Mutter zu erdrosseln. Er wurde sofort ver­haftet.

Der Schulausschuß in Leipzig hat, den vielfach laut gewordenen Wünschen der Lehrer­schaft entsprechend, beschlossen, das System der Luftheizung aufzugeben und zur Ofenheizung zurückzukehren.

(Reich e Erbschaft.) Aus Kiel wird ge­meldet. daß der Professor Dr. Himly, ein Schwager des in London verstorbenen Siemens, aus dem Nachlaß des Letzteren fünf Millionen Mark geerbt habe. Siemens soll im Ganzen 160 Millionen Mark hinterlassen haben.

Ausland.

Wien, 15. Jan. Ueber das Befinden der Geschlagenen schreibt die Presse:Die vortreff­liche Körperkonstitution des Hrn. Eifert, sowie die des kleinen Heinrich scheint den Sieg über die schweren Verletzungen davonzutragen/

Wien, 17. Jan. Nächst Hallstadt ist am Sarstein ein mächtiger Lawinensturz erfolgt; der Wald ist verheert, der Bahnkörper ist auf 300 Meter unterbrochen. Die Lawine war nicht weniger als 15 Meter hoch.

(Eine interessante Zwangs-Versteigerung) fand am 22. ds. Mts. bei dem Amtsgericht Ehrenfriedersdorf im Erzgebirge statt. Das dortige ausgedehnte Bergwerk Vereinigte Feld- Fundgrube, ein Zinn- und Arsenikwerk, welches im Jahre 1881 um den Preis von 1060000 M. in den Besitz einer Aktiengesellschaft übergegangen war, wurde um den Preis von 1600 M. von dem Rittergutsbesitzer und Reichstagsabgeord- veten Elbert aus Leubnitz bei Werdau eigen- thümltch erworben.

Paris. Während der Fahrt von Brest nach Paris wurde plötzlich der Lokomotivführer eines Zuges vom Wahnsinn befallen und hielt mitten auf der Strecke in tiefster Nacht an. Dem Zugführer und dem Heizer» welche die weitere Führung des Zuges übernehmen woll­ten, setzte der Unglückliche einen verzweifelten Widerstand entgegen uud konnte derselbe erst nach geraumer Zeit überwältigt werden. Man fuhr dann mit der größten Vorsicht bis zur nächsten Station, wo ein anderer Maschinist die Führung übernahm.

Paris, 14, Januar. Nicht weniger als 3000 Personen wohnten dem Meeting in der Halle Levis bei, zu dem diearbeitslosen Arbeiter" einbe­rufen worden waren. Wie es sich übrigens mit der Arbeiterfrage verhält, welche in der Versammlung hätte durchberathen werden sollen, läßt der Bericht derLanterne" erkennen, welche die Versammlung lediglich als Manöver der anarchistischen Gruppen bezeichnet. Dagegen schreibt derJntranstgeant":Wir haben der ungeheuren Kundgebung des Hungers beigewohnt und sind heimgekehrt mit gepreßtem Herzen über alle die ernsten und traurigen Dinge, die wir vernommen haben, über alle Verzweiflung, die sich freien Lauf ließ." Nach der Versicherung, eines der Redner sind heute von den 400000

Pariser Arbeitern an 300 000 ganz unbeschäftigt oder nur mit ungenügender Arbeit versehen. Ein anderer wies auf die Nothwendigkeit hin, in allen Mairien statistische Erhebungen über die arbeitslosen Arbeiter zu veranstalten und ihnen Geldbeiträge zuzuerkennen. Ein dritter, der Bürger Allemane, stellte folgende Forder­ungen auf: Der Staat bewilligt sogleich 20 und die Stadt Paris 5 Millionen, ferner wird alles in Leihhäusern verpfändete Bett- und Arbeitszeug freigegeben und lassen der Staat und die Stadt unverweilt alle projektirten Ar­beiten ausführen. Im Laufe des Winters, er­öffnet die Regierung dann Staatswerkstätten, wird die Herabsetzung der Arbeitszeit auf acht Stunden ohne Herabsetzung des Lohnes ange­ordnet und läßt der Staat das Fleisch u. s. w. zum Kostenpreis verkaufen. Und so weiter.

Paris, 16. Jan. Immer mehr nimmt das System überhand, die fremden, d. h. in erster Linie die deutschen Arbeiter zu entfernen. Als neuesten Erfolg dieser Bewegung begrüßt Paris" heute den Beschluß sämmtlicher Möbel­schreiner der Vorstadt St. Antoine, alle Arbei­ter fremder Nationalität zu entlassen. Werden jetzt die Franzosen billiger arbeiten, die Pariser Möbel solider und wohlfeiler und die Käufer im Auslande zahlreicher werden? Gewiß nicht. Seit man die deutschen Arbeiter verfolgt, gehen die Geschäfte im Gegentheil immer schlechter. Es ist das natürlich, denn der deutsche Arbeiter ist ebenso fleißig und billiger als der französische und der Geschäftsmann weiß das wohl. Allein das revolutionäre Geschrei der Anarchisten übt eine einschüchternde Wirkung.

Montreux, 16. Jan. Der russische Mi­nister des Aeußern, Herr v. Giers, trat heute früh seine Rückreise an; er beabsichtigt, in Frei­burg im BreiSgau zu übernachten, von da nach Stuttgart und daun nach Wien zu reisen.

Smyrna. Der große Räuberbauptmann Iuruk Osman wurde vor einiger Zeit nebst 6 Genossen begnadigt unter der Bedingung, daß sie jetzt im Dienst der Gendarmerie andere Räu­ber verfolgen sollten. Zu dem Zweck gab man ihnen nicht bloß die Freiheit, sondern auch Flin­ten und Munition. Diese benutzten sie dann, ganz wie andereGendarmerie-Obersten", um die friedlichen Einwohner zu bedrohen und Geld von ihnen zu erpressen. Der Kaimakam von Thyra meldete dies dem Gouverneur, erhielt den Befehl, mit Osman und seinen Freunden nach Smyrna zu kommen und erschien richtig, den Osman nebst 14 Gesellen mitbringend. Er ver- anlaßte seinen Zug, die großen Waffen im Wirthshaus abzulegen, und begab sich mit ihnen zum Konak des Gouverneurs. Dieser hielt den Räubern eine kleine Standrede, lud sie dann ein, sich zu dem für sie bereiteten Frühstück zu begeben, öffnete eine Thür in den Hof und sie standen vor einer Front von 80 Soldaten, deren Kommandant den ehemaligen Räuber­hauptmann aufforderte, sich zu ergeben. Dieser stieß einen Schrei aus, zog seinen Revolver und

schoß auf den Kommandanten, traf aber einen Soldaten. Jetzt gab die bewaffnete Macht Feuer und es entspann sich im Hof des Re­gierungsgebäudes eine kurze Schlacht; Puruk Osman und 4 andere Räuber wurden getödtet, aber auch 2 Soldaten. Die übrigen Räuber eilten zurück nach den Zimmern des Vali mit dem Ruf:Wir ergeben uns!" Sie wurden ge­bunden und ins Gefängnitz geliefert.

Handel und Berkehr.

Atenstaig, 17. Jan. Der gestrige Vieh­markt war sehr stark befahren; namentlich waren viele fette Ochsen zugetrieben. Bei gedrückten Preisen gieng der Handel ziemlich lebhaft; Händ­ler waren zahlreich erschienen. Von bemerkens- werthen Verkäufen wollen wir nennen: 1 Paar Ochsen mit 29 Ctr. lebend Gewicht wurden ver­kauft zu 50 Carolin und 16 M.; 1 Paar dto. mit 31Vr Ctr. l. G. zu 51 Carolin und 3 M.; 1 Paar dto. mit 30 Ctr. 80 Pfd. zu 1025 M. Mtlchschwetne waren nicht viel auf dem Schweinemarkt; deßhalb wurde das Paar mit 15 bis 25 M. bezahlt. Dagegen waren viele Läufer am Platze, welche billiger als früher gekauft werden konnten.

Vaihingen a. E., 16. Jan. Der Zutrieb zum heutigen Monatsviehmarkt war außerordent­lich stark; aufgestellt 550 Ochsen, 1088 Stiere, 356 St. Schmalvieh und 166 Kühe, zusammen 2160 St. Vieh. Der Handel gieng den ganzen Tag über sehr lebhaft und hielten sich die Preise aller Viehgattungen auf der bisher. Höhe.

Biberach, 16. Jan. (Biehmarkt.) Zu­fuhr 317 St., und zwar 79 Ochsen, 31 Farcen, 160 Kühe und Kalbeln, 47 Stück Jungvieh. Handel sehr lebhaft, Preise hielten sich in glei­cher Höhe wie vor 8 Tagen; nach Zugochsen und trächtigen Kühen und Kalbeln war starke Nachfrage.

Alteustaig. Gchranrrerr-Zettel

vom 16. Januar 1884.

Neuer Dinkel .

7

6 78

6 60

Kernen ...

10

- -

Haber . . .

6 50

6 20

5 80

Gerste . . .

9

8 80

8 50

Bohnen . . .

7 50

Weizen . . .

10 50

9 87

9

Roggen. . .

10

9 89

9

Erbsen . . .

14

Linsen . . .

14

Linsen-Gerste .

8

Welschkorn . .

10

Biktiralierrpreis e

auf dem Wochenmarkt in Altenstaig am 16. Jan. V-Kilo Butter ....... 70 Pfg.

2 Eier ... .... 12 u. 13 Pfg.

(Selbstschätzung.) Ein Liebhaber schickte seiner Geliebten sein Porträt mit der Post. Da er nun fürchtete, daß das Porto sonst so hoch kommen würde, schrieb er einfach auf die Adresse: Muster ohne Werth.

seine ruhigen Kreise zog, umgaben, sang die Nachtigall. Die junge Frau lauschte und verlor sich immer tiefer in das wundersame Lied. Dabei liefen ihr die Thränen über die Wangen.

Plötzlich legte sich ein Arm um ihren Nacken. Es war Wilhelm, der leise herangeschlichen.

Du weinst, Marie!" begann er.Fühlst du dich unglücklich?"

Wie kannst du so fragen?" antwortete sie, seine Hand ergreifend und ihn zu sich hiuabztehend.Liegt nicht in diesem Gesänge mein ganzes Liebesleben? Jedes unglücklich liebende Herz, das sich einsam und verlassen fühlt in der weiten Welt, das bet den Menschen keine Theilnahme, kein Mitgefühl mehr zu finden hofft, kann Trost und Be­ruhigung daraus schöpfen. Wir aber verdanken ihm noch mehr."

Und nun erzählte sie ihrem Manne von dem verhängnißvollen Walzer, von ihrer Verzweiflung im Walde und von dem, was weiter mit ihr vorgegangen bis zu seiner Ankunft.

Ja, Wilhelm," fügte sie hinzu,nur wer je recht unglücklich ge­wesen ist, kann recht glücklich sein; nur wer die tiefsten Schmerzen der Liebe empfunden hat, kann ihre höchsten Wonnen empfinden. Er ver­steht das Lied der Nachtigall, in welchem beides vereinigt ist, versteht den Dichter, wenn er diese wundersamen Töne in Worren ausdrückt und von der Liebe singt:

Wem niemals eine Thräne fließt.

Der hat sie nie empfunden:

Die höchste Seligkeit ergießt Sich aus den tiefsten Wunden!"

Wilhelm drückte seine junge Frau fest an sich und küßte sie. Er war nie so glücklich gewesen wie in diesem Augenblick.

(Die russische Leibeigenschaft), vom Kaiser Alexander II. endlich aufgehoben, zeigte bei all' ihrer grausamen Härte bisweilen doch auch eine erfreuliche Kehrseite, denn es fehlte nicht an Familien, welche für das Wohl ihrerSeelen" mit wahrhaft patriarchalischer Sorgfalt bedacht waren. So unter Anderen die Grafen Schermetiew. In Petersburg waren fast sämmtliche Delikatefsen-Handlungen in den Händen ihrer Leib­eigenen, und das Vermögen vieler dieser sogenannten Meluttenhändler zählte nach Millionen. Graf Schermetiew unterstützte die angehenden Geschäfts­leute die intelligentesten Bauern von seinen Gütern stets reichlich mit seinem Gelds und seinem Kredit, und nie zahlte Einer von ihnen mehr als fünf Rubel Papier jährlicher Kopfsteuer an ihn, selbst von den reich­sten der Händler, die über Millionen kommandirten, die prachtvollsten Häuser bewohnten und in den elegantesten Equipagen fuhren, nahm er keine Kopeke mehr. Nach russischem Gesetz ward nun damals jede Leib­eigene frei, sobald ein Freier sie ehelichte, und umgekehrt wurde jede Freie durch die Ehe mit einem Leibeigenen selbst dessen Herrn leibeigen. Eines Tages erschien der allerreichste der Schermetiew'schen Meluttenhändler bei dem Grafen mit der Bitte einen seiner Söhne freizugeben, da er ein freies Mädchen liebe, die seine Neigung erwiedere, von der er aber nie das Op­fer ihrer Freiheit annehmen wolle; er bot 80000 Rubel für den Frei­brief seines Sohnes, der Graf willigte ein und erhielt sofort den Be­trag ausgezahlt, während er sich bet der Ausstellung der Urkunde nur noch ausbedang, zum Brautführer gewählt zu werden. Als wenige Tage da­rauf der Edelmann die jange reizende Frau vom Altar in das Haus ihres Gatten geleitete und sie ihm dort auf silberner Schüssel Brod und Salz ker- denzte, überreichte er ihr das Brautgeschenk, ein Bouqet in dessen Mitte eine Anweisung auf 80,000 Rubel verborgen war. Es war sein Stolz, Millio­näre zu Leibeigenen zu haben, aber ihr Besitz hatte für ihn keinen Reiz.