der Kreisstädte betrifft, so wird betont, daß diese Interessen hinter dem allgemeine» Staatsinteresse rnrückzutreten habe», daß aber auf möglichste EchadloShaltung wenigstens der kleineren Kreis­städte werde Bedacht genommen werden. Da» Medijinalkollegium soll in eine Ministerial- abteilung für das Gesundheitswesen umgewandelt und dabei 7200 ^ gespart werde». Die Ministerialabteilung für das Hochbauwesen soll nach Ueberwindung der durch die Bauordnung zu erwartenden UebrrgangSschwierigkeite» mit dem Ministerium verschmolzen und dadurch eine Er­sparnis von 20 685 ^ erzielt werde». Die Zentralstelle für Gewerbe und Handel soll durch eine andere Verbreitung de» Gewerbeblatts und durch Vereinigung de» chemischen Laboratoriums der Zentralstelle mit demjenigen de» Medizinal- kollegiums 10 000 sparen. Die Zentralstelle für Landwirtschaft soll aufgehoben und durch die Landwirtschaftskammer ersetzt, außerdem der Be­zug»- und Anzeigenprei» des Landwirtschaftlichen Wochenblatt» erhöht werden, was eine Ersparnis von 25 665 ^ ergäbe. Beim Oberbergamt sind 800 bei der Körperschaftsforstdirektio« 16000^, bei der Landgestüt»kommission 2400 beim Landjägerkorp» 4515 bei den Straßen­bauinspektionen 8000 ^ Ersparnis vorgesehen und bei den Oberämter» 115 700 Letztere Ersparni» soll sich hauptsächlich erziele» kaffen durch 21 Zusammenlegungen von Oberämter«. Eine zwangsweise Zusammenlegung wird abge­lehnt und vorgeschlagev, sich darauf zu beschränken, da wo die Geschäft»- und VerkehrSverhältnifse es zulafse», zwei Nachbarbezirke zunächst unter Wahrung ihrer kommunalen Selbständigkeit durch ein Oberamt verwalten zu laste» und dadurch ihre spätere völlige Verschmelzung anzubahnen. Die Namen der zu vereinigenden Oberämter »erden in der Denkschrift nicht genannt. Die Zusammenlegung soll erst in einem Zeitraum von 1012 Jahren vollendet werde« können. Da» Departement des Kirchen- und Schulwesen» will die Ersparni» von »87 000 erziele«, bei den Hochschulen ins­besondere durch die Aufhebung der Tierärztlichen Hochschule, bei den wissenschaftlichen Sammlungen, bet den Kunstschulen, der Baugrwerkeschule, den Höheren Schule», dem Volksschulwese» und dem Erziehungswesen, sowie bei den Kirchen. An­gaben darüber, wie sich die genannte Summe verteilt, werde» nicht genannt. Da» Finanz- departement. Beim Finanzdepartement zeigen die erreichbare« und die zum kleinere» Teil schon erreichten Ersparnisse da« folgende Bild:

1) Bei der Domänendirektion 40000

2) bei der Forstdirektio» 28000 3) bei den

Kameralämtern 180000 4) bei den Forst­

ämter« 58 000 zusammen 306000 eine

Summe, die noch etwa» vergrößert wird durch die Ersparnisse, die die kleineren Maßnahmen im Kanzleidienst bringe» werde«. Die Erspar­niste bei den Kameralämtern soll auf dem Wege der Konzentration in der Aemtereinteilung, d. h. auf dem Wege der Aufhebung der kleineren Aemter und deren Anschluß an benachbarte Be­zirke erreicht werden. Diese» Schicksal soll 21 Kameralämter treffen, wobei folgende Gesichts­punkte maßgebend sind: a) vor allem die Ge­winnung günstiger VerkehrSverhältniste und die Berücksichtigung bestehender VerkehrSbeziehunge« zwischen den beteiligten Bezirken, daneben Rück­sichtnahme auf den Bevölkerungkarakter und auf tunlichste Uebereinstimmung der wirtschaftlichen Verhältnisse, d) tunlichste Vermeidung der Zusammenlegung weiträumiger Bezirke, deren Bereisung schwierig ist, im Interesse der Ver­einfachung de« Dienstbetrieb», ferner möglichste Vermeidung der Zusammenlegung allzugroßer Geschäftsgebiete in solchen Dienstzweigen, die eine öfter» wiederkehrende Tätigkeit an Ort und Stelle erfordern, e) Rücksichtnahme auf die Ver­hältnisse hinsichtlich der vorhandene» Amtsgebäude. Der einmalige Aufwand für die Verlegung der Kameralämter und den Umzug der Beamten würde sich auf etwa 15000 ^ belaufe». Die Ersparni» in der Forstverwaltung soll ebenfalls durch Verschmelzungen kleinerer nicht recht lebensfähiger Forstbezirke mit den Nachbar­bezirken erreicht werden, ferner durch die Auf­hebung von 12 Forstamtmanntstellen.

Vom Neckar 27. Febr. (Hochwasser.) Infolge de» anhaftende» Regens und der dadurch verursachten raschen Schneeschmelze ist in ver­gangener Nacht der Neckar bei Oberndorf über seine Ufer getreten. Ein kleiner Teil der Rosenfelder Straße steht unter Master. Der Wasserfall an der Schramberger Straße ist eben­falls in Tätigkeit. Heute morgen hat es auf­gehört zu regnen. Auch bei Plochingen ist der Neckar weiter gestiegen und hat gestern mittag niedere Stellen unter Wasser gesetzt, trotzdem rechnet man nicht mit einem allgemeine» Austritt, da die Witterung sich bessert.

Affalterbach OA. Marbach 27. Febr. (Vandalen.) Auf dem Lemberg wurde» in einer junge» Tannenkultur etwa 400 Tannen die Gipfel abgeschnitten, ebenso weitere» 100 Tannen auf der Markung Poppenweiler. Die Tanne» hatten t-ilweise schon eine Höhe von 4 m. Von den Täter» fehlt bis jetzt jede Spur.

Ebingen 27. Febr. (Ein schreckliche» Unglück.) Nachdem da» Fuhrwerk der Familie C. Merz beimBären" in Tailfingen spät abend» von Thannheim zurückgekehrt war und die von der dortigen Filiale mitgebrachten Waren

unter Dach gebracht worden waren, arbeiteten die beiden ältesten Söhne Otto und Reinhold Merz auf dem Kontor, da» durch eine Wand von der Scheuer getrennt ist, in der sich der Elektromotor für den Betrieb der Weberei be­findet. Gegen */«9 Uhr ertönte plötzlich ein heftiger Knall, nach dem sofort Flammen au» dem Gebäude schlugen. Da» Feuer breitete sich auf da» ganze Anwesen und die Häuser de» Trikot- weberS Konrad Leyrer und Jakob Conzelmann au», die binnen kurzer Zeit trotz der angestreng­teste» Tätigkeit der Feuerwehr in Asche gelegt wurden. Durch die Gewalt der Explosion wurde die Wand zwischen der Scheuer und dem Merz- schrn Kontor eingedrückt, die beiden Söhne de« Merz zu Bode« geschleudert und der jüngere von dem einstürzenden Mauerwerk verschüttet. Sein Bruder versuchte vergeblich ihn zu befreie« und mußte schließlich, mit schreckliche» Brand­wunden bedeckt, sich zurückzirhen. Der Ver­schüttete verbrannte. Gestern morgen konnte der Körper de» Toten, jedoch ohne Kopf, ausgegraben werden, und erst gestern nachmittag gegen 4 Uhr wurde auch der Kopf aufgefunden. Sämtliche Abgebrannte sind versichert. Durch da» Unglück sind zahlreiche Arbeiter und Arbeiterinnen brotlos geworden. Ueber die Ursache der Explosion hat man bis jetzt noch keine Anhaltspunkte.

Oberrot OA. Gaildorf 27. Febr. Gestern nacht zwischen 9 und 10 Uhr wurde im hiesige» Rathaus ein Einbruch verübt. Der Dieb hatte bereit» an er Türe da» Schloß lo»geschraubt und mehrere Schublade« erbrochen. Er wurde dabei jedoch bemerkt, entkam aber durch das Abort­fenster, wobei er den Hut verlor. Noch in der Nacht wurde der Polizeihund Sherlok requiriert, der heute früh hier eintraf. Er nahm am Hute Witterung, griff eine Spur »ach StierSbach auf und verfolgte sie bi» zum Armenhaus in Hausen a. d. Rot. Der dort in Frage kommende In­sasse ist jedoch heute früh nach Kornwestheim, wo er zur Zeit in Arbeit steht, abgefahren. Ob die» die richtige Spur ist, muß die Untersuchung ergeben. Am Tatorte wurde nachträglich noch ei» Schirm und ein Ueberzieher gefunden, in besten Taschen sich Zeitungen und Postkarten mit der Adresse:Stuttgarter Hof, Straßburg", be­fanden, sodaß die Vermutung nahe liegt, daß der Einbrecher nicht von der Umgegend stammt.

Von der bayerischen Grenze 27. Febr. (Eisenbahndiebstahl.) Aus dem in Kempten abend» 8 Uhr noch Ulm abgehrnden Zug wurden vor einigen Tagen auf freier Strecke au» dem letzten Wagen drei Kisten mit 508 Pfd. Butter an die Behnböschung geworfen und dort von Helfershelfern in Empfang genommen und weg-

Irrungen.

31> Roman von G. W. Appleton.

(Fortsetzung.)

E« war eine lange Fahrt, und Beale war während der ganze» Zeit in tiefe» Nachdenken'versunken. Er fühlte, daß jetzt sein Renommee al» scharfsinniger Detektiv auf dem Spiele stand. Doch hatte er keine ernsten Bedenken in der Sache.

Lavender Sweep ist eine hufeisenförmige Häuserreihe, die an der­selben Straße anfäugt und auch wieder darauf mündet. Nr. 432 war ei« kleine» niedliche» Häu»chen von zwei Stockwerken und einem Erkerbau. Auf sein Klopfen öffnete ihm ein junger Dienstmädchen wahrscheinlich da» von Dan erwähnte die HauStüre.

Ist Fra« Butler zu Hause? fragte der Inspektor freundlich.

Jawohl, Herr. Bitte, trete» Sie näher.

Beale wurde in ei« behagliche» Wohnzimmer geführt. Da» große Bogenfenster war voller Geranie«, und auf dem Kaminsim» stand in einem Rahmen von rotem Samt da» nicht zu verkennende Bild von Glady» Doyle.

Nun, sagte er zu sich selbst, endlich bin ich auf der richtigen Spur.

Fra« Butler kam alsbald herein, wischte sich die Hände an der Schürze ab und musterte den Inspektor mit einem raschen durchdringenden Blick au» einem Paar pechschwarzer Augen.

Wünschen Sie mich zu sprechen? fragte sie in nicht allzu höf­lichem Tone.

Beale erkannte sofort, mit wem er e» zu tun hatte, und erwiederte in seiner liebenswürdigsten Weise: Ganz besonder» Frau Butler, obwohl «eine Angelegenheit teilweise auch Herrn Butler angeht. Aber er wird jetzt wohl im Dienst sein?

Jawohl, mein Herr, er ist zurzeit nicht hier.

Ich mochte nicht auf dem Polizeiamt Nachfragen, sondern gerne erst mit Ihnen ein paar Worte sprechen. Hier ist meine Karte. Damit händigte er ihr seine Legitimation ei«, bei deren Anblick plötzlich jeder Blutstropfen au» ihrem Gesicht schwand.

Ihr Man« wird vielleicht schon gelegentlich von mir gesprochen haben, fügte er freundlich lächelnd Hinz«.

Oh, gewiß, jawohl, Herr Inspektor gar oft schon.

Dan» werden Sie wohl auch bereits von ihm gehört habe«, daß ich eine« sehr wichtigen Fall eine Mordsache in der Hand habe.

Frau Butler» Lippe» zeigten ei« krampfhaftes Zucken, al» sie er­widerte: Nnein, nein, Herr, ich kann mich nicht erinnern, daß er wa» davon erzählt hätte.

Das überrascht mich. Denken Sie nochmal nach, Fra« Butter. Hat er Ihnen nie etwa» von der Ermordung von Frau Doyle in einem Atelier in Regent» Park gesagt? Besinnen Sie sich noch mal.

O jawohl, natürlich, stammelte sie und wünschte sicher au» tiefstem Herzensgründe, daß ihr Mann z r Hause wäre, um ihr in dieser schreck­lichen Bedrängni» beizustehen. Da» Feuer verschwand au» ihren Augen, sie blickte ihm nicht mehr in» Gesicht, sondern schaute unverwandt auf da» Teppichmuster zu ihren Füßen. Er hat mal etwa» davon erwähnt, Herr Inspektor.

Ich wußte sicher, daß er da« getan habe» mußte, und e» ist ja auch ganz natürlich, wenn Sie näher darüber Nachdenken; denn er hat die unglückliche Dame doch ganz gut gekannt.

Sie sah ihn ganz verdutzt und bestürzt an.

Wieso meinen Sie da»?

Wieso ich da» meine? Ei, habe» Sie denn nicht da» Bild der Dame dort auf dem Kamin stehen? Ich schließe daraus, daß Fra« Doyle eine Freundin von Ihnen war.

E» dauerte längere Zeit, ehe sie antwortete. Unterdessen hatte sie sich zusammengenommen und sah ihm wieder in» Auge. (Forts, folgt.)