gestern Nachts den Galgen errichtet, als auf ein neuerliches telegraphisches Gnadengesuch des Advokaten Czesnak an den Kaiser noch im Laufe der Nacht die kaiserliche Begnadigung ans telegraphischem Wege eintraf. Natürlich unterblieb die Exekution.
Bern, 22. März. Der Bundesrath hat die Anarchisten Kennel aus Bayern, Schnitze «ns Schlesien, Falk aus Steiermark und Lifsa auS Böhmen, aus der Schweiz ausgewiesen. Ms Motiv für die Ausweisung wird angegeben, sie hätten nahe Beziehungen zu den Anarchisten Stellmacher und Kämmerer unterhalten. Auch hätten Kennel und Genoffen die Behörden bei den Nachforschungen nach den Urhebern der Verbrechen irregeleitet.
Paris, 24. März. In einem Dorfe in der Umgegend von Tülle hat die Gendarmerie daS Lager einer geheimen Dynamitfabrik entdeckt.
— Die Franzosen wollen jetzt den Engländern an der Sudanküste Concurrenz machen. Frankreich will nemlrch einige Inseln im rothen Meere, sowie namentlich die Bay von Oboe in Besitz nehmen, worauf es kraft eines alten Vertrages Ansprüche geltend macht. Das rothe Meer, welches Afrika von Asten scheidet, bildet an seinem Ausgang eine Meerenge. Am astatischen Ufer desselben haben sich die Engländer in der Seefestung Aden längst schon festgesetzt. Nun aber will Frankreich an der Beherrschung dieser äußerst wichtigen Meerenge auch theil- nehmen und zu diesem Zwecke eignet sich die gegenüberliegende Oboe-Bay ganz vortrefflich. Außerdem hat sie den Vortheil, von dort aus im Sudangebiet sich einmischen und ausbreiten zu können. Die Franzosen sind nemlich höchst ungehalten über die Unfähigkeit Englands im Sudan, wodurch auch französische Interessen in Kürthum) nicht bedroht und geschädigt werden. Ferner ist es ihnen gar nicht gleichgiltig, daß der Suezkanal, den sie erbauten, sowie das ganze rothe Meer, welches die allgemeinen Verkehrsstraßen nach Indien, Ostasten u. Australien bildet, in die Hände der Engländer gelangen soll, indem sie nach und nach alle umliegenden Küstenstriche in ihre Gewalt bringen. Auch für das deutsche Reich ist es eigentlich nicht gleichgiltig; aber es bekümmert sich leider nicht viel um überseeische Verhältnisse und Besitzungen, so nothwendig die Ausbreitung nach außen- hin für eine so übervölkerte Nation auch wäre.
Madrid, 21. März. Der König ersuchte den Kaiser Wilhelm, dem Prinzen Wilhelm die Insignien des goldenen Vließes zu überreichen.
(Unterseeisches Boot.) Einer Meldung der „D. H. Z.* wurde in Stockholm auf Rechnung von Frankreich ein unterseeisch gehendes Schiff gebaut. Dasselbe ist 65' lang und 6' breit und mit einer Maschine versehen, die 30 Pferdekräfte stark ist. Das submarine Boot hat bereits seine Probefahrt gemacht und hiebei eine Geschwindigkeit von 10 Seemeilen in der Stunde erreicht. Die Fahrt fand in einer Tiefe von
50' unter dem Meeresniveau des Mälarsees statt und hatten 4 Personen 6 Stunden lang ganz leicht dieselbe ertragen. Vom Boot steht über dem Wasser nur ein kaminartiger Cylinder heraus, der in seinem Hohlraume eine Wendeltreppe enthält, auf welcher man in das Innere des Schiffes gelangt. Der über Wasser schauende Theil des Cylinders ist mit einem Glashelm bedeckt, unter dem der Steuermann steht, der von diesem auswärtigen Posten aus das Schiff lenkt.
Washington, 25. März. In dem von der Minorität des Senatsausschuffes für auswärtige Angelegenheiten erstatteten Berichte heißt es: „Deutschland habe durchaus das Recht, die Einfuhr amerikanischen Schweinefleisches zu untersagen, wenn es dieses Verbot für angemessen erachte. Amerika habe ferner kein Recht, sich darüber zu beklagen, wenn eine auswärtige Regierung angesichts der amerikanischen Zolltarife zur Schutzpolitik übergehe. Amerika müsse begreifen, daß es nicht so groß und unabhängig sei, um sich über die Gesetze der politischen Oekonomie hinwegsetzen zu können.*
(Eine kolossale Fußtour.) Weston, der amerikanische Fußgänger, brachte, wie von London geschrieben wird, am vorletzten Samstag Abend seinen Versuch, 5000 englische Meilen in 100 Tagen zu laufen, zu einem erfolgreichen Abschlüsse. Die Tour begann am 21. Novbr. Die Bedingungen waren, daß er 50 Meilen pro Tag, mit Ausnahme des Sonntags, zurücklegen, während der ganzen Zeit in keinen Wagen steigen und keine geistigen Getränke genießen solle. Am Samstag Abends 9 Uhr 35 Min. vollendete Weston die letzte Meile.
Handel nnd Verkehr.
Immer lauter vernimmt man aus den verschiedensten Landestheilen die Klage, daß fremde Goldmünzen in größter Menge tagtäglich in den Verkehr gebracht werden, namentlich auf den Messen, Märkten, Schrannen u. dergl. Ganz besonders sind es die 10- und 20-Frank- stücke, die weit über dem Börsenkurs unter das Publikum gebracht werden: und die in Oberschwaben u. s. w. so massenhaft verbreitet sind, daß man dort keine Zahlung ohne theure 20- Frankstücke erhalten kann. Es dürfte deßhalb die Bitte an die einschlägigen Behörden wohl gerechtfertigt sein, für die genaue Befolgung des deutschen Münzgesetzes mit aller Entschiedenheit einzutreten, damit das Publikum wieder den Muth bekommt, sich fremden Geldes zu erwehren, und also auch der Bauer für sein Vieh auf dem Markte und für seine Frucht an der Schranne — wieder deutsches Geld bekommt und nur deutsches Geld.
S tuttgart, 24. März. (Landesproduktenbörse.) Unsere Bertchtswoche zeichnete sich durch vorzeitige Frühlingswitterung ganz besonders aus, jedoch ist seit Samstag die Temperatur rauher und damit mehr normal geworden. Der Getreidemarkt hat seine Phistognomie nicht verändert, am Geschäft betheiligt sich nach wie
Was nun den ersteren betrifft, welcher sich in den wenigen Wochen, wo diese Geschichte spielt, sehr passiv, wenigstens scheinbar, verhalten und meistens nur mit Mr. Glennor verkehrt hatte, so begann dieser täglich eifersüchtiger auf meinen Freund Luffac zu werden und zeigte dies oft in einer so heftigen und beinahe rohen Weise, wie ich sie einem doch sonst gebildeten Mann nicht zugetraut hätte. Ohne Zweifel hatte er bemerkt, daß mein Freund Versuche machte, auf indirektem Wege Mr. Glennors Geldverlegenheiten zu verbessern, und da ihm das nicht sehr gelegen kam, indem er den tollen Spieler gern in Händen behalten hätte, so sagte und that er alles, um Luffac die Glennor'sche Familie und den Umgang mit derselben gründlich zuwider zu machen. In der Frankfurter Gesellschaft kursierte noch immer das erste Gerücht, welches mir schon damals von bewußter Seite mitgethetlt ward, daß nämlich die Glennors mitsammt Lamont Abenteurer und Spieler seien und die schöne Emily — dies empörte mich am meisten — des Grafen Geliebte wäre.
Wie es in der Regel geht, so hatte auch hier die Gesellschaft den allergewöhnlichsten Klatsch aufgeriffen und ließ denselben nun als baare Münze zirkulieren; und obschou ich widersprach und vor allem Miß Glennors Tugend ins hellste Licht stellte und der Wahrheit gemäß berichtete, daß Graf Lamont, wenn auch ein eifriger Spieler, doch auch den Reichthum besitze, um dies thun zu können, daß er ferner ein Bewerber um Miß Emilys Hand sei und dies allein genüge, um die ausgestreuten Verdächtigungen über das arme Mädchen niederzuschlagen, so ließ man sich doch die vorgefaßte üble Meinung nicht aus dem Kopfe reden, und Miß Glennor erhielt bei ihren gelegentlichen Erscheinungen auf der Promenade, trotz ihrer stolzen und unbekümmerten Haltung, manches Mißtrauensvotum der Gesellschaft in Gestalt von verächtlichem Naserümpfen oder beleidigenden, neugierigen Blicken.
vor nur der Consum und die Spekulation ruht gänzlich, doch bleiben die Preise stabil und ha» ben keine Veränderung erfahre«. Wir haben von jetzt ab noch mehr als 4 Monate, bis neue Brodfrucht auf unfern Markt kommen kann, und ist anzunehmen, daß bis dorthin die Bor- räthe von alter Waare, doch so ziemlich gelichtet sein und nicht mehr stark auf den Markt drücken werden, so daß in Zukunft die Aussicht auf unsere kommende Ernte als Hauptfaktor bei der Preisbewegung mitsprechen wird, welche vorerst die denkbar beste ist. Die heutige Börse war schlecht besucht und der Umsatz in Waizen nicht von großem Belang, dagegen konnte die Nachfrage nach Haber trotz erhöhter Angebote nicht voll befriedigt werden, weil die Vorräthe ziemlich knapp geworden sind. Wir notiren p. 100 Kgr.: Weizen bayer. . . 20 M. 40 bis 20 M. 75 dto. ruff. Sax. 20 M. 40 bis 20 M. 80 dto. ruff. Affow. 18 M. — bis — M. — dto. caltforn. . 21 M. 40 bis 21 M. 75
Dinkel .... 13 M. 40 bis — M. —
Mähr. Saat-Gerste 24 M. 75 bis — M. —
Haber . . . . 15 M. — bis 15 M. 20
Stuttgart,24. März. (Mehlbörse.) Preise per Sack von 100 Kilogr., Brutto für Netto, bei Abnahme größerer Posten Mehl Nr. 0 . . 32 M. - bis 33 M. 50
Nr. 1 . . 29 M. 50 bis 31 M. 50
Nr. 2 . . 27 M. — bis 29 M. —
Nr. 3 . . 25 M. 50 bis 27 M. —
Nr. 4 . . 20 M. — bis 21 M. 50
Von der Tauber, 24. März. Die warmen Märztage haben in der Natur förmlich Wunder gewirkt. Die Winterfrüchte stehen gutbestockt üppig, die Sommersaat ist theilweise beendet. Der Rebstock ist im Holz gut ausgereift und zeigt viele Fruchtaugen. Die Obstbäume, besonders Aepfel und Steinobst, zeigen starken Blüthenansatz. Die Zwetschgenblüthe ist am Aufbrechen und da und dort lacht schon aus den Rebstöcken herüber ein im Blütheuschmuck stehender Pfirstchbaum. Die Aussichten auf ein gutes Jahr sind bis jetzt die günstigsten. Au 1883er Wein liegt in manchen Orten noch ziemlich Vorrath. Derselbe hat sich gut gebaut und hat in der Qualität die auf ihn im Herbst gesetzten Hoffnungen weit übertroffen. Der Preis per Hektoliter ist jetzt von 34 bis 40 M.
An die Frauen!
Schon öfters haben wir Frauen und Mädchen klagen hören, daß nach Gebrauch dieses oder jenes empfohlenen Mittels anstatt Linderung vermehrte Schmerzen eingetreten seien. Aus diesem Grunde möchten wir hiemit alle Diejenigen, welche nöthig haben eröffnende Mittel anzuwenden, davor warnen, zu scharf abführenden Salzen, Wässern, Pillen oder Mixturen ihre Zuflucht zu nehmen, sondern nur die von den ersten medizinischen Autoritäten als angenehm und sicher wirkend empfohlenen Apotheker R. Brandt's Schweizerpillen, welche in den bekannten Apotheken erhältlich sind, anzuwenden.
Ohne zu zeigen, daß sie dies bemerke, entging ihr doch keine dieser Beleidigung, in welchen die Grausamkeit der Frauen untereinander in der menschlichen Zivilisation noch unübertroffen dasteht, und so kam es, daß dies stolze hochherzige Geschöpf mit ihrer täglich neu zu bekämpfenden Liebe für Luffac im Herzen, dabei diesen fortgesetzten Nadelstichen ausgesetzt, welche ihr Mr. Glennor und die Elite der Badewelt, jedes in seiner Art, verursachte, nach und nach immer blässer und leidender aussah und mir, so oft ich Sie betrachtete, ein tiefes Mitleid einflößte; ich wünschte den alten Glennor mit seinen traurigen Grundsätzen, welche ihn in eine solche Klemme gebracht, zu allen Teufeln, und ebenso auch Lamont, welcher diese Klemme benutzte, um Emlty Glennor zu einer Heirath zu zwingen, die ihr verhaßt war.
Mrs. Glennor blieb — dies sei der einzige Ruhm, der ihr in meinem Gedächtniß geweiht werden kann — bei allen diesen Vorkommnissen neutral. Nach ihrer Art war sie in den „schönen Grafen*, wie Lamont in der Badewelt hieß, verliebt und würde ihn gar za gerne an ihren Triumphwagen gefesselt haben; da er dies aber entschieden nicht mehr zu thun wollen schien, so wäre sie auch mit Lussacs Huldigungen sehr zufrieden gewesen und es war oft wirklich amüsant, die vorwurfsvollen Blicke zu bemerken, welche sie von dem einen auf den andern richtete, während Mr. Glennors ursprünglich schönes Gesicht und vornehme Haltung sich darüber gänzlich veränderte, denn er wurde blau- roth vor Aufregung und Zorn und hatte doch nicht den Muth, seiner Frau dergleichen zu verbieten.
(Fortsetzung folgt.)
(Lestfrucht.) Ein Charakter ist ein FelS, an welchem gestrandete Schiffer landen, und anstürmende scheitern.