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Erscheinungstage: Montag, Dienstag, Mittwoch, »onnerStag, Freitag und Samstag. Jnsertionspreis S Pfg. pro Zeile für Stadt u. Vezirksorte; außer Bezirk 12 Pfg.
Kreitag, Len 17. Mar; 1911.
BezugSpr. i. d. Stadt l/,jährl. m. LrKgerl. Mk. I.SS. Postbezugspr. >.d. Orts- u. NachbarortSverk. '/^jiihrl. Mk. 1.S0, im Fernverkehr Mk. 1.30. Bestellg. in Württ. 30 Pfg., in Bagern u. Reich 4L Pfg.
Äswriistz»
Bekanntmachung,
betr. die Ma«l- und Klauenseuche.
In Liebelsberg ist dis Seuche erloschen und ist die Grhöfisperre aufgehoben worden.
Da jedoch LiebelSberg im Beobachtungsgebiet der noch verseuchten Ortschaft Neudulach liegt, bleiben für Liebelsberg noch folgende Anordnungen in Kraft:
1. Das Dnrchtrriben von Wiederkäuern und Schweinen ist untersagt, insbesondere ist untersagt jeglicher Handel im Umherziehen mit Wiederkäuern und Schweinen einschließlich des Auf- suchms von Bestellungen seitens der Händler ohne Mttführung von Tieren.
2. Die Ausführung von Wiederkäner« und Schweinen aus den Gemeinden dieses Be- ovachtnngSgebietS an andere, diese« nicht zugehörige« Plätze ist nur zum Zweck sofortiger Abschlachtung vud nur mit vorheriger Erlaubnis des Oberamts, welches einen besonderen Erlaubnisschein ausstellt, gestattet.
Calw, 16 März 1911.
K. Oberamt.
Amtmann Rippmann.
Tagesueuigkeiten.
Alten steig 16. März. Der im Konkurs befindliche Fabrikant Fritz Schmitz, Inhaber der Schwarzwälder Triebnemenfabrik, hat dieser Tage beim Amtsgericht in Nagold den Offenbarungseid geleistet. Sein Haushalt gelangte gestern hier unter starker Teilnahme von nah und fern zur öffentlichen Versteigerung. Der Konkurs, der immer noch große» Aufsehen erregt, umfaßt nahezu V« Million Mark.
Freudenstadt 16. März. (Später Winter.) Auf dem Kniebis und dem Ruhe
stein mußte gestern der Bahnschlitte« nach allen Seiten geschleift werden. Der Neuschnee liegt mindestens 20 Zentimeter hoch, während der alte Schnee immerhin noch 50—60 Zentimeter Höhe ausweist. Da der Neuschnee pulverig ist, find auf dem Knirbis und dem Ruhestein die denkbar besten Verhältnisse für den Schneeschnhsport.
Stuttgart 16. März. (Das neue evangelische Gesangbuch.) Wie der „Schwarzwälder Bote" berichtet, hat die vom Kgl. evang. Konsistorium eingesetzte Kommission zum Zweck der Ausarbeitung des Entwurfes für ein neues Gesang- und Choralbuch ihre 3jährige mühevolle Arbeit zum Abschluß gebracht. Der Entwurf soll Anfang Mai d». Js. der Oeffentlichkeit übergeben werden. Bekanntlich unterliegt dieser Entwurf «och der Beschlußfassung des evangl. Synodus und der evangelischen Landessynode. Demnach wird mit dem Erscheinen des neuen Gesangbuches keinenfalls vor der Konfirmation des Jahres 1913 zu rechnen sein.
Stuttgart 15. März. (Blumentag.) Die Sozialdemokratie Göppingen veranstaltet am nächsten Sonntag zusammenfallend mit dem Blumentag ebenfalls einen Blumenverkanf zum Besten des Reichstagswahlfond».
Stuttgart 16. März. (Bahnhof- neuban.) Eine der wichtigsten Arbeiten, die mit dem Bahnhosueubau im begonnenen Jahr verknüpft sind, wird der Durchstich des Rosensteintunnels sein. Bekanntlich ist geplant, einen Doppeltunnel von 4 Gleisen durch den Rosenstein zu führe» und zwar etwas höher gelegen als jetzt, sowie eine neue viergleistge Brücke über den Neckar herzustellen. Für den Durchstich waren 3*/- Mill. ^ vorgesehen, doch rechnet man damit, daß sie nicht unwesentlich geringer
sein werden. Die neue Neckarbrücke wird etwa 300 m lang sein und dürfte dann wohl zu den schönsten de» Lande» zählen. Sie wird in Beton ausgeführt mit Bögen von 60 m Spannweite.
Stuttgart 16. März. (Ein empfehlenswertes Buch.) Der Schwäbische Schillerverein gibt aus Anlaß der Feier der silbernen Hochzeit de» Königkpaarrs ein Hausbuch „Schwäbischer Erzähler" heraus, das die besten Erzeugnisse der schwäbischen erzählende« Literatur enthalten und nur 1 kosten soll. Der Stuttgarter Gemeinderat hat beschlossen, da» Buch an 3000 zur Entlastung kommende Schüler und Schülerinnen zu verteile« und es außerdem den Schülerbibliothrke« zuzuweisen. Es sollen 4000 hiefür ausgegeben werden. Diese« Beispiel verdient Nachahmung im ganzen Lande.
Stuttgart 16. März. (Festnahme.) Ein junger Angestellter der Cigarrenfabrik Merzbacher namens Georg Preuninger war, wie seinerzeit gemeldet wurde, nachdem er diese Firma um 6 000 betrogen hatte, nach Berlin geflohen und hatte sich von dort nach Paris gewandt Jetzt ist es gelungen, ihn dort zu verhafte».
Stuttgart. (Neue Schnellzugswagen.) Auf dem Cannstatter Bahnhof standen dieser Tage einige neue Schnellzugswage« z« den Probefahrten bereit. Der Wagenpark unserer württembergische« Staatseisenbahneu wird durch diesen neuen Typus eine wertvolle Ergänzung erfahre«. Was an de« neuen Wage« auf den ersten Blick besonders auffällt, ist ihre ungewöhnliche Länge, die ca. 18 Meter beträgt. Die Wagen haben Abteilungen der dritten, zweiten und ersten Klaffe. Die Kabinen und zwar namentlich auch die der dritten Klaffe, sind geschmackvoll ausgestattet, in der Farbe wie
Irrungen.
45> Roman von G. W. Appleton.
«Fortsetzung.)
Aber einen noch gewaltigere» Eindruck machte Thornhill» Erklärung auf Eva Rhode». Eine Leichenblässe überzog momentan ihr Gesicht, ihre Augen erweiterten sich von dem plötzlichen Schrecke», und ihr Mund öffnete sich wie beim Anblick irgendeiner furchtbaren Erscheinung. Nur ganz leise konnte sie die Schlußworte wiederholen: „Deines Bruder» Frau!"
Jawohl, antwortete Thornhill ernst, meines Bruders Frau.
Einen Augenblick bewegte sie sich auf ihrem Stuhle in Verzweiflung hin und her. Daun führte sie rasch die Hand zum Munde und schlug sich leise auf die Stirne. Plötzlich fuhr sie empor, ein ganz andere« Weib, kalt, unverzagt vn gefaßt:
So, Frank Thornhill, jetzt kannst dn fortfahren mit deinen Lüge»! Du willst ihren armen Hintergangenen Gatten betrügen, wie d« mich betrogen hast. Fahre nur fort, du Heuchler!
Da« werde ich, sobald du zu schimpfen aufhörst und dich niedersetzest, erwiderte er, indem er ihr z« Dixon» Ueberraschung einen Blick zuwarf, der Böse» verkündete.
Sie schaute sich verächtlich in dem kleinen Kreise um.
Nun, nahm Thornhill die Erzählung wieder auf, bald wußte ich die ganze üble Geschichte ausführlich. Mein Bruder war ihr nach Harrow gefolgt, wo die Mutter hingezogen war. Frau Elliot hatte von den häufigen Zusammenkünften erfahren, und das Resultat davon waren naturgemäß heftige Zusammenstöße zwischen Mutter und Tochter, bis eines Tages Glady» endlich ihre Sache« packte. Sie war mündig und unabhängig und fuhr, ohne sich um die guten Ratschläge ihrer Mutter
zu kümmern, einfach «ach London, wo sie sich gleich am folgenden Tage — mein Bruder hatte die nötigen Vorbereitungen schon getroffen — in irgendeinem Bezirk im Südosten trauen ließen. Herr Beale hat eine Abschrift de» Zeugnisses in der Tasche.
Beale nickte. Deptfort, sagte er.
Ganz recht. Von dieser Tatsache weiß ihre eigene Mutter bi» ans den heutigen Tag noch nicht«. D» magst vielleicht fragen, Philipp, warum sie dir da» verheimlicht hat. Ich komme gleich auf diesen Punkt, «nd du magst dann über ihre Gründe urteilen, wie du willst, nur mußt du immer ihren letzten Brief vor Augen halten, worin sie ihren Kummer und ihre Besorgnis ausdrückt, die sie stet» wegen dieser Geheimhaltung empfunden hat.
Ich werde da» stet» bedenken, sagte Philipp Doyle mit zitternder Stimme.
Die Mißhelligkeiten ließen nicht lauge auf sich warten, fuhr Thornhill fort. In der ersten Woche ihrer Ehe wurde sie schon zu ihrem Schrecken gewahr, daß sie sich an einen großen Taugenichts weggeworfen hatte. Inden erste» acht Tagen präsentierte er ihr auch bereit» einen Wechsel, über tausend Pfund, den er mit der Unterschrift seines Vater» gefälscht hatte, und den sie nun bezahlen sollte, um ihn vor Strafe zu bewahre«. Er hatte sich aber verrechnet. Er hatte nicht an Herrn Maybrick hier gedacht — ihren Rechtsbeistand, der ihn von seinem Irrtum, daß seiner Frau Vermögen sein Eigentum sei, sehr gründlich kurierte. Glady» trennte sich sofort von ihm, und auch mein Vater sagte sich endlich von ihm lo». Er verweigerte die Annahme de» Wechsels und erklärte den Inhabern, sie könnten gerichtlich Vorgehen, wie es ihnen beliebte; er seinerseits habe mit der ganzen schmutzigen Angelegenheit weiterhin nicht» mehr zu tu». Da» fernere Schicksal seines Sohne» sei ihm von nun an vollkommen gleichgültig. Indes kam doch schließlich ein Einvernehmen zustande, demzufolge er sich verpflichtete, den Wechsel einzulösen, wenn mein Bruder