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Intelligenz- L Anzeige-Matt

von der oberen Nagold.

Diese? Blatt erscheint wLchemltch drei Mal und zs^r: DirnÄsg, Donner­stag und Samfa;

Der AbonnewentspreiS beträgt pro Viertelja'r: in Auenstaig 90 Pf.

M OA.-B-zirk 85 Pf.

außerhalb l M'.

"ln er^t naufgabe te- stens '9lrrc. 10 !r a«

Tage vor dem jeweiligen -^scheinen.

M. 4.

Alienstaig, Donnerstag dm 10. Januar.

1884.

Amtliches.

Rekrutirung 1884 .

Nach oberamtl. Bekanntmachung haben die im Jahre 1884 in das militärpflichtige Alter eintretenden Personen sich in der Zeit vom 15. Januar bis 1. Februar bet den Ortsbehör­den zur Stammrolle anzumelden.

K. Oberamt Nagold. In Folge Beschlußes des Amtsversammlungs-Ausschusses wird Fol­gendes bekannt gemacht:

1) Der Distriktsarztstelle in Altenstaig Stadt sind die Gemeinden Altenstaig Stadt, Altenstaig Dorf, Berneck, Beuren, Böfingen, Ebershardt, Egenhausen, Enzthal, Ettmannsweiler, Fünf­bronn, Garrweiler, Gaugenwald, Simmersfeld, Spielberg, Ueberberg, Walddorf, Warth und Wenden und

2) der Distriktsarztstelle in Wildberg die Gemeinden Wildberg, Effringen, Gültlingen, Nothfelden, Schönbronn und Sulz

zugetheilt.

Die Distriktsärzte in Altenstaig und Wild­berg haben die Verpflichtung, in den ihnen An­gewiesenen Gemeinden kranke Hausarme gegen ihr fixes Wartgeld ohne weitere Anrechnung bei innerlichen Krankheiten, sowie in geburtshilflichen und chirurgischen Fällen zu behandeln.

3) Der Oberamtswundarzt in Nagold hat die Verpflichtung, die kranken Hausarmen, so­weit sie nicht der Behandlung der Tistriktsärzte in Altenstaig und Wildberg, bezw. dem Stadt­arzt in Haiterbach zugewiesen sind, in wpnd- ärztlichen und geburtshilflichen Fällen gegen seine fixe Besoldung ohne weitere Anrechnung in Be­handlung zu nehmen.

Laudesuachrichteu.

Am Sylvesterabend spielte in Frenden- stadt ein Arbeiter mit einem geladenen Re­volver, derselbe ging plötzlich los und die Kugel drang seinem neben ihm fitzenden Kameraden in die Brust und blieb im Rücken stecken. Glück­licherweise konnte sie wieder entfernt werden, so daß alle Hoffnung auf Erhaltung seines Lebens vorhanden ist.

Stuttgart, 6. Janr. Die alljährliche Landesversammlung der Volkspartei wurde heute hier abgehalten. Der Hauptgegenstand der Ver­handlungen, zu denen nur Parteimitglieder Zu­tritt hatten, waren Organisationsfragen im Hinblick auf die bevorstehenden Reichstags­wahlen, bet denen die Volkspartei die bei den letzten Landtagswahlen und Gemetnderaths- wahlen erlittenen Niederlagen wieder auszuwetzen hofft. Auf Antrag Karl Mayer's soll für die Folge ein im Sinne der Volkspartei geschrie­bener Kalender herausgegeben werden. Das Landeskomite ist beauftragt, die Frage noch in Betracht zu ziehen und das Nähere zu veran­laßen.

S tuttgart, 7. Jan. Welch schlauer Hilfsmittel sich hier und da die Geschäftsleute bedienen, um das Publikum heranzulocken, da­von zeugt ein Kniff, den ein Budenbesitzer auf der Weihnachtsmefft inscenirte. Der Mann hatte einen 50Pfennig-Bazar, die Käufer waren aber sehr selten. Eines schönen Tages, während das Publikum sich auf der Messe drängte und schob, sah man unfern Budevbesitzer mit einem Fremden, der sehr aufgeregt schien, in Wort­wechsel gerathen. Man hörte wie der Fremde den Budenbesitzer einen Betrüger nannte, der von ihm, dem Fabrikanten, seine Waare um 80 Pfg. per Stück gekauft habe, und jetzt um 50 Pfg. verschleudere. Mit der Drohung, einen Schutzmann holen zu wollen, der dcn Budenbe- sitzer verhaften solle, eilte der vermeintliche Fa­

brikant davon. Das Publikum aber, in der Meinung, es kauft hier extra billig, strömte zu der Bude und der Mann machte ein brillan­tes Geschäft und weiter batte der ganze Wort­wechsel auch keinen Zweck gehabt. Daß weder der vermeintliche Fabrikant noch der angedrohte Schutzmann auf der Bildfläche erschien, versteht sich von selbst.

(Die merkwürdigen Lichterscheinungen am Himmelsgewölbe), über deren Natur die An­sichten unter den Gelehrten bekanntlich getheilt sind, sind auch jetzt noch öfter und zwar besonders glänzend vor Sonnenaufgang zu sehen. Sie beginnen bereits 2 2 V 2 Stunden vor dem Erscheinen des Sonncnballcs über dem Horizont. Bemerkenswerth ist es, daß die morgendliche Beleuchtung sich über einen bei weitem größeren Theil des Himmels erstreckt als die abendliche. Während diese sich nicht sehr erheblich über den Horizont erhebt, erstreckt sich die glühend gelbe Farbe der Morgenbeleuchtung über das ganze Himmelsgewölbe bis tief in den Westen hinein.

Cannstatt, 5. Januar. Heute Mittag wurde an der hiesigen Neckarbrücke der schon mehrere Wochen vermißte Grenadier Knoblauch vom Königin Olga-Regiment von Fischern aus dem Neckar gezogen. Derselbe wurde schon steckbrieflich verfolgt, da sein Kommando eine Desertion vermuthete. Am letzten Donner­stag hat sich der Wirth Haas von hier aus dem Staube gemacht. Htnterlaffen sind sechs Kinder und seine Frau.

Eßlingen, 6. Januar. Mit welchen Schwierigkeiten beffergefinnte Arbeitgeber man­chen Stromern gegenüber zu kämpfen haben, beweist folgender Fall: Ein in einem benach­barten Gute beschäftigt gewesener, bereits schon wieder entlassener, als Knecht angestellter Hand­werksbursche erzählte vor einigen Tagen seinem Mitknechte unter der Hand, daß ihn sein früherer Herr einmal geärgert und er ihm dann einen Streich gespielt habe, den er nie vergessen habe, u. den er nie vergessen werde. Er habe nämlich jedem von dessen 3 schönen Pferden eine Nadel unter den Anfang des Schweifes gesteckt, so daß diese nicht mehr fraßen und langsam abstarben, ohne daß der Thierarzt sie retten konnte. Gegen solche Tücke ist selbst die Polizei machtlos.

In unfern Tagen dürfte die Thatsache neu sein, daß sich in der Stadt Horb der am 30. vor. Mts. zur Beerdigung gekommene Todten- gräber E. sein Grab selbst gegraben hat. Der Sachverhalt ist folgender: Vor einigen Tagen verstarb dort eine Frau und es wurde derselben in regelrechter Richtung ihr Grab von E. her­gestellt. Der Ehegatte wünschte indessen seine Verblichene neben seinem Bruder und wurde auch dem Wunsche entsprochen. Das erste Grab wurde offen gelaffen, in welches nun der in­zwischen gestorbene Todtengräber versenkt wurde.

Ulm, 4. Jan. Die II. Serie der Ulmer Münster-Bauloose ist nach einer Bekanntmachung der General-Agentur nunmehr bei derselben ver­griffen und wird demgemäß die Ziehung zu der schon früher bestimmten Zeit, 18. bis 21. Feb. stattfinden.

(Selbstmord.) Zu Hall hat am ver­gangenen Sonntag ein Gymnasist in einem Ansall von Schwermuth seinem jungen Leben durch einen Schuß ein jähes Ende bereitet. Der Un­glückliche, eine Waise, wird als fleißiger, braver Schüler geschildert.

(Brandstatistik.) Im Monat November v. I. sind 44 Brandfälle zur Anzeige gekommen. Es brannten ab: Hauptgebäude 27. Nebenge­bäude 14. Beschädigt wurden: Hauptgebäude 34, Nebengebäude 16. Hiebei sind 114 Personen zu Schaden gekommen. Der von der Ge­

bäudebrandversicherungsanstalt zu vergütende Ge­bäudeschaden beträgt 120 300 M. während ein an, dem Versicherungszwang nicht unterworfenen, Gebäude erwachsener Schaden von 7174 M. von 3 Privatfeuerversicherungsgesellschaften er­setzt wird. Der Mobtliarverlust beziffert sich im Ganzen auf 112140 M. Hieran werde« ersetzt durch Privatfeuerverstcherungsanstalten 101454 M., während 10 686 M. als nicht versichert unersetzt bleiben. Als Entstehungs­ursache wurde mit größerer oder geringerer Wahrscheinlichkeit ermittelt: vorsätzliche Brand­stiftung in 16 Fällen, fahrlässige Brandstiftung in 5 Fällen, Brandstiftung durch Kinder in 1 Fall, Selbstentzündung in 4 Fällen, Bau- gebrechen in 4 Fällen.

Deutsches Reich.

In Berliner Kreisen, welche in Ange­legenheiten des russischen Hofes als wohlunter­richtet gelten können, ist auf Grund jüngster Petersburger Mittheilungen wehr und mehr die Auffassung vorherrschend, daß der vielbesprochene Unfall des Zaren auf ein Attentat zurückzu­führen sei.

Unter den BerlinerWollmenschen* herrscht große Freude: Professor Gustav Jäger hat dem nach ihm sich nennenden Verein ein Neujahrsgeschenk von 1000 Mkr.H gemacht zur Unterstützung hilfsbedürftigerWollmenschen". Der Verein gedenkt die Gabe zur Einkleidung ärmerer kränklicher Personen zu benutzen.

Vor einigen Tagen wurde die 18jährige Tochter des Holzhändlers Oppert von Neu­schlei ch a ch Nachmittags 3 Uhr auf der Straße von zwei Strolchen überfallen, geschändet, ihrer Baarschaft beraubt und getödtet.

Aus München Wird gemeldet, daß König Humbert von Italien im Frühjahr und zwar zur Zeit der großen Paraden nach Ber­lin kommen, vorher aber auf derselben Reise dem König Ludwig von Bayern einen Besuch in Mönchen abstatten werde. Es soll aus diesem Anlaß demnächst ein Abgesandter des Königs von Italien nach München kommen.

Die bayrische Abgeordnetenkammer nahm vorgestern nach langer Spezialdebatte Artikel 1 der Hagelversicherungs-Vorlage in folgender Fassung an:Zum Zwecke der Ver­sicherung gegen Hagelschaden wird eine öffent­liche Hagelverficherungsgesellschaft auf Gegen­seitigkeit errichtet. Dieselbe genießt die Rechte der milden Stiftungen und hat ihren Sitz in München."

Aus New - A 0 rk kommt die telegraphische Nachricht, daßEduardLasker am 5. Jan. Nachts 1 Uhr am Herzschlag plötzlich gestorben ist. Lasker kehrte zu Wagen von einem Diner bei dem Banguier Seligmann zurück, als er vom Schlag getroffen wurde. Seligmann, welcher ihn begleitete, half ihn aus dem Wagen bringen wobei Lasker in seinen Armen starb. Nach anderen Nachrichten hatte derselbe das Haus Seligmanns mit einem Freunde verlassen. Beide gingen neben einander, als Lasker plötzlich von starkem Husten befallen wurde und strauchelte. Ein Vorübergehender war behilflich, Lasker nach einem naheu Schuppen zu bringen und auf Decken zu lagern. Ein schnell hcrbeigerufener Arzr fand den Puls nur noch leise schlagend, und bald hörte auch dies auf. (Lasker ist am 14. Okt. 1829 als Sohn jüdischer Eltern in Jaroczin (Posen) geboren; er besuchte die Schulen in Breslau und studirte daselbst Jura und Mathematik. Seit den 1860er Jahren stand er in der vordersten Reihe der deutschen Par- almentarier, seine glänzendste Periode hatte er im Norddeutschen Reichstag und in den ersten