seines Gasthofes für genannte Zeit zu beschrän­ken hat.

In Germersheim wurde ein Soldat, der beim Exerzieren seinem Gefreiten mit dem Gewehrkolben einen Schlag auf die Achsel ver­setzt und ihm sodann das Bajonett auf die Brust gesetzt hat, zu 6 Jahren Gefängniß und Entfernung aus dem Heere verurtheilt.

Darmstadt, 16. April. Aus Roßdorf kommt die Kunde von einem entsetzlichen Lust­morde der am Abend des Ostersonntags gegen 8 Uhr zwischen Reinheim und Gundernhausen verübt worden ist und hier wie in der Um­gegend eine erklärliche Aufregung verursacht. Das unglückliche Opfer der That ist Katharina Bauer, die 19jährige und bildhübsche Tochter des Gemeindeeinnehmers Bauer von Gundern­hausen und Verlobte des Sohnes des dortigen Bürgermeisters, ihr Mörder ist der Sohn des Wühlenbesttzers in Roßdorf, Friedrich Kaffen- berger.

(Daß das billigste oft das theuerste ist), mußte kürzlich ein Reisender in Crefeld er­fahren, der auf eine Anzeige in der dortigen Zeitung ein Retourbillet nach Berlin für 20 M. kaufte. Die Bahnverwaltung aber hatte die Anzeige auch gelesen, stellte Nachforschungen an, welche zur Ermittelung der Billet-Nummer und daraufhin auch des Reisenden führten. Da nun die Retourbillets nach dem Reglement der preußischen Staatsbahnen nicht übertragbar sind, so wurde dem Reisenden das Billet abgenommen, er mußte ein Personenbillet lösen und obendrein 6 M. Strafe zahlen.

In Gotha wurde am Sonntag die 163.' Leichenverbrennung vollzogen. Die Verstorbene war eine geborene Amerikanerin, eine Frau Raphalesky aus Berlin. Unter den in diesem Jahre aus dem Feuerwege bestatteten 16 Per­sonen befanden sich nicht weniger als 11 Frauen.

Reichend ach bei Görlitz. Ein junger Mann aus hiesigem Orte, welcher sich freiwillig zum Militär gestellt hatte, aber zurückgewtesen wurde nahm sich dies so zu Herzen, daß er sich erschoß.

Stolpmünde. Infolge eines heftigen Sturmes kenterte am Mittwoch Abend etwa 1000 Schritt vom Lande crtfernt ein Fischer­boot. Alle vier Insassen, drei Männer und eine Frau, sind ertrunken.

Straß bürg, 18. April. Von der Po­lizei ist den hiesigen Wirthen zur Pflicht gemacht worden, an Schüler, welche ohne elterliche Be­gleitung ihre Wirtschaft besuchen, keine Getränke zu verabreichen, hauptsächlich aber Schülerver­bindungen in ihren Wirtschaften nicht zu dul­den. Zuwiderhandlungen werden durch Entziehung der Wirthschaftskonzessiou bestraft.

Ausland.

(Die Mädchenmörder) Hugo Schenk und Schlossarek sollen am Mittwoch, 22. April hin­gerichtet werden.

(Ueber dem Abgrund.) Das Dörfchen

Wiesen in Graubünden erlebte letzter Tage eine Scene großer Aufregung in Folge des Ver­schwindens einer holländischen Dame aus der Kurgesellschaft des Hotels Bellevue. Es stellte sich heraus, daß dieselbe zuletzt in der Nähe der berühmten Jennisberger Brücke gesehen worden war, und als sie abends nicht zur Tafel zurück- krhrte, begann man ernstliche Befürchtungen zu hegen. Unter der Leitung von Hrn. Ehr. Palmy begann eine kleine Schaar von jungen Männern aus dem Orte Abends um 6 Uhr Nachforsch­ungen anzustellen. Umsonst suchten sie eine Zeit lang an den zahlreichen gefährlichen Stellen längs des Landwassers, das dort durch eine enge Felskluft sich Bahn bricht; da brachte ein erschrockener Bauernjunge die Nachricht, er habe eine Dame am Rand des benachbarten Abgrun­des an einen Baum geklammert gesehen. Ohne weitere Details abzuwarten, eilte Herr Palmy über das gefährliche Terrain der bezeichnten Stelle zu. Dort fand er in der That di: Ver­mißte, die auf die merkwürdigste Weise gerettet worden war. Die Dame hatte einen Fehltritt gethan, war dann mehrere Meter tief über den schlüpfrigen Abhang hinabgeglitten und stand auf dem Punkte, über die 150 Fuß hohe senk­rechte Felswand in den Strom hinabzustürzen, als sie einen vereinzelten Baumstumpf zu fassen bekam. Hier blieb sie volle 8 Stunden, um HM rufend, unfähig, sich auf- oder abwärts zu bewegen, da die geringste Bewegung verhäng- nißvoll gewesen wäre. Das Rettungswerk war nicht ohne Schwierigkeit, aber, nachdem man eine Kette gebildet hatte, indem man einander die Hände reichte, stieg Herr Palmy hinunter und kehrte mit der Geretteten siegreich zurück. Es wurde ein Fuhrwerk für die Erschöpfte her- beigeschafft, und nun gieng der Zug langsam nach Wiesen hinauf, wo man ihn in größter Spannung erwartete. Die Dame bat sich seit­her wesentlich erholt, und obwohl sie noch sehr angegriffen ist, scheint doch kein dauernder Nach­theil zurückgeblieben zu sein; die 8 schrecklichen Stunden aber, die sie über dem Abgrund ^ng, wird sie sobald wohl nicht vergessen.

Petersburg. In dem Prozesse wegen der bei Beschaffung von Militärzwieback während des Orientkrieges vorgekommenenUnregelmäßig­keiten" hat das Militär-Bezirks-Gericht den Generallieutenant Buschen der zweimaligen Vor­legung falscher und unvollständiger Abrechnungen aus eigennützigen Absichten und den Obersten Sabo der Fahrlässigkeit und der Ueberschreitung seiner amtlichen Befugnisse für schuldig erklärt. Doch wurden ihnen mildernde Umstände bewil­ligt, gegen Buschen wurde auf Dienstentlassung erkannt, gleichzeitig aber die Umwandlung dieser Strafe in einen dienstlichen Verweis befürwortet; die gegen Sabo erkannte Arreststrafe wurde als durch die kaiserliche Amnestie für erlassen er­achtet.

Der in allen größeren Städten Ruß­lands ausgehängte Steckbrief gegen den Mörder Sndejkms, den ehemaligen Stabskapitän Dega-

jew, führte bisher zu keinem Resultat. Degajew ist spurlos verschwunden. Unterdessen begnügt sich die Polizei damit, Personen einzuziehen, die mit Degajew in Verkehr gestanden und sein Entkommen begünstigt haben sollen. Die Zahl der Verhaftungen in den letzten Wochen ist nicht gering; auch einige Offiziere befinden sich unter den eingezogenen Personen, ebenso mehrere Zu­hörerinnen der Lehrerirmenkurse.

Reval, 17. April. Ein gestern Abend ausgebrochener heftiger Schneesturm bedeckt Alles. Mächtige Schneemassen haben die Straßen ver­sperrt, der Schnee reicht stellenweise bis an die Dächer 2stöckiger Häuser. Der Eisenbahnver­kehr isi eingestellt und zur Freimachung Militär beordert. Nachts brach eine Feuersbrunst aus, durch welche mehrere Häuser niedergebrannt find und viel Vieh umgekommen ist.

Handel und Verkehr.

Reutlingen, 16. April. Bei dem ge­stern stattgehabten Verkauf der Eichenrinde aus den Stadtwaldungen wurden lautSch.K.-Z." für Glanzrinde im Schälwald Mark, Schätzung 330 Ztr., erlöst 6 M. 55 Pfg. per Ztr, aus Raitelrinde von Hoherrain, Durchforstung, Schätzung 100 Ztr., 5 M. per Ztr., Grobrinde vom Schlag Gurgel, Schätzung 300 Ztr., 2 M. 31 Pfg. per Ztr., Grobrinde vom Schlag Han­gendes Wiesle, Schätzung 500 Ztr., 2 Mk. 49 Pfg. per Ztr.

Heilbronn, 18. April. Gestern ging es auf dem hiesigen Kartoffel-Markte lebhaft zu. Gelbe wurden bis zu 1,70 M., Wurst­kartoffeln bis zu 2,60 Mk. per Ctr. bezahlt. Nächste Woche ist Schluß des diesjährigen Marktes.

Vermischtes.

(Leicht erklärlich.) Ameyer: Soll man es glauben, daß dieser rüstige alte Herr dort schon seine 90 Jahce auf dem Rücken hat? Bemeyer: Net möglich? Was hat er denn für ein Ge­schäft? Ameyer: Er war Kaminkehrermeister. Bemeyer: Ah so! dann ist aber sei' Alter leicht erklärlich; geräuchertes Fletsch hält immer länger.

(Ueber das französische Ehescheidungsgesetz), dessen Berathung der Feiertage wegen bis nach Beendigung der Osterferien ausgesctzt ist, be­merkt das französische BlattCharivari" bos­haft:Also ist das Gesetz über die Ehescheidung bis nach den Osterferien vertagt worden? Gewiß, man hofft, ein vierzehntägiges Zusam­menleben mit ihren Gattinnen werde die noch unschlüssigen Senatoren zu Gunsten der Vorlage stimmen."

Schiffs-Nachrichten.

Bohemia", 2. April von Hamburg ab- gegangcn ist am 18. April in New-Aork ange­kommen.Lessing", 30. März von Hamburg, 2. April von Havre abgegangen, ist am 12. April in Nsw-Iork angekommen.

und dann sang er dazu: unser Herrgott hat ihm eine herrliche Stimm' gegeben. Später aber hat er nur noch Schiffe geschnitzt mit Masten und allem Drum und Dran.

In unserem Orte lebt ein Holzhändler, der hat auf dem Meere sein Glück gemacht und Karl sehr viel von seinen Fahrten erzählt, auch gab es unter seines Vaters Büchern viel Seegeschichten und Reise­schilderungen. Die wußte er bald auswendig. Oft hat er mir davon erzählt und sein Spargeld verwandte er auf neue. Bald stand es denn auch bei ihm fest:Ich werde Seemann. Sein Vater aber mag noch immer nichts davon hören, darum hat er ihn zu einem Instrumenten­macher gethan unten in Straßburg, aber ich glaub wohl, der Karl steckt mehr in Kehl bet den Rheinschiffen, als der Vater denkt."

Der Karl paßt auch nimmer zum Lehrling," sagte Babet noch sehr entschieden,der muß hinaus in die weite Welt."

Und ist's die Babet zufrieden, wenn er auf die See geht?" fragte ich.

So ganz freilich nicht, aber lieber ist mtrs schon, als wenn er was würd' was er nit mag. Und der Karl ist ein Sonntagskind, dem alles glückt, dem wird es auch draußen glücken auf der See . . ."

So, so, steht er so fest mit anserm Herrgott im Bunde, daß es ihm nimmer fehlen kann, denn ohne ihn kommt doch kein Sonnenschein und Segen!"

O," erwiederte sie mir da in freudiger Zuversicht,ich denk', er hat ihn von Herzen lieb, so wild und wunderlich er auch manchmal red't, daß er es schon schaffen wolle."

Nun, da wollen wir hoffen, daß er seinen Sonntagsbund hält und etwas Rechtes wird," sagte ich,und dann wird ihm auch Linst Babet helfen im Sonnlagsbund?"

Ein Blick in ihr lieblich erröthendes Antlitz war mir genug Antwort.

Und so hatte ich denn voll froher Hoffnung die beiden jungen Herzen vereint in mein Gebet geschlossen und ihr Bild vereint im Btlder- saal meiner Erinnerung aufgestellt. Nun hatte mir die Wirklichkeit ein ganz anderes dagegen gehalten, doch, noch zweifelte ich, ob zwischen beiden Zusammenhang sei. Sinnend stand ich am Ufer der rauschenden Laisach und sah auf ein kleines, mit Farren und Buschwerk ganz über­wachsenes Stück Erdreich, das, durch eine besonders heftige Strömung vom mütterlichen Boden losgerissen nun von den wilden Wellen um­kreist wurde.

Arme Babet, dachte ich, armes, einsames Weiberl! In diesem Augenblicke rief es hinter mirGrüß Gott!" meine Wtrthin war's mit ihrem ältesten Buben, der ein reich beladenes Wägle zog.

Die Frau Aignerin hatte ich gar gern; sie war eine kreuzbrave, fromme und gescheite Frau, die für alle Verhältnisse im Leben einen Hellen, offenen Blick und ein wunderbar feines Verständniß hatte, dabei rührig und bienenemsig von Sonnenaufgang bis zur finkenden Nacht. Ott hatte ich mich schon mit ihr unterhalten und viel gefunden, was man bei Kopftuch, Mieder und Faltenrock nicht so leicht vermuthet. So wandte ich mich denn auch heute mit herzlichem Gruße zu ihr und gieng an ihrer Seite dem Hause zu. Das Helle Sommerkleid im Nach­bargärtchen bewegte sich jetzt und verschwand bald in der noch immer geschmückten Hausthür und ich fragte:

Wissen Sie etwa, Frau Aignerin, wie das Weiberl drüben heißt und aus welchem Orte im Sckwarzwold es stamm!?"

Wahl," versetzte diese,der Alte ruft sie Babet, u. mem' Schwester, dem Rheiuthaler Bauern sein' Frau, war dab;;, als st: ihr Vater vr.igrs Jahr die Grummermahd war schon vorüber diübm nach Grasegg gebracht hat." (Fortsetzung folgt.)