glieds Fischer den Antrag, geeignete Schritte zu thun, die Aufhebung des Volksschulgeldes auf gesetzlichem Wege herbeizuführen, mittlerweile den Rahmen für Schulgeldsnachlaß möglichst weit zu ziehen. Der Gemetnderath faßte mit 23 gegen 3 Stimmen Beschluß im Sinne dieses Antrages. Als weitere Gewinner der Pferde­marktlotterie haben sich gemeldet: für den 3ten Gewinn ein Laudmann aus der Umgegend von Hellbronn, für den 4. Herr Vechtel jun., Sohn des Herrn Hoflochs Vechtel hier, der 5. fiel an die Herren Kraut und Schubert, Beamte der Güterexpedition in Hall.

Rottweil, 25. April. Gemeindepfleger M. von Reichenbach, der neulich von der hies. Strafkammer von der Anklage der Urkunden­fälschung in gewinnsüchtiger Absicht freigesprochen worden war, wurde vorgestern als Gefangener hier eingebracht, dem Vernehmen nach, weil er in dringendem Verdachte steht, amtliche Gelder unterschlagen zu haben.

In Heilbronn ist am Freitag Abend die Esfigfabrik von C. F. Bläß zum größten Theil ausgebrannt. Das Feuer ist vermuthlich in den durch Dampf auf 2024 ° R. geheizten Räumlichkeiten durch Selbstentzündung entstan­den.

Weinsberg, 27. April. Zu den Fürst­lichkeiten, die unserer Weibertreu die Ehre eines Besuches geschenkt haben, gehört nunmehr auch die Kaiserin Elisabeth von Oesterreich. Dieselbe traf gestern Vormittag gegen 10 Uhr vom Jä­gerhause her kommend zu Wagen hier ein und verweilte geraume Zeit auf unserer gegenwärtig im schönsten Frühlingsschmucke prangenden Burg. Selbstverständlich war die Einwohnerschaft un­seres Städtchens von dem hohen Besuche aufs Freudigste überrascht.

In einem Orte des Vorbachthales trug ein Vater sein nur mit einem Hemdchen bekleidetes Kind auf dem Arme, wobei dasselbe sich mit seinem Füßchen an der Hosenträger­schnalle des Vaters ritzte. Die an und für sich nur unbedeutende Wunde schwoll heftig an und der beigezogene Arzt konstatierte Blutver­giftung ; das Kind mußte seitdem schon mehrere- male dieserhalb geschnitten werden, da das ganze Bein in Mitleidenschaft gezogen ist.

Waldsee, 26. April. In Heisterkirch, unweit von hier, ereignete sich heute Vormittag ein Unglücksfall. Gelegentlich der Erneuerung des Innern der dortigen Pfarrkirche stürzte das Deckengewölbe zusammen und begrub die unter demselben auf einem Gerüste beschäftigten 3 Ar­beiter unter Schutt und Trümmern. Einer die­ser Arbeiter blieb todt auf dem Platze, ein zweiter wurde schwer verwundet hervorgezogen und starb nach wenigen Stunden, während der dritte mit leichtern Verletzungen davonkam. Der Ortsgeistliche und ein Begleiter desselben hatten kurz vorher das Gerüst verlassen und entgingen so einem schweren Verhängniß.

In Oberdorf (Neresheim) wurde einer Schneiderswittwe mittelst nächtlichen Einsteigens

ihr ganzer ziemlich beträchtlicher Vorrath von Kleidern gestohlen. Die Frau ist ganz unglück­lich, da das Gestohlene beinahe ihr ganzes Ver­mögen ausmacht. Bon den Dieben hat man keine Spur.

Ulm, 28. April. Der bis vor wenigen Tagen bei der hiesigen Post angestellt gewesene Postasststent Pfuderer aus Sulzbach a. M. wurde nach hieher gelangten Mittheilungen in Zürich verhaftet und hat der dortigen Behörde zugestanden, amtliche Gelder man spricht von 12 000 M. vor seinem Weggange unter­schlagen zu haben. Pfuderer hatte sich in Folge von Differenzen mit Kollegen krank melden lassen und ist sodann verduftet, nachdem er von Stutt­gart aus seinem Hausherrn geschrieben, man möchte ihm seine Habseligkeiten in die Heimath nachschicken, da er um seine Versetzung einge­kommen sei. Auch bet der hiesigen Kreisre­gierung ist der Andrang zu der niederen Ver waltungsdienst-Prüfung ein großer, es haben sich zu der heute begonnenen Prüfung 41 Kan­didaten eingefunden.

(Unglücksfälle und Verbrechen.) Auf der Bahnstrecke Aalen-Es sin gen ist am Freitag Abend der Begleiter eines Vieh­transports sammt einem, wie es scheint, unruhig gewordenen Ochsen vom Zuge herausgefallen und überfahren worden; beide, der Begleiter und das Thier, blieben todt. Am 27. April ist auf der Station Asperg beim Verlassen des Eisenbahnzngs Nro. 815, als dieser in der Richtung nach Ludwigsburg schon in Bewegung war, ein Mann unter den Zug gerathen und von diesem getödtet worden.

Deutsches Reich.

Die Verhandlungen der Reichstags- kommisfion für den Entwurf betreffend die Ver­längerung des Sozialistengesetzes haben einen gewiß allerWelt unerwarteten Perlaufgenom- men. Noch bevor das Gesetz selbst Gegenstand der Berathung geworden, hat die Commission die Vor­legung eines Gesetzes gegen den Mißbrauch von Sprengstoffen durch die Anarchisten dringlich zu verlangen beschlossen und der Staatssekretär v. Bötticher erklärte, die preußische Regierung könne in drei Tagen einen bezüglichen Antrag dew Bundesrathe unterbreiten. Nach vorherigem Zögern seitens der Regierung erfolgte diese Er­klärung auf die Enthüllung des Abg. Richter, daß bei dem Niederwald-Denkmal in einer Drainröhre sich Dynamit befunden hätte, um das Denkmal nach der Enthüllung in die Luft zu sprengen und daß nur eingetretenes Regen­wetter den Sprengstoff verdorben und so ein höheres Geschick namenloses Unglück verhütet hätte. Ebenso sei ein zweiter Versuch mit Sprengstoffen, die unter ein Zelt bei derselben Gelegenheit gelagert waren, nur durch den Ein­fluß des Wetters gescheitert. Das Sozialisten­gesetz hätte nicht vermocht, solche teuflischen Anschläge zu verhüten. Diese Mittheilungen brachten eine tiefe Wirkung hervor. Der Abg.

Windthorst zog die von ihm beantragte bezüg­liche Resolution zurück und es wurde nunmehr einstimmig der Antrag Richter, die Regierung zu ersuchen, den gewünschten Gesetzentwurf noch in dieser Session vorzulegen, angenommen. Auf den Entwurf über Verlängerung des Sozialisten­gesetzes selbst wird man in der nächsten Sitzung, am Montag Abend, zurückkommen. Seitens der deutschen freisinnigen Partei ist übrigens seit längerer Zeit ein Entwurf gegen jeden Miß­brauch von Sprengstoffen vorbereitet, den man ohne die Erklärung des Staatssekretärs von Bötticher sofort vorgelegt haben würde. Die Plenarverhandlung soll unter allen Umständen noch in der ersten Maiwoche stattfinden.

Zu der Mittheilung des Abg. Richter in der Kommission kür das Sozialistengesetz be­treffs eines anläßlich der Einweihungsfeier des Niederwalddenkmals geplanten Dynamit­attentats bemerkt die »Nat.-Ztg.":Wie uns anderweit authentisch bekannt ist, war in der That bei der Enthüllungsfeier ein Dyna­mitverbrechen vorbereitet worden; die Genauig­keit der von dem Abg. Richter gegebenen Details müssen wir indessen dahingestellt sein lassen.

Die bezüglichen Thatsachen wurden alsbald polizeilich konstatirt, die Untersuchung hat aber, wie wir erfahren, ein Ergebniß nicht gehabt."

Die Reichstagsbaukommisston genehmigte unter Vorsitz des Staatssekretärs Bötticher den abgeänderten Bauplan definitiv. Der Kaiser soll nunmehr ersucht werden, den Termin zur ! Grundsteinlegung zu bestimmen. Der Bau wird thunlichst beschleunigt werden. Schon im näch­sten Jahre hofft man denselben bis zum Haupt­stockwerke fördern zu können. Die Vollendung des Ganzen wird wohl erst 1892, also in acht Jahren, erfolgen.

Der 22jährige Sohn des Hutmachers Emil Kramer in Mannheim, der voriges Jahr auf der Ausstellung zu Amsterdam als Koch ange- - stellt war, fehlte seit Schluß dieser Ausstellung und waren alle Nachforschungen der tiefbetrübteu Eltern erfolglos, so daß sie ihn als todt be­trauerten. Letzten Mittwoch traf nun von dem Todtgeglaubten ein Brief von Buenos-Ayres ein, worin der Sohn sein Wohlbefinden meldet und seine Verwunderung ausspcicht, daß ihm auf die verschiedenen Schreiben keine Antwort wurde. Er hatte auf einem Dampfer Dienst als Schiffskoch genommen und von mehreren > Hafenplätzen Briefe an die Eltern geschickt, vou denen aber keiner in Mannheim ankam. '

InMünchen wurde der 23jähr. Commis Lottenburger, der im Brand'schen Bankgeschäft ! einen Revolver losgeschossen und 8400 Mark in ! Obligationen mitgenommen hatte, zu 12 Jahren Zuchthaus verurtheilt. In Ingolstadt ^ ereignete sich der merkwürdige Fall, daß der dortige Bahnhof-Inspektor, als er sich eben zur Beerdigung des Oberinspektors Schätzler nach Würzburg begeben wollte, ebenfalls vom Schlage getroffen wurde und todt blieb.

(Hinrichtung.) In Chemnitz wurde

(Nachdruck verboten.)

Novelle von E. Klee.

(Fortsetzung.)

Wieder hielt Babet inne, keines von uns vermochte ein Wort zu sprechen, still war's um uns her, nur das Hammerwerk pochte, die Lai- fach rauschte und die Kuhglocken läuteten auf der Alm.

»Spät am Abend erst kehrte ich heim," begann sie wieder, »nichts anderes hörend und fühlend, als der Grembacher kommt, Dein Wort zu holen, und die »Holsatia", meines Karls Schiff, liegt im Meer. Der Vater redete gar nicht mehr mit mir, dann und wann schien mich sein Blick zu fragen: »Kannst Du nicht, meine Babet?" Ich wußte es wohl, auch ihm war es nicht leicht, dies Opfer zu fordern, er hatte ganz andere Pläne einst mit mir gehabt, mich stets seinen Stolz ge­nannt, aber die bittere Noth drängte alles gewaltsam zurück.

Meine liebe Mutter hat gar viel mit mir gebetet in diesen Tagen, und als am Abend vor des Grembachers Ankunft der Vater hetmkam und mich wieder so ansah, da konnte ich, mich in seine Arme schmiegend sagen: »Ja, Vater, ich kann, mit Leib und Leben," liegt auch mein Herz im Meer, meine Hand soll der Grembacher haben. Und als dieser dann kam, war er zufrieden damit, und wir wurden ein Paar. Er half meinem Vater bald wieder auf, kaufte ihm ein Gütchen und schaffte uns genug Vorräthe, er war sehr gut zu meiner Mutter, sorgte für ihre Pflege und Stärkung und begehrte als Dank nur ein freundliches Wort und Sohnesrecht.

Mich aber warfen alle diese Erregungen und Aenderungen auf's Krankenlager. Als ich wieder aufstand, meinte mein Vater, Ortswechsel würde gut ihun und brachte mich nach Grasegg zum Ohm. Dort oben

könne ich auch meine künftige Heimath kennen lernen und mit dem Grem° bacher mich mehr befreunden, sagte er. Das gab einen schweren Ab­schied von der lieben Mutter, ich habe ste nicht wtedergesehen! Sie gieng heim, ehe wir Hochzeit feierten. !

Die Einsamkeit aber oben in Grasegg, inmitten der herrlichen ge­waltigen Gotteswelt, hat mir wohl gethan. Am Ufer der brausendeu Partnach habe ich oft gesessen oder im Winter in meinem Stübchen ihrem Rauschen zugehört und Hab' hineingeschaut in mein Herz, das auch so wild brauste, bis mir Gott half, daß es über alle Berge und Steine hinab ins Thal stiller Ergebung gelangte. Und der Grembacher ist ja so gut zu mir, thut, was er kann, mir zu lieb, Gott helfe mir, daß ich ihm ein treues Weib bleibe!" j

Tiefbewegt zog ich ste in meine Arme.

»Gehorsam segnet Gott, Babet," sagte ich leise, »und der Eltern s Segen wird auf Ihnen ruhen, es wird Ihnen wohl gehen."

Nach einer Weile fragte ich: »Weiß Ihr Mann, wie Sie zu Karl ! gestanden?" i

Sie nickte

»Er ist so gut and läßt sein Bild in der Stube hängen. Ich will > es Ihnen zeigen."

Und ste brachte es heraus, vou einem Flor umhüllt. In See­mannstracht stand er da, in der Blüthe männlicher Kraft und Schön­heit, das Auge so voll Muth und frischen Lebens und doch auch voll Innigkeit und Gemüth.

»Es hat nicht sollen sein," sagte Babet noch einmal, »und es ist besser, er schläft im kühlen Meeresgrund, als daß er noch lebte."

Da hörten wir die Stimme Nandls, ste rief ihre Frau, weil der