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Zugleich dienen diese Räucherungen als vorzügliches Desinfektionsmittel.
London, 3. Mai. Es wird befürchtet, der am 12. April von New-Aork nach Glasgow abgegangene Dampfer „State of Florida" sei uutergegangen. Der Kapitän des in Bristol eingetroffenen Dampfers „Devon" berichtet, daß er letzten Sonntag zwei dem genannten Dampfer avgehörende leere Rettungsboote aufgefunden habe. Er glaubt, die Insassen der Boote müßten von irgend einem Schiffe ausgenommen sein. Gerüchtweise verlautet, daß auf dem Dampfer eine zufällige Dynamit-Explosion stattgefunden habe. Es heißt auch, auf dem Schiffe hätten einige von New-Aork kommende Dynamitverschwörer sich befunden. Die Geheimpolizei habe dieselben in Greenrock erwartet, um sie bei der Ankunft zu verhaften. An Bord des „State of Florida" waren 120 Paffagiere.
New-Aork, 4. Mai. In den Staaten New-Aork, New-Aersey und Pennsylvanien haben zahlreiche Waldbrände stattgefunden; der Kohlen- Distrikt von Pennsylvanien wurde besonders heftig heimgesucht. Die Stadt Brichin ist vollständig zerstört, gegen 3000 Personen sind obdachlos und mehrere Menschen sind umgekommen.
Aus Kansas, 1. Mai, der Hauptstadt des gleichnamigen Staates im Westen der Ver. St., wird gemeldet: Vier bewaffnete Räuber drangen gestern in die Medicine Balley Bank und verlangten Geld. Der Präsident und der Kassierer, welche sich weigerten, diesem Ansinnen zu entsprechen, wurden niedergeschossen. Der Kassierer ist tot und der Präsident tödlich verwundet. Als die Nachbarn herbeieilten, ergriffen die Räuber die Flucht zu Pferde. Etwa 30 Personen verfolgten dieselben. Mehrere Stunden lang wurden während der Flucht zwischen den Räubern und den Verfolgern Schöffe gewechselt; schließlich gieng aberden Räubern die Munition aus und sie ergaben sich. Man brachte sie zurück in die Stadt, wo sie in Kerker geworfen wurden. Um Mitternacht erbrach das Volk das Gefängnis, erschoß einen der Räuber und schleppte die anderen 3 zum nächsten Baum, wo sie gehängt wurden.
Handel rr«d Verkehr
Stuttgart, 5. Mai. (Landesproduktenbörse.) Die Festigkeit im Getreideverkehr, welche noch anfangs der Woche den Weltmarkt beherrschte, ist nach Eintritt milderer Witterung um die Mitte der Woche teilweise verloren gegangen, und hat einer ruhigeren Stimmung Platz gemacht, jedoch sind die Preise am Schluß der Woche nicht durchgängig auf das alte Niveau herabgesunken. Es scheint sich eben überall herausgestellt zu haben, daß die Säten unter dem letzten Frostwetter nicht gelitten haben, was wir in unseren Berichten stets behaupteten. Im Uebrigen darf nicht übersehen werden, daß die Vorräte an den großen Stapelplätzen sich doch nach und nach erheblich vermindern, und dieser Umstand wohl geeignet sein dürfte, zur Ver
steifung des Marktes beizutragen. Die Umsätze auf heutiger Börse waren trotz des schwachen Besuchs ziemlich belangreich.
Wir notieren per 100 Kilogr.:
Weizen bayer. . . 20 M. — bis 21 M. 50 dto. russ. Sax. 20 M. 50 bis - M. —
dto. Affow. . . 17 M. 50 bis 18 M. —
dto. californ. . 21 M. 40 bis 21 M. 50
Kernen . . . . 20 M. — bis — M. —
Dinkel . . . . 14 M. — bis — M. —
Gerste, bayer. prima 21 M. — bis 22 M. — Nagold, den 3. Mai. 1884.
Neuer Dinkel . . .
7
—
6
96
6
80
Haber.
7
20
6
94
6
60
Gerste.
9
50
9
08
9
—
Mühlfrucht . . .
—
—
8
70
—
—
Waizen.
10
20
9
73
9
—
Roggen.
9
—
8
94
8
80
Vombadischen S chwarzwald, 4. Mat Bemerkenswert ist, wie die Strßb. P. mitteilt, für die gegenwärtige Jahreszeit die rege Kauflust in schönem, jungem Zuchtvieh, das gut überwintert ist. Die Käufer sind Schweizer und Oestreicher, die Preise bis zu 200 und 220 M.; für junge trächtige, transportfähige Kühe 380 bis 395 M. Im Handel mit Fettschweinen ist das Geschäft gegenwärtig schwach; zu 45—48 Pf. Lebendgewicht sind solche zu kaufen/
Hechingen, 3. Mat. Die Blüte unserer Obstbäume ist so schön und reich entwickelt, wie seit vielen Jahren nicht mehr. Das frische und gesunde Aussehen, sowie der Duft der Blüte lassen annehmen, daß ihr der Frost bis jetzt nicht geschadet hat und wir daher, wenn weitere Nachteile nicht eintretcn, einem gesegneten Herbst entgegensehen dürfen. Auch die Frühjahrsbestellung des Ackerfeldes nahm den günstigsten Verlauf.
Erpfingen, 2. Mai. Der gestrige Viehmarkt war stark befahren und es wurde auch ziemlich lebhaft gehandelt. Hauptsächlich ging der Handel in Zugstieren und bewegte sich der Preis von 300—400 M. per Paar. Jungvieh ging auch ordentlich und stand der Preis per Stück auf 100—150 M. Die Nachfrage nach Kühen war groß, es waren aber nicht viele zu- getrieben. Die Preise waren im Ganzen etwas im Anziehen.
Baden-Baden, 3. Mai. Die Regierung erteilte der Stadt die Konzession zur Badener Lotterie in der Höhe von 500.000 Mark.
Über das Brandunglück in Schopfloch geht uns vor Schluß des Blattes der nachfolgende Bericht von einem Augenzeugen zu: Der Brand brach nachts zwischen 11 und 12 Uhr in der Brauerei des Leonhard Ziegler (früheren Lammwirts in Pfalzgrafenweiler) aus und legte das ganze Gebäude in Asche. Der Bauer Seeger bewohnte seit einigen Tagen den 3. Stock und als er erwachte, stand schon das ganze Gebäude in Hellen Flammen; seine Frau und 3 seiner Kinder flüchteten sich teils ganz entblößt, theils nur mit einem Hemde be
kleidet auf die Straße wo sie mit vielen Brandwunden bedeckt ankamen. Nun fehlten aber noch die 2 jüngsten Kinder und die Frau eilte, das Flammenmeer snicht beachtend, wieder ins Haus um dieselben zu holen, kehrte aber nicht wieder zurück und wurde das Opfer ihrer Mutterliebe. Von diesen 2 Kindern ist das eine 2, das andere 4 Jahre alt. Erst um 5 Uhr morgens konnten die Toten aufgefunden und hinweggeschafft werden. Unbeschreiblich schrecklich ist der Anblick derselben; der Leichnam der Mutter gleicht einem Klumpen, die Füße sind oberhalb der Kniee abgebrannt, die Arme fehlen, vom Kopf ist nur noch die Hirnschale übrig; die Kinder sind nur der Größe des Kadavers nach zu unterscheiden und es bedeckte das kleinste, wohl um es zu schützen, der treuen Mutter Leib. Ein lljähr. Töchterchen, welches seiner Mutter in das brennende Haus nacheilte, wurde von einem Manne, der sein eigenes Leben riskierte, den Flammen entrissen; es hatte aber solche Brandwunden, daß es infolge derselben schon am Montag seiner Mutter und seinen beiden Geschwisterlein im Tote nachfolgte. Der Vater schwebt noch in Lebensgefahr, und die 2 Kinder, wovon das eine 8, das andere 14 Jahre alt, werden wieder aufkommen. Ja dieser Nacht übernachteten etwa 25 Personen, teils Handwerksbursche, teils Eisenbahnarbeiter in dem Hause; die meisten mußten vom 3. Stock auf die Straße herabspringen. Einer hat den Fuß 2mal, wieder andere haben die Arme gebrochen. Ein Arbeiter aus Bayern und seine 16jährige Tochter entschlossen sich, sich außerhalb eines Fenstergesimses mit den Armen anzuhängen und mochten wohl eine Viertelstunde so gehangen haben, als sie der Hr. Kconenwirth mittels einer Letter herabholte. Eine Mutter, angebliche Bahnarbeiterin, hatte die Geistesgegenwart, zuerst die Bettdecke hinauszuwerfen, worauf sie ihr 2jähr. Kind auf dieselbe hinabfallen ließ; das Kind nahm keinen Schaden. Der ganze Ort trauert über den schrecklichen Unglücksfall. Tagtäglich kommen viele Fremde um die Stätte des Unglücks zu sehen und es mag wohl noch keiner dieselbe verlassen haben, ohne eine Thräne seines Mitgefühls zu vergießen.
Klagen ans dem Publikum
werden häufig laut, daß es nicht genau informiert sei, wie die neuerdings überall mit ungeteiltem Beifall gegen Verstopfung, Leber- und Gallenleiden, überhaupt Verdauungsstörungen, in Anwendung gekommenen echten Apotheker R. Brandt's Schweizerpillen verpackt sein müssen. Damit nun jedermann in der Lage sei, das echte Präparat sicher zu beurteilen, wird bemerkt, daß dasselbe nur in, durch einen Streifen verschlossenen, Blechdosen, welche ein Eliquett, das weiße Kreuz in rotem Feld und den Namenszug Apotheker R. Brandt's tragen, versandt wird. Alle anders aussehende Fabrikate find unecht und zurückzuweisen. Erhältlich ä. Schachtel M. 1 in den Apotheken.
Zugänger kämmte dankbar lächelnd seinen Bart glatt und schüttelte von der Mütze den Staub.
Leise jedoch hinter ihm her kam der Kellner, um boshaft höflich ihm auf den Zahn zu fühlen.
Er legte nämlich dem Gast plötzlich das Fremdenbuch und die Feder vor, und lächelte fein: „Wär's gefällig, mein Herr?"
Aber es war dem Reisenden meuchlings nicht beizukommen.
„Recht gern," sagte er ruhig, nahm mit der Rechten die Feder und mit der Linken langte er in die Tasche, zog einen Kronenthaler daraus hervor, reichte denselben freundlich dem Kellner und sagte:
„Sie wechseln mir wohl indessen den Thaler, mein Guter?"
Üeberrascht blinzelte der Kellner den Wirt an, der flüchtig den Thaler besah, ihn von echtem Schrot und Korn befand, und schleunigst — mit erleichtertem Herzen — die Wechseloperation vollzog.
„Diesmal hätten wir uns in dem Gast geirrt," sagte er, nachdem die Fremden hinweggegangen, zu seinem Oberkellner. „Da steht schwarz auf weiß im Buche: Alexander Graf von Mannenbach, Rentier; kommt von Tryberg, geht nach Schaffhausen. Schreibt eine schöne Hand- schrift, der Herr Graf. . . und, mein lieber, geben Sie ihm das bessere Zimmer neben dem bisher für ihn bestimmten. Es schickt sich so und den Tornister trag' ich selbst hinauf."
Was auch geschah, und weil der Falkenwirt ein durchaus braver Mann ist, erlaubte er sich nicht den winzigsten indiskreten Blick auf, oder gar in den Tornister.
Die Gesellschaft der Falkengäste kam sehr wohlgelaunt nach Hause. Der Herr Graf Alexander, oder Alexander Gras von Mannenbach hatte sie köstlich unterhalten. Von seinen vielseitigen Kenntnissen batten die Herren noch viel zu reden, die Damen lachten ohne Ende über seine
Anekdoten und Schwänke; und zwar um so unverholenec, als der gepriesene Alexander nicht zugegen, indem er sich im fürstlichen Garten, zur Seite spazierend, von der Gesellschaft verloren. Seine neuen Freunde mußten zu ihrem Leidwesen schlafen gehen ohne ihn wiederzusehen, ja sogar am frühen Morgen abreisen, ohne ihm Adieu zu sagen.
Allein der Falkenwirt erwartete geduldig den Gast und hielt ihm das Nachtessen warm, und richtig kam Alexander heim bevor noch der Nachtwächter gerufen. Er schien lustig, aufgeweckt; schimpfte nur wenig über den gänzlichen Mangel an Laternenlicht in des Städtchens Straßen und Gaffen, und über das holprige Pflaster, und über die Frachtwagendeichseln, die in finsterer Nacht, ohne Warnungszeichen auf der Straße aufgepflanzt, des einsamen Wanderers Brust und Magen tätlich bedrohen.
„Diese Stadt ist ein niedliches, niedliches Nestchen, und auch die Umgegend finde ich so scharmant, daß ich Lust habe, mehrere Tage hi:r zu verweilen," sagte er, „auf diesen frommen Entschluß, Herr Wirt, lassen Sie mich noch einen Schoppen Wein setzen; denn ich bin wahrlich guter Dinge!"
Man muß selbst ein Jrgendwoer sein und einmal von einem Reisenden — es kommt nicht oft vor — sogar die Gegend, worin die Residenz gelegen, loben gehör: haben, um so recht aus voller Seele mttzuempstnden, wie dem Wirte das Herz hüpfte und wie gern er dem wackern Gast die Flasche füllte.
Und so gab ein Wort das andere. Natürlich fragte der Wirt bescheiden nach dem Wie, Wann, Woher und Wohin des Herrn von Mannenbach, und meinte, derselbe müsse schon ein großes Stück voa der Welt gesehen haben.
(Fortsetzung folgt.)