sich die Wuth des Unholds und auch die unver­ehelichte Block ward von dem Gronack mit tödtlichen Messerstichen traktirt. Auf die Hilfe­rufe der beiden Frauen eilte der Mzewirth des Hauses, der etwa 60jährige Schröder, herbei, und auch dieser sank nach wenigen Augenblicken unter den Messerstichen des Rasenden todt zu­sammen. Gronack ergriff hierauf die Flucht, wobei er das Mordwerkzeug in den Rinnstein warf. Ein Schutzmann verfolgte den Fliehen­den. Dieser, die Erfolglosigkeit der Flucht ein­sehend, lief darauf zu der wenige Schritte ent­fernten Polizeiwache in der Kleinen Andreas- stratze, wo er sich selbst der Gerechtigkeit über­lieferte. Der schnell an den Ort der That gerufene Arzt konnte nur den bereits eingetretenen Tod der drei Opfer konstatiren. Die Leiche der Frau Gronack ward von dem ebenfalls wenige Minuten später auf dem Ort der That erschie­nenen Polizeibeamten im Bette in der Küche liegend gefunden, die Leichs des Schröder, der in der ganzen dortigen Gegend unter dem Na­men deralte Schröder" eine sehr beliebte und bekannte Persönlichkeit war, lag auf dem Boden in der Küche, die Leiche der unverehelichten Block auf der Treppe. Es soll auch noch eine vierte Person verwundet worden sein.

In Pforzheim wurde der Schmied Wilh. Orth von Laibach, OA. Künzelsau, in das dortige Amtsgefängniß eingebracht, weil er­bringend verdächtig ist, sich seines 7jährigen Knaben entledigt zu haben. Orth, welcher bis­her im nahen Brötzingen wohnte, begab sich letzten Freitag gegen Abend mit seinem Kinde nach Unter-Reichenbach, wo er ganz durchnäßt ohne dieses angetroffen wurde. Er gab an, er habe sich im Walde verirrt und sein Sohn sei ihm dabet abhanden gekommen. Bet der auf amtliche Veranlassung abgehaltenen Streife wurde nun am Dienstag die Leiche des Kindes im Walde bei Hohenwarth gefunden. Die Sektion ergab, daß das Kind in Folge von Hunger und Kälte gestorben war. Allem Anschein nach ist das Kind völlig ausgehungert, von dem Raben­vater seinem Schicksale im Walde überlaffen worden.

Karlsruhe, 29. März. Der Redakteur desBad. Landesboten", Egmont Fehleisen, wurde wegen Beleidigung des Prinzen Wilhelm zu drei Monaten Gefängniß verurtheilt. Der Staatsanwalt beantragte zwei Monate Festung.

Zur Reichstagswahl im 2. Meiningi- schen Wahlkreise hat die Sozialdemokratie ihren ganzen Heerbann aufgeboten. Dabei hat Herr- Viereck eine neue Agitationsweise zur Anwen­dung gebracht. Er hat sein Porträt in großer Auslage vervielfältigen lassen und verbreitet dasselbe in Massen im ganzen Wahlkreise. Die Sozialdemokraten hoffen es bet der Stichwahl auf über 5000 Stimmen zu bringen.

Meiningen, 1. April. (Reichstagsstich­wahl.) Bis Abends 8«/» Uhr hatte Witte 3770, Viereck (Sozialist) 1586 Stimmen.

, Ausland.

Wien, 1. April. Die Morgenblätter pnbliziren eine erschöpfende Darstellung der Aktion der Anarchistenpartei. Sie beginnt mit dem Attentat auf Merstalltnger im Jahr 1882, woran sich der Mafsenaufzug der Arbeiter ge­gen die Polizei, die Ermordung Hlubeks, der Skandal in der Pfarrkirche der Favoriten, die Ermordung Eiserts und Blöchs anreihen. Die Darstellung erwähnt die Ausweisung des Ex­peditors der Most'schen Freiheit, John Rewe, und hebt hervor, Stellmacher wie Kämmerer seien Executtvorgane des Most'schen anarchisti­schen Centralkomites in Newyork. Die Most'sche Freiheit habe lange vorher die Ermordung Hlubeks und Blöchs angekündigt. Die Dar­stellung zählt Anhaltspunkte dafür auf, daß Kämmerer und Stellmacher die Mordthaten in der Eisert'schen Wechselstube verübten, auch die Mordthaten an dem Apothekerprovisor Lienhardt in Straßburg, an dem Bankier Heilbrunner und Osttinger in Stuttgart ausgeführt habe». Oettinger bezetchnete den Kämmerer nachderPhotographieaufsBestimm- teste als einen der Thäter. Bei dem fortwährend wachsenden Material dürften noch Monate vergehen, bis das Wiener Landgericht die Anklage formulirt habe.

Genf, 30. März. Gestern Abend fand die Märzseier des Genfer Sozialistenoereins statt. Heritier sprach über die Geschichte der Kommune; dann erinnerte er an den 13. März 1881. Er sagte, die Nihilisten hätten recht ge­habt, den Zaren zu tödten; die Zeit werde bald da sein, wo sein Nachfolger auch in die Luft gesprengt werde. Die Anarchisten wollten das Wort nehmen, und Perrure, einer derselben, bemerkte, er habe die Kommune mitgemacht und folglich das Recht zu sprechen. Trotzdem wurde ihm das Wort verweigert. Es verlief jedoch Alles still.

Cincinnati, 28. März. Infolge eines sehr milden Erkenntnisses in einem Mordprozesse sammelte sich ein Volkshaufen um das hiesige Gefängniß, in welchem noch mehrere des Mordes Angeklagte inhaftiert waren, so daß zur Ver­hütung weiterer Ausschreitungen Militär re­quiriert werden mußte. Dasselbe machte von den Waffen Gebrauch, wobei mehrere Tumul­tuanten getödtet wurden. Der Bolkshaufen vergrößerte sich hiernach, bemächtigte sich aller Waffen und Munitionsvorräthe des Zeughauses und bedrohte fortgesetzt das Gefängniß. Einem Gefangenen, welcher inzwischen nach einer be­nachbarten Stadt gebracht werden sollte, gelang es unterwegs, aus dem Eisenbahnzuge zu ent­kommen. Der entsprungene Verbrecher ist wie­der in Haft gebracht. Die Unruhen haben sich nicht wiederholt.

New - Iork, 30. März. Die Ruhestörun­gen in Cincinnati erregen großes Aufsehen. Dir Zahl der Tobten wird auf hundert, die der Verwundeten auf dreihundert angegeben. Die

Die Hauptbeschwerde des Arbeiters ist die Un­sicherheit seiner Existenz; er ist nicht sicher, daß er immer Arbeit haben wird, er ist nicht sicher, daß er immer gesund ist, und er sieht voraus, daß er einmal alt und arbeitsunfähig sein wird. Verfällt er aber der Armuth auch nur durch eine längere Krankheit, so ist er nach seiner ei­genen Kraft vollständig hilflos und die Gesell­schaft erkennt ihm gegenüber bisher eine eigent­liche Verpflichtung außer der ordinären Armen­pflege nicht an, auch wenn er noch treu und fleißig vorher gearbeitet hat. Die Armenpflege läßt aber viel zu wünschen übrig, namentlich in den großen Städten, wo sie viel schlechter als auf dem Lande ist. Wenn wir in den Berliner Zeitungen lesen von Selbstmord aus Nahrungs­sorgen, von Leuten, die Hungers gestorben sind und sich aufgehängt haben, weil sie nichts zu essen gehabt haben, von Leuten, die in den Zeit­ungen ankündigten, sie wären obdachlos hinaus­geworfen und hätten kein Unterkommen, so sind das lauter Dinge, die wir auf dem Lande nicht verstehen. Da würde sofort der Landrath und die Polizei erscheinen und den Hinausgeworfenen wieder einsetzen und dem Hungernden durch Exe­kution zu Speise und Trank verhelfen. Der Ar­beiter ist wegen dieser Unsicherheit mißtrauisch und feindselig gegen die Gesellschaft. So lange der Staat ihm nicht entgegen kommt oder so lange er zu dem Entgegenkommen des Staates kein Vertrauen hat, so lange wird er immer wieder zu dem sozialistischen Wunderdoktor lau­fen und ohne großes Nachdenken sich von ihm Dinge versprechen lassen, die nicht gehalten wer­den. Deßhalb glaube ich, daß die Unfallver- sicherung, sobald sie namentlich ihre volle Aus­dehnung auf die gesammte Landwirthschaft, auf Baugewerbe u. s. w. bekommt, wie wir das an­streben, sie mildernd auf die Besorgntß und Verstimmung der arbeitenden Klassen wirken wird. Ganz heilbar ist die Krankheit nicht, aber durch die Unterdrückung äußerer Symptome derselben, durch Zwangsgesetze halten wir sie nur auf und treiben sie nach innen.

Ein dreifacher Mord ist am 27. d. M. Mittags 1 Uhr in dem Hause Andreasplatz 3 in Berlin begangen worden. Dort wohnte seit Anfang dieses Jahres die etwa 19jährige Frau Gronack, geborene Block, mit ihrer 22jäh- rigen unverheiratheten Schwester. Erst zu Weihnachten hatte sich Frau Gronack mit dem 32jährigen Arbeiter Ernst Franz Gronack ver- heirathet. Das Glück der Ehe währte nicht lange; häufige Zwistigkeiten, bei denen Eifer­sucht eine Rolle gespielt haben soll, störten sehr bald den häuslichen Frieden, so daß Frau Gronack die Trennung der Ehe einzuleiten be­schloß und ihr Mann eine Schlafstelle in dem Hause Weberstraße 25 bezog. Heute Mittag nun drang Gronack mit einem scharf geschliffenen großen Küchenmeffer in die Wohnung seiner Frau und versetzte dieser mehrere tödtliche Stiche in den Hals und die Brust. Auch gegen die zu Hilfe eilende Schwester der Frau Gronack kehrte

Das Kreuz im Walde.

Novelle von I. Düngern.

(Fortsetzung.)

Den Verlauf dieser drei Tage erzählte Emily weiter, vermag ich noch heute nicht zu beschreiben, obwohl mehr als zwanzig Jahre da­rüber verflossen sind. Genug es war die entsetzlichste Zeit meines Le­bens ! Ich liebte Lussae von ganzem Herzen und es war mir furchtbar, an seinen Tod und zwar an einen solchen zu denken. Es gab Stunden, wo ich mich gleich einem Mörder fühlte, wenn ich nicht auf der Stelle zur Polizei ginge und die ganze Sache angeben würde. War ich bei meinem Freunde, so zitterte ich im wahren Sinne des Wortes vor jedem Läuten der Hausglocke und fürchtete jede Minute, daß die Todesbotschaft überbracht werden möge; war dieser Zustand bis ins unerträgliche ge­steigert und ich wieder zu Hanse, so erfaßte mich dort die gleiche Un­ruhe, kurz, ich habe die feste Ueberzeugung, daß Lussac minder qual­vollere Tage verlebt haben mag, als ich es in jener Zeit gethan habe.

Auf diese Weise verging der erste Tag und die erste Hälfte des zweiten, mein Freund behielt seine Fassung im vollsten Maße, während ich in Fiebererregung fortlebte. Lamont war, so hieß es, auf einige Tage verreist, denn ich war bei ihm gewesen, um ihm mitzutheilen, daß er sich unfehlbar mit mir auf Tod und Leben schlagen müsse, falls er die Grausamkeit habe, auf dem Uebereinkommen mit Lussac zu bestehen. Daß ich, welcher keine Rücksicht auf die Familie Glennor zu nehmen hatte, auf keinen Fall in ein amerikanisches Duell willigen würde, konnte er von mir denken, zudem wußte er auch, daß ich, ohne mich rühmen zu wollen, ein perfekter Schütze bin und noch auf keine Entfernung ge­fehlt habe. Zuerst wollte ich des Grafen Ehrgefühl anrufen und sollte

üws nichts helfen, auf seine Feigheit spekulieren und ihm Furcht ein- flößen. Diese Absicht ward nun durch seine Reise verhindert.

Am Morgen des dritten Tages war ich in wirklicher Verzweiflung; die ganze Nacht hatte ich Pläne um Pläne geschmiedet, ob es nicht mög­lich sei, mein Ehrenwort zu umgehen und die Sache zu verrathen, und bei Gott, wenn ich irgend eine Aussicht auf Erfolg gehabt hätte, ich würde es gethan haben -- wer könnte vom menschlichen Standpunkte aus mir dies auch verübeln aber ich kannte Lussac zu gut, um nicht zu wissen, daß keine Gewaltmaßregeln der Welt ihn abhalten würden, sein Wort zu halten.

Gerade als ich diese Gedanken hin und her erwog, wurde mir ein zierliches Briefchen übergeben, dessen Handschrift mir bekannt war; als ich es öffnete, fand ich, daß es von Miß Glennor war, welche mich in wenigen aber beredten Worten um eine augenblickliche Unterredung bat; sie ersuchte mich aber, sie nicht in ihrem Hause, sondern auf einem be­stimmten und sehr abgelegenen Punkt der Promenade zu treffen, wo sie mir etwas Wichtiges mitzutheilen habe. Natürlich ging ich auf der Stelle an den bezeichnten Ort und fand das arme Mädchen in einem ebenso hohen Grade der Aufregung, als ich selbst war.

Daß der Streit im Walde nicht ohne blutige Folgen ablaufen würde, hatte sie sich auf der Stelle gedacht, und Lamonts Abreise hatte sie deshalb im Anfänge mit Schrecken erfüllt, weil sie dachte, das Duell solle auf fremdem Gebiet vor sich gehen. Durch ihre Dienerin, welche sie auf Kundschaft gesandt, hatte sie indessen erfahren, daß Lussac da­geblieben sei und welcher Jubel ihre Seele bei dieser Nachricht erfüllte, konnte ich mir, da ich jetzt Zeuge ihres Schmerzes war, wohl vorstellen. Heute morgen in aller Frühe war Lamont bet ihnen gewesen, er sei nicht wie gewöhnlich in den Salon, sondern in das Zimmer ihres Vaters