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Von der oberen Nagold.

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Mr. 54.

Menstaig, Donnerstag den 8. Mai.

1884

lieb ertrag en: Die Pfarrei Göttelfingen, Dekanats Freudenstadt, dem Pfarrer Bilfinger in Steinkirch; die L-chulstelle in Altenburg, Bez. Tübingen, dem Schullehrer Rau in Fünfbroun.

Württembergischer Landtag.

Kammer der Abgeordneten.

5. Mai. (59. Sitzung.) Eingelaufen ein wiederholtes Gesuch des Frhrn. von Hornstein (Grüningen) um Erhöhung der Getreidezölle zur Beschränkung der Einfuhr, unterzeichnet aus 54 Gemeinden der Oberämter Riedlingen und Saulgau. Das Haus beschließt, zur Beratung des Entwurfs betr. die Gemeindeangehörigkeit, eine besondere Kommission zu wählen. Nach der Beratung des ständischen Rechenschaftsbe­richts, bet dem Anstände nicht bestehen, wird zu den Interpellationen betr. die landwirtschaftl. Verhältnisse übergegangen. Abg. Spieß (Kün- zelsau) begründet die erste, von ihm und 19 Gen. eingebrachte Anfrage betr. Erhöhung der Getreidezölle, demnächstige Einbringung des Feld- bereinigungsgesctzes und der sonstigen in Aussicht gestellten landwirtschaftlichen Enquetten. (Vergl. den Wortlaut der 3 Interpellationen in Num­mer 51 unseres Blattes.) Die ausländische Kon­kurrenz, vorwiegend Rußlands, Egyptens, Ame­rikas und Indiens habe unsere Landwirtschaft darniedergedrückt. Wohl auf dem Wege der Selbsthilfe als von Staatswegen, was anzu- erkcnnen sei, habe man dem Übelstande zu steuern gesucht. Die württ. Kammer sei so leißig und intelligent wie jede andere, der Haupt­ehler sei die zu machende große Kapitalanlage. Inser Betrieb, verglichen mit dem des Auslands, nsbesondlie Amerikas spreche deutlich genug. Die Aufhebung der Differentialtarife im Sinne der badischen Enqucttekommission halte er für absolut unmöglich. Die Vorlage des Felder- bereinigungsgesetzes sei, um einen zweckmäßigen Betrieb zu erzielen, unbedingt notwendig, ebenso wie eine mäßige Erhöhung der Einfuhrzölle, wenn die Landwirtschaft nicht vollends ganz zugrunde gehen solle. Die Rentabilität sei ver­hältnismäßig eine ganz geringe, eine Behauptung, die Redner an Zahlen nachzuweisen sucht, wes­halb eine Enquette sehr zu empfehlen sei. Abg. Lecwann (Oehringen) motiviert nun die von ihm und 14 Gen. gestellte Anfrage auf Erhöhung der landwirtschaftl. Einfuhrzölle. Die Land­wirtschaft sei sehr übel daran, wie die Statistik zur Genüge dokumentiere. Auch er finde den Hauptgrund in der unüberwindlichen Konkurrenz des Auslandes, die nur durch erhöhte Zölle überwunden werden könne. Bezüglich der Ver­anstaltung einer Enquette bemerkt Redner, er halte deren Resultat nicht für objektiv genug, obschou er sich nicht als absoluter Gegner einer Enquette zeigen wolle. Man werde dadurch manches Interessante und die landwirtschaftliche Bevölkerung Bcruh'gende erfahren, allein ein Maß von Genauigkeit sei daraus nicht zu er­zielen. Der Verfall der Agrikultur würde be­denkliche soziale Folgen nach sich ziehen. Es wohne unserw Bauernstände eine große sittliche Kraft inne, allein man könne deshalb nicht ge­nau genug prüfen. Abg. Länderer (Göppingen) befürwortet die von dem Abg. Weber (Tübingen, Amt) und einer Re he weiterer Abgeordneter, auch der gesamten Linken, eingebrachte Inter­pellation, indem er davon ausgeht, daß ohne vorherpegangene Enquette gar nichts zu bewirken sei. Min. v. Hölder: Die Regierung erkenne unumwunden ihre Verpflichtung an, der bedräng­ten Landwirtschaft ihre Hilfe zukommen zu las­sen. Die Frage der Erhöhung der Einfuhrzölle müsse der Entschließung des Bundesrats über­lasten bleiben. Abgeordneter Schwarz (Balin­

gen) wendet sich in längerer Rede entschieden gegen eine Erhöhung der Getreidezölle. Durch eine Zollerhöhung werden die Lebensmittel ver­teuert und in der Folge auch die Beamten- Gehalte, wie schon vor 4 Jahren ein Mitglied der Ritterbank des Hauses hervorgehoben habe. Auch würde der Abschluß von Handelsverträgen dadurch immer schwieriger werden. Mohl (Aalen) ist gleichfalls gegen jede Erhöhung der Kornzölle, die da, wo sie eingeführt sind, wie z. B. in Großbritannien, Belgien und den Niederlanden, nur dem Bauernstand zum Segen und Gedeihen gereicht haben. Wenn wir die Zölle erhöhen, stehe man einzig da unter allen Kulturstaaten. Amerika würde Repressalien üben, wie dies die aus Sanitäts-Gründen berechtigte Schweine­fleischfrage beweise. Man solle die Entscheidung dieses wichtigen Gegenstandes ruhig der Handels­politik des Bundesrats überlasten. Der Land­mann fei viel mehr darüber aufzuklären, daß eine blühende Industrie viel wichtiger für ihn sei, als eine Zollerhöhung. Der Gang der jetzigen Gesetzgebung in Württemberg sei ein landesverderblicher. Min. v. Hölder protestiert gegen diese Äußerung Mohl's. Min. v. Renner anerkennt die verschiedenen, die Agrikultur be­nachteiligenden Gründe an. Vor Allem sei aber die Zunahme der Population schuldig, zugleich mit der wachsenden Einfuhr fremden Getreides. Redner empfiehlt die verlangte Enquette, um einen genauen Einblick in die Verhältnisse zu gewinnen. Zum Glück habe die Parallifiermig bet uns nicht zugenommen. Der Minister ver­sichert, daß, sollte im Bundesrat die angeregte Frage zur Sprache kommen, die Regierung alles Lhun werde, die Interessen der Landwirt- schaft zu wahren. Die Abgg. Leemann, Spieß und Ramm (Leonberg) beantragen die Befür­wortung der Zollerhöhung für Getreide beim Bundesrat, Stockmayer (Marbach) und Länderer (Göppingen) eine mäßige Erhöhung nur dann, wenn eine Enquette ergebe, daß die landwirt­schaftliche Notlage wirklich in der Hauptsache von der fremden Konkurrenz herrühre. Ramm wendet sich scharf gegen Schwarz und Mohl. Seit 32 Jahren warte man auf die Kulturge- setze. In irgend einer Kanzlei müssen sich ganze Nkten-Stöße betreffend deren baldige Vorlage vorfinden. Die Interpellation sei nur ein Appell an die Kammer, endlich einmal der Agrar-Gesetzgebung näher zu treten. Redner ist. wenn auch erst in zweiter Linie gleichfalls für eine Enquette im Interesse des Ganzen. Minister v. Hölder bestätigt die in nächster Session stattfindende Vorlage des von Ramm empfohlenen Feldbereinigungs-Gesctzes, das den letzten Zwang des Bauern, den Flurzwang auf­hebe, im nächsten Herbst, sowie die ganze oder teilweise Fertigstellung eines Wasterrechts, eines Ufer- und Flußbaugesetzes, eines Be- und Ent- wässerungsentwurfs und eines landwirtschaft­lichen Nachbarrcchts und versichert, es sei in Württemberg schon manches zur Erhebung der landwirtschaftlichen Verhältnisse seitens der Re­gierung gethan worden. Die Frage noch Ver­anstaltung einer Enquette nach dem Vorgang Badens sei den beiden Zentralstellen zur Prüf­ung überwiesen worden. An Hand der Ergeb­nisse in Baden würden sich bei uns die mut­maßlichen Kosten einer Enquette auf rund 60 bis 70000 M. stellen und könnte dieselbe dann im Sommer 1885 begonnen werden. (Schluß folgt.)

Laudesmchrichten.

Am Sonntag den 4. Mat nachts zwischen 1112 Uhr ist ein Brand in dem Gasthaus zurSonne in Schopfloch ausgebrochen,das­selbe brannte vollständig ab. Die Ehefrau eines

Mitbewohners, welche ihre Kinder retten wollte, verbrannte mit 2 Kindern. Weitere 7 Personen (übernachtende Handwerksburschen, die vom 3. Stock herunter springen mußten), sind teils lebensgefährlich teils weniger verletzt und mußten in den Spital nach Freudenstadt ver­bracht werden. Der Besitzer des Gasthauses be­findet sich wegen Verdachts der Brandstiftung tn Haft (s. a. u.).

In Calmbach verschied am 2. ds. im 89. Lebensjahre der langjährige Inhaber des für Calmbach historisch gewordenen Gasthauses zum Rößle und Posthalter zu Taxis'schen Zeiten, Wilh. Lutz. Er war der letzte der Söhne jener in der Geschichte Calmbachs wegen ihrer Entschlossenheit mehrfach genannten Rößleswirtin Lutz, welche bei dem Ueberfall der brandschatzen­den Franzosen, am 10./11. Juli 1796 die Schonung für Calmbach erkaufen half.

Stuttgart, 6. Mai. Wegen des Rein- hardt'schen Raubmordes wurde am Samstag zu sehr früher Stunde der noch in Untersuchungs­haft befindliche Kutscher Döitling zuerst nach dem Kutscher Ftscher'schen Hause auf dem Wilhelmsplatz, wo seinerzeit das blutbefleckte Beil gefunden wurde und dann zu dem Reiu- hardt'schen Wohnhause geführt. Wie verlautet, soll Düttling vor die nächsten Assisen gestellt werden.

Untertürkheim, 5. Mai. Nachdem am 1. Mai ein feierlicher Abschiedsgottesdienst für etwa 60 Auswanderer gehalten worden, find dieselben gestern morgen, beinahe von der ganzen Einwohnerschaft zum Bahnhof geleitet, nach herbem Abschied unter den herzlichen Glückwün­schen ihrer Mitbürger der neuen Heimat zuge­zogen.

Wegen dringenden Verdachts, den Einbruchs­diebstahl im fürstlichen Lustschloste Friedrichs­ruhe bei Oehringen verübt zu haben, wurden die Eheleute Feuchter von Geißlingev, OA. Hall, verhaftet.

Waldsee, 4. Mai. Vergangene Nacht ist ein zur Markung Oberestendorf gehöriges großes Wohn- und Ockonomiegebäude auf einem Einödhof total niedergebrannt, bei welchem An­laß auch 4 Pferde und 12 Stück Rindvieh ein Raub der Flammen wurden. Das Unglück wurde durch Brandstiftung herbeigeführt, der Verbrecher, ein Bauernknecht aus der Nachbar- scyaft ist alsbald ermittelt und dem Gericht über­geben worden. Derselbe scheint aus reinem Mutwillen gehandelt zu haben, denn von einem Racheakt kann keine Rede sein; zudem hatte der Thäter unmittelbar vorher in einem benachbar­ten Bauernhause ebenfalls Feuer gelegt, u. erst als dieses rechtzeitig entdeckt und gelöscht wor­den war, das abgebrannte Haus angezündet.

(Unglücksfälle und Verbrechen.) Letzten Freitag wurde in einem zu dem Weiler Siegelhausen, Gemeinde Marbach, gehörenden Walde ein Bauernknecht beim Fällen einer Eiche von dieser erschlagen. Die Eiche fiel bälder, als die daran arbeitenden Personen annahmen und ist es dem Getöteten nicht mehr gelungen, beiseite zu kommen.In Ernsbach fand man in der vergangenen Woche am Rechen deS dortigen Mühlkanals die Leiche der vorher krank gewesenen Frau deS Taglöhners P. und ist mit Sicherheit anzunehmen, daß dieselbe den Tod gesucht hat. Mißliche Familienverhältniste schei­nen der Grund der That zu sein.

Deutsches Reich.

Berlin, 5. Mai. Die Sozialistengesetz- kommisfion des Reichstags stellte heute den Be­richt fest und beschloß, den Schluß des Berichts so zu fasten, daß, nachdem der Gesetzentwurf in