das Wasser. Merkwürdig ist, daß er diese Verbrechen so lange fortsetzen konnte; er war 1881 wegen Betruges durch Heiratsschwindel zu einer zweijährigen schweren Kerkerstrafe verurteilt und erst im März des vorigen Jahres aus der Haft entlassen worden. Schenk hatte nemlich zu jener Zeit dem Stubenmädchen Theresia Berger unter der Vorspieglung, sie zu ehelichen, mehrere hundert Gulden berausgelockt. Als das Mädchen auf die Eingehung der Ehe drang, suchte Schenk dasselbe zu bewegen, mit ihm Wien zu verlassen; Theresia aber ging zu ihrem Glücke auf diesen Vorschlag nicht ein, sondern erstattete die Betrugsanzetge gegen Schenk, der dann zu zwei Jahren Zuchthaus verurteilt wurde. Die Haft scheint ihn aber nicht gebessert zu haben, denn er fing sofort wieder Verhältnisse in den Kreisen älterer Dienstmädchen an. Seine Frau lebt in Saaz, und ihr Gatte, von dessen verbrecherischem Treiben sie nichts wußte, besuchte sie zu wiederholten Malen im Jahre. Zu weit würde führen, wollten wir erzählen, wie der gewandte Schenk seine Opfer mit ausgesuchter Liebenswürdigkeit umgarnte, und wie er sie heimtückisch und grausam, immer in der Nähe eines Flusses, des Lebens beraubte. Er band ihnen dann um den Leib einen schweren Stein, der das Aufsteigen der Leiche an die Oberfläche des Wassers verhindern sollte. So ermordete er die Schwestern Josefine und Kath. Timal, nachdem er jener 700 fl., dieser 1150 fl. geraubt halte, auf die gleiche Weise die Köchin Theresia Ketterl. In Wien hatte er mehrere Absteigquartiere: bald in diesem, bald in jenem erschien er mit irgend einer Dame, die er bald für seine Schwägerin oder für eine Bekannte ausgab. Als Helfer fungirte sein Bruder Karl, der ihm gegenüber mehr die Rolle eines Dieners, als eines so nahen Verwandten zu spielen schien. Derselbe ist ebenfalls verhaftet. Auf die Spur dieses gefährlichen Verbrechers wurde man geleitet durch die Nachforschungen der Familie eines seiner verschwundenen Opfer. Hugo Schenk wurde hier in der Wohnung eines Freundes, des Maschinenmeisters Schlossarek verhaftet; in den letzten Wochen hatte er in Linz mit einem Mädchen, Namens Emilie, das er für seine Gattin ausgab, gewohnt. Diese Frauensperson ist wohl ebenfalls ein Opfer des Verbrechers. Sie heißt Josepha Eder, ist 26 Jahre alt, zu Langenlois gebürtig und war zuletzt bei Frau Malfatti in Hietzing als Stubenmädchen bedienstet. Josepha soll sich im Laufe der Jahre einige tausend Gulden erspart haben und willens gewesen sein in den Ehestand zu treten. Höchst sonderbar erscheint es nun, daß Josepha seit Montag vermißt wird Das Mädchen ist am Montag mit Hugo Schenk nach Wien abgereist. Hier ist jedoch Josepha Eder nicht eingetroffen, und auch sonst konnte man ihren Aufenthaltsort nicht ausfindig machen. Beide reisten am Montag früh 6 Uhr mit dem Personenzuge angeblich nach Wien ab. Da dieser Zug schon Montag Mittags in Wien ein
traf, Schenk aber erst Dienstag Vormittags in Wien eingetroffen ist, so fragt sich, wo er die 24 Stunden zugebracht hat. Bei der in Schenk's Wohnung in Linz vorgenommenen Revision wurde eine große Anzahl von Pretiosen, Damenkleidern und Wäschestücken vorgefunden, die aus dem Besitze der ermordeten Opfer Schenk's stammen. — Man bringt diesen Verbrecher auch mit der Griechenauer Affaire in Verbindung (s. Telegr.) und glaubt, die Brüder Schenk seien mit jenen Unbekannten identisch, welche sich vor zehn Tagen in Preßburg im Hotel „zum rothen Ochsen" und im Nachbardorfe Wolfsthal mit einer Frauensperson aufhielten und denen die hiesige Polizei in Folge Entdeckung von Blutspuren und anderen Judicien in Griechen«» an der Donau seither vergebens nachspürte. Die Preß- burger Stadthauptmannschaft hat in Folge dessen einen Beamten, die Wirthin von Wolfsthal und den Lohndiener des Hotels „zum rothen Ochsen" behufs Agnoscirung beider Verbrecher nach Wien entsendet.
Aus St. Gallen wird der „Voß. Ztg." über einen Fall von Teufelsbeschwörung berichtet. Der Sachverhalt ist folgender: „Zum katholischen Pfarrer in Hemberg wurde ein schwerkrankes junges Mädchen aus.dem Appen- zellischen gebracht, damit er ihr den Teufel austreibe, von dem sie nach Annahme ihrer Angehörigen und wohl auch ihres heimischen Seelsorgers besessen sein sollte. Der Pfarrer von Hemberg, ein Teufelsbezwinger von Ruf, ließ das kranke Mädchen in die Kirche bringen und setzte ihr mit seinen Beschwörungen, Weth- wafserbegießung u. s. w. derart zu, daß sie nach Beendigung der Quälerei im Wirthshause, wohin sie aus der Kirche gebracht wurde, verschied. Gegen den Pfarrer ist auf Weisung der Regierung das strafrechtliche Verfahren etnge- leitet worden."
Paris, 10. Januar. Der Graf von Paris ist heute Morgen nach Spanien abgereist.
Handel und Berkehr.
Stuttgart, 13. Jan. Ledermessen im Jahr 1884: 5. Februar. 1. Mai, 1. Juli, 21. Oktober, 18. Dezember. (Mit der Februar- Messe ist zugleich eine Versteigerung des Rindenerzeugnisses von Stuttgart und verschiedenen anderen Gemeinden verbunden.)
(Ein Brauereibesitzer in Westfalen) begann noch im Spätherbste einen Kellerbau, aber trotz der großen Arbeiterzahl ging zu seinem Aerger das Ausschachten des Grundes gar nicht vorwärts. Aber plötzlich kam ein wundersamer Feuereifer in die Leute, und von Tagesgrauen bis zum späten Abend gruben sie mit einer beispiellosen Emsigkeit; nicht Sturm noch Regen hemmte sie, und die Mahlzeiten wurden auf die knappste Zeit beschränkt. Als der Boden tief genug ausgehoben, konnten sie fast nur durch Gewalt vom Eindringen in größere Tiefen ab
gehalten werden und schieden mit Wehmuth von dem Schauplatze ihrer Thätigkeit. Der Brauer rieb sich verstohlen lächelnd die Hände — und was war des Räthsels Lösung? Er hatte tu einen alten irdenen, von Salz zerfressenen Topf einen Pergamentstretfeu gelegt, den er in alter- thümlicher Schrift mit folgenden Worten beschrieben:
„Hierunder ligt vill Geld begrawe,
Und wer et fint, der soll et hawe.
Gedenke der Armen!"
hatte den Topf mit einem verwitterten Schiefersteine zugedeckt und ihn da vergraben, wo ihn die Arbeiter am nächsten Tage finden mußten.
(Autor und Verleger.) Samuel Johnson hatte den letzten Bogen seines Schriftstellerlexikons beendet und seinem Verleger Millar zugesandt. Die Antwort erfolgte umgehend: „Andreas Millar sendet das Honorar und dankt Gott, mit Herrn Samuel Johnson nichts mehr zu thun zu haben." Der Lexikograph erwiderte: „Samuel Johnson freut sich, daß die Erfahrung zu machen, daß Andreas Millar Gott für was danke, da er ihn zuvor für den undankbarsten Gauner der Erde gehalten hat."
(Stilblüte aus einer Krieger-Zeitung.) „Am 17. Dez. wurde in dem Kirchdorse Hasten einer von den Wenigen beerdigt, die noch von der großen Zeit der Befretuungskriege hier am Leben sind." — Schrecklich, also lebendig begraben !
(Umgekehrt.) Nachbar: „Unsere jetzige Jugend ist das ganze Gegenthetl von uns — ich möcht' keine Kinder mehr!" — Hausbesitzer: „Recht haben S', ganz verkehrt ist's. I ch Hab' se chs Tage gearbeitet und einen gestiert, bis ich's zu einem Haus gebracht Hab', und mein Sohn feiert sechs Tage und arbeitet einen, bis er'S wieder weg hat!"
(Der medicinische Prozeßgang.) Advokat: „Jetzt kuriren Sie schon ein halbes Jahr an mir herum und ich leide noch immer an meinem Uebel!" — Arzt: „Ich habe alle Mittel pro- birt, nun weiß ich keines mehr, als: essen Sie fleißig Aepfel! Das wird helfen!" — Advokat (nach acht Tagen den Arzt begegnend): Apropos! das Aepfelessen — hat geholfen; warum haben Sie mir das nicht gleich anfangs gesagt?!" — Arzt: „Hm! ja wissen Sie, wir Aerzte haben halt auch unser'n Prozeßgang!"
Opfern.
Wenn sich verwandt zwei Stoffe finden, — So lehrt es aller Bildung Lauf, —
Und wollen sich als Ganzes binden:
Löst sich erst Eins am Andern auf.
Dann erst entfliehet, was sie trennte Es bleibt zurück nur, was verwandt,
So, aus dem Kampf der Elemente,
Glüht sich der echten Liebe Band.
Wie doch Natur in ew'gem Walten,
Zum stolzen Menschenherzen spricht:
Sich opfern heißt, erst sich gestalten,
Und ohne Opfer liebst Du nicht!
Jetzt erst bemerkte Wilhelm den traurigen Zustand der Geliebten. Das reiche blonde Haar war aufgelöst, die großen blauen Augen schwammen in Thränen und der linke Arm blutete.
„Woher diese Wunde, Marie?" rief der junge Mann entsetzt.
„Es ist nichts," antwortete sie, „ein Dorn hat mich gestochen, doch still, still!"
„O laß die Nachtigall!" fuhr Wilhelm fort. „Was ich Dir zu sagen habe, ist süßer als ihr Lied. Mein Vater hat mich zu sich be- schieden; wir sollen noch heute nach der Vogelwiese kommen."
„Täusche mich nicht!" seufzte das Mädchen.
„Nein, nein!" rief der junge Mann, indem er die Geliebte fester an sich drückte. „Unsere Leiden sind nun vorüber!"
In diesem Augenblick trillerte die Nachtigall so hell auf, so süß und seelenvoll, daß Wilhelm davon hingerissen wurde und lauschte. Marte aber lächelte, lächelte durch Thränen. Wie erst eben den Ausdruck ihres tiefsten Schmerzes, fand sie jetzt in jenen einfachen wundersamen Strophen den Ausdruck der höchsten Wonne.
Oben hinter den düstern Tannen quoll der Mond hervor und überflutete mit seinem Silber die schönste Landschaft. Der Spiegel des Sees schien allmählich aufzuflammen und die Fülle dunklen Laubes ringsumher zu leuchtenden Smaragden zu verklären. Dazwischen wallte wie zarte, von Feenhänden gewebte und gezogene Schleier der Nebel.
„So, Marie," sagte Wilhelm endlich, „jetzt laß uns gehen."
Sie erhoben sich und schritten nun langsam und Arm in Arm, aber schweigend und dem erst nach und nach verhallenden Liede der Nachtigall lauschend, durch den stillen Wald. Bald war der Wagen erreicht und wenige Minuten später die Stadt.
Marte ordnete ihr Haar so gut es gehen wollte, bestand indeß da
rauf, zunächst bei ihrer Mutter einzukehren und sie von dem Borgefallenen, wenn auch nur tyeilweise, in Kenntniß zu setzen. Obschon Wtl Helm anders dispontrt hatte, gab er doch nach.
Es ist unmöglich, die Ueberraschung und Freude der armen kranken Frau zu schildern. Sie richtete sich auf in den Kiffen, schloß bald die Tochter, bald den jungen Mann in die Arme. Dabei flössen ihr große lichte Thränen über die abgehärmten Wangen. Jetzt hatte ja alle Noth, aller Kummer ein Ende.
Während Marie in dem Kämmerchen verweilte und ihre besten Kleider anlcgte, saß Wilhelm am Sopha, die Hand der Kranken in der seinigen haltend und erzählend.
Er war ein hübscher, kräftiger junger Mann, von mittlerer Größe und ohngefähr achtundzwanzig Jahren, ein echter Landwirty. Die Sonne hatte sein etwas breites und offenes Antlitz, soweit es nicht von dem starken blonden Barte bedeckt wurde, bereits gebräunt und so den an und für sich schon sehr männlichen und charaktervollen Ausdruck desselben noch wesentlich gesteigert. Während man nicht in die großen dunkelblauen Augen hineinsehen konnte, ohne aufs angenehmste berührt zu werden und Zutrauen zu gewinnen, ließ die hohe, breite Stirn, von dickem blonden und natürlich geringeltem Haar umrahmt, auf viel Intelligenz schließen. (Fortsetzung folgt.)
(Lyrik im Berliner Wohnungsanzeiger.) Ein Verliebter, der außerdem Zei: hat, hat aus Berliner Namen folgenden Vers zu Stande gebracht, bei dem man freilich nicht auf Rechtschreibung genau sehen muß: Holder Engel, Ltebeskind, Gibb Mier Manchen Kuß Gesch Wind. Siehe Schätze!, Linn Dier Guth, Kombst Dahinter, Fasse Muth! Halte Fest: Bin» Ewig Treu, Küssel Schmeck Mier Immer Neu.