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Aus kn Taimen.
Intelligenz- L Anzeige-Matt
Von der oberen Nagold.
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Tagespolitik.
— Die preußische Regierung hat Erhebungen über Pfändungen von Nähmaschinen, Geräten und Werkzeugen, welche für den täglichen Unterhalt notwendig sind, anstellen lassen. Dieselben haben ergeben, daß solche Pfändungen vorgekommen, und die Gegenstände zu Schleuderpreisen verkauft worden sind. Die Frage, was als unentbehrliches Handwerkszeug gilt, soll infolgedessen schärfer präzisiert werden.
— Man schreibt der „N. A. Ztg." aus Darmstadt: „Die Kornpreise sind niemals so niedrig gewesen wie jetzt, und dabei herrscht Überfluß an Waare. In Mannheim staut sich das aus Kalifornien, Odessa und La Plata kommende Getreide auf; denselben Überfluß findet man beim Bauer, der nicht verkaufen kann, da die Preise an der Mannheimer Börse zu niedrig sind, und dort drei Monate Kredit ge geben werden, was der Bauer nicht kann. Dazu tritt fortwährende Zufuhr von außen bei immer billigeren Frachten: ein in Worms jetzt ausgeladenes Getreideschiff aus Odessa, das 22 Tage gereist war, berechnet den Zentner Weizen mit 50 Pfg. Fracht! So greift die Ansicht immer mehr um sich, daß ohne Zollerhöhung der Bauer zu Grunde gehen muß."
— Der „Allg. Ztg." wird aus Berlin geschrieben: „Der Zusammenhang, in welchem das Staatsratsprojekl mit der Absicht des Reichskanzlers steht, aus der preußischen Verwaltung auszuscheiden, wird jetzt in folgender Weise erläutert. Der Kaiser hat die Bitte des Reichskanzlers, ihn von den preußischen Geschäften zu entbinden, abgelehnt; er wollte die Ünterschrift des Fürsten Bismarck auch unter den preußischen Gesetzen nicht vermissen. Der Reichskanzler stellte demnächst vor, daß er außer stände sei, den Gang auch der preußischen Gesetzgebung im einzelnen so zu überwachen, daß er die Verantwortlichkeit für jeden Paragraphen übernehmen könne, und brachte, um diese Schwierigkeit zu heben, die Wiederherstellung des Staatsrats in Vorschlag. Ist das richtig, so würde demnach der Reichskanzler unter dieser Voraussetzung auf die Absicht, seine preußischen Ämter niederzulegen, verzichten.
— Zum Schutze der deutschen Nordsee- stscher gegen Beeinträchtigung und Störung ihres Gewerbes durch fremdländische Konkurrenten ist, wie alljährlich, so auch diesmal ein Kriegsschiff, das Kanonenboot „Cyklop", bis zum 1. Oktober in die Nordsee beordert.
— 1788 Petitionen sind dem Reichstage bis zum Schluß des vorigen Monats zugegangen. Darunter befinden sich 414 von ebensoviel Vorständen von Schuhmacher Innungen aus ganz Deutschland, welche sich sämtlich auf anderweite Regelung des Lehrlingswesens beziehen. 554 Petitionen, eingereicht von einzelnen Goldschmieden, Juwelieren, Goldarbeitern rc. bitten um Ablehnung des Gesetzentwurfs über den Feingehalt der Gold und Silberwaren, dagegen — soweit ein Bedürfnis dafür vorliegt — den Erlaß gesetzlicher Bestimmungen zu erwirken, daß jeder Verfertiger, bezw. Verkäufer von Gold- und Silberwaren für den von ihm angegebenen Gehalt bei hohen Strafen verantwortlich sei. —
— Von dem Ausfall der am Sonntag stattgehabten Gemeinderatswahlen in den sechs- unddreißigtausend Kommunen Frankreichs liegen noch keine genaueren Berichte, die ein Gesamtbild ermöglichen, vor. In den größeren Städten haben meistens die gemäßigten Republikaner über die Radikalen gesiegt. Doch auch die Monarchisten haben zahlreiche Wahlsiege zu verzeichnen. Die Ruhe wurde nirgends gestört,
Menstaig, Samstag den 10. War.
obwohl man Ausschreitungen der Anarchisten befürchtet hatte. Nur auf der Insel Korsika kam es zu Gewaltthaten; ein Maire wurde er- schoffen.
Württembergischer Landtag.
Kammer der Abgeordneten.
— 5. Mai. (59. Sitzung. Schluß.) Stockmayer, der selbst Landwirt ist, tadelt die seitens der Konservativen überall hervorgerufene Agitation zwecks einer Erhöhung der Kornzölle, bezüglich der man nur, sei es wissentlich oder unwissentlich verschwiegen habe, daß eine Zollerhöhung 10 pCt. der landwirtschaftlichen Bevölkerung zugute komme; 90 pCt. dagegen schade. Er freue sich, daß seitens der Regierung energische Schritte zu Gunsten des Landbaues gethan seien. Wenn die Konkurrenz wirklich für eine Erhöhung der Zölle spreche, werde auch er (im Sinne seines Antrags) nicht dagegen sein, wenn man aber von bloßen Finanzzöllen sprechen wolle, solle man dies rund heraussagen. Es sprechen noch Egger (Ravensburg), Hartmann (Riedlingen) Rapp (Saulgau), worauf das Haus in Ansehung der (von Probst-Biberach im Interesse des Landbaus bestrittenen) Dringlichkeit der eingereichten Anträge zur Abstimmung über diese schreitet. Der Antrag Leemann - Spieß- Ramm wird mit 52 gegen 25 Stimmen angenommen und ebenso ein mit bezug an diesen Beschluß eingereichter Antrag des Abg. Stockmayer auf Vornahme einer Enquette mit 60 gegen 17 Stimmen gutgeheißen.
— 6. Mai. (60. Sitzung.) Auf der Tagesordnung für die heutige Sitzung stehen zunächst eine Reihe von Ergänzungswahlen bezw. die Neuwahl einer Kommission für den Gesetzesentwurf betr. die Gemeindcangehörigkeit. Nach den Wahlen und nachdem Min. v. Hölder an den Ministertisch getreten ist, genehmigt das Haus ohne jede Debatte den vom jenseitigen Hause zu Artikel 5 des Ausführungs-Gesetzes betr. die Arbeiterkranken-Verstcherung beschlossenen Zusatz, der an und für sich unwesentlicher Natur ist. Zu dem Antrag der Kommission für innere Verwaltung zu dem Beschlüße der Kammer der Standcsherren betr. die Reorganisation der Landarmenverbände ergreift der Abg. Untersee das Wort, die Frage sei zu wichtig, um heute schon entschieden werden zu sollen. Er beantragte deshalb die Rückverweisung an die Kommission zu eingehender und sachlicher Berichterstattung, namentlich auch darüber, nach welcher Richtung hin das Untcrstützungswohnsitzgesetz zu ändern sein dürste. Luz und Sachs unterstützen diesen Antrag, der denn auch ohne Debatte mit großer Mehrheit angenommen wird. — Um 12 Uhr schloß sich eine gemeinschaftliche Sitzung beider Kammern zwecks einiger Wahlen an. An Stelle des im weiteren ständischen Ausschuß thätig gewesenen Abg. Probst resp. Wüst wird Abg. WolsflTübingen (Stadt) gewählt. Als ständisches Mitglied des Staatsgerichtshofs wird Karl Fetzer, Rechtsanwalt berufen und zu Staatskassenbuchhaltern werden Schaufler und Roller gewählt. — Zum Schluffe wird ein Kgl. Re script verlesen, das nach Beendigung der vorerst zu erledigen gewesenen Aufgaben den Landtag bis auf weiteres vertagt. Präs. v. Hohl hofft, im Spätherbst die Mitglieder alle wieder beisammen sehen zu dürfen und schließt die Sitzung.
Lasdesuachrichteu.
Altenstaig, 9. Mai. Wie bereits in diesem Blatte gemeldet, findet alle 4 Wochen in Neuwetler, OA. Calw ein Gerichtstag statt. Der Sprengel desselben umfaßt die Ge
1884 .
meinden Agenbach, Aichhalden, Bergorte, Breitenberg, Hornberg, Martinsmoos, Neuweiler, Ober- kollwangen und Zwerenberg. Für die Angehörigen der benachbarten Gemeinden des Gerichtsbezirks Nagold ist nun von Interesse zu wissen, daß auf ihren Antrag Termin in Rechts« strettigkeiten von ihnen gegen Angehörige des Gerichtstagssprengels mit deren Zustimmung statt nach Calw auf den Gerichtstag in Neu- weiler anberaumt werden kann.
Mit dem Ablauf des Schuljahres 1883/84 wird eine Anzahl von Zöglingen in die Ackerbauschulen zu Hohenheim, Ellwangen, Ochsenhausen und Kilchberg ausgenommen. Es werden daher diejenigen Jünglinge, welche in die eine oder die andere Ackerbauschule einzutreten wünschen, aufgefordert, sich innerhalb 4 Wochen, je bei dem Vorsteheramt der betr. Anstalt zu melden. (Näheres s. Staats-Anz. Nr. 107.)
Altenstaig, 9. Mat. Die rauhe, unfreundliche Witterung, mit welcher der Mat seinen Einzug hielt, ist nun endlich der ersehnten Temperatur gewichen, welcher der Wonnemonat seinen bedeutsamen Namen verdankt. Seit vorgestern hellte sich der Himmel langsam auf und damit stieg auch die Temperatur beträchtlich in die Höhe und die „alte gute Sonne" entzückt Herz und Gemüt durch ihre Licht und Wärme spendenden Strahlen. Hält diese Witterung einige Zeit an, so wird die Baumblüte vollends rasch vorübergehen; dieselbe hat trotz Frost und Nässe wenig Not gelitten, wie sich gegenwärtig zur allgemeinen Freude ergiebt, und ist immer noch gegründete Hoffnung auf eine gesegnete Obst-Ernte vorhanden.
Am 1. Mai mittags versammelte sich in Walddorf im Gasthaus z. Krone der neu gegründete Nagolder Obstbau-Verein, der seine Hauptzwecke mit folgenden Mitteln zu erreichen sucht: 1) durch Anlage einer Bibliothek, 2) durch Anschaffung neuer Gartenwerkzeuge ,und Materialien; 3) durch periodische Versammlungen; 4) durch Abhaltung zweckdienlicher, theoretischer und praktischer Vorträge bei den Versammlungen; 5) durch Exkursionen nach Obstpflanzungen und praktische Demonstrationen in denselben, sowie durch Beschickung auswärtiger Ausstellungen und Berichterstattung über solche bei den Versammlungen; 6) durch Beitritt zum württemb. Obstbauverein. Nachdem Oberamtsbaumwart Bihler die von dem provisorischen Ausschuß entworfenen Statuten verlesen, wurde zur Wahl des Vorstands und Ausschusses geschritten, wobei mit Stimmenmehrheit Ober- amtsbaumwart Bihler als Vorstand, Schultheiß Gänßle als Stellvertreter, Gärtner Raaf von Nagold als Kassier, Helber von Haiterbach als Schriftführer und als weitere Ausschußmitglieder Sattler von Effringen, Walz von Wald» dorf. Handle von Ebhausen, Lutz von Altenstaig und Lutz von Rohrdorf gewählt wurden. Baumgärtner Sattler von Effringen trug hierauf ein zur Sache paffendes Gedicht vor, welches allgemeinen Beifall fand und zum Schluß wurden noch von sämtlichen Anwesenden die hiesigen Obstgärten, welche in schönster Blüte stehen, sowie die Baumschule von Gänßle und Bihler und die des Gärtners Walz besichtigt. Möge dieser Verein, welcher nun aus 32 Mitgliedern besteht, noch viele Anhänger finden, denn der jährliche Betrag von 50 Pfg. wird sich gewiß für jeden Baumgutsbesitzer reichlich lohnen. (Ges.)
Freudeustadt, 8. Mai. Letzten Mittwoch mittag wurden die Unglücklichen, welche bet dem Brande in Schopfloch auf so schauerliche Weise ihren Tod in den Flammen finde« mußten, zu ihrer letzten Ruhestätte begleitet.