll in Aegypten, noch während der Besetzung durch die Engländer, wieder eine internationale Finanzkontroll-Kommission herge­stellt werden, in welcher sich Vertreter aller Großmächte befinden. Die englischen Truppen sollen nur noch zwei Jahre in Aegypten ver­bleiben und alsdann auch aus den Hafenstädten des Roten Meeres zurückgezogen werden. Sollte sich eine Verlängerung der Besetzungsfrist als notwendig Herausstellen, so wird eine neue Kon­ferenz der Mächte darüber beschließen. Schließ' lich sollen die Oberhoheitsrechte des Sultans über Aegypten und dessen Nebenländer neuer­dings in aller Form anerkannt werden.

Kurz gesagt, soll also alles wieder so wer­den, wie es vor dem Bombardement von Ale­xandrien, vor der Schlacht gegen Arabi Pascha bei Tel-el-Kebtr, vor der Besetzung des Ntl- landes durch die Engländer war. Man wird zugeben müssen, daß Herr Gladstone mit seiner Politik eine Niederlage erlitten hat, wie sie schmählicher kaum gedacht werden kann. Die

Menkaig, Donnerstag den 5. Mai.

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ägyptische Frage hält seit zwei Jahren ganz Europa in Atem, mit einem Aufwand diplo­matischer Schlauheit macht sich England zum alleinigen Herrn in Aegypten, bringt den Suez­kanal, d. h. den Weg nach Indien und Au­stralien, ausschließlich in seine Gewalt und muß nun, weil es der aus den Verhältnissen erwach­senen Schwierigkeiten nicht Herr werden jkann, alles wieder aufgeben!

Im englischen Unterhause ist gegen das Ministerium Gladstone der Vorwurf gefallen, seine Politik bilde den Markstein, von welchem ab sich die Weltmachtsstellung Englands im Niedergange befinde! Die Thatsachen haben dieser prophetischen Aeußerung Recht gegeben.

Laudesaachrichteu.

JnChristophsthal (Freudenstadt) wurde ein Mann von einem im Laufe befindlichen, an einen Straßenstein anprallenden Handwägelchen herabgeschleudert und starb an den erlittenen Verletzungen bald darauf. Bei dem Etsen- bahnbau in Lauterbad (Freudenstadt) wurde ein mit Steinen beladener Rollwagen durch zu rasches Auffahren der nachkommenden Karren aus den Schienen geworfen. Dem Führer des­selben wurden hiebei beide Füße abgeschlagen.

Im Walde bei Neuenbürg wurden be­reits reife Heidelbeeren gepflückt.

Rottweil, 29. Mai. Von der Straf­kammer wurde der Maurer K. Schmider von Mariazell, der einen auf ihn gemachten, erdich­teten Raubanfall zur Anzeige gebracht, und zwei Handwerksburschen als Thüter bezeichnet hatte, welche unschuldig festgenommen wurden, zu einer Gefängnisstrafe von 6 Monaten verurteilt.

In Rottweil wurde am Freitag Rent­amtmann Bender von Schramberg eingeliefert, der auf telegraphische Requisition des Unter­suchungsrichters am dortigen Landgerichte in Stuttgart, wo er bei seiner daselbst verheirateten Tochter weilte, verhaftet worden war. Der­selbe stand in Diensten des Grafen Cajetan von Bffsingen-Nypenburg und soll sich größere und schon viele Jahre fortgesetzte Unterschlagungen haben zu schulden kommen lassen.

Kirchhetm u. T., 2. Juni. In der Nacht vom Samstag auf Sonntag ist der wegen betrügerischen Bankerotts seit Novbr. vor. Jahrs in Untersuchungshaft befindliche 25 Jahre alte Weißgerber G. von hier aus dem Gefängnis entflohen und bis jetzt nicht wieder beigebracht worden. Wie derselbe seine Freiheit erlangt hat, ist noch nicht aufgeklärt. Die Gerichtsdienerswitwe Schwarz, sowie der stellvertretende Gerichtsdiener B. von hier find wegen dieses Vorfalls in Haft genommen worden.

(Theures Vergnügen.) Ein ehrsamer E Ik­ing er Gerber ließ sich kürzlich, wie derAlbb." berichtet, mitten in der Nacht von einem be- kan«ten Brauer für 6 Mark Fracht in einem Kinderwägelchen nach Balingen kutschieren.

DemSt.-A." schreibt man aus New- Jork: ImNew-Aorker Schwäb. Wochenbl.* fordert unser wackerer Landsmann G. Heer­brandt zu Beiträgen auf, um zur Feier des Jubiläums von G. Werner in Reutlingen die Errichtung eines Asyls für alte gebrechliche und kranke Leute als des schönsten Ehrendenkmals für den edlen Menschen- und Kinderfreund zu ermöglichen. Hcerbrandt will dem verehrten Jubilar diese Gabe gelegentlich des Besuches überreichen, den er im Lause des Sommers in seiner Heimat Reutlingen zu wachen gedenkt.

Weinsberg, 1. Juni. Eine Nacht des Schreckens liegt hinter uns, die Keiner mehr vergessen wird. Zwischen 12 und 1 Uhr Mor­gens, als Alles im besten Schlafe lag, brach

in einem engen, winkligen Teil der Stadt, wo die Häuser dicht aufeinander gebaut sind, Feuer aus. Lange dauerte es, bis dasselbe bemerkt wurde; die Bewohner des Hauses retteten nur das nackte Leben. Als die Feuerwehr auf dem Platze war, standen schon mehrere Gebäude in Brand. Leider zeigte sich bald, daß in Folge der langen Trockenheit nicht Wasser genug zum Löschen vorhanden war, und daß unsere Feuer­spritzen nicht hoch und nicht kräftig genug wirk­ten. Auch die Feuerwehrmnmschaft war nicht so zahlreich als nötig gewesen wäre. Bald brannte ein ganzes Häuservieriel; die Bewohner der Umgebung sahen sich genötigt, ihre Wohn­ungen zu räumen. Nach und nach erschienen auch die Feuerwehren der umliegenden Ortschaf­ten und endlich die Heilbronns, deren Ankunft in allen verzagenden Gemütern die Hoffnung wieder aufleben ließ. Und wirklich, kaum zehn Minuten nach der Ankunft der Heilbronner, be­gann die Wendung zum Besseren einzutreten. Das Feuer wurde auf seinen Herd beschränkt; ein größeres Gebäude, das bereits für verloren galt und an einigen Orten schon zu brennen anfieng, wurde noch gerettet, und zusehends nahm die Gewalt der Flammen ab. Gegen 5 Uhr war das feindliche Element bestegt, und es galt n"r noch, die abgebrannten Gebäude niederzu­reißen und die aus den Schutthaufen ausbrecheu- den Flammen zu dämpfen. Diese Arbeit be­schäftigte unsere Feuerwehr den ganzen Tag; leider sind auch zwei brave Mitglieder derselben durch eine einstürzende Giebelwand schwer ver­letzt worden. Die Zahl der abgebrannten Ge­bäude beträgt 11, die der obdachlosen Familien 18; fast alle sind versichert, die meisten freilich nur ungenügend. Der Brandstiftung verdächtig ist ein fremder Arbeiter, der in der Nacht be­trunken nach Hause gekommen sein soll. Derselbe ist bereits verhaftet. Ein anderer Bericht lautet: In der Nacht vom 31. Mai auf 1. Juni find in Weinsberg 15 Wohn- und Ockonomie- gebäude abgebrannt. Der Gebäudeschaden be­trägt nahezu 60000 M.

Deutsches Reich.

Berlin. Ueber die viel umstrittene Frage der beabsichtigten Vermehrung der Feldartillerie wird berichtet, daß der vom Kriegsminister aus­gearbeitete Plan, wonach bei allen Feldartillerie- Regimentern die Zahl der Geschütze bei den Batterien durchgängig von vier auf sechs Ge­schütze erhöht werden soll, dis Zustimmung des Kaisers gefunden habe.

Verschiedene Blätter lassen sich berich­ten, daß der deutsche Kronprinz in letz­ter Zeit sehr eifrig politischer Thätigkeit obliege und zu diesem Zwecke fast täglich mit dem Staatssekretär Grafen Hatzfeld konferiere, auch mit dem Reichskanzler stehe der Kronprinz in regem schriftlichem und telegraphischem Verkehr.

(Ein nützliches Verbot.) Aus Nordhausen wird berichtet: Unter den Schülern der hiesigen höheren Lehranstalten herrscht große Aufregung. Es sind nemlich die Nasenklemmer verboten worden. In den zwei letzten Jahren nahm die Tollheit, einen Klemmer auf die Nase zu setzen, um die Mode mitzumachen, gebildet und gelehrt zu erscheinen, so sehr zu, daß man fast keinen Schüler der höheren Klaffen ohne ein sol­ches Ding zu sehen bekam. Heute ist es ver­schwunden, ein Machtwort der Herren Direk­toren hat die Nasenklemmer in Acht erklärt. Nur wer durch ärztliches Attest nachweist, daß er einer normalen Optik des Auges ermangelt, ist berechtigt, Brille oder Klemmer zu tragen. Das Verbot wird in Bürgerkreisen sympathisch ausgenommen.