gärtnerstandes, haben sich Kalifornien zu­gewendet, wohin Verwandte unter Zusicherung kräftigster Unterstützung sie etngeladen haben. Ein Teil zieht dem Staate Jo w a zu, wo, vorzugs­weise in der rasch aufblühenden Stadt Burling­ton, zahlreiche Württemberger angesiedelt sind. Andere sind dem Rufe von anderweitig ange­sessenen Verwandten gefolgt. Auch 2 Hand­werker, die sich anschloffen, haben den entschei­denden Schritt nicht zu thun gewagt, ohne vor­her sich einer auskömmlichen Zukunft durch brieflichen Verkehr mit Landsleuten versichert zu haben. Ohne Anknüpfung an Landsmann­schaft, ohne Aussicht auf einigermaßen gesicherte Zukunft ziehen nur ganz Wenige mit, meistens Leute, für deren Wegzug die Gemeinde nicht unbedeutendes Opfer auf sich genommen hat. Die Häuser und Güterstücke dieser Auswanderer giengen zu guten, zum Teil hohen Preisen ab, da in einer Gemeinde von 3100 Seelen, die eine verhältnismäßig kleine, dafür aber um so wertvollere und mit bedeutendem Nutzen auszu­beutende Markung besitzt, feil werdende Grund­stücke eine Menge Liebhaber finden. Es dürfte nicht ohne Wert sein, die aus diesem Fall aus dem Leben sich ergebenden Lehren und Schluß­folgerungen zu ziehen. Zunächst leuchtet ein, daß in diesem Falle die Auswanderung nicht als ein Unglück oder Verlust für das Vaterland zu betrachten ist. Allerdings nehmen diese Leute zum Teil bedeutende Geldmittel mit fort; die auf deren Ausbildung verwendeten Kosten gehen dem Heimatland verloren und kommen einem Lande zu gut, dessen Konkurrenz mit unserer Landwirtschaft rc. sie an ihrem Teile verstärken helfen. Aber einmal tragen diese künftigen Unionsbürger zur fortschreitenden Germanisier- ung der Ver. Staaten bei u. bereiten die Unter­bringung weiterer Tausende vor, welche in der Heimat der unbestrettbaren Übervölkerung wegen ihr Auskommen nicht mehr finden können. In­dem ferner die Abziehenden auf ihren Anteil an Grund u. Boden, am heimischen Wettbewerb rc. verzichten, gewinnen die Zurückbleibenden Raum für ihre ökonomische Entfaltung und wird jünge­ren Anwärtern die Gründung eines Hausstandes ermöglicht, und damit vielleicht auch neben­bei erwähnt Zündstoff zu sozialistischen Be­danken bei Seite geschafft. Ohne langes Schwanken haben sich die meisten dieser Leute

nur Eine Familie hat sich nach Australien gewendet für die Auswanderung nach der nordamerikantschen Union entschieden

warum? Weil sie sich dort an Verwandte anschließen können, weil sie die für jeden Ansiedler rauhen Anfangswege mehr oder weniger geebnet finden und ihnen gleichsam die Marschroute vorgeschrieben ist ein Vorzug, der bei unfern schwäbischen Landleuten, denen es an der freien Initiative so sehr mangelt, schwer in's Gewicht fällt. Die Anziehungskraft der Ver. Staaten wird nicht nur nicht abneh men, sondern mit der Zunahme der deutschen Einwanderung sogar in geometrischer Progres­

sion sich steigern. Gegen die übermächtige Kon­kurrenz dieses Landes und den Zug dahin ver­mag auch der deutsche Kolonial-Verein nicht aufzukommen; seinen auf lebendigen Zusammen­hang der Kolonien mit dem Mutterlande ge­richteten Bestrebungen steht die Anziehungskraft eines mit deutschen Elementen gesättigten, freie­sten Raum gewährenden und die Bedingungen des verlassenen Staatswesens wenigstens an­nähernd darbtetenden Gemeinwesens entgegen, dessen Vorteile in den Augen des auswandern- den Volkes kein noch so paradiesisch gelegenes Land eines ferneren Himmelsstrichs zu biettü vermag. Will der Kolonial-Berein wirklich Hand anlegen, um auf der gegebenen Grundlage eine patriotische That zu vollbringeü, so möge er für Erwerbung geeigneter Gründe in den westlichen Staaten der Union besorgt sein, die große Zahl der planlos Auswandernden sammeln und Me Gründung deutscher Gemeinden mit abgeschlosse­ner Markung, namentlich mit Kirche u. Schule, vorbereiten. Ein gutes Beispiel gibt in dieser Hinsicht der Verein von evang.-deutschen Predi­gern in Wisconsin, welche ein Areal zur Anstedlung von ca. 150 Familien in diesem fruchtbaren Staate aufgekauft haben und in der Gründung der deutsch-evangelischen Gemeinde Waldheim begriffen sind, die, ohne sich einer besonderen kirchlichen Denomination anzuschließen, sich einfach als Glied der deutschen evanz. Kirche bekennen soll. Der größte Teil unserer Auswan­derer ist der heimischen Kirchen- und Schulordnung hinlänglich zugethan, um Anstedlungen vorzu­ziehen, die neben der zeitlichen Versorgung die gewohnte Geistes- und Herzensnahrung, in Sprache und Sitte de» Zusammenhang mit der Heimat zu bieten vermögen. Die Kolonien der alten Griechen, wie diejenigen der Engländer und Franzosen haben ohne besondere, mühevolle Veranstaltungen seitens des Mutterlandes ihren Zusammenhang und Wechselverkehr mit dem­selben aus natürlichem Drange, infolge eines ausgeprägten Stammesbewußtseins rege erhal­ten; nur die Deutschen haben den Fehler, sich von fremden Nationalitäten aufsaugen zu lassen und dem Angestammten, als hätten sie sich dessen im fremden Lande zu schämen, möglichst rasch den Abschied zu geben. Diese bedenkliche Anlage der Angehörigen unserer Nation, sich unter Fremden schnellstens zu entnationalisieren, ist das größte Hindernis für die Deutschen Kolonisationsbestrebungen, vielleicht bringt aber die deutsche Einigkeit auch hierin erfreulichen Wandel.

Vermischte-.

(Die kleinsten Städte Europas.) Nach einem vor kurzem in Tübingen erschienenen Werke: Neumann, »Beiträge zur Geschichte der Be­völkerung in Deutschland/ sind die beiden Städte Schiedlitz und Kruschwitz in der preußischen Provinz Posen die kleinsten Europa's. Schiedlitz zählt 60 Einwohner, Kruschwitz hat deren noch weniger.

wählen ergaben eine große ministerielle Majori­tät, dieselbe beträgt einschließlich der lebens­länglichen Mitglieder 270; nur 90 gehören der Opposition an.

Washington, 9. Mat. Der Senat ge­nehmigte die Schiffahrtsbill, welche bestimmt: Alle Offiziere amerikanischer Schiffe müssen Bür­ger der Unionsstaaten sein; auswärts gehende Schiffe dürfen im Auslande eintretende Vakan­zen bis zur Heimkehr mit Ausländern ausfüllen; wenn die Schiffe in den Unionsstaaten auf fremde Rechnung, ganz oder teilweise aus aus­ländischem Material, worauf Einfuhrzoll ge­zahlt ist, gebaut sind, wird bei der Ausfuhr der Schiffe der Betrag des entrichteten Zolles, ab­züglich zehn Prozent, zurückvergütet.

Neux-York, 8. Mai. Die National- marine-Bank ist geschloffen. Dieses Falliment macht Sensation. Auch die Bankiers Grant und Ward in New-York, deren Associe der General Grant ist, haben die Zahlungen ein­gestellt.

(Der Untergang des Dampfers State of Florida.) Dem Reutter'schen Bureau wird über diesen Schiffsunfall aus Quebeck Wetter gemeldet: »Allan, der dritte Offizier des unter­gegangenen Dampfers sagt aus, daß die Ge­retteten 35 Stunden in den Booten auf offener See trieben und fürchterliche Stunden durch­lebten. Die Boote waren weder mit Lebens­mitteln, noch mit Trinkwaffer versorgt, und der Hunger und Durst wurde noch nicht so bitter empfunden wie der gänzliche Mangel an wärmeren Kleidungsstücken. Die See war zur Zeit des Zusammenstoßes ruhig. Von den 8 Rettungsbooten an Bord des State of Florida wurden 4 flott gemacht und der Dampfer sank beinahe zur gleichen Zeit, als die Boote das Wasser berührten. Allan glaubt, daß sich der Schauplatz des Unglücks im 49. Grade nördlicher Breite und 36^ Grad westlicher Länge befand. Alles, was sich am Deck befand, wurde über Bord gespült. Die Frauen weigerten sich, das Schiff zu verlassen und in die Rettungsboote zu steigen, was es erklärt, daß nur eine Auf­wärterin gerettet wurde. Von den Kajüten­paffagieren kam nur einer, James Bennett, mit dem Leben davon. Der Arzt Steele sagt, daß die wahre Ursache des Unglücks nie aufgeklärt werden könne, da sich alles in unglaublich kurzer Zeit vollzog/ Die Barke, mit welcher der Dampfer zusammenstieß war diePonema" von Chatam in Neubraunschweig. Die Nacht war sternhell, als der Zusammenstoß erfolgte.

Zur Auswanderungsfrage

bringt der »Staatsanzeiger" folgenden beachtens­werten Artikel:

Aus der Nachbargemeinde Untertürkheim find dieser Tage ca. 70 Personen, großenteils durch ihre in Folge des Hagelschlags vom 10. Juli 1883 schwer geschädigten ökonomischen Ver­hältnisse veranlaßt, ausgewandert. Ein Teil derselben, gut bemittelte Angebörige des Wein­

schaft, von Bürgern und Beautten fleißig besucht. Die Würfel klappern, die Karten rauschen; auch das Billard lockt seine Liebhaber.

»Machen wir eine Partie?" fragt ein lustiger junger Mann den Herrn von Mannenbach.

»Von Herzen gern. Wie hoch spielen Sie hier zu Lande?"

»Ei, 's ist kaum der Rede wert: um den Kaffee oder nur um das Btllardgeld."

Das ist allerdings wenig," lacht der Fremde; »ich spiele, seit ich in Wien und Pest gewesen, die Partie eigentlich nur um zwei Gulden Münze; aber ländlich, sittlich! Der Fremde muß sich nach den Ge­bräuchen des Landes richten. Zu Ihrem Befehl also, mein Herr! Kellner, Sie wechseln mir wohl indessen den Thaler, mein Guter?"

Gefällig und gehorsam thut der Kellner, was verlangt wird.

»Ei, ei," flüstert er dem Wirt zu, »wie haben wir uns in dem geirrt!" ^ »Merken Sie sich für die Folge," antwortet ihm der rechtschaffene Prinzipal, »daß nicht die Kleider den Mann machen, und daß es eines Gastwirts Pflicht ist, jedermann human und vorurteilsfrei zu em­pfangen."

Graf Alexander spielt einige Partien. Seine Gewandtheit im Spiel, seine großstädtische Ruhe erregen allgemeine Teilnahme. Sein Gegner verliert fortwährend, aber er verliert mit Vergnügen.

»Sie sind mein Meister;" sagte er, das Spiel beschließend und streckte das Queue vor dem Sieger.

»Ein Teufelskerl!" brummte wohlgefällig ein derber Förster.

»Ein kulanter Mensch!" ruft begeistert ein Reisender in Baumwolle.

Alexander entzieht sich den Huldigungen, um den Abend im Freien W genießen. Müde, aber höchst zufrieden, kommt er ziemlich spät nach Hause, findet abermals den Falkenwirt allein. ^

Mich freut es," sagte er, tapfer essend und trinkend, »mich freut's gewissermaßen, daß ein hiesiges Publikum am Abend das Bier aufsucht und mich hier ungestört mit meinem lieben Wirt zum »Falken" verkehren läßt. Einen trefflicheren Gastwirt ich sag's auf Ehre Hab' ich unter allen Graden der Erdkugel nicht kennen gelernt. Sie find ein artiger, ein kluger Mann, und Sie wissen schon, daß Klugheit u. s. w. meine Passion ist. Aber was Sie nicht wissen und was mir schon zur Passion geworden raten Sie's?"

Der Wirt schüttelte den Kopf.

Äußersi gnädig sagte nach kurzer Pause der freundliche Alexander: »Ich hab's bei mir beschlossen: ich will mich hier ankaufen. Dumm­köpfe, die, wenn sie vom hiesigen Lande reden, auch zugleich ein Wort von.Klein-Sibirien und Deutsch-Kamschaika anzubringen nicht versäumen! Naseweise sondergleichen, die nicht wissen, was sie reden, und wie ge­sund ihrem eigenen dürren Schädel der frische Wind wäre, der über diese Hügel und Wälder weht! Ihre schlechten Witze können jedoch nicht einen Mann irre machen, einen Mann, wie ich einer bin, der einen ganzen Winter im Htmalajagebirge zugebracht hat, um das wilde Eis- tter za jagen, und astatische Gletscher-Luft und -Lust zu genießen, einen Mann, der nur zwei Klafterlängen von der allerallerhöchsten Bergspitze aller Welt entfernt war! Schade, daß man nicht ganz und gar empor- .zudringen vermag! Schnee und Nebel letden's nicht. Doch das bei­seite. Wissen Sie mir nicht hier ein Haus von nobler Art? Nicht gar ,zu teuer müßte es sein, doch würd' ich gern zwanztgtausend Gulden da­ran wenden?"-»Wenn's Ihr Ernst ist, Herr Graf," antwortete

der Falkenwirt, »so dürfte wohl um ein Billigeres etwas ganz Artiges hier aufgefunden werden." Sie entzücken mich! Ein Besitztum hier ist meine Leidenschaft. (Fortsetzung folgte