deutschen Armee nach der Westgrenze und über die Dienstinstruktion für die Feldtelegraphie, von denen sie wußten, daß ihre Geheimhaltung einer anderen Regierung gegenüber für das Wohl des Deutschen Reiches und der Bundesstaaten er­forderlich ist, der Regierung mitgeteilt zu haben. Hentsch allein ist beschuldigt, in den Jahren 1876 bis 1883 Nachrichten, von denen er wußte, daß ihre Geheimhaltung anderen Regierungen gegenüber für das Wohl des deutschen Reichs und der Bundesstaaten erforderlich ist, diesen Regierungen 'milgeteilt zu haben und zwar: 1) der russischen Regierung Nachrichten über Kompletierung der Behörden an Truppen und Pferden; d. die Fortifikation der Festung Metz; v. technische Bestimmungen für Fortifikations- Artillerie und Garnisonbauten; 2) der öster­reichischen Regierung Nachrichten über die Ver­wendung des Jnfanteriegewehrs N71. Senats- Präsident Drenkmann und 13 Reichsgerichtsräte bilden das Richterkollegium; Oberreichsanwalt Seckendorf und der erste Staatsanwalt Trepltn vertreten die Staatsanwaltschaft. Kraszewski erschien mit dem Rechtsanwalt Saul (Berlin), Hentsch mit dem Rechtsanwalt Samter (Berlin). Die vorgeladenen 15 Zeugen und 7 Sachver­ständigen sind sämtlich erschienen. Nach Ver­lesung des Anklagebeschlusses folgte die Verneh­mung der Angekl., beide erklärten sich fürnicht schuldig.

Am vergangenen Freitag abend wetteten der Gastwirt B. und der Bauerauszügler H. in Deutsch-Wette, (Neiffe) wer von beiden ein Quantum von IV, Liter Schnaps vertilgen könne. B. täuschte indessen den H. und trank Wasser, während dieser durch die Ausdauer sei­nes Gegners angespornt, das volle Quantum austrank und tot umfiel.

Straßburg, 9. Mai. Die Grabstätten der beiden Opfer der Mordnacht vom 22. zum 23. Oktober v. Jrs. haben neuerdings jede ein hübsches Monument erhalten. Dasjenige des Apothekers Ltenhardt besteht aus rotem Vogesen­sandstein und trägt auf einer weißen Marmor­tafel die Inschrift:Franz Lienhardt, 1841 1883." Das Grabmal des Musketiers Adels, welches ihm seine Kompagnie hat errichten las­sen, ist aus weißem Sandstein hergestellt, und die gleichfalls auf einer Marmortafel ange­brachte Inschrift lautet:Johann Adels, Mus­ketier der 3. Kompagnie, 25. Infanterieregiments. Er starb durch Mörderhand am 23. Oktober 1883 in treuer Erfüllung seines Berufes."

Ausland.

Wien, 10. Mat. Heute Nacht geriet im Postzug zwischen Bochnia Slotwina der Post­wagen in Folge der Explosion eines Gepäckstücks in Brand. Der Wagen wurde ausgeschaltet und der Brand gelöscht. Von dem Inhalt ist nichts gerettet.

Triest. Eine Panik, welche schreckliche Folgen hätte haben können, brach vor einigen Tagen in Triest während der sogenannten Mai-

Andacht in der Antonius-Kirche aus. An einer Kerze entzündeten sich einige Altar-Bouquets und loderten schnell in Hellen Flammen auf. Der SchreckensrufFeuer!" ertönte und es entstand eine furchtbare Panik. Alles stürzte den Aus­gängen zu. Angstschreie gellten durch das Gottes­haus, Frauen fielen in Ohnmacht, über die ins Freie führenden Stufen stürzten die Leute in immer neuen Mafien nach. Mehrere Verwun­dungen kamen vor.

Mailand. In dem Personenzuge, der am Sonntag abend von Verona nach Mailand abgelassen wurde, befand sich allein in einem Koupee zweiter Klasse die Gattin eines italieni­schen Eisenbahnbeamten. Auf der Station Pes- chiera stieg ein Bahnarbeiter in das Koupee, der, sobald sich der Zug wieder in Bewegung gesetzt hatte, über die Frau herfiel, um dieselbe zu berauben. In dem Kampfes der zwischen beiden stattfand, gelang es dem Räuber, der Frau eines ihrer Ohrgehänge aus dem Ohr­läppchen auszureißen. Indessen waren auf die Hilferufe der Frau einige Passagiere in das Koupee gedrungen, die den Banditen festnahmen.

Wie bekannt, wurden gegen Kardinal Ma- zarin unzählige Pamphlete und Spottgedichte veröffentlicht. Eigentlich ließen ihn all diese Schmähungen sehr gleichgilttg. Nur einmal that er sehr erbost und befahl, alle Exemplare einiger Libelle, die gegen ihn loswetterten, ins­geheim aufzukaufen, um selbe dann, wie er vor­gab, verbrennen zu lassen. Als er alle bei- samen hatte, ließ der schlaue Italiener sie alle wieder verkaufen und erzielte mit diesem Handel, wie man sagt, einige tausend Thaler.

Ein schreckliches Unglück ereignete sich am 8. ds. Mts. in Nobel's Dynamitfabrik zu Ar- deer in Ayrshire (Schottland). In einer Hütte, wo vier junge Mädchen mit dem Füllen von Dynamitpatronen beschäftigt waren, ent­stand eine Explosion, durch welche die 4 Insassen auf der Stelle getötet wurden. Drei benach­barte Hütten gerieten in Brand sund eine Zeit lang wurde befürchtet, daß die Flammen sich über die ganze Fabrik ausdehnen würden. Es gelang üideß, des Feuers Herr zu werden. Die Szene wird als herzzerreißend geschildert. Sechs Mädchen verbrannten vor den Augen ihrer Ar­beitgeber, die keine Hilfe leisten konntenund von den in vier Hütten beschäftigten 15 Mäd­chen haben 10 ihr Leben verloren, während 2 solche Verletzungen davontrugen, daß ihr Auf­kommen bezweifelt wird. Obschon 2Vr Centner Dynamit explodierten, ist der angerichtete Eigen­tumsschaden nur unerheblich. Die Ursache der Explosion ist noch nicht ermittelt. Die durch dieselbe hervorgerufene Erschütterung glich einem Erdstoß und wurde in Jrvine, Troon und an­deren benachbarten Ortschaften verspürt.

Aus Kairo meldet man derDaily News", es sei dort das Gerücht verbreitet, daß die Telegraphenbeamten von Berber bet dem Versuche, den Ort zu verlassen, auf Befehl eines Emirs des Mahdi niedergemetzelt worden find.

Nach einem Telegramm aus Alexandrien find Abgesandte des Mahdi in Assuan angekommen: dieselben erklären, es sei die Abficht desselben, nach Norden zu marschieren.

Shanghai, 12. Mai. Die gestern ge­meldete Unterzeichnung des Vertrags zwischen Frankreich und China anerkennt das französische Protektorat über Tongking und Anam mit den bestehenden Grenzen. Die Grenzlinie und die Zölle werden gemeinschaftlich geregelt und die Provinzen Kuangst, Kuangtung und Iuernan unter späterer Feststellung der Bedingungen dem allgemeinen Handel eröffnet. China zahlt keine Kriegsentschädigung.

OanSel ««d tzkerreyr Stuttgart, 12. Mai. (Landesproduk­tenbörse.) Unsere Börse war heute schlecht be­sucht und der Handel gieng sehr träge, doch wurden erstmals nach langer Zeit wieder größere Partieen bayerischer Watzea umgesetzt. Haber ist sehr begehrt und teuer, die hohen Forderungen der Inhaber ließen jedoch kein Geschäft zu Stande kommen.

Wir notieren per 100 Ktlogr.:

Weizen daher. . . 19 M. 10 bis 21 M. 30

dto. russ. Sax. 20 M. 40 bis 20 M. 50

dto. californ. . 21 M. 20 bis M.

Dinkel . . . . 14 M. bis M.

Haber .... 15 M. 40 bis M.

Stuttgart, 12. Mai. (Mehlbörse.) Das Mehlgeschäft am hiesigen Platze hat auch in der vorigen Woche zu wünschen übrig ge­laffen, da die Kauflust ziemlich gering ist. An heutiger Börse find von inl. Mehlen 1755 Sack als verkauft zur Anzeige gekommen zu folg. Preisen: per Sack von 100 Kilogr., Brutto für Netto, bei Abnahme größerer Posten:

Mehl Nr. 0 . . 32 M. 50 bis 33 M.

Nr. 1 . . 29 M. 50 bis 31 M.

Nr. 2 . . 27 M. bis 29 M.

Nr. 3 . . 25 M. bis 27 M.

Nr. 4 . . 20 M. bis 21 M. 50

Breiten, 12. Mai. (Viehmarkt.) Zufuhr 955 Stück Großvieh, 254 Kälber; Preise für Fettvieh gingen etwas, jene für Kälber bedeu­tend zurück. Schönes Milchvieh ist immer noch gesucht und hielten sich die bisherigen Preise; für alte Kühe war die Kauflust gering. Preise: fette Ochsen 50 Kilo lebend 3538 M., Zug­ochsen 3235 M., Kälber Vr Kilo lebend 30 bis 32 Pfg. Schönste Milchkühe das Stück bis 500 M., jährige Rinder 80150 M.

(Harre Strafe.) In Little Rock ist ein . Student der dortigen Universität mit zwei Dol­lars bestraft worden, weil er eine Studentin geküßt hat. Ein genauer Kenner der Little Rocker Studentinnen bemerkte infolgedessen iu einer dortigen Zeitung ebenso witzig wie un­galant:Nach dem, was wir von den Universt- tätsdamen unserer Stadt bis jetzt gesehen haben, sollte der betreffende Kuß seinem heldenmütigen Verteiler viel eher eine Belohnung als eine Strafe eingetragen haben!"

Ich werde dennoch spätestens übermorgen reisen müssen, um von Schaffhausen meine Koffer zu holen. Ich sehe wahrhaftig wie ein Vaga­bund aus. Wäre ich im Besitz meiner Uniform und der Zubehör, ich würde suchen, bei Hof mich einzuführen. Doch behalt' ich mir's für die Zu­kunft vor. Stoßen Sie an, lieber Mann. Auf mein neues Haus, wo­möglich in Ihrer Nachbarschaft!"

Sie tranken selig.

Mitten in die Seligkeit tappte der Hausknecht, ein Paar Stiefel in der Hand.

Des Schusters Junge brachte sie," meldete er,sie gehören dem fremden Herrn da und sind trefflich besohlt, nach des Herrn Befehl."

Scharmant!" äußerte Alexander,sehr schnell und gut gefertigt. Sie kosten?"

Einen Gulden, lieber Herr."

Flugs war wieder des fremden Hand in der Tasche und lächelnd fragte er:

Wollen Sie mir wohl noch einmal diesen Thaler wechseln, Falkenwirt?"

Bah, bah," antwortete der Wirt,der Kellner soll das Geld nur auslegen. Ich setze es dann schon übermorgen auf die Rechnung."

Es lebe der Kredit!" rief Alexander wohlgemut spottend, indem er seinen Thaler wieder einsteckte.Sie find ein galanter Mann. Ich bin nicht umsonst in Ihrem Hause so heiter geworden, obschon ich es müde und verdrießlich betrat. Aber eine anständige Rechnung wird's doch absetzen, fürchte ich, mein Guter. Nicht wahr? haha ha! Stoßen Sie an!"

Der Hausknecht gieng. Wirt und Gast blieben und tranken immer seliger.

Jetzt ist's an der Zeit, zu sagen, daß der Falkenwtrt außer seinem Hotel noch ein Haus und ein Väschen hatte, das erstere dreißig, das letztere achtzehn Jahre alt; beide schön und nett und zierlich.

Mit dem Herrn von Mannenbach hatte der Falkenwtrt drei Flaschen Extra-Klingelberger getrunken. Aus der letzten hatte er den Tropfen, der zu viel ist, geschlürft, und somit träumte er wiederum, und zwar vielerlei und zwar manches von seinem Hause und von seinem Väschen, das ihm, dem soliden verheirateten Manne noch niemals im Traum er­schienen war. Dennoch war sogar der Traum aus d.r dritten Flasche ein höchst anständiger, denn er handelte nur von einer brillanten Hoch­zeit, die der Graf Alexander mit eben selbigem Väschen hielt, und dir in eben jenem dreißigjährigen Hause ausgerichtet wurde, das der Graf gekauft und generös bezahlt hatte. Alexander war Hofkavalter geworden, das Väschen als seine Gemahlin hatte Zutritt in die hohen Kreise, Glück und Ehre schwenkten ihre Paniere über den Häuptern des reizenden Paars. Ach, das war so angenehm!

Der Falkenwirt ärgerte sich, als ihn des Hofhundes Gebell aus diesem schönsten Phantasielustspiele aufweckte. Und während er sich ankleidete und als manierlicher Mann für den Tag aufstutzte, verließ ihn nicht der Gedanke: Warum sollte denn der Traum nicht zur Wirklichkeit werden? Röschen ist schön und appetitlich, das Haus ist wie ein Puppenschränkchen aufge­schniegelt, der vielgereiste Graf v. Mannenbach scheint ein bereitwilliges Herz und eine große Selbstständigkeit zu besitzen. Es haben wohl schon vor­nehme Sonderlinge und Nichtsonderlinge ein bürgerliches Väschen geheiratet. Warum denn also nicht?" Mit diesem Gedanken trat der Falkm- w'rt in die Gaststube, um nach dem Rechten zu schauen und winkte freundlich, wenngleich zerstreut, einem frühen Kunde« zu, der wohlgemut hinter seinem Schnapsgläschen saß. (Schluß folgt.)