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Erscheinungstage: Montag, Dienstag, Mittwock, Bonnerstag, Freitag und Samstag. JnsertionSprers IO Pfg. pro Zeile für Stadt u. Bezirksorte; außer Bezirk 12 Pfg.

Dienstag, den 28. Kebruar 1911.

BezugSpr. i. d. Stadt'/«jährl.m. LrSgerl. Mk. 1.25. Postbe,«srpr. f. d. Orts- u. Nachbarortsverk. >/3LhrI. Mk. 1.20. im Fernverkehr Mk. 1.LV. Bestellg. in Württ. 30 Pfg., in Bagern u. Reich 42 Pfg.

Tsgesnenigkeitev.

Calw 28. Febr. Auf das von der Fest- versammlung am Geburtsfest des Königs nach Kap Martin abgesandte Glückwunschtelegramm traf heute folgende Antwort ein: Seine Majestät der König läßt für die Glück­wünsche zum Geburtsfest gnädigst danke». KabinettS-Chef v. Soden.

Calw. (Bahnverkehr.) Zug 935 Pforzheim-Calw (Pforzheim ab 8.00 abends) wird bis auf weiteres auch nach dem 28. Februar d. I. ausgeführt, und zwar wie bisher Werktags (ausgenommen an Vorabenden vor Feiertagen.)

* Calw 28. Febr. Der Bezirksobst­bauverein, der erfreulicherweise nun im ganzen Bezirk gut eingeführt ist und eine immer größere Mitgliederzahl erhält, fährt in seiner rührigen Tätigkeit um die Hebung des Obstbaus eifrig fort. Er veranstaltet in diesem Frühjahr einen Kursus zum Erlemen des Okulierens und Pfropfens. Unter sachkundiger Leitung werden Demonstrationen in diesen Arbeiten ausgeführt werde» und es steht zu erwarten, daß viele Baumbefitzer die günstige Gelegenheit zum Er­lernen des Umpfropfens älterer oder unfrucht­barer Bäume ergreifen werden, um selbst manche dieser Arbeiten besorgen zu können. Es ist ge­plant im ganze« 2 Tage für die Abhaltung der Kurse vorzusehen. Der eine Kurs wird in Calw, der andere vorauisichtlich in Neubulach statt­finde« und zwar im Laufe des Monats März.

ß Calw Pastor Laub au» Straßburg, der in den letzten Jahren wieder die Jude« in Rußland besucht hat, wird am nächsten Donners­tag abend im Vereinshaus über seine Missious- erlebniffi berichten und dabei manche» über die dortigen Zustände Mitteilen, wa» jedermann in­teressieren dürfte.

v Calw 28. Febr. Sattlermeister G. Widmaier sen. verkaufte fein Hau« bei der städtische» Bodenwage an Kaminfegermeister Karl Eberhard um den Preis von 15 000

-X- Li eben zell 26. Febr. Auch hier wurde da» Geburtsfest unseres Königs in würdiger Weise gefeiert. Morgens um 6 Uhr wurden wir durch Böllerschüsse aus dem Schlaf geweckt. Die Häuser waren reich beflaggt. Um 11 Uhr bewegte sich ein stattlicher Festzug vom Rathau» zur Kirche, woselbst der 1. Stadtpfarrer über den von unserem König gewählten Text predigte. AmKönigsmahl", da» im Gasthof z. Adler stattfand, beteiligte sich eine stattliche Anzahl von Herren. Abends veranstaltete der Kriegerverein" unter Mitwirkung de»Ge­mischten Chor«" und desTurnvereins" ein Fest­bankett im Gasthof z. Linde.

A- Liebenzell 27. Febr. Im Saal de» Gasthofs z. Adler hielt gestern der Lieder- kranz sein Fastnachtskränzchen ab, welche« gut besucht war. Und gewiß ist jeder Besucher auf seine Rechnung gekommen. Ei» glänzende» Programm war zusammengestellt. Die einzelnen Stücke wurden von den Beteiligten lebenswahr dargestellt; man fühlte, daß sie sich in ihre Rollen wirklichhineingelebt" hatten. Aus dem reichhaltigen Programm wollen wir nur eine NummerEin Liebenzeller Jahrmarkt

vor 50 Jahren" besonder» erwähnen. ES wurde uns da, nachdem die Märkte hier auf­gehoben sind, so ein Stück Vergangenheit wieder vor dis Augen geführt. Alle die Krämer waren gekommen, die Bauern und Flachsweiber vom ganzen Wald. Ein Jude bot seine ganze Ueber- reduvgskunst auf, um de»Hansjörg" und die Kathre" von de« Vorzügen der Kuh zu über­zeugen. Auch der Büttel, der, wie es schien, viel auf einenWeivkauf" hielt, hat seine Rolle gut gespielt. Besonders lebhaft ging es im Lamm" zu, wo Markttag war und der Unterlengen- hardter Wunderdoktor seine Sprechstunde hielt. Ein Sängerpaar, das sich auf der Durchreise von der Weltausstellung in Brüssel nach der Ernstmühler Messe befand, ließ seine Weisen ertönen und schilderte in Wort und Bild, wa» sich zugetragen hat. Auffallend war, daß alle» da», wa» uns diese zu erzählen wußten, im Lauf de« letzte» Jahre» auch in Zell und um Zell herum vorgekommen sein soll.

Herrenberg 27. Febr. In der Wander­arbeitsstätte wurde ein junger Taglöhner ange­halten und verhaftet, al» er ei« Fahrrad ver­kaufen wollte. Da» Rad ist zweifellos gestohlen.

Tübingen 27- Febr. (Ein frecher Mensch.) Der Ausbrecher Schwarz konnte dem Drange nicht widerstehen, der hiesigen Behörde von Karlsruhe au» eine Ansichtskarte zu senden. Möglich ist aber auch, daß er durch einen Diebsgenossen die Behörde auf eine falsche Spur lenken will. Nach einer weiteren Nachricht hat der aus dem Gefängnis entwichene Schuhmacher Schwarz von Ulm nun die einem anderen Gefangenen beim Ausbruch ge­stohlene goldene Uhr zurückgeschickt. Heute sollte gegen ihn verhandelt werde«.

Stuttgart 27. Febr. (Vom Hofe.) Wie au» Cap Martin berichtet wird, hat der König sein Geburtsfest in bestem Wohlsein verlebt und ist an diesem Tage nicht nur au» alle« Teilen und Kreisen der Heimat, sondern, auch von auswärts, insbesondere von den zur Zeit in der Riviera sich aufhaltenden Württem- bergern durch überaus zahlreiche Glückwünsche erfreut worden. Die Rückkehr de» König» ist für den 4. März in Aussicht genommen-, kurz vorher wird auch die Königin au» Neuwied wieder hier eintreffe«.

Stuttgart 27. Febr. (Vereinfachung der Staatsverwaltung.) Die Denkschrift über die Vereinfachungen in der Staatsverwaltung ist nunmehr den Ständen zugegange». Sie umfaßt 160 Druckseiten und wird in einem Aus­zug vomStaatsanzeiger" veröffentlicht: Die Staatsregierung ist darnach entschlossen, ihre Bemühungen zu einer Vereinfachung und Ver­billigung der Verwaltung zu gelangen, mit Nach­druck fortzusetzen und hofft dabei auf den Bei­stand der Landstände. Bei voller Durchführung der in Aussicht genommenen Vereinfachungen sollen mit der Zeit Ersparnisse von insgesamt 2 578 385 erzielt werde«, wozu noch 330 000 ^ für den Fall einer Aenderung der Organisation der freiwilligen Gerichtsbarkeit kämen. Neben diesen Ersparnissen, die sich in Geld berechnen lasten, werden die geplanten Vereinfachungs­maßnahmen aber noch weitere Vorteile für die Ver­

waltung bringen, indem nicht nur die Steigerung des Staatsaufwands verlangsamt und die Ver­mehrung des Bramtenkörper» Hintangehalte«, sondern auch, insbesondere durch die Verringerung der Zahl der Behörden und die Dezentralisation der Zuständigkeiten, eine Entlastung der obere» Behörden und eine mehr haushälterische Ver­wertung der Beamtenkräfte ermöglicht, eine be­friedigendere Tätigkeit für die Beamten geschaffen und die Geschäfte im ganzen gefördert werden. Was nun die Ersparniffe in den einzelnen De­partements betrifft, so sieht die Justizver­waltung eine solche von 67 000^ vor. Eine Aenderung in der Zahl der Landgerichte und der Amtsgerichte wird zur Zeit al» nicht angängig bezeichnet, doch soll in Zukunft mit einer Ver­minderung der Zahl der Landgerichte von 6 auf 7 und auch mit der Zusammenlegung kleinerer Amtsgerichtsbrzirke gerechnet werden können. Große Ersparniffe werden davon jedoch nicht er­wartet. Durch die Weilerförderung der Ver­einigung der amtsgerichtlichen und der oberamt- lichen Gefängnisse wird eine Ersparnis durch Vermeidung von Bauaufwand erwartet. Auf dem Gebiet der Dienstreise» und Visitationen sollen jährlich 15000 ^ gespart werde«. Da« Ministerium der Auswärtigen Ange­legenheiten will in der politischen Abteilung 6150 ^ ersparen, in der Eisenbahnverwaltung 707 000 bei der Post- und Telegraphen- verwaltung 598 000 in der Verkehrsabteilung also zusammen rund 1300000 wovon 400 000 ^ auf bereits durchgeführte Maßnahmen entfallen uud 900000 ^ noch in Aussicht zu nehmen find. In der Zentralverwaltung der Verkehrsabteilung steht eine Aenderung in der Organisation zur Zeit zur Erwägung. Von den Vereinfachungen bei der Eisenbahnverwaltung find folgende hervorzuheben: Im äußere« Eisen­bahndienst Verminderung der BetriebSinspektionen von 13 auf 10, der Bauinspektionen von 28 ans 23, Umwandlung von 7 Bahnstationen I. Klaffe in solche II. Klaffe, von 21 Stationen II. Klaffe in Stationen III. Klaffe, von 18 Stationen HI. Klasse in solche IV. Klaffe. Da» Hilfspersonal der Bahnstationen soll mehr als bisher den Be­amtenklaffen mit einfacherer Vorbildung ent­nommen werden. Bei der Post- und Telegraphen­verwaltung sollen ebenfalls Geschäfte, die bisher von besser vorgebildeten Beamten besorgt wurde«, an Beamte mit einfacherer Vorbildung überwiesen werden und deshalb 7 Postämter I. Klaffe in solche II. Klaffe, 17 Postämter II. Klaffe in solche III. Klaffe und eine Anzahl kleinerer Post­ämter III. Klaffe in Postagenturen umgewandelt werden. Mit der Durchführung der Organi­sationsänderungen soll schrittweise und unter möglichster Schonung der für die beteiligte« Beamten bestehenden Aussichten vorgegangen werden. Beim Departement de« In­nern sollen durch Aufhebung der Kreisregie­rungen 115 570 ^ gespart werden. Es wird betont, daß dieser Aufhebung zum mindesten unüberwindliche Hindernisse nicht entgegen stehe». U. a. sollen zwei neue Ministerialabteilungen zur Uebrrnahme der KreiSregierungS-Geschäste gebildet werden, nämlich eine solche für Körper­schaftsverwaltung und eine solche für Gewerbe- und Wasserpolizei. Was die Benachteiligung