Der Thäter wurde heute früh in der Person eines 25jährigen Dienstknechts des Ortes, Namens Faißt, ermittelt und verhaftet. Derselbe ist seiner scheußlichen That geständig.
Karlsruhe. Eine Eisenbahnfahrt, wie sie in ihrer Art wohl selten vorkommt, ereignete sich jüngst auf der Lautterthaler Bahn. Ein Mann von Stockborn, welcher mit dem Zuge von Kaiserslautern kam, stieg an genannter Station aus, und, im Begriff auf dem kürzesten Wege über das Bahngeleise zu gehen, wurde er von der Maschine des wieder in Bewegung gesetzten Zuges erfaßt und — was geschah? Der Betreffende saß in der nächsten Sekunde, dank seiner Geistesgegenwart, rittlings auf dem einen Puffer der Maschine, auf welchem er eine ganze Strecke, bis der Zug wieder zum Halten gebracht worden war, mitfuhr. Zum Glück verlief der unfreiwillige Ritt ohne Unfall.
(Ein demokratisches Blatt für 5 Mark.) In Freiburg i. B. wurde, wie das„F. I." berichtet, das Verlagsrecht des demokratischen „Oberrh. Kuriers" sammt Abonnenten - Liste zwangsweise versteigert. Das Höchstgebot betrug 5 Mk. und 50 Pfg. und wurde auch für diese Summe zugeschlagen.
Die Katzen in Frankfurt machen keinen Unterschied zwischen Brieftauben und gewöhnlichen Tauben. Eine einzige Katze in der Eschenheimer Gasse holte sich 56 Brieftauben, von denen manche 50 M. gekostet hatte. Endlich wurde sie ertappt und erschossen.
Bremen. Ein hochherziges Anerbieten ist von einem Franzosen Namens Robin in Parts dem Vorstande der Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger gemacht worden. Derselbe hat sich erboten, wie er solches bereits für Frankreich, England und andere Länder gethan, ein Kapital in die Hände der Gesellschaft niederzulegen, welches nothwendig ist, um jährlich 500 Frank Zinsen abzuwerfen, welche Prämie demjenigen deutschen Kapitän zuerkannt werden soll, der während des Jahres eine Schiffsbesatzung aus bedeutender Gefahr gerettet haben wird.
Hamburg. Ein hiesiger Rentier machte vor einigen Tagen bet der Polizei die Anzeige, daß er von Strolchen angefallen und einer großen Summe Geldes beraubt worden fei. Die Polizei recherchirte und fand, daß der Rentier — sich selbst beraubt hatte, indem er die Summe mit lustigen Brüdern in einer Nacht durchgebracht hatte. Jedenfalls scheint der schlaue Mann aus Furcht vor der bösen Zunge feiner Frau auf den Gedanken gekommen zu sein, sich den Raubanfall auszudenken, um so das plötzliche Verschwinden der Summe zu rechtfertigen.
Ausland.
Pest, 25. März. Gestern Abend fand ein heftiges, 10 Sekunden dauerndes Erdbeben in Diakowar statt. Viele Häuser und die Pfarrkirche sind beschädigt.
Bern, 24. März. Der „Volksfreund"
berichtet: „In den stebenziger Jahren wurde im Berner Jura ein Mord begangen und ein dieser That verdächtiger Mann bald darauf verhaftet und den Assisen von Delsberg zur Ver- urtheilung der gegen ihn erhobenen Anklage zugewiesen. Die Geschworenen fanden diesen Mann schuldig und die Kriminalkammer verurtheilte denselben zu 20 Jahren Zuchthaus. Nachdem der Verurtheilte dahin abgeführt war, munkelte mau in seiner Gegend er sei unschuldig u. nach etwa anderthalb Jahren beschloß der Appellation?- und Kafsationshof des Kanton Bern die Revision dieses Kriminalprozeffes. Bei Wiederaufnahme der Prozedur zeigte es sich, daß ein gewisser Farine der Thäter sein könnte. Derselbe wurde mit dem Erstverurtheilten nun ebenfalls vor das Delsburger Schwurgericht verwiesen. Bet der neuen Verhandlung wurde Farine der Mordthat schuldig erklärt, der Mitangeklagte dagegen freigesprochen. Farine mußte nun ins Zuchthaus wandern, woselbst er sein Verbrechen mit 20 Jahren büßen sollte. Letzter Tage stellte sich nun vor den Gerichten in Dels berg eine Frau und erklärte, ihr Mann, wel cher im Prozesse gegen Farine als Hauptbe- lastungszeuge ausgetreten, sei der Urheber des Mordes. Sie gab alle Einzelheiten des Falles, sogar die Gründe, welche ihren Mann zum Morde bewogen, den Behörden an mit der Erklärung, daß sie ihr Gewissen entlasten müsse. Der Mann dieser Frau ist nun zur Haft verbracht worden.
Paris, 26. März. Ein Telegramm von dem französischen Geschäftsträger am Hof zu Hue meldet vom 25. d. Mts. aus Thuan-An: Der Prinz der königlichen Familie, welcher der Urheber der Christenmetzeleien war, ist diesen Morgen hingertchtet worden.
— Die beiden Generale Negrier u. Briere, welche die Chinesen aus ihren letzten Zufluchtsorten im Nordosten und Nordwesten von Bac- ninh in die gebirgigen Waldgegenden an der Grenze von China geworfen Hallen, sind wieder nach Hanoi zurückgekehrt. Sie führen reiche Beute an Fahnen und Kriegsmaterial mit sich Negrier bringt eine Batterie Krupp'scher Kano nen, Briere 50 Bronze-Geschütze mit, aus dem letzten Stützpunkte der Chinesen. Außerdem wurden bedeutende Vorräthe an Nahrungsmitteln, zahlreiche Fahnen und Munition erbeutet; die Forts, welche die Straßen beherrschen, wurden zerstört, weil die Besetzung mit Truppen die Streitkräfte der Franzosen unnöthigerweife verzettelt haben würde. Somit scheint der Krieg denn thatsächlich für die Franzosen glücklich beendet zu sein.
Rom, 25. März. Der Papst hat ein geheimes Consistorium mit einer Allocution eröffnet, in welcher er die Schwierigkeiten des gleichzeitigen Daseins zweier Herrscher in Rom betome und von den Hindernissen sprach, auf welche die Propaganda stößt.
-- Aus Rußland wird von Bauern- revolten ziemlich ernster Natur berichtet. Im
Gouvernement Minsk haben die Bauern die Gutsbesitzer in Acht und Bann erklärt. Die Gutsbesitzer wehrten sich ihrer Haut, und find schon regelrechte Gefechte geliefert worden, bei denen es auf beiden Seiten Todte und Verwundete gab. Als ein Militärkommando gegen die Zauern aufgeboten wurde, flüchteten diese in die benachbarten Wälder und bildeten dort Räuber» banden, welche die Gegend im höchsten Grade unsicher machen. Der Grund zu den Revolten ist in den unerhörten Bedrückungen zu suchen, welche von seiten der Großgrundbesitzer gegen die Bauern seit Jahren ausgeübt worden find.
New - Nork, 26. März. Nach Meldungen aus Neworleans brachen mehrere Schutzdämme des Misstsstppifluffes durch. Das untere Flußthal ist völlig unter Wasser und gleicht einem großen See. Die Zahl der Menschen, die das überschwemmte Terrain bewohnten, wird auf 60 000 geschätzt. Große Verluste an Menschenleben werden befürchtet.
Washington, 27. März. Präsident Arthur hat Herrn Sargent, den Gesandten in Berlin, zum Vertreter der Union in St. Petersburg ernannt.
Handel »rrd Berkehr.
(Lotterie des Württ. Kunstgewerbevereins.) Im Hinblick auf die vom Verein in verschiedenen Städten programmgemäß noch zu veranstaltende Wander-Ausstellung sah sich der Ausschuß des Württ. Kunstgewerbe-Bereins veranlaßt, den Ziehungstermin mit höherer Genehmigung endgiltig auf Dienstag den 20. Mai 1884 festzustellen.
Untertürk heim, 25. März. Trotz der regnerischen Witterung war der heutige Frühjahrsmarkt außerordentlich besucht. Es wurden etwa 1000 Bäume zu Markt gebracht. Diese wurden fast sämmtlich zum Preise von 1,50 bis 2 Mark per Stück verkauft; Steinobst per Stämmchen zu 40—70 Pfg.
Viktualieupreise
auf dem Wochenmarkt in Altenstaig am 26. März Vs Kilo Butter ....... 72 Pfg.
2 Eier.8 Pfg.
Altenstaig. Gchra»»e«-Hettel vom 26. März.
Haber . .
. . 7 10
6 99
6 80
Gerste..
9 —
- -
Waizen . .
. . 10 —
9 67
9 50
Roggen..
10 —
- -
Welschkorn....-
10 —
—
Vermischtes.
(Loyal!) Landesfürst (der zu einem Schützenfest geladen ist, bietet dem Bürgermeister eine Zigarre an.) Bürgermeister (wagt vor freudigem Schreck nicht zuzugreifen.) Landesfürst: Langen Sie nur zu, Herr Bürgermeister, ich rauche keine schlechten. Bürgermeister: Durchlaucht, diese Zigarre ist — der schönste Tag meines Lebens — ich werde sie rauchen, so lange ich lebe!
sprachen, Herr Marquis," und trat dann zu Emily uno reichte ihr den Arm, um sie weiter zu führen. Diese aber schien dadurch aus ihrer Erstarrung zu erwachen, sie machte eine Geberde des Abscheus, stieß einen Schrei aus und stürzte bewußtlos zusammen.
Einen Augenblick schien die Verwirrung grenzenlos, diesmal aber war es Mrs. Glennor, welche, als sich niemand um sie bekümmert hatte, gleich wieder aus ihrer Ohnmacht erwacht und jetzt, wo sie keine Gefahr sah, hinzugetreten war.
Sie hatte irgend eine belebende Essenz be: sich, die sie bet ihrer Stieftochter anwandte, und als diese die Augen aufschlug, beschwor sie mich mit leisen Worten, als den Vernünftigsten in der Gesellschaft, meinen Freund mitzunehmen, rasch unfern Wagen anspannen zu lassen und hierher zu schicken, damit Miß Emily fortgcbracht werden könne. Auf meine Bitten ließ sich mein Freund von mir fortz-ehen; wir eilten aus dem kürzesten Wege unserem Gasthofe zu, der Wagen war in einigen Augenblicken angespannt und ich selbst fuhr mit, um die richtige Stelle zu zeigen. Indessen kamen uns die Zurückgebliebenen schon auf halbem Wege entgegen; ich sprang aus dem Wagen, half die Leidende hineinheben und trat dann mit einer stummen Verbeugung meinen Heimweg zu Fuß an.
Lussac, welchen ich noch in sehr erregter Stimmung fand, stand an einem Fenster des Hauses, wo er die Gesellschaft hatte vorbeifayren sehen. Ich sagte ihm, daß er über Miß Emily beruhigt sein könne, was auch der Kutscher bei seiner Widerkehr bestäüfte, da dieser von Mrs. Glennor zu uns zurückgesandt worden war. Mein Freund w >.r auf dem Heimwege ziemlich mittheilend; es schien, als ob die lange Verschlossenheit, welche er hinsichtlich seiner Gefühle beobachtet heute — denn eigentlich hatte er mir nur stets das nothwendigste mitgllheilt — jetzt
den Damm gebrochen habe, denn er sprach in seiner Erregtheit ganz offen und theilte mir auch den Vorfall der letzten Stunde mit.
Er hatte nämlich, als Lamont mit Miß Emily vorausgieng, einen Blick desselben an Mr. Glennor aufgefangen, welcher dem Amerikaner zu besagen schien, meinen Freund auszuhalten, damit das erste Paar ungestört bliebe. Mr. Glennor hatte den Auftrag auch vollkommen gut ausgeführt und, sich an Lussacs Arm hängend, demselben eine ziemlich wahre Beichte seiner bedrängten und beinahe unmöglich gewordenen Situation abgestattet. Im Anfänge wußte er auch durch alles, was er über seine Tochter erzählte, Lussacs Interesse so zu erregen, daß dieser die Vorausgehenden vergaß, dann aber fiel ihm Emily und ihr Begleiter plötzlich wieder ein, und da er sie nicht mehr erblicken konnte, so eilte er auf gut Glück, Mr. Glennor verlassend, um einen Seitenweg zu erreichen, welchen der Graf eingeschlagen haben mußte.
Nach wenigen Minuten schon hörte er heftiges Sprechen und sah beim Einbiegen des Weges plötzlich auf jenem kleinen runden Rasen- Platze Lamont, welcher Miß Emily, die sich von ihm loszureißen suchte, an der Hand festhielt und heftig mir ihr redete. Dies sehen, Hinstürzen und Miß Glennors Hand aus der deS Grafen befreien, war daS Werk eines Augenblicks, und eben so schnell geschah es, daß er Lamonts Spazierstock, welchen dieser drohend gegen ihn erhoben, an sich gerissen und zerbrochen ihm vor die Füße geworfen hatte. Im nächsten Moment hatte Lamont freilich den Dolch gezogen, allein wie ich schon erzählt, war es mir gelungen, ihn zur Vernunft zu bringen.
(Fortsetzung folgt.)
(Lesefruchi.) Menschen ohne Empfänglichkeit für das Schöne und ohne Liebe sind dem Geiste der Tugend fremd.