23 . IMs- und Mzeigedlatt für den MeramLsWrk Calw. 86 . Jahrgang.
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Erscüeinungstage: Montag, Dienstag, Mittwoch, Donnerstag, Freitag und Samstag. Jnsertionspreis 1V Pfg. pro Zeile für Stadt u. BezirkSorte; außer Bezirk 12 Pfg.
Samstag, den 28. Sannar 1911
Bezugspr. i. d. Stadt^^jährl. m. Trägers. Mk. 1.25. PostbezugSpr. 7.d.Orts-u.Nachbarortsverk. ^ährl. Mk. 1.20, im Fernverkehr Mk. 1.30. Bestellg. in Württ. 3VPfg., in Bayern u. Reich 4LPftz.
Tagesueuigkeite«.
Calw 26. Jan. (Rathausbericht.) Heute wurden die ner,'gewählten Bürgerausschußmitglieder Herren vr. msä. Autenrieth, Perrot, Friedrich Pfrommer jr., Deyle vereidigt und die wieder gewählten Herren Julius Widmaier, Karl Hiller, Gustav Heinrich Wagner und Lutz (Karl Schnauffrr, krank) auf den früher abgelegte« Diensteid hivgewiesc».
Zum Bürgerausschußobmann wurde Hr. Fabrikant Gustav Heinrich Wagner wiedergewählt; als erster Stellvertreter Hr. Uhrmacher K. Zahn; als zweiter Hr. Julius Widmaier, Metzgermeister.
Nach einer kurzen Darstellung der geschichtlichen Entwickelung des BürgerauSschuffeS und seiue» Wirkungskreises seit 1817 und einer Belehrung der Bürgerautschußmitglieder über ihre AmtSobliegevheiten gab der Vorsitzende einen Ueberblick über die Arbeiten des Jahres 1910. Die 41 Sitzungen des GemeinderatS und 18 Sitzungen beider Kollegien waren vornehmlich der Errichtung des Elektrizitätswerks, dem Stuttgarter Straßenbau, der Vorbereitung des Schul- und Krankenhausbaus gewidmet.
Der Arbeitsplan 1911 schließt sich eng an die Arbeiten des abgelaufenen Jahres an.
Zunächst ist da» Elektrizitätswerk mit den HauSinstallationen und einer Betriebs- stätte für die Schreinergenoffenschaft vollend» fertig zu stellen, und seine Verwaltung, jedenfalls im engsten Anschluß an diejenige der Ga»- und Wasserwerk» zu ordnen. In Verbindung damit würde der Stadtbaumeister von der Stelle eine» Rechners der technische» Werke zu entbinden und wie früher mit der bloßen technischen Leitung und Beaufsichtigung dieser
Betriebe zu betraue», dem Gaswerksbuchhalter die Rechnungsführung zu übertragen sein. Gleichzeitig werden Verschiebungen in der Organisation der städt. Hauptverwaltung in der Richtung der Beseitigung amtskörperschaftlicher Nebenämter, der Entlastung der Stadtpflkge und Verbesserung de» polizeilichen Meldewesen« wie des Polizei- Nachtdienste» (ständige Polizeiwache) vorgenommen werden müsse«.
Außerordentlich dringend ist der Schulhau S bau. Nachdem nun über sämtliche in Betracht gezogene Plätze sachverständige Gutachten vorliegen, muß die Platzfrage in de» nächsten Wochen gelöst, da» vorbereitete Bauprogramm festgrstellt und mit der Planbearbeitung begonnen werden. Die Oberschulbehörde erwartet die Bereitstellung weiterer Volktschulräume, welche nach de» bisherigen Beschlüssen der Kollegien durch den Neubau eines Realprogymnasiums und die Urberlassung der bisherigen Schulzimmer dieser Anstalt an die Volksschule gewonnen werden solle», bis spätestens 1912.
Zur Vorbereitung des Neubau» einer Bezirkskrankenhause» uud der Ueber- . sührung der Krankeahausverwaltung an die Amtskörperschaft sind mit dieser Verhandlungen über die bauplanmäßige Anlage und die Kosten der Zufahrtsstraße zum Bauplatz, zu führen.
Den fertigen Ortsbaupläne» für die Altburgerstraße, de» Neuen Weg, Steinrinne, Stammheimer Steige sind die ortsstatutarischen Anbauvorschriften noch beizugeben, und gleichzeitig sind Ortssatzungen über Straßen- and Kanalisationsbeiträge aufzustellen. Der OrtS- baupla» für die Neue Stuttgarterstraße ist in Arbeit.
Unausgesetzte Aufmerksamkeit muß die Stadtverwaltung dem Erwerb geeigneter
Grundstücke an der Grenze der Weichbilds der Stadt zuwenden, um sich für später notwendige öffentliche Bauten bei Zeiten die Bauplätze zu sichern, und um der gänzlich darniederliegenden Bautätigkeit allenfalls durch Ueber- lassuvg billigen Baulandes an gemeinnützige Unternehmungen aufzuhelfen. In Absicht auf eine Hebung der Bautätigkeit und die Erstellung von Wohnungen mittlerer Ausstattung für Beamte und Private, an welchen großer Mangel herrscht, hat der Stadtvorstand einleitende Schritte bereit» unternommen.
Da» K. Medizivalkollegium erwartet die Ausarbeitung eives allgemeinen Kanalisations- plans für 1912.
Auf dem Gebiet der engeren Polizeiverwaltung ist — auch in Erledigung der Gemeinde- visitationsrezrsse—die Einführung einer geordneten Milch-, Butter- un Brot-Kontrolle zu betreiben, damit bei den teuren Preisen für diese Lebensmittel da» Publikum auch die Gewähr guter und vollgewichtiger Ware hat.
Den Voranschlag für 1911 hofft der Stadtvorstand bi« Ende März nocheinmal mit der bisherige« Steuemmlage von 7,5°/» der Katastersteuer und 50°/o der Einkommensteuer vor legen zu könne», allerdings mit der größten Beschränkung in allen öffentlichen Unternehmungen. 1912 wird die« nicht mehr möglich sein, da bi» dahin die Verzinsung der neuen Schuldaufnahmen für den Stuttgarter Straßenbau (70000 ^) und da« Elektrizitätswerk (130 000 Mark) in volle Wirkung getreten sein wird. Dabei wird vom Stadtvorstand an der Hand einer Steuertabelle übrigen» darauf hingewiese», daß die Stadt Calw mit einer seit 3 Jahren gleich gebliebenen Katastersteuer von 7,5 °» von 41 württembergische» Gemeinden über 5000 Eiu-
Irrungen.
6) Roman von G. W. Appleton.
i FortsetzuaxO
Sie kannten die Tote also? fragte der Kriminalbeamte.
Allerdings, sehr gut.
Und waren überrascht, sie hier zu finden?
Im höchsten Grade überrascht; ich bin'S noch.
Wa« sagte Herr Doyle, als Sie hereinkamen?
Er bat und flehte mich an, einen Arzt zu holen. Er glaubte, sie sei vielleicht noch am Leben.
Das sagte er und schien es auch wirklich zu wünschen?
Von ganzem Herzen. Gerechter Gott, warum sollte er'S etwa nicht?
In diesem Moment ertönte wieder laut die Klingel zum Atelier, und der Bezirksarzt erschien und mit ihm ein ganzes Aufgebot von Schutzleute».
Die Herren Aerzte nehmen wohl jetzt eine genaue Untersuchung der Leiche vor, sagte der Wachtmeister und, zu seinen Leuten gewandt, fragte er: Habt ihr den Krankenwagen mitgebracht?
Jawohl; er steht draußen.
Al» Philipp Doyle diese Worte hörte, stöhnte er leise und richtete sein bleiches, schmerzerfülltes Gesicht auf und sagte zu Thornhill:
Mein Gott, Frank, ist'S ein furchtbarer Traum? Wa» soll da» alle» bedeuten? Wa» kan» es bedeuten? Will Dixon denn gar nicht k.omme» ?
Thornhill legte seine große braune Hand Philipp Doyle auf die Schulter und antwortete zärtlich und gerührt:
Wir können'» beide nicht wissen, wa» da» zu bedeuten hat. ES ist zu fürchterlich, um es in Worten außzudrückev, aber bemühe dich und fasse
dich, mein Lieber. Brich nicht ganz zusammen, um Gotte» willen, halt dich aufrecht.
Halt dich aufrecht! wiederholte Philipp Doyle in fast schreiendem Tone und deutete wieder auf den entseelten Körper seiner Frau. Warum verlangst du nicht gleich, daß ich fingen und lustig sein soll! Dann ging seine Stimme in ein schwaches, klägliches Aechzen über. Oh, Glady«, Gladys! Geliebte! Wer konnte so grausam sein? und er sing wieder an, krampfhaft zu schluchzen.
Unterdessen hatten die beiden Aerzte ihr traurige« Werk begonnen. Der Wachtmeister stand dabei und beobachtete sie.
Nun, sagte er endlich, hat sich etwa« Neues ergeben?
Nein, erwiderte der Bezirksarzt. Ich kann Ihnen Herrn Dr. Livingstones Aussage nur in jeder Hinsicht bestätigen. ES ist nur eine Wunde voihanden — eine sehr tiefe, die bi« in» Herz geht. Der Tod muß momentan eingetreten sein. Ich stimme auch darin mit ihm überein, daß e» sich um Mord handelt. Wir find auch beide der Ansicht, daß die Wunde eine ganz eigenartige ist, die mit irgendeinem gezackten Instrument und auf eine höchst eigentümliche Art beigebracht sei» muß. Die gerichtliche Untersuchung wird ohne Zweifel an» Licht bringen, was wir augenblicklich noch nicht erklären können.
Philipp Doyle hob entsetzt de» Kopf in die Höhe und wollte etwa» sagen, als der Wachtmeister streng dazwischenfuhr:
Unterbrechen Sie uns nicht, mein Herr! Dann wandte er sich wieder an die Aerzte und sagte: Ich denke, wir können die Leiche wohl jetzt gleich nach dem Schauhause bringen!
Gewiß, lautete die Antwort der Doktoren.
Hierher Leute.
Vier handfeste Polizisten traten sofort vor. Bringt die Ambulanz 'rein und schafft die Tote in die Leichenhalle.
(Fortsetzung folgt.)