Man abonniert bei allen Poststellen und Landpost­boten; in Altenstaig bei der Expedition.

Inserate find immer vom besten Erfolge be­gleitet und wird die Ein­rückungsgebühr stets auf das Billigste berechnet.

Verwendbare Beiträge werben dankbar ange­nommen und angemessen honov eri.

amen.

Intelligenz- L Anzeige-Matt

Von der obere« Nagold.

Dieser Blatt erscheint wöchemlih dreimal nnb zwar: Din.stog, Donners­tag und Samstag.

Der Abonnemcmsprei? beträgt pro L-errelja r: in Auenstaig 90 Pf.

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In erat naufgabe späte­

stens m.ra. 10 »U-r am Tage vor dem jeweiligen Erscheinen.

Ar. 60 .

Httenkaig, Donnerstag den 22. Mai.

Landesuachrichteu.

Auch diesen Sommer werden seitens der meteorologischen Zentralstation Stuttgart Wit- terungsaussichten je für den folgenden Tag aus­gegeben. Gesuche um die bezüol. Telegramme gegen ermäßigte Abonnewentsgebühr (für 1 Mo­nat 10 Mark, für 1 Vierteljahr 24 Mark) sind durch Vermittlung des nächstgelegenen Telegra- phenamis bei der K. Generaldirektion der Posten und Telegraphen anzubringen. (Näheres ist im Staats-Anzeiger Nr. 117 ersichtlich).

Neuenbürg, 18. Mai. Seit einigen Tagen lügt unser Landtagsabg., Schultheiß Beutter in Herrenalb, an einer Lungen- und Nierenentzündung so schwer krank darnieder daß an seinem Aufkommen gezweifelt wird.

Vier Herren machten am letzten Samstag von Ravensburg aus eine Velozipedrund- fahrt um den Bodensce und legten die 245 Kilo­meter lange Strecke in 13 Vs Fahrstunden zurück.

Ulm, 18. Mai. Der Fest-Ausschuß für das Schwäbische Liederfeft hatte sich heute ver­sammelt, um einige finanzielle Fragen zu er­örtern. Die Festhalle, welche ursprünglich gebaut wurde für 2000 Sänger und 3000 Zuhörer, wird nun derart vergrößert werden, daß darin 2750 Sänger sich aufstellen können, außerdem werden für die Zuhörer 1820 Sitzplätze und 3410 Stehplätze zur Verfügung stehen; der Festplatz wird außerdem noch 6000 Sitzplätze haben. Das definitive Programm wird dem<- > nächst zusammengestellt werden und es erhalten dasselbe die angemeldeten Sänger mit einer Broschüre: »Führer durch die Feststadt" gratis zugesandt.

(Blitzschlag.) In Hornstolz, Gem. Eberhardszell (Waldsee) wurde ein Dienstknabe, welcher sich bei dem Gewitter unter einen Baum flüchtete, vom Blitz erschlagen. In Echter­dingen hat der Blitz in eine Scheune geschla­gen und gezündet. Die Scheune ist vollständig niedergebrannt. Der Eigentümer war nicht versichert. Am 18. Mai abends nach 10 Uhr schlug der Blitz in ein Wohnhaus auf der ZiegclhüLte bei Wäschenbeuren (Lorch) und äscherte dasselbe vollständig ein.

(Unglücksfälle und Verbrechen.) Der Knecht des Güter-Beförderers in M arbach hatte einen Hausrat nach Steinheim zu führen; die Pferde giengen durch, infolge dessen der Knecht vom Wagen heruntergeschleudert wurde und andern Tags starb. Die beiden Gast­wirte in Grünbühl bei Oehringen hegten schon lange Feindschaft gegen einander. Sams­tag Nacht kam es nun zwischen ihnen zu einer blutigen Schlägerei. Der eine erhielt 7 Messer­stiche in die Arme und die Brust, während der Andere mit zerschmetterter Hirnschale im Stra­ßengraben liegen blieb, und schwerlich mit dem Leben davonkommen wird.

Deutsches Reich.

Berlin, 18. Mai. (Nationalliberaler Parteitag.) Ueber 500 Mitglieder aus allen Teilen des Reichs sind anwesend. Den Vorsitz führte der ehemalige Staatsminister Hobrech-. Nach längerer Diskussion, woran Hobrecht, v. Benda, Kiefer (Baden), v. Bennigsen, Wolfs (Stuttgart) und Miguel teilnchmen, wird ein­stimmig eine Erklärung angenommen, welche die unverbrüchliche Treue zu Kaiser und Reich und die ungeschmälerteErhaltung der verfassungs­mäßigen Rechte der Volks-Vertretung betont. Die Erklärung wahrt weiterhin der Partei die volle Selbstständigkeit und Unabhängigkeit, lehnt die Verschmelzung mit anderen Parteien ab und

begrüßt lebhaft die Heidelberger Erklärung, welche das neuerwachte politische Leben und die Entschiedenheit der Partei beweise. Die Er­klärung spricht ferner die Ueberzeugung von der Notwendigkeit des Sozialisten-Gesetzes aus und hält es für geboten, die Reichsregierung in den sozialpolitischen Reformen, vorbehaltlich sorg­fältiger Prüfung im einzelnen, mit allen Kräf­ten zu unterstützen. Me Partei wird namentlich für das Zustandekommen der Unfall-Versicherung in dieser Session eintreten, und erwartet von Parteigenossen bei den Wahlen Entschiedenheit und Einigkeit. Die Versammlung schließt mit einem dreifachen begeisterten Hoch auf den Kaiser.

Berlin, 20. Mai. Der im Gefolge des Prinzen Wilhelm von Preußen nach Petersburg gereiste Generalgualtieimeister Graf Waldersee hat, wie verlautet, den Auftrag, betreffs der definitiven Ordnung der deutsch-russischen mili> tärischen Grenzverhältnisse zu unterhandeln.

In Impfingen, Amts Tauberbischofs­heim, (Baden), suchte vorige Woche ein aus der Heidelberger Anstalt als geheilt entlassenes Mädchen sich den Kopf abzusägen, da sie ohne Kopf und ohne Beine begraben zu werden wünschte. Nachdem sie sich eine gefährliche Halswunde beigebracht, fiel ihr ein, daß sie sich die Beine nicht wehr absägcn könne, wenn der Kopf herunter sei; sie begann deshalb, sich das linke Bein abzusägen. Als sie sich ois auf den Knochen gesägt hatte, wurde sie ohnmächtig. Die furchtbare Wunde gjbt trotzdem noch Hoff­nung auf Heilung.

München, 19. Mai. Soeben um 9 Uhr hat Photograph Schildknecht seine 3 Kinder im Alter von 2 bis 8 Jahren vergiftet. Das Motiv zu der Thal soll häuslicher Unfriede gewesen sein.

München, 19. Mai. Bezüglich des drei­fachen Mordes liegen nunmehr folgende Einzel­heiten vor: Schildknecht, der neben seiner Be­schäftigung als Photograph sich eine Zeit lang auch als Bühnensänger versuchte, ohne damir Sonderliches zu erreichen, ist ein Mann von cxcentrischem Wesen. Vor Jahresfrist kam er hieher zurück, nachdem kleinere Engagements, die man mi. ihm an Provtnzbühnen eingegangen, nicht wieder erneuert wurden, um seine Thätig- keit als Photograph, die er zuletzt ganz aufge- geden, wieder anszunehmcn. Mir seiner Frau lebte er in stetem Unfrieden, dessen Ursache auf den Lebenswandel des Schildknecht zurückzusühren sein soll. Die der Ehe entsprossenen Kinder, zwei Knaben und ein Mädchen, waren bildschön. Die pekuuiä en Verhältnisse Schildknechis waren in letzter Zeit ziemlich gut. Er hatte guten Verdienst im Atelier des Photographen Loeb. Heute vormittag, nach vorausgegangenem Wort­wechsel, begab sich die Frau aus den Markt zum Einkäufen. Während dieser Zeit vergiftete nun Schildkneckt in seiner Wohnung. Lederer­straße 5, Rückgebäude, die drei Kinder, legte dieselben der Reihe nach auf die Altane, nach­dem er jedem derselben ein Kopfkissen unter­gelegt hatte. Als die Nachbarn die That ge­wahr wurden, wurde sofort die Polizei gerufen, die Frau auf dem Markte ausgesucht und dann zur Polizei gebracht. Schildknecht hat in dem Atelier des Photographen Loeb, bei dem er be­dienstet war, seinem Leben durch Vergiften ein Ende gemacht. Die Vergiftung seiner Kinder hat der Mörder so bewerkstelligt, daß er von einem der Kleinen Honig holen ließ, diesen Honig mit dem Gift vermischte und dann den vergifteten Honig den Kindern zu essen gab.

Leipzig, 19. Mai. (Reichsgericht.) Heute Mittag ^2 Uhr wurde das Urteil in dem Pro­zesse gegenHentsch undKraszewskt publi­

ziert. Es lautet gegen Hentsch wegen vier vol­lendeter und zwei versuchter Fälle von Landes­verrat auf 9 Jahre Zuchthaus und 9 Jahre Ehrverlust, gegen Kraszewski wegen eines vol­lendeten und eines versuchten Falles von Landes­verrat auf 3 Jahre und 6 Monate Festungs­haft. Die Urteilspublikaüon wurde von dem Senatspräfidcnten Drenkmann vo genommen, der zur Entwickelung der Urteilsgründe volle IV 2 Siunden sprach. Die Publ kat on machte auf den Angeklagten Hentsch einen ersichtlich sehr niederschlagenden Eindruck, wogegen dr Ange­klagte v. Kraszewski ebenso kalt und anscheinend teilnahmslos blieb, wie im ganzen Laufe des Prozesses. Hentsch bleibt verhaftet und hat seine Strafe sogleich anzutretcn; Kraszewski bleibt gegen Kaution zunächst auf freiem Fuße. Man vermutet, daß er auf der sächsischen Festung Königssrein seine Straft abzubüßen haben wird.

Dresden, 17. Mai. Einer der gesuch­testen Sachwalter unserer Stadt, Rechtsanwalt Dr. Sintinis, wurde wegen Unterschlagung in ideeller Konkurrenz mit Untreue sowie wegen vollendeten Betrugs zu 9 Jahren Gefängnis und fünfjährigem Ehrverlust verurteilt.

(Vom Blitz erschlagen.) In Dorf Lande- feld bet Spangenberg schlug der Blitz in ein Wohnhaus, das sofort in Flammen stand, er tötete auch einen betagten Vater nebst zwei Töchtern, die sich in der Wohnstube befanden und nahm dann seinen Weg in den Stall, wo­selbst eine Ziege gleichfalls getötet wurde.

(Die Mormonen-Apostel), welche seit einiger Zeit Deutschland und Schweden als »Arbeitsfeld" erkoren haben, scheinen, so schrei­ben New-Iorker Blätter, nicht fruchtlos gepredigt zu haben, da eine Anzahl von Familien sich ent­schlossen hat, nach Utah oder Great Saltlake City überzufiedeln. Dieselben gehören den Nie­dern Bildungskreisen an und haben meist in be­drängten Verhältnissen gelebt. Sie hoffen, daß in Neu-Jerusalem ein Leben wie im Himmel sein und der »Jordan", der in dem »großen Salz­see" mündet, von Milch und Honig überströmen wird. In Hamburg ist ein eigenes Schiff gemietet, welches in diesem Monat in See stechen und nur »Neubekehrte" aus den verschiedenen Gauen des Reiches ausnehmen wird. Die »Pro- selyten" sind in ziemlichem Grade fanatisiert, ' sprechen viel von Strafen, welche über die Mensch­heit, soweit sie dem Mormonentum nicht ange­hört, in nicht zu ferner Zeit verhängt werden sollen, von der den »Heiligen des jüngsten Ta­ges" in Aussicht stehenden Glückseligkeit und werfen außerdem mit zahlreichen, nicht richtig verstandenen Bibel-Zitaten um sich.

Ausland.

Wien, 18. Mai. Der Kaiser spendete den brodlos gewordenen Mitgliedern des Stadt- lheaters einen sehr namhaften Geldbeitrag. Der Direktions-Rat beschloß gestern Abend das Haus neu zu errichten, wenn die Gesellschaft zustimme und die Behörden die Bewilligung erteilten. Letzteres ist jedoch sehr zweifelhaft. Heute be­ginnen die polizeilichen Verhöre mit den Mit­gliedern des abgebrannten Hames. Die straf­gerichtliche Untersuchung soll eingeleitet werden, und wahrscheinlich wird die Katastrophe zu einer öffentlichen Verhandlung führen.

Paris, 19. Mai. Gegenwärtig tagt hier eine geheime Sozialtsten-Versammlung. Delegtrte von Berlin, Bern und Zürich, Liebknecht uud Georgt von Leipzig sind eingeteoffen.

London, 17. Mai. Die »St. James Gazette" meldet, das Kabinett habe nach wie­derholten Beratungen beschlossen, zu einer Ex­pedition nach Khartum Vorbereitungen zu treffen