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Von dev obere« Nagold.

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Mr. 64.

Menstaig, Samstag den 31. Mai.

1884

Für den Monat Inui

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Ans den Tannen"

zu dem bekannten Preise entgegen.

Zum Pfingstfeste!

Der Himmel lacht in zartem Blau,

Die Lerche schmettert froh ihr Lied,

Manch' bunte Blume sprießt und blüht,

Es prangt der Wald, es grünt die Au'.

O, gäb's doch einen einzigen Tag im Jahre,

Der allen Erdensorgen uns entrückte,

Der uns aus jenem reinen Quell erquickte,

Der stets nur giebt das Edle und das Wahre!

Der von uns nähme alle ird'schen Sorgen Und dazu auch die ird'schen Leidenschaften,

Die uns so oft das bessre Ich entrafsten,

Und von dem Laster ihre Mittel borgen!

O, käm' ein solcher Tag, das wilde Drängen Des Alltagslebens von uns abzuhalten.

Das Leben neuverjüngt uns zu gestalten,

Der Herzen harte Rinde zu zersprengen!

Ein Pfingsten wär's, wie eines erst erschienen! Stieg dann der heilige Geist vom Himmel nieder, Empfänglich wären alle Menschenbrüder,

Ein Paradies strahlt' dann aus allen Mienen.

Doch heute! Hört die Kirchenglocken tönen!

Zur Kirche wallet die andächt'ge Menge,

Voll Inbrunst, durch Gebete und Gesänge,

Den Gott der Gnade mit sich auszusöhnen.

O, heil'ger Geist, du mögest in uns wohnen!"

So beten Millionen voll Verlangen

Der Geister Friedcnskuß, den sie empfangen,

Scheint ihre fromme Bitte zu belohnen.

Und nach dem Feste? Eitles Weltgetümmel Tritt wieder in die Herrschaft alter Rechte Und macht die Menschheit wiederum zum Knechte;

Der heil'ge Geist fährt auf zu Gott im Himmel,

Verscheucht von aller Laster mächt'gem Heere,

Lebt er im Himmel, in der Seel'gen Mitte!

O daß er doch, das ist heute uns're Bitte,

Für immer zu der Menschheit wiederkehre!

LlWdesllachrichteu.

Stuttgart, 28. Mai. Der Straf-Senat des Oberlandesgerichts hob nach heute um V 2 I Uhr stattgehabter Urteils-Verkündigung abermals das Erkenntnis der Strafkammer des K. Landge­richts in der Preßklagsache des Redakteurs Pro­fessor Wieland gegen Haußmann und Pfau auf und verwies dieselbe an die Strafkammer zur 3. Verhandlung. Dieser Prozeß scheint zu einer gerichtlichen Seeschlange werden zu wollen oder zu einem Kampf zwischen Landesgericht und Oberlandesgericht.

Stuttgart, 28. Mai. Me Ziehung der kathol. Kirchenbaulotterte, welche am 30. Mai erfolgen sollte, ist wegen schlechten Absatzes der Lose bis 25. Juni verschoben worden.

Tübingen, 28. Mai. Das tragische Ende der jugendlichen Gattin eines hochgeschätz­ten Offiziers, Premierlteutenants St., wird hier mit allgemeinem lebhaftem Bedauern besprochen. Die Unglückliche, Mutter zweier Kinder, war seit längerer Zeit schwermütig; in Gegenwart ihres Gatten schoß sie sich mit einer Pistole, die sie sich zu verschaffen gewußt, eine Kugel durchs Herz. Der Tod erfolgte augenblicklich.

Rottweil, 27. Mai. (Strafkammer.) Ein richtiger Stromer, wie er im Buch steht, wurde gestern abgehandelt in der Person des 20 Jahre alten, bereits mit 26 Vorstrafen be­hafteten Jakob Hauser von Jsingen. Am 20. April in Eutingen wegen Bettels verhaftet, be­schimpfte er den Schultheißen und Landjäger aufs Gemeinste, widersetzte sich einer Abführung in den Arrest, indem er aus Leibeskräften um sich biß, stieß und schlug, dem Landjäger das Ge­wehr zu entreißen suchte und ihm mehrere Streiche versetzte. Nur mit harter Mühe gelang es, den Tobenden mit Beihilfe von mehreren Männern auf einen Karren zu fesseln und in den Arrest zu verbringen, wo er alsbald in boshafter Weise seine Kleider zerriß, so daß er neu aus­staffiert werden mußte. Hiemit nicht genug hat der Bube in der Nacht vor der Hauptverhand­lung auch im Gefängnisse zu Rottweil seine sämtlichen Kleider zerrissen, so daß der Gerichts- dtener lauter Kleider-Fetzeu auf dem Boden der Zelle herum zerstreut, den Hauptfetzen selbst aber in seinen Teppich eingewickelt auf der Pritsche

liegend fand. Die Herren müssen auch wissen, warum er eingesperrt sei, meinte er. Wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt, Beleidig­ung, Bettels und boshaften Zerreißens seiner Kleider wurde der Gutedel zu 8 Monaten Ge­fängnis und 3 Monaten Haft verurteilt. Diese Strafe erschien indessen dem Helden zulang", weshalb er Revision an das Reichsgericht ein­legte.

BeiBachenrted (Ravensburg) ereignete sich, wie man demN. T." erzählt, kürzlich folgende ergötzliche Geschichte. Bleibt daselbst in einem Wirtshaus ein Oekonom beim Wein so lange sitzen, bis er ordentlich angesäuselt ist. Es ist bereits dunkel als er seiner Hei­mat zuwankt. Da unterwegs, wohl in der Meinung, er sei schon zu Haus angelangt, kleidet er sich im Freien hinter einer Scheuer aus und legt sich nieder. Die Nacht war jedoch kühl, er erwacht, wähnt sich immer noch zu Hause, sucht seine Frau, sucht und lauft und laust, bis er endlich um Mitternacht, ordentlich durch­froren, im Hemd wirklich nach Hause kommt. Seine Frau ist nicht wenig erstaunt, ihren Teuersten in diesem Kostüm und in später Geister­stunde von seiner Reise empfangen zu müssen. Er selbst weiß nur noch, daß er irgendwo über­nachtet, aber sehr kühl logiert habe. Beim Tages- graun schickt man Dienstboten nach allen Richt­ungen, um die Garderobe des Hrn. Oekonomeu ausfindig zu machen, die denn auch glücklicher­weise hinter der bereits genannten, mehr als eine Stunde entfernten Scheuer gefunden wurde.

Göppingen, 27. Mai. Heute muß ich Ihnen drei Selbstmorde aus unserem Bezirk melden. In Eislingen erhängte sich ein junger Mann von 23 Jahren, in Albers­hausen erschoß sich ein in guten Verhältnisse« lebender Bürger und in Holzheim erhängte sich ein gut sttuirter Bauer. (H. B.)

Deutsches Reich.

Eine Vorlage betreffend einheitliche Regelung des Lotteriewesens wird dem Bundes­rat in kurzem zugehen.

Wie bereits mitgeteilt, findet die feier­liche Grundsteinlegung zum Reichstagsgebäude am 9. Juni statt. Die Stunde ist jetzt auf 12 Uhr mittags festgesetzt worden; das Pro-

Die schwarze Kuget. (Nachdruck verboten.)

Nach dem Dänischen von Erik Böhgh von Wilh. Lange.

(Fortsetzung.)

Aha!" sagte Fräulein Flora und dann lief sie mit ein paar alten Tanten in die Ecke, und nachdem sie eine Weile zusammen geflüstert hatten, entfernten sich die beiden. Eine Stunde später trat sie auf mich zu und machte mir einen Knix.Ich soll Sie von Ihrem Freunde grüßen, es geht ihm jetzt besser," sagte sie; aber was sie damit meinte, weiß ich nicht. Seit der Zeit tanzte sie fast immer mit ihrem Vetter, dem Leutnant, einem langen Liplap, der ihr stürmisch den Hof machte. Als die Uhr zwei schlug, ward Champagner herumgereicht und ja, bist Du jetzt wirklich gefaßt?"

Weiter weiter!" seufzte ich.

Und dann hielt der Kaufmann eine Rede, die damit schloß, daß er Fräulein Flora's Verlobung mit ihm, dem Leutnant, dem Liplap verkündete, worauf alle Hurrah riefen alle mit Ausnahme von mir Natürlich! . . ."

Ich will nicht versuchen. Ihnen meine Stimmung während der ersten Zeit nach diesem unglückseligen Ball zu schildern. Haben Sie in Ihrer frühesten Jugend, selbst einen Schiffbruch erlebt, so werden Sie die­selbe ohne Beschreibung begreifen, und im andern Fall würde ich große Mühe haben, Ihnen auch nur einen Begriff von der umheimlichen Lehre zu machen, die sie, der Gegenstand meiner ersten Liebe, in meinem Kopfe «nd in meinem Herzen zurückließ, als sie mit all den Hoffnungen und Zukunflsplänen, die bisher mein ganzes Glück gewesen, daraus entfloh.

Einige Monate später stellte ich mich zum Examen, aber mutlos «nd verwirrt, wie ich war, Me ich gleich die ersten mir gestellten Auf­

gaben so schlecht, daß ich mich sofort zurückzog. Einer der Professoren, der mich kannte und wußte, daß es keineswegs Mangel an Kenntnissen in dem betreffenden Fache war, was mein Unglück verschuldet hatte, ließ mich kurz nachher zu sich rufen.

Ich habe Ihnen einen Vorschlag zu machen, mein Vetter, der Konsul Schwartz will seiner Gesundheit wegen eine Reise nach Süd­amerika machen und hat mich gebeten, ihm als Begleiter einen jungen Arzt zu empfehlen was sagen Sie zu einem solchen Posten?"

Was sollte ich anders thun, als das Anerbieten dankend annehmen? All' das Glück, das mir vor einigen Monaten gelächelt, war ja durch diese verhängnisvolle schwarze Kugel vernichtet worden!-"

*

-i-

Unser dritter Reisegefährte hatte während dieser langen Geschichte ein gewisses sardonisches Lächeln bewahrt und häufig durch leichtes Nicken zu erkennen gegeben, daß er nicht blos dem Gange der Erzählung folgte, sondern auch vorausgesehen hätte, wie sie enden müßte.

Haben Sie sich seit jener Zeit niemals nach Ihrer Jugendliebe erkundigt?" fragte er.

Nein. Als ich mein Vaterland verließ, mußte ich meine Ver­gangenheit als abgeschlossen betrachten, und ich nahm mir deshalb vor, ihre traurigen Erinnerungen ohne Not niemals wachzurufen. Jetzt be­rührt es mich beinahe wie eine ferne dunkle Sage. Ein thätiges und abenteuerlich wechselndes Leben hat in dem Jahrzehnt, das zwischen je­nem und dem heutigen Tage liegt, aus dem verzagten melancholischen

Jüngling, der in die weite Fremde zog, einen selbstständigen, in sich ge­festeten Mann gemacht, der sich mit der Welt ausgesöhnt und auf den

Ruinen seines Glücks ein trautes zufriedenes Dasein aufgebaut hat,"

Der Pfingstfeiertage wegen erscheint am nächsten Dienstag kein Blatt.