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Tagesuenigkeiteu.
S e. KSnigl. Majestät hat durch allerhöchste Entschließung vom 25. Febr. zu verleihen geruht:
Die Verdienstmedaille des Friedrichsordens an:
Wünsch, Stationsverwalter in Liebenzell,
I unginger, Walzmeister in Calw,
die silberne Verdienstmedaille an die Bahnwärter
Buhl, auf Posten No. 3V der Abteilung Schas- hausen.
Becht, auf Posten No. 58 der Abteilung Unterreichenbach,
Eberhardt, auf Posten No. 59 der Abteilung Unterreichenbach,
Hilfswärter Talmon, Jakob Ludwig in Neu- hengstett,
Landvostbote Stanzer in Mötllingen.
— Anläßlich des Geburtsfestes Sr. Majestät des Königs wurde an
Hilfswärter und Vorarbeiter Johann Maiseritz a ch e r in Unterreichenbach,
Hilfswärter und Vorarbeiter Jakob Ludwig Talmon in Neuhengstett
in Anerkennung ihrer langjährigen Dienstleistungen bei den Verkehrsanstalten und ihrer guten dienstlichen und außerdienstlichen Führung eine Belohnug von je 50 bewilligt.
)( Unterreichenbach 24. Febr. Wegen Erbauung einer Nachbarschaftsstraße von Unterreichenbach OA. Calw »ach Bieselsberg und Schwarzenberg OA. Neuenbürg hat in Anwesenheit von Vertreter» der K. Straßenbauverwaltung und der K. Forstverwaltung, sowie der Herren Vorstände der Bezirkistellen Calw und Neuenbürg am 22. ds. Mt», eine Besichtigung und Erläuterung an Ort und Stelle an der Hand der vorliegenden Entwürfe und am 23. ds. Mts. im Saale des Schwarzwald Hotels in Unterreichenbach eine Verhandlung mit de» Vertretern der beteiligte» Gemeinden stattgefunden. Beschlossen wurde die Herstellung einer Nachbarschaftsstraße von Unterreichenbach nach Schwarzenberg mit Abzweigung nach Bieselsberg aus der rechten Seite des Reichenbachtals. Zu de» Kosten hat die K. Straßenbauverwaltung einen angemessenen Beitrag in Aussicht gestellt. Feste Beiträge leisten die K Forstverwaltung und die Gemeinde Oberlengenhardt OA. Neuenbürg. Den noch verbleibenden Betrag übernehmen mü entsprechenden Beiträgen der Amtskorporationen die Gemeinden Unterreichenbach zu 20 "/<>, die Gemeinden Bieselsberg und Schwarzenberg zu je 40 °/«. Mit dem Bauwesen wird voraussichtlich im Laufe de» nächsten Jahres begonnen.
Neuenbürg 24. Febr. (Leichen- fund.) In der Nähe von Calmbach wurde der in Höfen beschäftigte, 22 Jahre alte Schreiner Viel fort, gebürtig aus Althengstett, OA. Calw, in der Enz tot aufgefunden. Er soll abend» mit einigen Arbeitskollegen gezecht und erst zu später Nachtstunde den Heimweg nach Höfe» angetreten haben. Ob Selbstmord oder eine andere Todesursache vorliegt, muß die Untersuchung ergeben.
Stuttgart 24. Febr. (Vom Hofe.) Der König, über dessen Befinde» andauernd gute Nachrichten au» CapMartin einlaufen, besuchte am letzten Sonntag den deutsch-evangelischen Gottesdienst in Mentone, empfing am 20. Febr. de» Besuch de» Fürste» von Monaco und folgte in Begleitung de» Adjutanten und Kabinettsekretär» am 22. Febr. einer Einladung de» Fürsten zum Frühstück im Schloß zu Monaco. — Die Königin wird da» Geburtsfest des König» in Arolsen verleben und tag» darauf nach Neuwied reisen. — Der König und die Königin haben den Freiherrn Max von Gais- burg - Schöckingen zur heutigen Feier seine» 90. Geburtstag» telegraphisch beglückwünscht.
Tübingen 24. Febr. Die beide» Schutzleute Keppler und Klein in Pfullingen, die im November v. I. auf junge Leute, die abends an verbotener Stelle gerodelt hatten, einschlugea und ein Fräulein so schwer trafen, daß e» jetzt noch an den Folgen eine» erhaltenen Schlage» zu leide» hat und deshalb auch nicht vor Gericht erscheinen konnte, wurden wegen Körperverletzung im Amt mit je 60 Mark bestraft.
Vom Zaberga« 24. Febr. Die Vege
tation schreitet rasch voran. Trotz der Nord- weststürme der letzten Tage lockt die Mittagssonne da und dort Blüten und Blätter hervor. Die kurzstielige gelbe Aurikel blüht, ebenso die Schneeglöckchen und die Christrose, letztere hat auch unter dem Schnee fortgetrieben und ihre Blüte» durch die Schneedecke hervorgestoßen. Die Obstbäume zeigen ordentlich Fruchtknospen.
Pforzheim 24. Febr. (Aviatik.) Ein hiesiger Schlossermeister, Wilhelm Lamprecht, hat sich ebenfalls auf die Flugkur,st geworfen und einen Eindecker gebaut, mit dem er gestern seine Ausstiegsversuche im Enztal unterhalb der Stadt bei Nieser», wo ihm günstigere» Gelände als hier zur Verfügung steht, begonnen hat.
Paris 23. Febr. Au» Nizza wird gemeldet: Der östreichische Flieger Flesch versuchte heute vormittag mit seinem Eiriflächer den Rundflag Nizza—Monte Carlo—Nizza. Al» in einer Höhe von etwa 30 Meter» über dem Meer der Motor plötzlich still stand, stürzte der Aeropla« ins Meer. Flesch wurde unverletzt aus dem Master gezogen, während der Aeroplan bedeutende Havarie erlitt.
Aus Palästina wird ein außergewöhnlicher Schneesall gemeldet. Nach einer Privatmeldung fiel am 11. Februar vormittags der Schnee in Jerusalem in so ungewöhnlicher Stärke, daß er auf freiem Feld bi» zu 30 em Höhe zu liegen kam und stellenweise sogar eine Höhe bi» zu einem halben Meter erreichte. Infolgedessen stockte an diesem Tag der Verkehr völlig. Weder liefe» Postsendungen ei», noch konnte der Eisenbahnverkehr zwischen Jaffa und Jerusalem aufrecht erhalten werde». Am nächsten Tag schmolz der Schnee wieder, so daß es in den Tälern ziemliche Ueberschwemmungen gab. Auch au» Haifa wird starker Schneefall gemeldet, der Karmel lag am Morgeu unter einer erheblichen Schneeschicht.
Vermischtes.
— Uebergang der Staatspachtgüter, See» und Fischwasser an die Forstämter. Anläßlich der Prüfung von Maßnahmen zur Vereinfachung der Staatsverwaltung hat das Finanzministerium angeordvet, daß vom 1. April ab die Verwaltung de» landwirtschaftlichen staatlichen Grundbesitzer von den Kameralämtern au die Forstämter übergeht mit Ausnahme der geschlossenen Hofgüter (Meiereien), der am Kameral- amtsfitz gelegene» Grundstücke, der mit den Dienstwohnungen verpachteten Hausgärten, der staatlichen Pfarrgüter, derjenige« landwirtschaftlich benützten Grundstücke, die zusammen mit Gebäuden, in denen Gewerbe, Mühlen und dergleichen betrieben werden, verpachtet find, und für staatliche Bauzwecke vorsorglich bestimmten Grundstücke. Ebenso geht die Verwaltung der Seen und Fischwasser an die Forstämter über. Die Kameral- ämter haben deshalb sämtliche bezügliche Akten, Meßurkunden und Karte», mit Ausnahme der Lager-, Haisch- und Befehlsbücher an die Forstämter auszufolge«. De» Forstämtern werden bezüglich der Verwaltung die gleichen Befugnisse übertragen, wie sie die Kameralämter seither gehabt haben. In die Pacht- und Dienstverträge trete» die Forstbehörden mit Wirkung vom 1. April ab ei». In de» kameralamtliche» Amti- grundbüchern find die an die Forstbehördev übergehende» Grundstücke, Seen und Fischwaffer zu löschen, auch hat ihre Umschreibung im Grundbuch auf da» betreffende Forstamt zu erfolge». Zur Herbeiführung von Geschäftsvereinfachungen wird die Zuständigkeit der Kameralämter und Forstämter bezüglich der Verpachtung, Vermietung, der Vornahme von Dienstreise«, Genehmigung der Kostenverzeichnisse und Anordnung von Vermessungen erweitert. Nach vollzogener Uebergabe der Grundstücke u»d Fischwasser an die Forstämter werden die Pächter von dem Wech sel der Verwaltungsbehörden verfiändig t. sWMK
lehrreiches Beispiel für ersprießliche und vorteilhafte Obstver- wertung bietet die ObstverwertungSgenossenschaft der württembergischen Schwarzwaldorte Neuneck, Böffinge» und Unteriflingen, die in einer Höhenlage von 500—600 m von feinere« Sorten
hauptsächlich Gravensteiner, Danziger Kantapsel, verschiedene Reinetten und von Dauerware hauptsächlich Boiken, kleinen Langstiel und Lederäpfel anpflanzen und »ach Norddeutschland (Berlin, Hamburg, Ruhrgebiet), Bayern und Elsaß bei starker Nachfrage (besonder» Gravensteiner) reichlichen Absatz haben. Die Rentierung ist glänzend:
1 Morgen kostet durchschnittlich 600 rechnet man nur 1 Ztr. jährlichen Ertrag bei 40 Bäumen auf den Morgen, und nur 4 den Zentner, so tragen 600 ^ Bodenwerte jährlich 160 Tatsächlich ist der Ertrag höher, und unter den Bäumen wird teil» noch Frucht, teils noch Gra« gepflanzt, was natürlich den Baumertrag nicht fördert, aber doch die Rente noch erhöht. Das Gesamterträgnis von Neüneck war im vorigen Jahr 400 är, und für Gravensteiner wurden 10—15 ^ für 1 är gezahlt.
(Im Rachen der Wölfe.) Die ungeheure Kälte, die augenblicklich im Süden Rußlands herrscht, hat eine ungeheure Panik hsr- vorgerufen, die durch das Masseuauftreten von Wölfen erfolgte. Diese Gefahr, der die Bewohner auf Reisen über Land, in de» Straßen der Städte, ja sogar in dem Waggon» der Eisenbahnen ausgesetzt ist, wird durch die Tragödie einer Hochzeitsgesellschaft grell beleuchtet, die von dem Dorfs Obstidow nach Taschkent fuhr. Die Entfernung beträgt 22 Werst, und bei dem schlechten Wetter mußte man damit rechnen, dich die Reise drei bis vier Stunde« dauern würde. In 30 Bauernwagen fuhren 120 HochzritSgäste au» dem Dorfe heiter fort, und wenige Minute« später fanden sie einen furchtbaren Tod, dem nur ein Mann und eine Frau entgingen. Die Schilderung der beiden Geretteten von der Katastrophe zeigte die ganze Gefahr, die über den russischen Ortschaften schwebt: Der Hochzeitszug war kaum einige hundert Meter von dem Dorfe, in dessen Näh« sich bisher Wölfe nur ganz vereinzelt gezeigt hatten, entfernt, als die Pferde plötzlich an finge», scheu zu werden. Man konnte sich die Unruhe der Tiere anfangs nicht erklären, bis man plötzlich in nicht zu weiter Entfernung ei» wildes Geheul torte und eine schwarze Wolke über die Erde rasen sah. Wenige Minuten später waren die ersten Wölfe herangekommen und stürzten sich mit Wutgeheul auf die hintersten Wage». Man wollte sich verteidigen, die Pferde rasten wie toll, aber nichts half! Eine ungeheure Menge von mehreren hundert Wölfen umschwärmten die Hochzeitswage», in denen Todesfurcht und Jammergeschrei herrschte». Schon waren einige Pferde von den Wölfen niedergerissen... in den Wage« saßen die Wölfe und hatten zerissene Menschenteile im Maul . . . Andere Wölfe stürzten sich über die Fressende» und rissen ihnen Fleischstücke au» dem Maul. Inzwischen ging die rasende Jagd weiter, die Pferde dampften und die Wölfe heulte» hinterdrein. Man entschloß sich endlich, au» dem letzten Wagen einige Menschen zu opfern, natürlich Frauen, die keine» Widerstand leiste» konnten. Man hoffte, auf diese Weise die Wölfe zurückzuhalten und de» Rest retten zu könne». Einige Minuten konnte man aufatme«, aber schon war da» Heule« der Wölfe wieder neben dem Wagen und vor dem Wagen. Neue Opfer . . neues Aufatmen . . und neuer Schrecken! Schon waren 50 Menschen von den Bestien zerisse» worden, und immer war das Rudel der Wölfe noch ungeheuer groß. E« wurden wieder Pferde niedergerissen, Männer und Frauen aus den dahiurasende« Schlüte» herausgezerrt, Jammergeschrei ertönte, erschütternde Rufe durchschnitten die Luft, dann war allestill und immer neue Opfer fielen. Ein Wagen kam allein in der Stadt an. Auf ihm befanden sich mehr tot al» lebendig zwei Menschen, die anderen waren auch den Bestien zum Opfer gefallen.
Standesamt Salt».
G etraute.
24. Febr. Johannes Hammann, Maschinenstricker
vom Windhof und Maria Emilie
Günther von Stammheim.
Gestorbene.
20. Febr. Marie Heid, geb. Eble, Zieglers Witwe
hier, 73 Jahre alt.
21. „ Anna Maria, T. d. Karl Rothfuß, Tag
löhners hier, 4 Monate alt.