Man abonniert bei allen Poststellen und Landpofl- boten; in Altenstaig bei der Expedition.

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Verwendbare Beiträge werden dankbar ange­nommen und angemessen hon',nett.

Aus kn Taimen.

Intelligenz- L Anzeige-Matt

Von der oberen Nagold.

Diese» Natt «scheint wöchemlich dreimal und zwar: Dienstag, Donners, tag und Samstag.

Der AkonnewemSpreiN beträgt pro Vierteljahr: in Al'enstaig 90 Pf.

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außerhalb I Mk.

Jn'erat.naufgabe späte­stens m:rg. 10 Uhr am Tage vor dem jeweiligen Erscheinen.

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Tagespolitik.

Die preußische Regierung hat Erhebungen über Pfändungen von Nähmaschinen, Geräten und Werkzeugen, welche für den täglichen Un­terhalt notwendig sind, anstellen lassen. Die­selben haben ergeben, daß solche Pfändungen vorgekommen, und die Gegenstände zu Schleuder­preisen verkauft worden sind. Die Frage, was als unentbehrliches Handwerkszeug gilt, soll in­folgedessen schärfer präzisiert werden.

Man schreibt derN. A. Ztg." aus Darmstadt:Die Kornpreise sind niemals so niedrig gewesen wie jetzt, und dabei herrscht Überfluß an Waare. In Mannheim staut sich das aus Kalifornien, Odessa und La Plata kommende Getreide auf; denselben Überfluß findet man beim Bauer, der nicht verkaufen kann, da die Preise an der Mannheimer Börse zu niedrig sind, und dort drei Monate Kredit ge geben werden, was der Bauer nicht kann. Dazu tritt fortwährende Zufuhr von außen bei immer billigeren Frachten: ein in Worms jetzt ausge­ladenes Getreideschiff aus Odessa, das 22 Tage gereist war, berechnet den Zentner Weizen mit 50 Pfg. Fracht! So greift die Ansicht immer mehr um sich, daß ohne Zollerhöhung der Bauer zu Grunde gehen muß."

DerAllg. Ztg." wird aus Berlin ge­schrieben:Der Zusammenhang, in welchem das Staatsratsprojekl mit der Absicht des Reichs­kanzlers steht, aus der preußischen Verwaltung auszuscheiden, wird jetzt in folgender Weise er­läutert. Der Kaiser hat die Bitte des Reichs­kanzlers, ihn von den preußischen Geschäften zu entbinden, abgelehnt; er wollte die Ünterschrift des Fürsten Bismarck auch unter den preußischen Gesetzen nicht vermissen. Der Reichskanzler stellte demnächst vor, daß er außer stände sei, den Gang auch der preußischen Gesetzgebung im einzelnen so zu überwachen, daß er die Verant­wortlichkeit für jeden Paragraphen übernehmen könne, und brachte, um diese Schwierigkeit zu heben, die Wiederherstellung des Staatsrats in Vorschlag. Ist das richtig, so würde demnach der Reichskanzler unter dieser Voraussetzung auf die Absicht, seine preußischen Ämter niederzu­legen, verzichten.

Zum Schutze der deutschen Nordsee- stscher gegen Beeinträchtigung und Störung ihres Gewerbes durch fremdländische Konkur­renten ist, wie alljährlich, so auch diesmal ein Kriegsschiff, das KanonenbootCyklop", bis zum 1. Oktober in die Nordsee beordert.

1788 Petitionen sind dem Reichstage bis zum Schluß des vorigen Monats zuge­gangen. Darunter befinden sich 414 von eben­soviel Vorständen von Schuhmacher Innungen aus ganz Deutschland, welche sich sämtlich auf ander­weite Regelung des Lehrlingswesens beziehen. 554 Petitionen, eingereicht von einzelnen Gold­schmieden, Juwelieren, Goldarbeitern rc. bitten um Ablehnung des Gesetzentwurfs über den Feingehalt der Gold und Silberwaren, dagegen soweit ein Bedürfnis dafür vorliegt den Erlaß gesetzlicher Bestimmungen zu erwirken, daß jeder Verfertiger, bezw. Verkäufer von Gold- und Silberwaren für den von ihm an­gegebenen Gehalt bei hohen Strafen verant­wortlich sei.

Von dem Ausfall der am Sonntag stattgehabten Gemeinderatswahlen in den sechs- unddreißigtausend Kommunen Frankreichs liegen noch keine genaueren Berichte, die ein Gesamt­bild ermöglichen, vor. In den größeren Städten haben meistens die gemäßigten Republikaner über die Radikalen gesiegt. Doch auch die Monarchisten haben zahlreiche Wahlsiege zu ver­zeichnen. Die Ruhe wurde nirgends gestört,

Menstaig, Samstag den 10. War.

obwohl man Ausschreitungen der Anarchisten befürchtet hatte. Nur auf der Insel Korsika kam es zu Gewaltthaten; ein Maire wurde er- schoffen.

Württembergischer Landtag.

Kammer der Abgeordneten.

5. Mai. (59. Sitzung. Schluß.) Stock­mayer, der selbst Landwirt ist, tadelt die seitens der Konservativen überall hervorgerufene Agi­tation zwecks einer Erhöhung der Kornzölle, bezüglich der man nur, sei es wissentlich oder unwissentlich verschwiegen habe, daß eine Zoll­erhöhung 10 pCt. der landwirtschaftlichen Be­völkerung zugute komme; 90 pCt. dagegen schade. Er freue sich, daß seitens der Regierung ener­gische Schritte zu Gunsten des Landbaues gethan seien. Wenn die Konkurrenz wirklich für eine Erhöhung der Zölle spreche, werde auch er (im Sinne seines Antrags) nicht dagegen sein, wenn man aber von bloßen Finanzzöllen sprechen wolle, solle man dies rund heraussagen. Es sprechen noch Egger (Ravensburg), Hartmann (Riedlingen) Rapp (Saulgau), worauf das Haus in Ansehung der (von Probst-Biberach im In­teresse des Landbaus bestrittenen) Dringlichkeit der eingereichten Anträge zur Abstimmung über diese schreitet. Der Antrag Leemann - Spieß- Ramm wird mit 52 gegen 25 Stimmen ange­nommen und ebenso ein mit bezug an diesen Beschluß eingereichter Antrag des Abg. Stock­mayer auf Vornahme einer Enquette mit 60 gegen 17 Stimmen gutgeheißen.

6. Mai. (60. Sitzung.) Auf der Tages­ordnung für die heutige Sitzung stehen zunächst eine Reihe von Ergänzungswahlen bezw. die Neuwahl einer Kommission für den Gesetzesent­wurf betr. die Gemeindcangehörigkeit. Nach den Wahlen und nachdem Min. v. Hölder an den Ministertisch getreten ist, genehmigt das Haus ohne jede Debatte den vom jenseitigen Hause zu Artikel 5 des Ausführungs-Gesetzes betr. die Arbeiterkranken-Verstcherung beschlossenen Zusatz, der an und für sich unwesentlicher Natur ist. Zu dem Antrag der Kommission für innere Ver­waltung zu dem Beschlüße der Kammer der Standcsherren betr. die Reorganisation der Land­armenverbände ergreift der Abg. Untersee das Wort, die Frage sei zu wichtig, um heute schon entschieden werden zu sollen. Er beantragte deshalb die Rückverweisung an die Kommission zu eingehender und sachlicher Berichterstattung, namentlich auch darüber, nach welcher Richtung hin das Untcrstützungswohnsitzgesetz zu ändern sein dürste. Luz und Sachs unterstützen diesen Antrag, der denn auch ohne Debatte mit großer Mehrheit angenommen wird. Um 12 Uhr schloß sich eine gemeinschaftliche Sitzung beider Kammern zwecks einiger Wahlen an. An Stelle des im weiteren ständischen Ausschuß thätig ge­wesenen Abg. Probst resp. Wüst wird Abg. WolsflTübingen (Stadt) gewählt. Als ständi­sches Mitglied des Staatsgerichtshofs wird Karl Fetzer, Rechtsanwalt berufen und zu Staats­kassenbuchhaltern werden Schaufler und Roller gewählt. Zum Schluffe wird ein Kgl. Re script verlesen, das nach Beendigung der vor­erst zu erledigen gewesenen Aufgaben den Land­tag bis auf weiteres vertagt. Präs. v. Hohl hofft, im Spätherbst die Mitglieder alle wieder beisammen sehen zu dürfen und schließt die Sitzung.

Lasdesuachrichteu.

Altenstaig, 9. Mai. Wie bereits in diesem Blatte gemeldet, findet alle 4 Wochen in Neuwetler, OA. Calw ein Gerichtstag statt. Der Sprengel desselben umfaßt die Ge­

1884 .

meinden Agenbach, Aichhalden, Bergorte, Breiten­berg, Hornberg, Martinsmoos, Neuweiler, Ober- kollwangen und Zwerenberg. Für die Ange­hörigen der benachbarten Gemeinden des Ge­richtsbezirks Nagold ist nun von Interesse zu wissen, daß auf ihren Antrag Termin in Rechts« strettigkeiten von ihnen gegen Angehörige des Gerichtstagssprengels mit deren Zustimmung statt nach Calw auf den Gerichtstag in Neu- weiler anberaumt werden kann.

Mit dem Ablauf des Schuljahres 1883/84 wird eine Anzahl von Zöglingen in die Acker­bauschulen zu Hohenheim, Ellwangen, Ochsen­hausen und Kilchberg ausgenommen. Es werden daher diejenigen Jünglinge, welche in die eine oder die andere Ackerbauschule einzutreten wün­schen, aufgefordert, sich innerhalb 4 Wochen, je bei dem Vorsteheramt der betr. Anstalt zu mel­den. (Näheres s. Staats-Anz. Nr. 107.)

Altenstaig, 9. Mat. Die rauhe, un­freundliche Witterung, mit welcher der Mat seinen Einzug hielt, ist nun endlich der er­sehnten Temperatur gewichen, welcher der Wonnemonat seinen bedeutsamen Namen ver­dankt. Seit vorgestern hellte sich der Himmel langsam auf und damit stieg auch die Tempe­ratur beträchtlich in die Höhe und diealte gute Sonne" entzückt Herz und Gemüt durch ihre Licht und Wärme spendenden Strahlen. Hält diese Witterung einige Zeit an, so wird die Baumblüte vollends rasch vorübergehen; die­selbe hat trotz Frost und Nässe wenig Not ge­litten, wie sich gegenwärtig zur allgemeinen Freude ergiebt, und ist immer noch gegründete Hoffnung auf eine gesegnete Obst-Ernte vor­handen.

Am 1. Mai mittags versammelte sich in Walddorf im Gasthaus z. Krone der neu gegründete Nagolder Obstbau-Verein, der seine Hauptzwecke mit folgenden Mitteln zu erreichen sucht: 1) durch Anlage einer Bibliothek, 2) durch Anschaffung neuer Gartenwerkzeuge ,und Mate­rialien; 3) durch periodische Versammlungen; 4) durch Abhaltung zweckdienlicher, theoretischer und praktischer Vorträge bei den Versamm­lungen; 5) durch Exkursionen nach Obstpflanz­ungen und praktische Demonstrationen in den­selben, sowie durch Beschickung auswärtiger Ausstellungen und Berichterstattung über solche bei den Versammlungen; 6) durch Beitritt zum württemb. Obstbauverein. Nachdem Oberamts­baumwart Bihler die von dem provisorischen Ausschuß entworfenen Statuten verlesen, wurde zur Wahl des Vorstands und Ausschusses ge­schritten, wobei mit Stimmenmehrheit Ober- amtsbaumwart Bihler als Vorstand, Schultheiß Gänßle als Stellvertreter, Gärtner Raaf von Nagold als Kassier, Helber von Haiterbach als Schriftführer und als weitere Ausschußmitglie­der Sattler von Effringen, Walz von Wald» dorf. Handle von Ebhausen, Lutz von Altenstaig und Lutz von Rohrdorf gewählt wurden. Baum­gärtner Sattler von Effringen trug hierauf ein zur Sache paffendes Gedicht vor, welches all­gemeinen Beifall fand und zum Schluß wurden noch von sämtlichen Anwesenden die hiesigen Obstgärten, welche in schönster Blüte stehen, so­wie die Baumschule von Gänßle und Bihler und die des Gärtners Walz besichtigt. Möge dieser Verein, welcher nun aus 32 Mitgliedern besteht, noch viele Anhänger finden, denn der jährliche Betrag von 50 Pfg. wird sich gewiß für jeden Baumgutsbesitzer reichlich lohnen. (Ges.)

Freudeustadt, 8. Mai. Letzten Mitt­woch mittag wurden die Unglücklichen, welche bet dem Brande in Schopfloch auf so schauer­liche Weise ihren Tod in den Flammen finde« mußten, zu ihrer letzten Ruhestätte begleitet.