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wohner an 6. günstigster Stelle steht und die hiesige Steuerbrlastung nach diesem Vergleich als eine mäßige bezeichnet werde« könne.
Eine Zusammenstellung der hiesigen Gesamt- steuerverhältniffe ergibt, daß in den letzten 4 Jahren sämtliche der Gemeinde zufließ enden Steuern sich von 99164 ^ auf 102 541 ^ erhöht, also um 3287 ^ zugenommen haben. Unter diesen Steuern ist aber der seit 1905 auf dem Steuerzettel nicht mehr besonders ersichtliche, an die Oberamtspflege abzuliefernde AmtSschaden enthalten, welcher sich in dem Anteil der Stadt Calw in dem gleichen Zeitraum von 17 649 auf 22 828 ^ (32,5°/° der Gesamtumlage) also um 4379 ^ erhöht hat.
Stellt man diesem Betrag die obige Zunahme der gesamten Gemeindesteuer mit 3287 ^ gegenüber, so ergibt sich, doß die der Stadt für ihre eigenen Zwecke verbleibenden Steuer» in dem der Vergleichung zu Grunde liegenden 4jährigen Zeitraum nicht nur nicht zu- genomme», sondern sogar um 1092 ^ abgenommen haben.
Die in der Stadt zur Erhebung kommenden Staatssteuern haben in de» letzten 5 Jahren hauptsächlich infolge Einführung der Einkommensteuer, sowie durch die am 1. April 1909 ein- getretene 5°/->ige Steuererhöhung um 17934 zugenommen.
Bei der Aufbringung der Gemeindesteuer ist in der Belastung der einzelnen Steuerträger durch daß Inkrafttreten der Einkommensteuer und die auf 1. April 1907 erfolgte Aufhebung der Flrisch- verbrauchsabgabe eine Verschiebung eingetreten.
Zu allen in vorstehenden Ausführungen genannten Arbeite», deren Vollendung nicht in erster Linie vom Vorsitzende», sondern von der tatkräftigen, in gutem Einvernehmen sich vollziehenden Arbeit der verantwortlichen Kollegien abhänge, erbittet sich der Vorsitzende die freudige Mitarbeit der Kollegien, und versichert sie der pflichttreue» Hingabe der städt. Beamten an ihre im Zusammenarbeiten mit den Kollegien wie an alle ihre selbständig zu leistende Arbeit.
In den sich anschließenden Verhandlungen wurde die Aufnahme der 130000 ^ betragenden Schuld für das Elektrizitätswerk bei der Württ. Sparkasse in Stuttgart zu 4'/»°/° genehmigt; die Tilgung erfolgt in 50 Kapital und Zins in sich fassenden Jahresraten.
Die Verteilung der SchuldienerS- belohnunge» auf die einzelnen Schulverwaltungen wurde mit Zustimmung des K. Gewerbeoberschulrats derart geregelt, daß auf die Gewerbeschule 310 statt seither 281 ^ entfallen, an welchen sich der Staat mit der Hälfte beteiligt.
Die Geldbelohnung der GeorgeaäumS- verwalterin Pfrommer wurde unter Ablösung der Gras- und Obstvutzung auf 350 ^ festgesetzt.
Die Kollegien genehmigten die Kaufverträge mit Adolf Ziegler sen., Metzgermeister, über
Parz. Nr. 2063: 33 a 76 <M Acker „ „ 2070 : 16 8, 40 gm W iese
zus. 50 a 16 gm im Kapellenberg zu 1000 ^ (pro gm 20 ,)).
Marie Haydt's Erben über Parz. Nr. 2077 und 2078, zus. 66 a 82 gm Wiese ebendaselbst, zu 2360 ^ zusammen 1 ka 36 a 98 gm zu 3360 ^ (durchschnittlich 25 c) für den gm).
Diese Grundstücke sind bereits an Metzger- meister Ziegler sen. um jährlich 150 ^ verpachtet.
In der kaufmännische« Abteilung der Gewerbeschule findet Heuer nur eine einfache Abschlußprüfung statt.
Im Einlauf befindet sich ein Erlaß der K. Ministerialabteilung für die höheren Schulen vom 14. Jan. d». IS. betreffend die Beteiligung der Gemeinden an dem Mehraufwand für die Gehaltserhöhung der Lehrer an de» höheren Knabenschulen.
* Calw 28. Jan. Die Blätter des Württembergischen Schwarzwald verein» find nun in den 19. Jahrgang eingetrete». In der Januaruummer schildert K. Blumenthal- Wildbad eine „Feldbergreise", Geologe Dr. Axel bringt „Einige« über die Tektonik des Deck
gebirges im östlichen Schwarzwald", wobei für unsere Gegend besonders die V -rwerfungen des Gesteins und die Erzführung derselben in dem nördlichen Gebiet um Neubulach und Bad Teinach interessant ist. Bei Wanderungen sind die Ausführungen des Geologen für den aufmerksamen Beobachter sehr beachtenswert. „Der erste Schnee" gibt Gelegenheit zu einer stimmungsvollen „Schwarzwaldepistel" von Schwarzweber- Pforzheim. Hauptlehrer Huber Tuttlingen geht in die Vergangenheit zurück und führt dem Leser die „Burg und Herrschaft Sterneck" vor Augen und in der Rubrik „Verschiedenes" ist das schon bekannte „Pachtverhältnis über die Ruine Zavel- stein", seitens der Schwarzwaldvereine Teinach und Zavelstein angeführt. Den Schluß bilden Bezirksnachrichten und eine Bücherschau. Rektor Dr. Weizsäcker-Calw bespricht die Erzählungen „Holunderduft" von Auguste Supper und schließt sein Urteil mit den Worten: „Das neue Buch der beliebten Erzählerin bedarf nach diesem allem keine besondere Empfehlung, e» empfiehlt sich selbst, aber der dankbare Leser empfindet da» Bedürfnis, die Freude, die ihm das Lesen bereitet hat, auch andern mitzuteilen und sie zum Mitgenuffe einzuladen." In der mit schönen Bildern reich geschmückten Nummer befindet sich sodann noch ein „Aufruf an die Freunde des Schneeschuhlaufs im Schwarzwald!"
Neuenbürg 27. Jan. (Schießerei.) In Maisenbach wurde der Taglöhner Lötterle, der aus Gutmütigkeit einen Bauernsohn heim- geleitete, in eine Rauferei verwickelt und von dem Taglöhner Fenchel von Schwarzenburg durch zwri Revolverschüfle im Gesicht schwer verletzt. Der Täter ist verhaftet. — In Neusatz ist am Samstag der Holzhauer Jakob Gull beim Heimgehen die Staffel der Sonnenwirt- schafi hinuntergestürzt und kurze Zeit bewußtlos gelegen. Zu Hau» erholte er sich anscheinend, da eine Verletzung nicht wahrzunehmen war. Gull ist nun an den Folgen dr» Sturzes gestorben.
Stuttgart 27. Jan. Das Geburtsfest des Kaisers wurde militälischerseits in der üblichen Weise gefeiert. Zu dem Festgottesdienst in der katholischen EberhardSkirche waren die Herzöge Albrecht, Robert und Wilhelm erschienen. Dem Gotik sdienst in der evangelischen GarnisonSkircke wohnten Kriegsminister v. March- taler, die Generalität, zahlreiche Offiziere, Militärbeamte und Abordnungen der hiesigen Regimenter an. Nach dem Gottesdienst fand in der festlich geschmückten Grwerbehalle große ParoleauSgabe statt. Der kommandierende General, Herzog Albrecht brachte das Hurra auf den Kaiser aus. Zwei Kapellen spülten abwechslungrweise. Während der Paroleausgabe wurde von einer im Schloßgarten aufgestellte» Batterie 101 Ehren- schüffe abgefeuert. Die Truppe» wurden in den Kasernen festlich bewirtet.
Stuttgart 27. Jan. (Vier Unfälle.) Gestern vormittag fiel einem Mechaniker vor einem Hause der Christophstraße beim Abladen von Maschinen ein Eisenteil auf den linken Fuß, wodurch er eine starke Quetschwunde erlitt. Der Verunglückte wurde mit dem Sanitätswagen ins Wilhelmhospital übergeführt. — In einer Lederwarenfabrik in der Reinsburgstraße fiel gestern nachmittag einem Sattler ein Sattler- meffer in den rechten Fuß. Er trug eine bedeutende Schnittwunde davon und wurde in da» Katharinrnhospital verbracht. — Gestern abend stürzte in der Tübingerstraße in einer Brauerei ein Brauer von einer Leiter etwa l'/s Meter hoch ab. Er brach den rechten Unterarm und wurde »ach dem Marienhospital übergrführt. — In der Neckarstraße wurde gestern abend ein älterer Mann von einem Auto, vor dem er unmittelbar über die Straße ging, angefahren und umgeworfen. Er zog sich an beiden Knien Hautschürfunge» zu und wurde von dem Chauffeur nach seiner Wohnung geführt.
Heilbronn 27. Jan. (Weinprozeß.) Gestern fand hier die erste Verhandlung in den zahlreiche» Strafsachen wegen Vergehens gegen da» neue Weingesetz statt. Der Wirt Baum- gärtner von Kleinsachsenheim hat im letzten Herbst von hier zwei Eimer neuen Rotwein gekauft,
dem der Weinhändler schon ein Quantum gezuckerten Tirolerwein zugesetzt hatte. Ohne die vorschriftsmäßige Anzeige zu erstalten, mischte der Angeklagte in seinem Keller diesen Wein, der nach seinem Dafürhalten zu sauer war, ca. 120 Liter Zuckerwasser bei und verkaufte ihn an seine Gäste. Die Strafkammer nahm Fahrlässigkeit an und erkannte auf eine Geldstrafe von 50 ^ und Kostentragung. Von einer Einziehung des Weines wurde, weil Vorsätzlichkeit verneint wurde, Abstand genommen.
Ulm 27. Jan. Der Pferdemarkt hatte eine Zufuhr von 608 Pferden. Die ziemlich hohen Preise bewegten sich zwischen 60 und 1800 Bei 500 Verkäufen betrug der Gesamtumsatz 400000
Aus Baden 27. Jan. (Wer andern eine Grube gräbt . . .) Sehr hereingefallen ist der geschiedene Goldarbeiter Anton Kaufmann au« Pforzheim, der sich an einem „alten Bekannten" in Ersingen rächen wollte: Vor acht Jahren hatte er diesem, dem Baumschulbesitzer Vögele, einmal Obstbäume beschädigt und dafür 3 Monate Gefängnis erhalten. Jetzt fuhr er wieder nach Ersingen und brach, schnell au» der Bahnhofwirtschaft nach dem 600 Meter entfernten Grundstück gehend, dort vier Bäume ab. Ec wußte nickt, daß Vöarle inzwischen das Grundstück verkauft hatte. Noch unangenehmer war ihm, daß der Polizeihund „Hassan" von Pforzheim die Rache herausbrachte. „Hassan" lief von dem Acker nach der Bahnhofwirtschaft und verbellte den Stuhl, auf dem Kaufmann gesessen hatte. Das Gericht hielt ihn trotz Lengnens schuldig und verurteilte ihn wiederum zu drei Monaten Gefängnis.
Hamburg 27. Jan. Unweit von Helgoland stieß die Hamburger Viermastbark „Pommern" mit dem englischen Vollschiff „Engelhorn" zusammen. Die „Pommern" wurde schwer beschädigt nach Cuxhaven eingeschleppt. Zwei Mann der Besatzung werden vermißt. Die „Engelhorn" treibt noch beschädigt auf der See. Hilfsdampfer sind zu ihr unterwegs.
(Abnahme der Geburten.) Am wenigsten Geburten hat Frank, eich. Auf 1000 Ehefrauen kamen in dem Jahrzehnt 1876 bis 1885 167, dagegen in dem Jahrzehnt 1896 bi» 1905 nur 134. Diese für die Volkswirtschaft leidige Tatsache ist aber, wenn auch nicht in so hohem Maße, für viele Länder zu konstatieren. Die amtlichen Zahlen sind für dieselben Zeiträume in Deutschland 268 bezw. 243, Italien 248 bezw 232, England 250 bezw. 203, Niederlande 293 bezw. 272 und Belgien 264 bezw. 213. Am größten ist der Kindersegen somit in den Niederlanden, dann folgt Deutschland. In Deutschland selbst steht Württemberg mit 288 bezw. 262 obenan, dann folgt Bayern mit 276 bezw. 259, Baden 266 bezw. 251, Preußen 279 bezw. 250 und Sachsen mit 267 bezw. 261. Ei« Zurückgehen der ehrlichen Geburten ist hienach in den genannten Ländern bemerklich.
Standesamt «alw.
Geborene.
22. Jan. Frida, T. d. Jakob Hennefarth, Fabrikarbeiters hier.
Gestorb ene.
21. Jan. Friederike Marie Rosine Krauß, geb.
Bauer hier, 41 Jabre 6 Monate alt.
25. „ Luise Katharine Korndörfer, geb. Wagner,
Schönfärbers Witwe hier, 89 Jahre 10 Monate alt.
26. „ Marie Katharine Stotz, geb. Reutlinger,
Schuhmachers Witwe hier, 72 Jahre 4 Monate alt.
Lggdwirtschgstlicher Ktjirksverei« Sgl».
Am Donnerstag, den 2. Februar (Lichtmeß- feiertag), nachmittags 2 Uhr, findet im Gasthaus zum Hirsch in Oberkollwangen eine landwirtschaftliche Versammlung mrt einem Vortrag des Herrn Landwirtschaftslehrers Strebe! vonLeon- berg über Rindvieh- und Schweinezucht statt, wozu jedermann sreundlichst eingeladen wird, kalw, 26. Januar 1911.
Der Vereinsvorstand:
Regierungsrat Binder.