Samstag Morgen der Mörder einer Frauens­person Namens Lina Weber, Schubert, hinge­richtet.

Die kalten Nächte der letzten Woche scheinen in Elsaß Lothringen doch mehr geschadet zu haben als anfänglich angenommen worden war. Namentlich kommen von hervorragenden »Weinorten* recht schlimme Nachrichten, wonach der Schneefall sehr stark war und die Reben (wie z. B. in Kaysersberg) in der Nacht vom 19. auf 20. d. M. vollständig erfroren sind.

Ausland.

London, 24. April. Die Heilsarmee hielt am Mittwoch unter dem Vorsitze ihres Generals Booth ihre Jahresversammlung in Exeter-Hall. Etwa 4000 Personen wohnten der Versammlung bei und legten einen Enthusias­mus an den Tag, der etwas Berückendes an sich hatte. Der Siegeszug der sonderbaren Sekte dauert aber trotz alledem und alledem fort und »General* Booth konnte mit berechtigtem Stolze erklären, daß die Heilsarmee zur größten Mis- fionsanstalt der Welt herangewachsen sei. Die »Armee* hat in 18 Ländern ihr Lager aufge­schlagen und in allen Welttheilen den Kampf mit dem Teufel ausgenommen. An Mitteln fehlt es der Armee nicht. Im Vorjahre be­zifferten sich die freiwilligen Beiträge, welche in die Kriegskasse der Heilsarmee einfloßen, auf 393000 Pfd. Sterl. oder nahezu 8 Mtll. M.l Die Armee hat bisher 46 Theater, 9 Zirkuse, 18 Schleifbahnen, 23 Mufikhallen, 126 Wirts­häuser und 15 Brauereien erworben, d. h. dem Teufel aus den Klauen gerissen und zu frommen Stätten umgewandelt, wo nunmehr der Gottes­dienst in der Weise der Heilsarmee gehalten wird. Für diese Besitzerwerbungen wurden 90000 Pfd. Sterl. verausgabt; der Rest der Einnahmen (300000 Pfd. Sterl.) diente zur Löhnung der Soldaten und Soldatinnen.

Portsmouth, 29. April. Eine neue, im Bau befindliche Kavallerie-Kaserne ist gestern eingestürzt; sämmtliche als Arbeiter beschäftigte Sträflinge wurden unter den Trümmern be­graben.

Madrid, 26. April. Der »Jmparcial* meldet: Einige Offiziere und Unteroffiziere wur­den in Barcelona verhaftet; ebenso in Cordova ein Gensdarmeriekapitän, ferner in Cadiz vier Civilpersonen.

Madrid, 28. April. Auf der Eisenbahn zwischen Badajoz und Ciudad-Real fand gestern eine Entgleisung statt. Ein Eisenbahnzug stürzte in den Fluß. Die Zahl der Tobten beträgt mehr als 60, darunter gegen 50 beurlaubte Soldaten. Die Journale glauben, der Unfall fei von verbrecherischer Hand herbeigeführt. Bei den gestrigen Corteswahlen sollen von 400 Gewählten mehr als 300 ministerielle sein. Die Zahl der gewählten Sagastisten wird auf 46, die Zahl der Mitglieder der dynastischen Linken auf 26 beziffert.

Madrid, 28. April. Der Bahnunfall durch den Einbruch der Brücke über die Alendia ist augenscheinlich durch eine Schandthat, der Revolutionäre herbeigeführt. Die Brücke war absichtlich beschädigt und die Beschädigungen waren künstlich verborgen. Der Telegraphen- Draht war durchgeschnitten. Der Zug stürzte bis auf den Postwagen und 2 andere Wagen, die an der Brücke hängen blieben, in den Fluß. Die Zahl der bisher aufgefundenen Tobten beträgt 38, die der Verwundeten 22, meist be­urlaubte Soldaten. Der Unteroffizier, welcher dieselben führte, sagt, es fehlen ihm 36 Leute; von den im Zug befindlichen Landleuten ist bis­her Niemand aufgefunden; überall herrscht tiefste Entrüstung über die Urheber dieser Schandthat.

Brisbane, 23. April. Die Regierung von Queensland hat scharfe Verordnungen in Bezug auf den Handel mit polynestschen Arbei­tern getroffen, deren Beachtung mit aller Strenge erzwungen werden soll. Es handelt sich dabei um die Unterdrückung einer Art von Sklaverei. Die Eingeborenen der kleineren Inseln im stillen Ozean werden nämlich auf förmlichen Raub zögen mit Gewalt von ihren Heimstetten fort­geschleppt und müssen dann Arbeitsverträge ein- gehen, die sie zwingen, eine Reihe von Jahren zu geringen Lohnsätzen den Kolonisten Dienste zu leisten. Diese Menschenjagden haben unter den Eingeborenen Polynesiens eine außerordent­liche Erbitterung hervorgerufen.

Philadelphia, 11. April. Dem Ab­geordnetenhause liegt ein Antrag vor, nach wel­chem der Amtstermin des Präsidenten der Ver. Staaten von 4 auf 6 Jahren verlängert wer­den, kein Präsident für den nächsten auf seinen abgelaufenen Amtstermin wählbar sein, das Wählerkollegium aufgehoben und der Präsident und Vizepräsident durch unmittelbare Volksab­stimmung erwählt werden. Dieser Plan hätte den Vorzug, daß er die Betrügereien bei den Präsidentschaftswahlen sehr erschweren würde, auch würde ein auf solche Weise erwählter Prä­sident mehr als der Erwählte des Volkes er­scheinen, als es jetzt der Fall ist. Der New- Yorker Herald bemerkt zu dem Cincinnati- Vorfalle Folgendes: Lynchjustiz und Aufruhr­szenen dieser Art sind gewiß unter keinen Um­ständen zu entschuldigen und bilden einen häß­lichen Mackel für jedes gesittete Gemeinwesen; aber jedes Unrecht rächt sich eben und jede böse That hat andere böse Thaten im Gefolge. Wenn Geschworenengerichte, die berufen sind, die Gesetze aufrecht zu erhalten, strenges Recht zu sprechen und die Verbrecher zu verurtheilen, von allem dem das Gegentheil thun, so muß man darauf gefaßt sein, daß sich die Bande der Ordnung lösen und das Chaos hereinbricht. Unsere Justiz muß gereinigt werden, wenn die Republik nicht untergeben soll. Wenn die Cm cinnatier Ereignisse dazu beitragen, diese Noth- wendtgkeit auch den Gedankenlosen einleuchtend zu machen, könnten sie doch Nutzen bringen.

New-Jork, 29. April. Ein Orkan in

Ohio verursachte ungeheuren Schaden. Ein Verlust an Menschenleben wird befürchtet.

Handel und Verkehr.

Unsere Bienenzüchter machen wir dringend darauf aufmerksam, aus Anlaß der andauernd kalten Witterung, ihre Bienen zu füttern. Die­selben reißen sonst aus Mangel an Nahrung die Brut aus, oder entsteht Faulbrut und find die Völker ernstlich gefährdet. Wem also da­ran liegt, seine Bienen zu erhalten, der füttere ste solange die ungünstige Witterung anhält, mit Zucker oder Honig.

Stuttgart, 28. April. (Landespro­duktenbörse.) Das rauhe Wetter hat die ganze vorige Woche angehalten, so daß man in steter Sorge war, es könnte durch eine Frostnacht großer Schaden verursacht werden. Ohne Schaden ist es auch nicht abgegangen, denn in 2 Nächten wurden in manchen Lagen die Weinberge und Obstbäume stark beschädigt. Gestern ist erst­mals eine mildere Temperatur eingetreten, welche heute noch fortdauert und hoffen läßt, daß der Anfang zu einer bleibenden Besserung gemacht ist. Auf dem Getreidemarkt dauert die festere Stimmung fort, obgleich bis jetzt keine Berichte vorliegen, welche einen Frostschaden am wach­senden Getreide konstatieren. Amerika ist wesent­lich höher und auch in England, Holland und Belgien werden bessere Preise verwtlligt. Ob dies reine Wetterspekulationen sind, wird sich bald zeigen, wenn das Wetter freundlicher sich gestaltet. Das Geschäft auf heutiger Börse gieng sehr schwerfällig, weil Verkäufer höh-re Preise verlangten, welche nur mit Widerstreben verwilltgt wurden.

Wir notieren per 100 Kilogr.:

Weizen bayer. . . 20 M. 75 bis 21 M. 70 dro. russ. Sax. 20 M. 75 bis M.

dto. Assow. . . 18 M. 50 bis M.

dto. californ. . 21 M. 50 bis M.

dto. bulg. . . 17 M. 75 bis M.

Stuttgart, 28. April. (Mehlbörse.) Im Mehlgeschäft machte sich am hiesigen Platze keine Veränderung bemerkbar und beschränkte sich der Verkehr auf den laufenden Bedarf. An heutiger Börse find von inländ. Mehlen 1550 Sack als verkauft zur Anzeige gekommen zu folgenden Preisen: per Sack von 100 Kilogr., Brutto für Netto, bei Abnahme größerer Posten:

Nr.

0 .

. 31

M.

50 bis 33

M. -

Nr.

1 .

. 29

M.

50 bis 31

M. -

Nr.

2 .

. 27

M.

bis 29

M.

Nr.

3 .

. 25

M.

bis 27

M.

Nr.

4 .

. 20

M.

bis 21

M. 50

Nagold,

den 24. April 1884.

Neuer Dinkel . . .

7

6

93

6

30

Kernen.

9

60

9

58

9

50

Haber.

7

6

53

6

Gerste.

9

30

9

22

8

80

Mühlfrucht . . .

8

70

Bohnen .....

8

Waizen.

10

9

66

9

40

Roggen.....

9

Herr Frühstück verlange. Ihr innig die Hand drückend und Wieder­kommen versprechend, verließ ich sie.

Ueber den Hügel wunderte ich, am Hammerbach entlang, dem Höllen­thal zu, der felsigen Schlucht zur Seite der Zugspitz. Tief gieng ich in die kühlen Schatten, durch Buchen und Birken, die des Bergbachs wildes Schäumen benetzt. An meiner Seele zogen all die Bilder vorüber, die Babels Erzählung mir entfaltet. Wie? so fragte ich mich, wenn ihr Karl nicht mit dem Schiffe untergegangen wäre, wenn er wtederkäme und suchte seine Babet? Und wenn er ste fände, was dann? Und diese Frage, plötzlich in mir erwacht, trat mit voller Stärke vor mich hin. Was dann? laut fragte ich es, und des Baches Rauschen schien stärker zu werden, tobend schoß er übers Gestein.

Ich schaute zum Himmel da standen jetzt düstere Wolken, die Sonne war verschwunden, aus dem Schoße der Erde herauf grollte der Donner. Ich kehrte heim, ein Gewitter befürchtend.

Meine Wirthin meinte:O, das ist nit schlimm, das zieht wieder fort,* und eine Malerin, die ich schon öfter draußen getroffen, die Zug­spitz über dem Höllenthal malend, redete mir zu, mit ihr nach dem Essen zum Rosensee zu gehen, der, tief im Walde versteckt, höchst malerisch und romantisch gelegen, ihren Pinsel lange schon gelockt hatte.

Vier Uhr mochte es sein, da brachen wir auf zum Rosensee. Eine beklemmende Schwüle schwebt über den sonnenglitzernden Fluren, die Heupferdchen Hüpfen uns um den Fuß, blaue und rothe Käfer schwirren uns um das Haupt. Langsam schleichen wir den schattenlosen Wtesen- pfad dahin, drauf sich's aber doch noch besser wandert, als auf der weißen, brennenden Straße. Endlich nimmt uns das kleine Gehölz des nächsten Dorfes auf, erquickendes Säuseln zieht durch die waldigen Buchen­kronen, auf schwellendem Moos schreiten wir mit Behagen dahin«

Plötzlich stehen wir still, nur wenige Schritte von uns entfernt, vor einer alten Weide, in deren Höhlung ein schönes Kruzifix eingesenkt war, kniet ein junger Mann, in tiefer Erregung hebt er die gefalteten Hände empor. . .

Wir weichen zurück, ein Seitenweg führt uns aus dem Gehölz hin­aus, vor uns liegt Obergrainau, das poetische Bergdorf. An seinem grünen Hügel, darauf das schlanke Kirchlein nach oben weist, gehen wir vorüber, dem Rosensee zu.

»Kennen Ste den jungen Mann?* fragt Fräulein Sophie, meine Gefährtin.

Und ich erwiedere ganz zerstreut: »Ich weiß nicht, ich glaube.*

Sie scherzt und neckt mich, da steht sie den See, ihr Maler­auge und Herz ist fällig gefesselt. Schnell richtet ste sich zum Schaffen ein.

Auf einer Bank am Ufer sitze ich, ein Buch in der Hand und lese doch nicht, weil anderes mein Herz erfüllt. Immer und immer wieder sehe ich den Beter vor dem Kruzifix unter dem Weidenbaum. War er's wirklich? frage ich mich. Doch wie glich er dem Bilde! Aber was dann, was dann? Wieder die alte, bange Frage, und wieder rollt es über mir und düstere Wolken steigen auf.

Eine Weile lang warten wir beide, ob sich das Rollen wieder ver­ziehe, doch immer lauter wird es, wir müssen aufbrechen, Obergrainau bietet uns Zuflucht. Indes die Malerin in dem Sommerhause wieder neue Motive in der aufgeregten Bergeswelt findet, gehe ich in die Küche zu der Haushälterin des Pfarrers, welche am lodernden Feuer ein Abendbrod zurichtet. Bon ihr erfahre ich, daß der junge Beter unter der Weide bei ihr gewesen.

(Fortsetzung folgt.)