Vineyard an der Küste von Massachusetts. 104 Personen kamen dabei um, darunter 55 Passatziere erster, 15 zweiter Cajüte und 34 Personen von der Mannschaft. 22 Personen wurden gerettet. Im Augenblick des Scheiterns stürzte Alles auf das Deck, und es wurden fast Alle von den Wellen fortgerifsen. Unter den Ertrunkenen befindet sich auch O. Jafigi aus Boston, türkischer Generalkonsul für die Union.
— Die spanische Ministerkrtsis ist beendigt. König Alfons hat weder in eine Auflösung der Cortes gewilligt, um Posada tzerrara am Ruder zu erhalten, noch sich an dessen Vorgänger Sagasta gewandt, obwohl die Partei des letzteren aus der Adreßdebatte als Siegerin hervorgegangen war, sondern er griff zu den Conservativen zurück und berief Canovas del Castillo wieder an die Spitze des Cabinets. Eanovas, der im Jahre 1831 geboren ist und der Führer der Alfonsistenpartei war, stand schon bet der Thronbesteigung des Königs Alfons 1874 an der Spitze der Regierung und erfreute sich des königlichen Vertrauens auch als er 1881 dem liberalen Sagasta weichen mußte. Das neue Ministerium bezeichnet als das Ziel seines Strebens, Freiheit und Ordnung zu sichern und die Monarchie zu befestigen. Schon find 49 Präfekten ernannt, welche sofort in die Provinzen abgehen werden.
Washington, 18. Januar. Die Subrommission für Handelssachen in der Repräsentantenkammer beschloß, letzterer eine Resolution vorzuschlagen, wonach Präsident Arthur ermächtigt werden soll, den Import solcher Maaren zu verbieten, welche er nach Anhörung von Sachverständigen als der Gesundheit der amerikanischen Bevölkerung schädlich betrachten würde und sofern dieselben aus Ländern kommen, die aus gleichem Grunde den Import amerikanischer Maaren und Produkte verbieten.
Harrdel und Berkehr.
Stuttgart, 21. Januar. (Landesproduktenbörse.) In der letzten Woche wollte auf einigen Plätzen eine festere Stimmung im Getreidehandel einsetzen, allein immer wieder mußte dieselbe der alten Flauheit Platz machen, weil jeder Anlaß zu einer Besserung der Preise fehlt. Die Witterung blieb milde wie seither, die Saaten stehen gut und hoffnungsvoll und haben bis heute keinen Schaden genommen und Brodfrucht ist überall im Ueberfluß vorhanden. Zu der bisherigen Trostlosigkeit im Geschäft kommt nun ein rapider Rückgang der Preise in Nord-Amerika, welcher einer Panik auf ein Haar gleich sieht und vermuthen läßt, daß dieses Produktionsland, das bis jetzt am Wenigsten nachgiebig war, seine kolossalen Vorräthe um Schleuderpreise auf den europäischen Markt werfen wird, wodurch dieser jenen Halt verlieren mutz. Uebrigens geben amerikanische Waizen hieher keine Rechnung und müssen erheblich weiter zurückgehen, bis sie auf unfern Markt mit seinen sehr niederen Preisen einen
Druck ausüben können. Der Situation entsprechend gieng der Handel heute sehr flau und wurde wenig Waare umgesetzt, obgleich Waizen niederer angeboten wurde.
Wir notiren per 100 Kilogr.:
Weizen bayer. . . 19 M. 50 bis 20 M. 60 dto. ruff. Sax . 20 M. 50 bis 20 M. 75
dto. Assow. . . 18 M. 50 bis - M. —
Kernen .... 19 M. 75 bis 20 M. — Haber, prima . . 14 M. 20 bis — M. —
dto. gewöhnl. . 12 M. 60 bis 13 M. 40
Stuttgart, 21. Jan. (Mehlbörse.) Das Geschäft war in der letzten Woche auf den laufenden Bedarf beschränkt, ohne wesentliche Preisveränderung. An heutiger Börse sind von inländischen Mehlen 1065 Sack als verkauft zur Anzeige gekommen szu folgenden Preisen: Pr. Sack von 100 Kilogr., Brutto für Netto bei Abnahme größerer Posten:
Mehl Nr. 0 . . 32 M. 50 bis 34 M. —
Nr. 1 . . 30 M. 50 bis 32 M. -
Nr. 2 . . 28 M. 50 bis 30 M. —
Nr. 3 . . 26 M. — bis 28 M. —
Nr. 4 . . 21 M. — bis 22 M. 50
Ehingen a. D., 18. Jan. Seit voriger Woche lebt der Hopfen Han del wieder frisch auf. Israel. Händler suchen und kaufen aller Orten die Hopfenreste auf zu steigenden Preisen. Gestern wurde für eine größere Parthie 185 Mrk. bezahlt. Fast alles in Stadt und Land ist bet Produzenten aufgekauft.
Nagold,
den 19. Januar 1884.
Neuer Dinkel .
. . 6 60
6
44
6
25
Haber . . .
. . 6 —
5
67
5
20
Gerste . . .
. . 8 80
8
57
8
10
Bohnen . . .
. . 8 —
7
74
7
50
Waizen. . .
. . 10 —
9
62
9
40
Roggen. . .
. . — —
8
50
—
—
Erbsen . . .
. .-
11
20
—
—
Linsen-Gerste .
. . - -
7
50
(Ueber die Weidenkultur) wird der „Tüb. Ehr." von Pfäffingen geschrieben: Die Weidenkultur scheint sich auch bei uns einzubürgern. Im vorigen Jahr machte ein hiesiger Bürger damit den Anfang und es hat den Anschein, daß in diesem Jahr damit fortgefahren wird, indem sich mehrere Bürger entschlossen haben, anstatt mehr Hopfen Weiden zu Pflanzen. Einsender dieses hält es im Interesse der Land- wirthe für angemessen, einiges über diese Kultur mitzutheilen, indem dieselbe in unserer Gegend noch ziemlich unbekannt ist. Der schon erwähnte hiesige Bürger pflanzte im vorigen Jahr 8 Ar mit 10,000 französischen Setzlingen mit einem Kostenaufwand von 45 Mark an und zwar benützte er dazu ein Grundstück, welches sich in Folge seines kalten Lettenbodens weder zuKörner- Frucht noch zu Futter-Kräutern eignete. Die Weiden sind außerordentlich gerathen und haben eine Höhe bis zu 2 Meter erreicht. Ferner wurden 6 Ar ziemlich trockener Boden mit 8000 Setzlingen von einer andern Sorte mit einem Kostenaufwand von 35 Mark bepflanzt. Ein
sender dieses bezweifelte das Gedeihen der Weiden an diesem Platze, indem derselbe, wie noch mancher Andere, der Meinung war, die Weidenkultur eigne sich nur für nasse Felder, aber die Weiden erreichten auch hier eine Höhe von 1,80 bis 2 Meter. Es geht daraus hervor, daß Weiden fo ziemlich in jeder Bodenart gepflanzt werden können. Wenn der auf fragl. 14 Ar erzielte Weidenertrag, welcher zu 9 Ctr. geschätzt wird, geschält und' zum Mittelprets von 27 M. per Ctr. verkauft würde, so würde solcher eine Einnahme von 243 M. ergeben. Da sich der Ertrag bis zum vierten Jahr auf das Dreifache steigert und die Preise keiner Schwankung unterliegen wie''betm Hopfen, so erscheint die Weidenpflanzung gewiß als eine sehr lohnende Kultur.
Vermischtes.
(Die zwölf Gebote der Vegetarianer.) Der Apostel des Vegetarianismus in Ofen-Pest, Prof. Weixlgärtner, hat jüngst eine dieses Thema in interessanter Weise behandelnde Broschüre veröffentlicht, in welcher er das „Glaubensbe- kenntniß" der Vegetarianer in folgende Punkte zusammenfaßt: 1) Wir tödten kein Thier, zu dem Zwecke, es zu essen, und wir vermeiden jeden Genuß, der einem getödteten Thiere entstammt. 2) Unser tägliches Brod ist süß and besteht aus Samen (Wetzen, Korn, Gerste, Hafer), welchen wir mahlen und backen; wir essen ferner Grütze, Reis, Erbsen, Fisolen (Bohnen), Linsen rc.; als Assietten dienen Obst und Zugemüse. 3) Wir vermeiden jedes aufreizende Gewürz, als Pfeffer, Ingwer, Gewürznelken, Knoblauch, Senf, Paprika rc. 4) Aus diesem Grunde sind wir selten durstig und trinken wenig. Wir meiden die geistigen Getränke (Wein, Bier, Liquer, Branntwein rc.), Essig, Kaffee, Thee und trinken Wasser, mit Obstsäften oder ohne solche. 5) Wir meiden die nervenabstumpfenden anderen starken Genüsse und Dämpfe, namentlich den Tabak in jeder Gestalt. 6) Unser Hauptgrundsatz ist die Reinheit und entsprechende Abhärtung des ganzen Körpers, und wir trachten, daß die Haut eine systematische Thättgkeit entwickle, weil diese die Hauptbedingung des gesunden Lebens ist. 7) Wir sorgen dafür, daß die Luft in unseren Wohn-, besonders Schlafräumen rein und frisch sei. 8) Wir gestatten den Sonnenstrahlen Eintritt in unsere Wohnungen, damit sie dieselben durchdringeu und die Luft reinigen. 9) Geistige und körperliche Arbeit erfreut. „Früh zu Bette, früh auf" ist unsere Losung. 10) Mäßigkeit ist die Bedingung jeden Erfolges. Jede Uebertreibung ist widernatürlich. 11) Wir hüten uns vor den Giften der Arznei und vor allem, was Blut und Nerven ruiniren kann. 12) Durch die Gesundheit des Körpers ermöglichen wir die Gesundheit des Gemüthes und Geistes und herrschen wir über den Körper, und so bietet unser Leben weit mehr Genuß, als bei der bisherigen blutigen Lebensweise.
der Ackerbauer ein Nomadenleben führen könne und des Viehes gar nicht bedürfe.
Wer der kühne Mann war, welcher es zuerst wagte, ohne Anlage von Wirthschafts-Etablissements, große Flächen im Westen, durch überwiegende Anwendung von Maschinen, zur Aufnahme der Saat vorzubereiten, mit Getreide zu bestellen, dieses fast unbeaufsichtigt reifen zu lassen, zu schneiden, die Körner auf dem Felde auszubringen und das reichlich gewonnene Produkt sofort auf den Markt zu werfen, kann nicht angegeben werden; — ist hier auch am Ende gleichgültig.
Sein Beispiel fand jedoch schnell Nachahmung und einer der Ersten, welche ein fortlaufendes Geschäft daraus machten, immer neues Land unter den Dampf-Pflug zu nehmen und in der angedeuteten Weise aus- zubeuten, war ein reicher Farmer, Namens Lindowo, im Staate Maryland.
Master Lindowo war schon von Hause aus wohlhabend; durch Verheirathung mit einer ebenfalls vermögenden Dame, hatte sich sein Besitz beträchtlich vermehrt. Als er den Weg der Spekulation betrat, war er angehender Dreißiger; nach zehnjähriger Thättgkeit in der eingeschlagenen Richtung durfte er so ziemlich für einen Millionär gelten.
Mistreß Lindowo hatte ihrem Gemahl zwei Kinder, beides Mädchen, geschenkt, welche frisch und blühend heranwuchsen. Der Vater hatte wenig Zeit, sich mit der Erziehung seiner Töchter zu befassen. Diese Pflicht zu erfüllen, fiel daher der Mutter zu und sie that auch, als ob sie sich ihrer Aufgabe bewußt sei.
Inzwischen blieb der vermehrte Reichthum der Familie nicht ohne Einwirkung auf die Frau. Mistreß Lindowo lebte während der häufigen Abwesenheit ihres Gemahls vom Hause, bald mehr in Baltimore als auf dem Familienfitze. Die Vergnügungen der Grobstadt bildeten allgemach die Hauptsache ihres Daseins und was von ihr gelten durfte,
mußte um so mehr von den Töchtern, Miß Mary und Miß Jenny gelten, weil sie ja unter Lustbarkeiten aller Art heranwuchsen.
Der Bildungsgrad des Lindowo'schen Ehepaares war nicht besonders rühmenswerrh. Dies dokumentirte sich recht klar an dem von der Frau in Baltimore gewählten Umgangskreise. Sie schloß sich dort hauptsächlich der Familie des Geschäftsmannes ihres Gemahls, sowie deren Verwandten und Bekannten an; allerdings recht gut situirten Leuten, die jedoch noch Schlacken früherer Niedrigkeit, in materieller wie moralischer Beziehung, mit großer Ungenirtheit zur Schau trugen. .
Master Paperfead, der Kommisfionärund Makler des Master Lindowo, war nemlich einerjener Männer, welche der Amerikaner gern „selbstgemachte" nennt; die in der Regel jedoch mehr durch zufällige, begünstigende Umstände und etwas Gewissenlosigkeit, als durch wirklichen .eigenen ehrenhaften Verdienst, zu dem werden, was sie später sind.
Paperfead hatte seine Laufbahn in Baltimore als junger Fremdling, mit der so wenig gesicherten als glänzenden Stellung eines Hafenarbeiters zu etwas flauer Geschäftszeit begonnen. Er war dann nach einander Lumpensammler, Trödler, Privatwächter, Spetsewirth, Schank- wirth, Bootsbefitzer und auch Eisenbahnbedienüeter. Als solcher heirathete er eine Frau mit etwas Vermögen und eröffnete einen Kramladen mit Gegenständen, wie sie von den aus See heimkehrenden Matrosen gekauft werden.
Von jetzt ab gieng es ihm stets gut. Er machte fortlaufend Geld, ward Theilyaber an einem Fischerei-Unternehmen in der Bai, legte Salzereien und Räuchereien an und erhob den Handel mit Fischen zu einem Hauptgeschäft. Noch später ward er Schiffsreder, übernahm Kommissionsgeschäfte und ward endlich, als der Kornhandel höheren Aufschwung in der Stadt nahm, Getreide-Makler. (Fortsetzung folgt.)