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Man abonnirl bei allen Poststellen und Landpost­boten; in Altenstaig bei der Expedition.

Inserate find immer vom besten Erfolge be­gleitet und wird die Ein- oückungSgebühr stets auf das Billigste berechnet.

Verwendbare Beiträge werden dankbar ange­nommen und angemessen honerirt.

Aus Heu Taumn.

Intelligenz- L Anzeige-Matt

Von der oberen Nagold.

Dieses B'att erscheint wächemliH drei Mal nnd zwar: Dienstag, Donner­stag und Samstag.

Der Akonnem emspreiS teträgr pro Viertelja r: in Ai enstaig 90 Pf.

im ^Ll. -Bezirk 85 Pf.

außerhalb t Mk.

In'eratmaufgabe späte­stens Mrrg. 10 ilhr am Tage vor dem jeweiligen Erscheinen.

Ar. 40.

Menstaig, Donnerstag den 3. April.

1884

äkt8 Llatl äen bannen" kann für das am 1. April begonnene zweite Vierteljahr fortwährend abonnirt werden.

Bereits erschienene Nummern liefern wir nach.

Altenstaig. Die Expedition.

Amtliches.

Durch Beschluß der K. Regierung für den Schwarz­waldkreis vom 28 . März d. I. wurde Andreas Roller, resg. Schultheiß von Ettmannsweiler, zum Ortsvorsteher dieser Gemeinde ernannt.

lieber tragen: Die Schulstelle in Neuweiler dem Schullehrer Meroth in Happenbach, Bez. Heilbronn.

Lalldesuachrichteu.

Altenstaig, 2. April. Nach demSch. M." lautet die Adresse, welche von Nagold an den deutschen Reichskanzler Fürsten von Bis­marck anläßlich dessen neunundsechszigstem Ge­burtstag abgtng, folgendermaßen:Mit freudiger Genugthuung nehmen wir, die unterthänigst ge- horsamst Unterzeichneten, reichstrcuen Anhänger eines, durch die heroische Geistes- und Willens­kraft Eurer fürstlichen Durchlaucht geeinigten und gekräftigten Deutschlands, Kunde von der überlegenen Einsicht, der kräftigen Beweisführ­ung und dein unerschrockenen Mmhe des deut­schen Reichskanzlers im parlamentarischen Gefecht mit den destruktiven Parteien des Reichstags um die soziale Reform unseres lieben deutschen Vaterlands. Wir begehen das 69. Geburtsfest Eurer Durchlaucht in unserer kleinen Oberamts- und Seminarstadt mit freudig bewegtem Herzen und dem sehnlichsten Wunsche: es möge dem lieben, deutschen Vaterland der deutscheste Mann in der hochverehrten Person unseres jetzigen Reichskanzlers lange in guter Gesundheitden Freunden zum Schutz, den Feinden znm Trutz" erhalten werden. Als kleines Angebinde zum hohen Geourtsfeste erlauben sich die nnterthänigst gehorsamst Unterzeichneten ein Produkt des L-chwarzwaldes, bestehend in einer Probe echten Heidelbeergeistes, in der angenehmsten Hoffnung darzubringen, der Saft der Schwarzwaldbeere möge zur Erfüllung oben ausgedrückteu, auf­richtigsten Wunsches das Selnige beitragen. In tiefster Ehrsucht verharren Euer fürstlichen Durchlaucht unterthänigst gehorsamste Reiche, Lürger. Nagold auf 1. April 1884." (Folgen über 100 Unterschriften.)

Stuttgart, 31. März. Vermöge Höch­ster Entschließung vom 5. v. Mts. haben 2e. König!. Maj. den bisherigen K. Geschäftsträger in St. Petersburg, Legationsrath Grafen von Linden, zu HöchstJhrern außerordentlichen Ge­sandten und bevollmächtigten Minister am Kaiser­lich Russischen Hofe ernannt.

Stuttgart, 31. März. Heute Nachmit­tag fand im großen Saale des Bürgermuseums die sehr zahlreich besuchte Landesversammlung der württembergtschen Industriellen und Ge­werbetreibenden statt. Auch mehrere Reichstags und Landtags-Abgeordnete hatten sich eingesun­ken. Der Vorsitzende Direktor R. Moser begrüßte die Versammlung und stellte den Antrag auf Konstituirung des Vereins zur Förderung der Arbeiterversorgung. Der Zweck des Vereins soll sein, an der Ausführung des Krankenkaffengesetzes «nd der übrigen damit in Verbindung stehenden Gesetze sowohl zum Wohle der Arbeiter als auch tm Interesse des Friedens zwischen Arbeit­gebern und Arbeitern mitzuwirken. 259 Firmen der Großindustrie und 32 Gewerbeveretne des Landes haben sich bereit erklärt, dem Vereine beizutreten. Es liegt die Absicht vor, daß zur Bildung eines Landcskomites jeder Bezirk des

Landes einen Vertreter der Großindustrie und einen Vertreter der Gewerbevereine ernenne. In Stuttgart soll ein Bureau errichtet werden, das beauftragt ist, Antwort auf Anfragen aus dem Lande zu ertheilen und den Interessenten mit Rath an die Hand zu gehen. Die ganze Or­ganisation werde so lange bestehen, bis die ge­nannten Gesetze zur Ausführung gebracht sind. Die Versammlung erklärte sich einstimmig für die Konstituirung des Vereins.

Stuttgart, 1. April. Gestern Nach­mittag wurde der 45 Jahre alte Jakob Ruff- ner, Arbeiter in einer Farbwaarenfabrik hier, durch unvorsichtiges Oeffnen des Ventils, wo­durch ein Laugenkefsel zum Ueberlaufen kam, derart verbrüht, daß er heute Nacht im Katha­rinenhospital gestorben ist.

Bezüglich der Uebungen der Ersatz-Reser­visten pro 1884/85 sind, soviel bekannt, folgende Bestimmungen getroffen worden: Es findet statt eine lOwöchige, eine 4wöchtge und eine 14tägtge Uebung. Die zur lOwöchigen Uebung Einbe rufenen werden bei der Infanterie zu je einer Compagnie beim Regiement, beziehungsweise bei der Fußartillerie und den Pionieren zu je einer Compagnie beim Bataillon formirt und die Uebungen derselben haben mit der Einstellung der Rekruten beendet zu sein. Die Einziehung zur 4wöchigen Uebung unter besonderer For- mirung zu besonderen Compagnien bei den Jn- fanterie-Reziemernern, bezw. Zuweisung zu den schon bestehenden Ersatzreserve Compagnien bei der Fußartillerie und den Pionieren rc. hat sich den letzten 4 Wochen der lOwöchigen Uebungs- periode nnd sie Einziehung zu 14tägiger Uebung den letzten 14 Tagen der 4wöchigen Uebungs- periode unter Eiutheilung in die schon bestehen­den Ersatz Rei.-Comp. anzuschließen, in letzterem Falle, sofern die betreffenden General-Comman- dos es nicht versuchsweise vorziehen, die zu 14iägiger Uebung Einberufenen während der für die Ausbildung im Felddicnst günstigen Zeit in die Linienkompagnien einzureihen.

JaStuLtgarL erhielt bei einer Schläge­rei zwischen Arbeitern ein Bierbrauer Schaber aus Beenhausen einen Messerstich in die Brust und ein anderer Bierbrauer Danz aus Weins­berg trug einen Schädelbruch davon; die Ver­letzungen sind lebensgefährlich.

Ludwigsburg, 31. März. Mit dem heurigen Tage hört im Bezirk die bisherige Naturalverpflegung der armen Reisenden ans. Dagegen ist beschlossen, von morgen ab die Na­turalverpflegung über die Sommermonate in der Weise fortdaueru zu lassen, daß in den Stationen Markgröningen und Zuffenhausen blos Mittagessen, in der Station Ludwigsburg dagegen je nach der Tageszeit Mittagessen oder Nachtessen mit Nrchiquartter und Frühstück ge­reicht wird. In den seitherigen Stationen Bis- stngen und Poppenwüler wird den Sommer über keiner'ei Naturalverpflegung mehr verab­reicht. Das k. Oberamt hat an die Schult­heißenämter die Aufforderung ergehen lassen, auch fernerhin dahin zu wirken, daß in ihren Orten den armen Reisenden keinerlei Geschenke mehr verabreicht, sondern diese an die nächste Berpflegungsstation verwiesen werden. Ebenso wurden die Ortsvorsteher angewiesen, die Bettler und Landstreicher festzunehmen und an das Oberamt eiuliesern zu lassen, und zu diesem Zwecke dem Polizeipersonal die Erfüllung seiner Pflichten gehörig einzüschärfen.

In Hoben Weiler bei Winnenden ver­unglückten am Freitag 3 Männer und 1 Mäd­chen dadurch, daß eine Wand des Kellers, mit dessen Ausschachtung sie beschäftigt waren, ein­stürzte. Der 36jährtge Weingärtner Phil.Kübler,

Vater von drei Kindern, wurde als Leiche aus dem Schutt herausgegraben; der 45jährige Srrehle, sen., trug lebensgefährliche innere Ver­letzungen davon; der 17jährige Strehle, junior, erlitt einen Arm- und Beinbruch; der 15jähr. Tochter wurde ein Bein gebrochen.

Durch einen Aufruf des Gewerbe-Vereins Ehingen, dessen Vorstand Kaufmann Zeiller ist, haben sich 62 größere Ladenbesitzer dahin verbindlich gemacht, nach Vorgang anderer Städte von Ostern dieses Jahrs an ihre Läden Sonn­tags von 5 Uhr ab zu schließen.

Von der Macht des Gesanges auf das menschliche Gemüth erzählte bei dem Kaiser­bankett in Göppingen Direktor Dr. Länderer folgende selbsterlebte Begebenheit aus dem 70ger Krieg. Sie seien, sagte der Redner, am 8. Sept. desselben Jahres mit einem großen Eisenbahn­zug schwer verwundeter preußischer und sächsi­scher Grenadiere in den Kölner Bahnhof einge­fahren. Auf dem Perron daselbst stand eine Kompagnie sächsischer Infanterie, lauter junge schmucke Soldaten. Diese haben Angesichts der dem Tode verfallenen Brüder das mächtig er­hebende LiedDie Wacht am Rhein" mit einer Begeisterung gesungen, welche die Schwerver­wundeten förmlich elektristrt und die bleichen Wangen derselben mit einem leichten Roth über­zogen habe. Einer der dem Tode Verfallene«, ein Trompeter, welchem beide Füße abgeschoffen und der linke Arm zertrümmert war, verlangte, daß man ein Fenster des Wagens öffne. Darauf nahm er mit der Rechten seine neben ihm lie­gende zerknitterte Trompete, und blies daraus das von seinen Kameraden auf dem Perron an­gestimmte Lied mit. Kein Auge blieb ange­sichts dieser erschütternden Szene trocken.

Saulgau, 29. März. Die Amtsversamm­lung hat beschlossen, die Naturalverpflegung armer Reisender bis auf Weiteres aufzuhebea. Die Kosten beliefen sich im verflossenen Jahre auf 12000 M.

Auf dem Hochsträß (bei Ulm) wurde Frei­tag Nacht um 10 Uhr ein prachtvolles Phäno­men beobachtet. Es war eine Feuerkugel, welche sich in der Richtung von Nordwesten nach Süd­osten bewegte; ans ihrer ganzen Bahn wurde ein langer Schweif sichtbar. Die Erscheinung dauerte etwa 10 Sekunden.

Deutsches Reich.

Berlin, 31. März. Veränderungen im Reichs-Dienst, zusammenhängend mit Fürst Bis­marcks Austritt aus dem preußischen Mini­sterium, werden jetzt bestimmt fignalisirt. Bis­marck hatte gestern eine Audienz beim Kron­prinzen.

Der Reichskanzler Für st Bismarck trat am Dienstag, den 1. April, in sein 70. Lebens­jahr ein. Der leitende Staatsmann begieng diesen Tag in ungeschwächter geistiger Spann­kraft und erfreulicherweise auch in wieder zu- rückgekehrier körperlicher Rüstigkeit.

Berlin, 1. April. Zum heutigen Ge­burtstage Bismarcks trafen aus allen Ge­genden Deutschlands, des Auslands und den überseeischen Ländern, von Vereinen, Korpora­tionen, Privatpersonen, zahlreiche Glückwunsch­telegramme und Adressen ein. Die Bundes­fürsten , allen voran der König von Bayern, gratulierten telegraphisch oder durch Vertreter. Um 10 Uhr brachte das Musikkorps des Kaiser Alexander-Garderegiments die Morgenmusik, von vielen Seiten waren Blumenspenden und Ge­schenke eingegangen. Das Befinden des Fürsten Bismarck hat sich wesentlich gebessert.

In seiner Rede im Reichstage zu Gun­sten der Unfallversicherung sagte Fürst Bismarck: