Aussichten bei den Weibern, und nun — gerade die Netteste, die Beste hat mich genommen und sagt mir alle Tage zehnmal, daß sie darüber glücklich ist. Fühle erst, daß dir ein Weib über alles teuer ist, laß sie selbst das merken, und du wirst sehen, wie die Leidenschaft in dir, wenn sie eben von der rechten Art ist, dich verschönt und verjüngt."
Die Thür des Zimmers wurde vorsichtig geöffnet, Frau Lina mit sehr roten Bäckchen schaute hinein. „Bitte, lieber Otto, komm doch einmal und sieh dir diese Kuchen an", sagte sie eifrig „Kommen sie nur mit, Herr Proffefsor," stlhr sie dann fort und setzte schelmisch hinzu: „Sie haben gewiß lange keine frisch gebackenen Kuchen gerochen."
Ja, es war schon wahr, was Frau Lina sagte; seit er als kleiner Junge an seiner Mutter Schürze mit in die Küche getrottet war, hätte Leßner solch frischen, warmen Kuchenduft nicht mehr eingeatmet. Eine freundliche klare Erinnerung an seiner Mutter lauge erloschene gütige Augen und an ihr zärtliches Lächeln stieg in ihm auf und erfüllte ihn fast mit Ehrfurcht vor dem blitzenden Küchcnraum, in den er schüchtern hineintrat, um die vielen dort auf dem Tische ntedergelegten Kuchen sich anzusehen.
Da stand auch Dorchen, die runden Arme mit Mehl bestäubt, eine große weiße Schürze über dem blauen Leinwandkteidchen und hielt ihm lachend einen riesigen Napfkuchen entgegen. „Den habe ich ganz allein gemacht", rief sie stolz und schlug die Augen voll zu ihm auf. Ein heißer, sehnsüchtiger Blick traf den ihren; verwirrt senkten sich die dunklen Wimpern auf die errötenden Wangen des Mädchens. Was hat er nur für schöne Augen, der Professor, dachte sie, ich denke, daß ich noch nie so fchöne Augen im Leben gesehen habe.
Dann galt es später, das Haus zu schmücken. Einen großen Vorrat an grünen Buchenreisern hatten die Dorfbuben herbeigebracht, die sollten nun schön im Hause verteilt werden. Frau Lina
hatte noch immer mit den Mägden in der Küche zu schaffen, Werner war aufs Feld gegangen, so rief Dorchen über den Hof hin nach dem Knecht und war ärgerlich, als sie hörte, daß Peter auf dem Feld: sei. „Kann ich nicht helfen, Fräulein Dorchen?" fragte Leßner bittend.
Dorchen fah zweifelnd an seinem feinen Anzug nieder. „Es geht aber los mit Hammer und Nägeln, und die knorrigen Aestchen werden ihren Anzug beschädigen", sagte sie nachdenklich. „Ich will vorsichtig sein", versprach der Professor.
So schafften sie zusammen, das Mädchen reichte zu, ordnete an, kommandierte: „Nach rechts!" oder „Mehr nach links!" und Hans Leßner hämmerte die Zweiglein an und steckte Maiengrün hinter jedes Bild und jeden Spiegel, die Wangen glühten ihm von der ungewohnten Arbeit, es lag ein merkwürdiger Reiz für ihn darin, mit dem schönen Mädchen hier so gemeinsam überlegen und ordnen zu können. Auch das Mädchen sah gern zu ihm auf, sie musterte seine schlanke, elegante Gestalt, seinen schönen, charaktervoll geschnittenen Kopf und seine feinen weißen Hände und dachte, daß ihr Schwager wohl recht habe, wenn er davon gesprochen, welch' ein „präch tigcr Gesell* der gelehrte Professor früher gewesen sei, und sie sagte sich, daß er auch heute noch ein schöner Manu sei und daß auf seinen ruhigen Gesichtszügen eine gütige Würde liege, von welcher ihr dicker Schwager nichts wisse.
Als das Werk beendet war, dankte Dorchen bem Professor für seine Hilfe; sie sah ihn teilnahmsvoll an, als er ihr sagte, daß ihm hierdurch ein Vergnügen wie selten sonst geworden iei. „Haben Sie denn so wenig Freude im Leben?" fragte st: zögernd.
„Ich habe meine Arbeit am Schreibtisch und meine Studenten, denen ich Vorlesungen halte, und dann die Senatssttzungen und so weiter fort", sagte Leßner leise, als wenn er von unerquicklichen Dingen berichte.
„Und gute Freunde, nicht?" fragte Dorchen.
„O ja, auch, aber doch nicht im Hause; da, so bei mir-ach, da ist es oft sehr einsam."
Dorchen schwieg ein Weilchen, ste drückte den letzten grünen Buchenzwetg, den ste noch in den Händen hielt, ein wenig gegen ihr Herz und legte ihre heißen Wangen an die kühren Blättchen. „Ich denke, jeder Manu, der nicht bei Mutter ooer Schwestern lebt, — oder — — nicht verheiratet ist, lebt immer etwas einsam, aber es mag nicht leicht sein . . .", sie hielt etwas inne und fuhr dann fort: „Mein Schwager Otto sagt, Ste hätten Ihre Verwandten schon lange alle verloren, das — das ist sehr traurig, ja es mag sehr einsam sein". Sie sah den Professor mitleidig an. „Ich muß jetzt gehen und L ua behilflich sein," sagte ste dann rasch und wandte sich ab.
„Schenken Ste mir den Zweig aus Ihrer Hand," bat Leßner sanft, „ich will ihn für mein Zimmer mitnehmen."
Dorchen nickle, ste gab ihm den Zweig, blieb einen kurzen Augenblick wie zögernd vor ihm stehen, aber ohne ihn anzusehen, und gieng dann hinaus.
Der Professor trug sein Pfingstmaien hinauf in sein Zimmer, er drückte auch sein Gesicht in das zarte Laub und dachte, welch' ein seltsames Pfingstfest er hier erlebe und wie reizend das liebe Mädchen sei, das ihm den Zweig geschenkt . . .
Nachdenklich schritt er dann in seinem Zimmer auf und ab, sein Gesicht war erregt, und zuweilen biß er die weißen Zähne auf die Lippen, dann wieder stand er lächelnd am Fenster und blickte auf die sonnige Landschaft hinaus. Endlich langte er nach seinem Hut, er betrachtete den schon halb verwelkten Kranz, den er heute vormittag aus dem Walde heimgebracht hatte, legte ihn zur Erfrischung ins Wasser, setzte den Hut auf und schlich leise die Treppe hinab und zum Hause hinaus. (Schluß solar.)
Für die Redaktion verantwortlich: W. Rieker in Altenstaig
/
Altenstaig Stadt.
Marktstandplätze-
Berpachtnng.
Die Neu-Verpachtnng der Marktstandplätze in hiesiger Stadt bis zum Frühjahrs-Markt (5. April) 1887 findet am
Donnerstag d. 5.Juni 1884
Vormittags 7 Uhr
auf dem hiesigen Marktplatz statt, wozu ungeladen wird.
Den 29. Mai 1884.
Stadtschulth.-Amt.
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